Tollensesee

Tollensesee
Tollensesee
Blick von Wustrow über den Tollensesee
Blick von Wustrow über den Tollensesee
Geographische Lage Mecklenburg-Vorpommern
Zuflüsse Nonne, Gätenbach, Neuer Graben
Abfluss Tollense
Städte am Ufer Neubrandenburg
Daten
Koordinaten 53° 30′ 26″ N, 13° 12′ 41″ O53.50722222222213.21138888888914.8Koordinaten: 53° 30′ 26″ N, 13° 12′ 41″ O
Tollensesee (Mecklenburg-Vorpommern)
Tollensesee
Höhe über Meeresspiegel 14,8 m ü. NHN
Fläche 17,9 km²f5
Länge 10,0 kmf6
Breite 2,2 kmf7
Volumen 316.000.000 m³f8
Maximale Tiefe 31,2 mf10
Mittlere Tiefe 17,6 mf11
Einzugsgebiet 502 km²f4
Besonderheiten

Zungenbeckensee

Der See ist auf dem Wasserweg nur mit kleinen Booten über die Tollense zu erreichen.

Der Tollensesee ist ein See in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Tollensesee gehört zum Gemeindegebiet der Stadt Neubrandenburg. Er befindet sich zwischen Neubrandenburg im Norden und dem See Lieps im Süden. Weitere an den See angrenzende Ortschaften sind Klein Nemerow, Alt Rehse und Wustrow.

Die größte Tiefe des Tollensesees beträgt ca. 31,2 m.[1] Sie befindet sich etwa auf der halben Längsausdehnung unweit des südöstlichen Seeufers vor Klein Nemerow.

Anfang des Oberbaches im Norden des Tollensesees

Die Zuflüsse des Tollensesees sind neben einer Vielzahl von Quellen der Gätenbach und die Nonne. Der Gätenbach ist ein von der Linde abzweigender Kanal und mündet im Norden in den See. Die Nonne entspringt dem Wanzkaer See und erreicht den Tollensesee bei Nonnenhof im Süden. Durch verschiedene Verbindungskanäle von der Lieps, hauptsächlich jedoch über den „Neuen Graben“, erhält der Tollensesee Wasser von den Liepszuflüssen Ziemenbach und Zippelower Bach. Die Nonne ist mit der Wassermenge von 0,57 m³/s[1] der wichtigste Zufluss des Tollensesees.

Der Abfluss des Tollensesees ist heute der im Mittelalter angelegte Ober- bzw. Unterbach. Der Ölmühlenbach, bis vor einigen Jahrzehnten ein weiterer Abfluss, zweigt seit der Verlegung vom Oberbach ab. Beide Bäche vereinigen sich nach ca. 1,6 Kilometern und bilden ab hier die Tollense.

Inseln im Tollensesee sind die „Fischerinsel“ im äußersten Südwesten vor Wustrow und die künstliche „Trümmerinsel“ vor Neubrandenburg.

Das während der letzten Eiszeit entstandene Gewässer ist ein typischer Zungenbeckensee. Es ist 10,1 Kilometer lang und 1,3 bis 2,3 Kilometer breit. Wegen der Wasserspiegelhöhe von knapp 15 m ü. NN und seiner Tiefe von 31 m zählt es zu den kryptodepressiven Seen.

Im nördlichen Bereich des Tollensesees befinden sich große Strandbäder und Wassersportzentren mit Yachthäfen, Segel-, Ruder- und Kanusportvereinen. Der angrenzende Kulturpark Neubrandenburg trennt den See von der bebauten Fläche der Stadt.

