Toplitzsee

Toplitzsee
Toplitzsee
Luftaufnahme vom Toplitzsee, Blickrichtung Osten
Luftaufnahme vom Toplitzsee, Blickrichtung Osten
Geographische Lage Steiermark, Österreich
Zuflüsse Vorderer und Hinterer Wasserfall sowie unterirdischer Abfluss des Kammersees
Abfluss Toplitz in den Grundlsee, Traun
Daten
Koordinaten 47° 38′ 30″ N, 13° 55′ 40″ O47.64166666666713.927777777778718Koordinaten: 47° 38′ 30″ N, 13° 55′ 40″ O
Toplitzsee (Steiermark)
Toplitzsee
Höhe über Meeresspiegel 718 m ü. A.
Länge 2 kmdep1f6
Breite 400 mdep1f7
Maximale Tiefe 103 mf10
Besonderheiten

ab 20 m Tiefe kein Sauerstoff

Der Toplitzsee ist ein kleiner See im Salzkammergut in der Steiermark (Österreich). Er wird von zwei Wasserfällen sowie einem unterirdischen Zufluss vom Kammersee gespeist und liegt zwischen dem von Bergwänden umgebenen Kammersee, der als Traunursprung bekannt ist und dem größeren Grundlsee. Die beiden zufließenden Wasserfälle sind als vorderer und hinterer Wasserfall bekannt. Zu erreichen ist er von Bad Aussee, Bezirk Liezen. Er liegt an der Südseite des Toten Gebirges und gehört zum steirischen Teil des Salzkammergutes.

Der See ist auf einer Höhe von 718 m gelegen, zwei Kilometer lang, 400 m breit und 103 m tief. Er ist ab einer Tiefe von etwa 20 m nicht mehr sauerstoffhaltig.

Inhaltsverzeichnis

Schifffahrt

Ein Schifffahrtsunternehmen betreibt eine Linienschifffahrt zum Kammersee mit sogenannten Plätten, da das Umrunden des Sees aufgrund der Topografie zu Fuß unmöglich ist.

Zoologie

1983 wurde der Toplitzseewurm gefunden, der im sauerstofflosen, schwefelwasserstoffhaltigen Tiefenwasser des Sees lebt. [1]

Schatzsuche

Blick über den Toplitzsee in Richtung Westen

Zwischen 1943 und 1945 wurden dort zahlreiche waffentechnische Versuche der deutschen Kriegsmarine durchgeführt. Zu Kriegsende wurden Kisten mit gefälschten britischen Pfund-Banknoten der Operation Bernhard im See versenkt, mit denen die britische Wirtschaft hätte geschwächt werden sollen.

Seitdem rankten sich immer wieder Gerüchte und Spekulationen, im See seien zum Kriegsende Goldreserven des Dritten Reichs, Hinweise für Nummernkonten sowie Kunstgegenstände versenkt worden. Zahlreiche Tauchgänge, auch mit Klein-U-Booten, so zum Beispiel durch Hans Fricke und Mitarbeiter aus Deutschland mit dem GEO-U-Boot fanden bisher nur Falschgeldkisten und Kriegsrelikte sowie den genannten Wurm.

Im Jahr 1959 brachte der Stern-Reporter Löhde die ersten Kisten mit Falschgeld an das Tageslicht zurück. Ebenfalls 1959 wurde der Film Der Schatz vom Toplitzsee mit Gert Fröbe gedreht. Auch im Film Goldfinger aus dem Jahr 1964 findet der See mit dem Hinweis auf den dort verborgenen Schatz Erwähnung.

Die vielen Baumstämme, die im See nicht verrotten, machen Tauchgänge dort extrem schwierig und gefährlich. Am 6. Oktober 1963 ertrank ein Taucher im See während einer nicht genehmigten Schatzsuche. [2] Das Tauchunternehmen war unter anderem von einem rechtsextremistischen ehemaligen Mitglied des Nachrichtendienstes von Wilhelm Canaris betrieben worden und hatte in erster Linie politische Hintergründe[3][Anm. 1] Im Zuge der vier Wochen in Anspruch nehmenden Suche bzw. Bergung der Leiche des Tauchers[4] wurde der See kartiert. Die in der Folge über Auftrag des Bundesministeriums für Inneres vorgenommenen Tauchgänge zur Bergung von Kriegsgut hätten bis zum Frühjahr 1964 dauern sollen, wurden jedoch aus Kostengründen nach der Winterpause nicht wieder aufgenommen.[5] Ab jener Zeit war der See von den zuständigen Behörden für jegliche Unterwasseraktivität gesperrt. Das Tauchverbot galt bis 1983. Im Jahr 2000 untersuchte ein weiteres Team (amerikanische Tauchfirma Oceaneering) den Seegrund drei Wochen lang. Einzige Ausbeute: eine Kiste voller Kronenkorken (beer lids), die fünf Stammtischbrüder 1984 im See versenkt hatten. Die Österreichischen Bundesforste als Verwalter des Sees gestatteten einer US-Firma eine detaillierte Suche für die Jahre 2005–08[6]. Eine weitere Suchaktion, die von dem US-Amerikaner Norman Scott geleitet werden sollte, wurde Ende März 2009 von den Österreichischen Bundesforsten genehmigt. Der See wäre auf etwaige Kriegsrelikte untersucht worden, vor der Bergung jedes Fundstückes hätte jedoch von den Wasserexperten in Scharfling eine Prüfung der Umweltverträglichkeit erfolgen müssen. – Das Projekt, mehrmals verschoben, wurde noch 2009 von Seiten des Tauchteams endgültig abgesagt[7]

