Barbarastollen

Barbarastollen
Der Eingang des Barbarastollens (2009)
Lageplan Oberried Barbarastollen, Skizze des BBK
Schutzzeichen für Kulturgut unter Sonderschutz

Der Barbarastollen, benannt nach Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, auch als Oberriedstollen oder Oberrieder Stollen bezeichnet, ist ein stillgelegter Versorgungsstollen – Abräumstollen für Silber und Erze – des ehemaligen Schauinsland-Bergwerks bei Oberried in der Nähe von Freiburg im Breisgau. Er dient seit 1975 als Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland zur Lagerung von fotografisch archivierten Dokumenten mit hoher national- oder kulturhistorischer Bedeutung. In Europa ist er das größte Archiv zur Langzeitarchivierung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Barbarastollen unterliegt seit 22. April 1978 als einziges Objekt in Deutschland[1] dem Sonderschutz nach den Regeln der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Dies wird durch das dreifach angeordnete blauweiße Kulturgutschutzzeichen über dem Stolleneingang kenntlich gemacht. Die Lage und die Funktion des Bunkers wurden erst nach der Ost-West-Entspannung offiziell bekanntgegeben. Seit dem 22. April 1978 ist der Bergungsort auch in das Internationale Register der Objekte unter Sonderschutz bei der UNESCO in Paris eingetragen.[2]

Nach einem Umbau wurde der alte Bergwerksstollen seit 1975 vom 2001 aufgelösten Bundesamt für Zivilschutz – Referat Kulturgutschutz – als sicherer Aufbewahrungsort für die auf Filmrollen kopierten Archivalien Deutschlands genutzt. Seit seiner Gründung im Jahr 2004 ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unter anderem für die Maßnahmen zur Sicherung von Kulturgut zuständig. In mehr als 1.400 luftdicht verschlossenen Edelstahlbehältern (V2A) mit einer Höhe von 78 Zentimetern, einem Durchmesser von 43 Zentimetern und einem Gewicht von 122 kg werden je Behälter 24,3 Kilometer Filmmaterial auf 16 Rollen aufbewahrt. Zum Teil werden auch kleinere Behälter mit je 11,4 Kilometern Filmmaterial verwendet. Auf einem Meter Film sind rund 36 Aufnahmen gespeichert. Diese Behälter werden in zwei 50 m langen, 3 m hohen und 3,40 m breiten Lagerstollen auf doppelstöckigen Regalen aufbewahrt. Die Stollen wurden in Granit und Gneis gehauen, sind mit Schalbeton ausgekleidet und mit Drucktüren gesichert.

Sowohl von den handschriftlichen Werken der großen deutschen Komponisten und Schriftsteller als auch von historischen Urkunden und Verträgen werden Kopien im Barbarastollen gelagert.[2] Zu den im Barbarastollen verwahrten Dokumenten gehören beispielsweise

Im Jahr 2003 wurde zusätzlich mit der Verfilmung von Bibliotheksbeständen begonnen. Auch die Mikrofilm-Archive der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR), laut den Angaben des BBK etwa 8,1 Millionen Meter,[2] lagern im Barbarastollen und werden derzeit umkopiert.

Aus dem eingestürzten Historischen Archiv der Stadt Köln lagern 6.396 Filme mit mehr als 10 Millionen Aufnahmen im Stollen.[3]

Unter den im Stollen bestehenden klimatischen Bedingungen von etwa zehn bis zwölf Grad Celsius und 75 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit (innerhalb der Fässer wird durch Vorklimatisierung vor dem Verschluss eine relative Luftfeuchtigkeit von 35 % erzeugt) wird von einer Haltbarkeit des Filmmaterials von mindestens 500 Jahren ohne Informationsverlust ausgegangen. Um die Sicherheit der aufbewahrten Mikrofilme zu gewährleisten, sichern zwei sich gegenseitig überwachende Alarmanlagen, ein Videokamerasystem mit Infrarotscheinwerfern sowie verschiedene Personal-Zugangskontrollen den Stollen vor unbefugtem Zutritt.

Die letzte Einlagerung fand im Mai 2009 zum 55. Jahrestag der Haager Konvention statt, es wurden weitere 50 Behälter eingelagert. Das Gesamtvolumen sind somit mehr als 28.000 Kilometer Mikrofilme mit circa 850.000.000 Aufnahmen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Standorte der einzelnen Behälter neu dokumentiert und mit einem neuen System alphanumerisch katalogisiert, welches zum einen erweiterbar ist und auch die Information zum jeweiligen Lagerstollen enthält. Damit ist ein schnelleres Auffinden speziell der Prüfbehälter möglich, welche regelmäßigen Überprüfungen unterzogen werden.[1]

Einzelnachweise

  1. a b Pressemitteilung Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vom 20. Juli 2009
  2. a b c Der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland: Der Barbarastollen in Oberried bei Freiburg im Breisgau
  3. Pressemitteilung BBK vom 8. April 2009

Literatur

Weblinks

47.9229666666677.9359166666667

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