Name

Der Name des Tollensesees leitet sich vom slawischen „dolenzia“ = Talniederung, „dol“ oder „dolina“ = Tal her. In einem Spätwerk des Rostocker Theologen Eilhard Lubin (1565-1621) wird der Tollensesee als „Olse See“ genannt.[2]

Geschichte

Blick vom Aussichtsturm Behmshöhe auf Neubrandenburg und die Trümmerinsel der ehm. Torpedoversuchsanstalt

Im Bereich des Südendes des Tollensesees und der angrenzenden Lieps wird seit mehreren Jahrhunderten die Lage des slawischen Hauptheiligtums Rethra vermutet. Bei den zahlreichen Versuchen, Rethra zu lokalisieren, spielt neben der Lieps die Fischerinsel eine große Rolle. Archäologische Ausgrabungen förderten hier eine massive Kulturschicht aus slawischer Zeit zutage und 1968 wurde ein doppelköpfiges slawisches Holzidol gefunden.

1942 mussten Zwangsarbeiter im See eine künstliche Insel samt großem Gebäude für eine Außenstelle der Torpedoversuchsanstalt (TVA) der Kriegsmarine errichten. Von dieser aus konnten sowohl Unterwasser- als auch Überwasser-Torpedos für Tests abgeschossen werden. Ziel war es, die Treffsicherheit zu verbessern. Explosionen gab es keine, die entschärften Torpedos wurden nach den Tests aus dem Wasser gefischt. Die Teststrecke betrug 8 km. Der Badebetrieb musste dafür nicht eingestellt werden.
Als die Rote Armee näher rückte, wurde der Unterwasserteil der Anlage geflutet und der Rest des Gebäudes in Brand gesteckt. Die Ruine und die ganze künstliche Insel wurden viele Jahre später gesprengt. Übrig geblieben ist eine zugewachsene Doppelinsel, die heute als Trümmerinsel bezeichnet wird. Unter Wasser liegen die Überreste der Versuchsanlage.[3]

Auch der im Südwesten des Sees gelegene Ort Alt Rehse ist mit der Geschichte des Nationalsozialismus verbunden: Hier wurde 1935 die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft eingerichtet, die für die rassenpolitische und erbbiologische Ausbildung der deutschen Ärzteschaft im Sinne des Nationalsozialismus von Bedeutung war.

Der Tollensesee im Panorama vom Aussichtsturm Behmshöhe mit Neubrandenburg im Norden (ganz rechts im Bild)
Der Tollensesee im Panorama vom Aussichtsturm Behmshöhe mit Neubrandenburg im Norden (ganz rechts im Bild)

Touristik

Die Motorschiffe Rethra und Mudder Schulten in der Nähe von Klein Nemerow

Um Tollensesee und Lieps führt ein ausgebauter, ca. 35 km langer Fahrradrundweg.

Im Brodaer Holz, am westlichen Ufer befindet sich der Campingplatz „Gatsch Eck“.

Bei den großen Stränden Seeblick und Augustabad sowie dem „Freibad“ gibt es Bademöglichkeiten in Neubrandenburg. „Buchort“ im Brodaer Holz und der Strand in Nonnenhof bieten weitere Bademöglichkeiten.

Fahrgastschiffe befahren den See linienmäßig und zu Rundfahrten. Schiffsanlegestellen gibt es in Neubrandenburg, Klein Nemerow, Nonnenhof, Gatsch Eck und in Prillwitz an der Lieps.

Naturschutz

Der südlichste Teil des Tollensesees mit der Fischerinsel gehört zum Naturschutzgebiet Nonnenhof. Der Bereich ist durch Tonnen gekennzeichnet. Der Schiffsanleger in Nonnenhof kann angefahren werden.

Der gesamte See und die angrenzenden Wälder gehören zum 10.440 ha großen Landschaftsschutzgebiet Tollensebecken[4].

Die Fischerinsel im Südwesten des Sees gehört zum Naturschutzgebiet Nonnenhof

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Tollensesee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands, Teil 2 (PDF)
  2. Eilhard Lubin: "NOVA ILLVSTRISSIMI DVCATVS POMERANIAE TABVLA" (1621)
  3. Michael Erler: Torpedos im Tollensesee. mdr, 2008
  4. Liste der Landschaftsschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern (PDF)

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