Toastmasters

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Toastmasters International ist eine 1924 in den USA von Ralph Smedley gegründete Non-Profit-Organisation zur Förderung der Kunst des öffentlichen Redens, der effektiven Kommunikation sowie der Menschenführung. Toastmasters organisieren sich weltweit in etwa 12.500 Clubs in rund 106 Ländern der Erde mit etwa 250.000 aktiven Mitgliedern. Toastmasters International ist in den USA als gemeinnützig anerkannt, die Club-Vorstände und andere engagierte Mitglieder sind ausschließlich ehrenamtlich und unentgeltlich tätig.

Toastmasters International stellt ein insbesondere rhetorisches Trainingsprogramm mit verschiedenen Stufen und Projekten bereit. Dieses wird von den Mitgliedern der Clubs im Rahmen verschiedener Projekte genutzt, wozu einzelne Reden wie etwa auch die Organisation von Veranstaltungen, Festen und Treffen gehören können. Inhaltliche Vorgaben beschränken sich auf die Vermeidung kontroverser Themen (etwa Religion und Politik). Toastmaster International ist auch als Organisation nicht politisch oder religiös aktiv, bietet seinen Mitgliedern aber die Vorteile eines weltweiten sozialen Netzes.

Inhaltsverzeichnis

Hinweise zu Gründung und Gründer

Smedley war ab 1904 als Weiterbildungsbeauftrager und anderen hauptamtlichen Positionen bei verschiedenen lokalen CVJM in Illinois und später Kalifornien tätig. Darüber hinaus begründete er Rhetorikclubs für fortgeschrittene High School Schüler innerhalb des CVJM. Dabei hielten die Schüler zeitlich engbegrenzte kurze Reden und übernahmen wechselnd kleinere Rollen im Lauf der Veranstaltung. Smedley und andere, erfahrene Mitglieder übernahmen die individuelle Bewertung der Reden im Rahmen eines Feedbacks. Der erste Club, der den Weggang des Gründers überlebte, war der am 22. Oktober 1924 im CVJM von Santa Ana (Kalifornien) gegründete Club Smedley Club Number 1. Danach kam es zu einem rasanten Wachstum des Konzepts wie der zugehörigen Organisation. Als (Non Profit) Organisation wurde Toastmasters International im Dezember 1932 in Kalifornien eingetragen und löste sich damit von den Ursprüngen im CVJM. Smedley, der auch Mitglied im Rotary Club von Santa Ana war, stand ab 1941 als Rentner den Geschäftsbetrieb von Toastmaster International vor und verfasste Handbücher und Regularien. Als Vorsitzender wurde er 1945 abgelöst, war aber zeitlebens noch Mitglied im Vorstand. Zeit seines Lebens war Smedley an Henry Martyn Robert Robert's Rules of Order interessiert. Dessen Vorgaben zur Geschäftsordnung sind weit über TM hinaus bei den Vorständen (Board of Directors) von Vereinen und Firmenvorständen in der englischsprachigen Welt verbreitet. [1]

Zugang

Toastmasters tagen grundsätzlich öffentlich. Wer nicht eingetragenes Mitglied ist, kann als Gast jederzeit teilnehmen, die Teilnahme mit vorbereiteten Reden ist aber zahlenden Mitgliedern vorbehalten. Gäste können sich jedoch im Rahmen der Stegreifreden auch aktiv am Abend beteiligen. Eingetragene Mitglieder können bei anderen Clubs am gesamten Programm teilnehmen, wobei bei Gästen außerhalb der eigenen Region eine vorige Anmeldung sinnvoll ist oder erbeten wird.

Die Toastmasters organisieren sich in lokalen Clubs, zumeist nach amerikanischem Vorbild und Organisationsstruktur. In Deutschland gibt es deutsch-, englisch-, französisch- und italienischsprachige wie auch mehrsprachige Clubs, darunter auch einige als eingetragener Vereine bzw. mit ebensolchen Trägervereinen, gegenüber Toastmasters International treten sie jedoch immer nach den amerikanischen Vorgaben auf. Diese beinhalten in dem auf ein Jahr gewählten Board einen Vorstand (President) und verschiedene Vice Presidents (Training, Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliederschaft, Kassierer) sowie den für das Aufräumen und Einrichten des Clubraums zuständigen "Sergeant at Arms".

Die einzige mögliche Ausnahme sogenannter geschlossener Clubs sind einzelne von Unternehmen im Rahmen deren Weiterbildung gesponserte Toastmaster Clubs. Zu den Unternehmen, die Toastmasters-Clubs sponsern, gehören nach Angaben von TM unter anderem American Express, Apple, AT&T, Bayer, Boeing, Coca-Cola, Dell, EDS, Federal Express, Hewlett-Packard und IBM. Darüber hinaus betätigt sich Toastmasters in keiner Weise religiös oder politisch und ist auch nicht religiös oder politisch motiviert.

Praxis

In den Clubs finden regelmäßige Treffen mit 15 bis 25 Teilnehmern statt. Diese Treffen haben ein festes, vorbereitetes Programm und es wird Wert auf die Einhaltung der Zeitplanung, insbesondere einen pünktlichen Start und ein pünktliches Ende gelegt. Pünktliches Erscheinen ist erwünscht, wer später kommt sollte darauf achten nicht lautstark mitten in eine Rede zu platzen und Redner und Publikum so abzulenken.