Literatur

  • Erich Gabriel: „Kriegsrelikte aus dem Toplitzsee“. Österreichs Heerestaucher feiern ein Jubiläum. Katalog zur Sonderausstellung … ab 23. November 1985. Heeresgeschichtliches Museum (Militärwissenschaftliches Institut), Wien 1985. [8]
  • Markus Köberl: Der Toplitzsee, wo Geschichte und Sage zusammentreffen. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1990, ISBN 3-215-07491-5. (In Teilen aus: Markus Köberl: Der Toplitzsee. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte des Ausseerlandes. Dissertation, Universität Wien, Wien 1988.) [9]
  • Werner Kopacka: Enthülltes Geheimnis Toplitzsee. Steirische Verlagsgesellschaft, Graz 2001, ISBN 3-85489-041-9.
  • Gerhard Zauner: Verschollene Schätze im Salzkammergut. Die Suche nach dem geheimnisumwitterten Nazi-Gold. Stocker, Graz (u.a.) 2003, ISBN 3-7020-0985-X.
  • Johannes Pichler: „Mythos Toplitzsee“. Eine historische Spurensuche nach den Grundlagen einer Legendenbildung. Diplomarbeit, Universität Salzburg, Salzburg 2003. [10]
  • Markus Köberl: Mythos Toplitzsee. Auf der Suche nach dem verborgenen Schatz. In: Thomas Hellmuth (Hrsg.): Visionäre bewegen die Welt. Ein Lesebuch durch das Salzkammergut. Pustet, Salzburg (u.a.) 2005, ISBN 3-7025-0502-4, S. 113–118.
  • Hans W. Fricke: Der Toplitzsee. Meine Zeitreise. Mythos Toplitzsee, Tauchfahrt in die Vergangenheit. Amalthea Signum, Wien 2009, ISBN 978-3-85002-676-5.

Einzelnachweise

  1. Zoologe geht Toplitzsee auf den Grund.  (…) Fricke entdeckte spezielle Wurmart. In: steiermark.orf.at, September 2009, abgerufen am 10. Juni 2011.
  2. Paul Uccusic: Schatztaucher ertrank im Toplitzsee. Neunzehnjähriger Deutscher wurde das erste Todesopfer des Agentenkonflikts um die versenkten Nazigeheimnisse. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 08. Oktober 1963, S. 1.
  3. Paul Uccusic: In einigen Tagen: Tauchen nach Egners Leiche. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 11. Oktober 1963, S. 5.
  4. R. Jellinek, P(aul) Uccusic: Toplitzsee: Leiche des Tauchers Egner auf dem Bildschirm des Fernsehgerätes. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 31. Oktober 1963, S. 1.
  5. Köberl: Der Toplitzsee, wo Geschichte und Sage zusammentreffen.
  6. Luke Harding: Last dive for Lake Toplitz’s Nazi gold. (englisch). In: guardian.co.uk, 6. April 2005, abgerufen am 9. Juni 2011.
  7. Keine Tauchgänge mehr im Toplitzsee. In: ooe.orf.at, 30. September 2009, abgerufen am 10. Juni 2011.
  8. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  9. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  10. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.

Anmerkungen

  1. Zu der 1962 mit dem Vorsitzenden Heinz Riegel sowie den Exponenten Otto Skorzeny und Wilhelm Höttl gegründeten Forschungsgemeinschaft Toplitzsee siehe Andreas Förster: Schatzräuber: die Suche der Stasi nach dem Gold der Nazizeit. Links, Berlin 2000, ISBN 3-86153-204-2, S. 147–150, online.
    Riegel, deutscher Staatsangehöriger, der Ende Oktober 1963 in Bad Aussee eine von österreichischen Behördenvertretern besuchte Toplitz-Pressekonferenz abhielt, wurde für einen Landesverweis vorgemerkt. – Siehe: Pontons für Toplitzseetauchen fertig. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 27. Oktober 1963, S. 5.

Weblinks


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