Tonkünstler-Orchester Niederösterreich

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Tonkünstler-Orchester im Musikverein

Das Tonkünstler-Orchester ist das Symphonieorchester des Landes Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Residenzen

Musiker Tonkünstler-Orchester in Grafenegg

Die Residenzen des Orchesters sind in Wien im Musikverein und in Niederösterreich im Festspielhaus St. Pölten sowie in Grafenegg. Im Sommer sind die Tonkünstler als Orchestra in Residence am Festival-Standort Grafenegg tätig, wo es mit der Open Air-Bühne Wolkenturm und dem Konzertsaal Auditorium weitere Spielstätten gibt. Im Rahmen des Kulturauftrags als niederösterreichisches Landesorchester gastieren die Tonkünstler regelmäßig in allen Landesbezirken.

Geschichte

Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich zählt zu den wichtigsten Institutionen der traditionellen Musikkultur in Österreich und geht seit einer Umstrukturierung im Jahr 2002 unkonventionelle Wege.

100 Jahre Tonkünstler wurden in der Saison 2007–2008 als Motto in den Mittelpunkt gestellt und als Abfolge bewegter Orchester-Geschichten aus Wien und Niederösterreich in Erinnerung gerufen. Am 10. Oktober 1907 fand im Wiener Musikverein das erste Konzert des Wiener Tonkünstler-Orchesters statt, das bis 1914 als eigenständiges Orchester bestand und noch bis 1933 für den Verein Wiener Tonkünstler-Konzerte spielte.

Mitte der 1930er Jahre trat das nun vom nationalsozialistischen Dirigenten Leopold Reichwein gegründete Orchester unter anderem als Orchester des Kampfbund für deutsche Kultur im Wiener Konzerthaus auf. Nach der Fusion von Wiener Tonkünstler-Orchester und dem Wiener Concertverein sowie der Auflösung des Vereins „Wiener Tonkünstler-Orchester“ konnte sich das neue Orchester nun den Namen „Wiener Tonkünstler-Orchester“ nehmen. Bereits wenige Tage nach dem Anschluss firmierte das Orchester unter dem Namen N.S. Wiener Tonkünstlerorchester. Aus dem N.S. Wiener Tonkünstlerorchester wurde im Jahr 1939 dann das Gausymphonieorchester Niederdonau. Das sich insbesondere in der Betreuung der Wehrmachtssoldaten sowie für die Kraft durch Freude engagierte. Ohne größere personelle Konsequenzen gelang dem Orchester nach dem Krieg der Wandel zum Niederösterreichischen Landes-Symphonie-Orchester. Bald wurde der Name Niederösterreichisches Tonkünstler-Orchester und die Reihe der Sonntagnachmittagskonzerte wieder ins Leben gerufen. Nach einer Umstrukturierung im Jahr 2002 heißt das Orchester nunmehr Tonkünstler-Orchester Niederösterreich.

Dirigenten und Solisten

Das „zweite“ Wiener Tonkünstler-Orchester wurde primär von Leopold Reichwein geleitet. Mit dem Übergang zum Gausymhonieorchester im Jahre 1939 übernahm den Posten des Chefdirigenten der Steirer Bert Costa. Dieser wurde im Jahr 1941 zur Wehrmacht eingezogen, so dass das Orchester von nun an von wechselnden Dirigenten geleitet wird. Im Jahr 1944 übernimmt schließlich der musikalische Leiter der Reichsparteitage Friedrich Jung die Leitung des Orchesters.

Den Chefdirigenten Kurt Wöss (1948–1951), Gustav Koslik (bis 1964), Heinz Wallberg (bis 1975), Walter Weller (bis 1978), Miltiades Caridis (bis 1988), Isaac Karabtchevsky (bis 1994), Fabio Luisi (bis 2000), Carlos Kalmar (bis 2003) und Kristjan Järvi folgte mit Beginn der Saison 2009-2010 der Kolumbianer Andrés Orozco-Estrada. Er wird diese Position vorerst bis 2015 innehaben.