Die Redner bereiten ihre Redeprojekte mit Hilfe von Handbüchern vor. Bei jedem Redeprojekt steht jeweils eine Technik wie "Komm auf den Punkt", "Körpersprache" oder "Mit Leidenschaft überzeugen" im Vordergrund. Der Inhalt der Rede bleibt dem Redner überlassen, wobei kontroverse Themen (Politik, Religion) nicht erwünscht sind. Die vorbereiteten Reden dauern zwischen fünf und sieben Minuten, bei fortgeschrittenen Projekten (Verkaufs- und Kritikgesprächen, simulierte Fernseh- und Radioauftritte, Vorlesen und Erzählen bis zum Vortrag historischer Reden und Gedichte) und Schulungsvorträgen aber auch bis zu 20 Minuten. Ein anderes, erfahrenes Mitglied bewertet die Rede direkt und zeigt dem Redner seine Stärken und weist auf Schwächen hin, was den Clubs unter anderem den Spitznamen Club der netten Richter eingetragen hat.

Der „Toastmaster des Abends“ leitet als Moderator durch das etwa 90-minütige Programm, zu dem auch Stegreifreden, ein Spruch oder Witz des Tages gehören können. In der Regel werden zwischen 2 und 5 vorbereitete Reden vorgetragen und je nach Zeitplanung ca. 3-7 Stegreifreden (also spontane, unvorbereitete Reden) - anschließend gibt es zu jeder Rede ein Feedback bzw. eine Bewertung.

Neben der Moderation des Treffens werden unterschiedliche Rollen, so die individuelle Bewertung, die Sprechzeiten, die Beurteilung der Grammatik und Formulierung sowie das Zählen von "Ähs" und Füllwörtern von einzelnen Teilnehmern im Vorfeld übernommen.[2] Bei manchen deutschen Clubs ist zudem die Rolle eines "Pub Masters" üblich, der die Teilnehmer nach dem Treffen in eine Kneipe einlädt und dabei die Tischresevierung (nicht die Rechnung) übernimmt. Da bei jedem Treffen ein anderer Teilnehmer Toastmaster des Abends sein kann, üben alle Mitglieder neben dem Reden auch das Leiten von Veranstaltungen. Wer sich weitere Führungsfähigkeiten aneignen möchte, kann bestimmte Projekte im Zusammenhang mit Toastmasters, so die Vorbereitung von Veranstaltungen, Funktionen bei der Organisation, die Betreuung von einzelnen Mitgliedern wie der Aufbau und das Mentoring neuer Clubs als Projekt im Rahmen der TM-Bildungswege anerkennen lassen.

Damit das Lernen gelingen kann, ist die vertrauensvolle Atmosphäre bei den Treffen sehr wichtig. Gäste sind bei Toastmasters-Treffen jederzeit willkommen. [3]

Rituale

Bei Toastmasters wird reichlich applaudiert. Das kennen vielleicht einige aus dem Alltag nicht. Der Grund für den vielen Applaus ist einfach, Mitglieder und Gäste in ihrem Lernfortschritt zu unterstützen und Selbstsicherheit zu geben.

Eines der Hauptprobleme beim Erlernen des öffentlichen Redens, des Moderierens etc. ist die Nervosität oder das Lampenfieber. Durch das Klatschen sollen die Redner und Moderatoren bestärkt werden und signalisiert bekommen: "Mach weiter, wir unterstützen dich, wir respektieren deine Leistung und deine Bemühungen". Und auch wenn jemand bei seiner Rede ins Stocken gerät oder abbricht - er bekommt trotzdem Applaus. Damit wird Respekt ausgedrückt für den Mut, es zu versuchen. Und es werden die Schritte auf dem Weg zum Erfolg anerkannt - ähnlich wie Einzelpunkte für den Lösungsweg in der "Klassenarbeit". Das Schönste am Lernen bei Toastmasters ist die ständige Ermutigung, sich zu erweitern - u.a. durch Applaus und Wertschätzung.

Redewettbewerbe

Über die regelmäßigen Clubmeetings hinaus finden halbjährlich Redewettbewerbe in den Sprachen Englisch, Deutsch und Französisch statt. Diese beginnen auf Club-Ebene und gehen über mehrere Instanzen (Bezirk-Area, Region Division, Distrikt) bis hin zum internationalen Redewettbewerb, der in Nordamerika in englischer Sprache abgehalten wird. Bei den Frühjahrswettbewerben handelt es sich um die vorbereitete internationale Rede und um Bewertungsreden, im Herbst um vorbereitete humorvollen Reden und um Stegreifreden.

Jedes Jahr verleiht Toastmasters International den Golden Gavel-Award. Dieser gehört zu den international anerkanntesten Auszeichnungen für herausragende Redner. Zu den bekanntesten Preisträgern gehören unter anderem Stephen Covey (2004), Zig Ziglar (1999), Deepak Chopra (1997), Anthony Robbins (1995).

Wortbedeutung

Der Name "Toastmasters" leitet sich vom englischen Wort für Zeremonienmeister ab. Ein "Toastmasterkelch" ist ein nahezu solides Weinglas mit geringem Flüssigkeitsinhalt, welches dem Toastmaster erlaubt, Trinksprüche (englisch "toasts") auszubringen und mit anzustoßen, ohne selbst nennenswert betrunken zu werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sie haben unter anderem auch die Geschäftsordnung des Deutschen Bundestags beeinflusst, vgl. Parliamentary Control and Foreign Policy in Germany: The Bundestag's Use of Formal Instrumentalities in Overseeing the Administration's Foreign Policy, von James Ryan Anderson, in German Politics and Society, Bd. 20, 2002.
  2. Das Spiel mit der Stimme, Süddeutsche Zeitung Münchner Teil, 9. September, S. 56, von Katahrina Bromberger
  3. [1] Handelsblatt Karriere, Weiterbildung: Reden lernen in lockerer Atmosphäre, 1. Dezember 2005 von Claudia Obmann

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