Die Tonkünstler musizieren weiters mit Gastdirigenten wie Jeffrey Tate, Bruno Weil, Andrew Litton sowie dem Principal Guest Conductor Michail Jurowski; In ihrer Geschichte arbeitete das Ensemble auch mit bedeutenden Dirigenten wie Clemens Krauss, Paul Hindemith, Arvid und Mariss Jansons, Zubin Mehta und Christoph von Dohnányi zusammen. Zu den prominenten solistischen Partnern des Orchesters zählten unter anderem Christa Ludwig, Renée Fleming, Tamar Iveri, Angelika Kirchschlager, Michael Schade und Bryn Terfel sowie Katia und Marielle Labèque, Arthur Grumiaux, Alfred Brendel, Wolfgang Schneiderhan und Lang Lang.

Programme

Innovativ sind alternative Programmwege und Initiativen, neue Publikumsschichten einzubeziehen. Das Repertoire wurde stetig erweitert, jedes Programm ist von einem inhaltlichen Leitgedanken geprägt. Die Zusammenstellung der Konzerte beinhaltet überwiegend Wohlbekanntes neben selten gespielten Werken. Die Einbeziehung von Genres wie Jazz und Weltmusik im Rahmen der Plugged-In-Reihe erweitern das Repertoire des Orchesters. Dabei verwirklichen sie kreative Konzepte in Zusammenarbeit mit außergewöhnlichen Solisten und Ensembles.

Durch die Programmierung von Werken der Gegenwart – darunter auch Auftragskompositionen von Krzysztof Penderecki, Kurt Schwertsik, Arvo Pärt, Christian Muthspiel, Heinz Holliger und Tan Dun – wird die Schwellenangst vor Neuer Musik überwunden. Als erstes österreichisches Orchester richteten die Tonkünstler 2003 eine Abteilung für Musikvermittlung ein. In Workshops bereiten Orchestermitglieder Menschen aller Altersstufen auf Konzerte und Musiktheaterbesuche vor und fördern damit die musikalische Sensibilität der jungen Generation von Musikliebhabern.

Tourneen

Die internationale Tourneetätigkeit wurde in jüngster Vergangenheit mit Konzertreisen nach Großbritannien, Spanien, die baltischen Länder, Japan sowie Gastspielen in Deutschland, Tschechien, Slowenien, Ungarn und Kroatien intensiviert.

Aufnahmen

Aufnahmen auf CD spiegeln die traditionsbewusste und die zukunftsorientierte Seite des Orchesters wider. Einspielungen mit Werken von Schubert, Pleyel, Bruckner, Mahler, R. Strauss und J. Strauß liegen vor. Es erschienen aber auch Neuaufnahmen mit Werken von HK Gruber (Zeitstimmung/Rough Music) und Franz Schmidt (Das Buch mit sieben Siegeln). 2009 erschien Leonard Bernsteins Mass. Im selben Jahr wurden 2 CD-Serien beim Wiener Label Preiser Records ins Leben gerufen. In den Serien "Tonkünstler Live" und "Grafenegg-Live" erschienen seither Joseph Haydns Pariser Symphonien sowie Beethovens 9. Symphonie in der Fassung von Gustav Mahler. 2010 wurden die Serien um Aufnahmen mit Werken von Gustav Mahler (Symphonie Nr. 1), Felix Mendelssohn-Bartholdy (Ein Sommernachtstraum),Robert Schumann (Manfred) und Felix Mendelssohn-Bartholdys (Symphonie Nr. 2 Lobgesang)erweitert. In Vorbereitung sind Aufnahmen mit Werken von Steve Reich (Desert Music) .

Literatur

Rainer Lepuschitz (Hrsg.): Die Tonkünstler. 1907–2007. Orchester-Geschichten aus Wien und Niederösterreich. Residenz-Verlag, Salzburg 2007, ISBN 978-3-7017-3060-5.

Weblinks


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