To-ji

To-ji
Die Pagode des Tempels

Der Tō-ji (jap. 東寺, wörtlich: „Ost-Tempel“) bzw. Kyō-ō Gokoku-ji (教王護国寺; etwa: „Das Land beschützender Tempel des Königs der Lehre“) ist ein buddhistischer Tempel im Stadtbezirk Minami der Stadt Kyōto in Japan und Haupttempel des Tō-ji-Zweigs der Shingon-shū. Nach ihm ist der esoterische Buddhismus (密教, mikkyō) der Shingon-shū, das tōmitsu (東密) benannt.

Die Studienhalle (Kodo) des Tō-ji beherbergt gegenwärtig die ältesten, noch erhaltenen Statuen des Shingon-Buddhismus in Japan. Die fünf-stöckige Pagode des Tempels, ein nationales Kulturgut, ist weithin in Kyōto sichtbar und ist mit einer Höhe von 57 Metern die größte Pagode in ganz Japan. Sie wurde in ihrer heutigen Form in der Edo-Zeit auf Befehl von Tokugawa Iemitsu 1644 wiederaufgebaut, wurde aber ursprünglich zwischen 877 und 888 errichtet.

Am Tō-ji wird eines der wichtigsten Feste der Shingon-shū begangen, das Goshichinichi mishu-hō (御七日御修法). Es wird seit Beginn des Tempels am achten Tag des neuen Jahres dort gefeiert und dauert eine Woche lang an. Dabei kommen Hohepriester und Tempelvorsteher des ganzen Landes zusammen, auch ein Repräsentant des Tennō ist anwesend. Der Großteil der Riten des Festes ist streng geheim.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Altertum

Die Bauarbeiten begannen ca. im Jahr 793 auf Befehl des Kammu-tennō. Er fungierte zunächst als Schutztempel für Kyōto (damals noch Heian-kyō). Er stand an einer Seite des Rajōmon, einem der zwei großen Stadttore der damaligen Hauptstadt des Landes, auf der anderen Seite der (heute nicht mehr existente) Sai-ji („West-Tempel“). Dieses Muster sollte dem der beiden großen Tempel in der alten Hauptstadt Nara (Tōdai-ji und Saidai-ji) entsprechen.

823, die Bauarbeiten waren immer noch nicht abgeschlossen, wurde er vom kurz danach abdankenden Saga-tennō dem Mönch Kūkai übereignet, der dort mit der Erlaubnis des Junna-tennō 50 Mönche der von ihm begründeten Shingon-shū unterbrachte und damit den Tempel in die ausschließliche Kontrolle seiner Schule brachte – die historisch erste exklusive Inanspruchnahme eines Tempels durch nur eine einzige Schule in Japan. Durch die schriftliche Fixierung dieses Vorgangs in den amtlichen Dokumenten, in denen das erste Mal das Wort „Shingon-shū“ auftauchte, war auch die offizielle Anerkennung der Schule seitens der Regierung vollzogen. Gleichzeitig erhielt der Tempel seinen offiziellen neuen Namen (Kyō-ō Gokoku-ji).

Im Jahr 828 eröffnete Kūkai am Tō-ji die erste allgemein zugängliche Schule in Japan, die Shugeishuchi-in (綜芸種智院) mit einem Curriculum, das hauptsächlich aus buddhistischen, konfuzianistischen und daoistischen Studien bestand. Diese Schule blieb allerdings ein kurzfristiges Experiment und wurde 847 wieder geschlossen.

831 legte Kūkai aus Gesundheitsgründen sein Amt als ranghöchster Priester am Tō-ji (東寺長者, Tō-ji-chōja) nieder und übergab es Jitsue (実恵, auch Jichie; 786–847), während er seine dort gesammelten Schriften seinem jüngeren Bruder Shinga (真雅; 801–79) anvertraute. Jitsue verkaufte die Einrichtungen der Shugeishuchi-in, um damit einen Shingon-Kurs am Tempel zu finanzieren.

Nach Jitsue wurde Shinzei (真済; 800–860) Vorsteher am Tō-ji, der vorher dieses Amt am Takaosan-ji ausgeübt hatte. Shinzei konnte im Jahr 853 drei zusätzliche Nembundosha-Stellen zu den schon drei bestehenden der Shingon-shū gewinnen (Nembundosha (年分度者) waren Priester, die jährlich von der Regierung eingesetzt wurden und die jeweiligen Schulen oder Tempel vertraten). Diese mussten von da an am Tō-ji gemustert werden.

Shinzeis Nachfolger am Tō-ji wurde sein Schüler Shinga.

Jitsues Schüler Shūei (宗叡; 809–84) wurde Shingas Nachfolger.

Shūeis Nachfolger am Tō-ji wurde Shingas Schüler Shinnen (真然, auch Shinzen; 804–91), der im Jahr 876 zum Kōya-san wechselte und Kūkais Schriften dorthin mitnahm. Priester am Tō-ji forderten umgehend diese Texte zurück, insbesondere Kūkais Sammlung geheimer Schriften namens Sanjūjō sakushi (三十帖冊子), aber Shinnen weigerte sich. Shinnen überredete zudem im Jahr 882 den kaiserlichen Hof, die Nembundosha der Shingon-shū nicht mehr am Tō-ji, sondern am Kōya-san mustern zu lassen. Dies wurde eine weitere Grundlage des Streits zwischen Kōya-san und Tō-ji.

Shinnens Nachfolger am Tō-ji wurde Shūeis Schüler Yakushin (益信; 827–906), der im Jahr 901 am Tempel den abgedankten Tennō Uda ordinierte. Yakushin ersuchte den kaiserlichen Hof im Jahr 897, alle sechs Nembundosha der Shingon-shū wieder am Tō-ji mustern zu lassen, war damit aber erfolgreich. Dieser Streitpunkt wurde schließlich im Jahr 907 durch Uda beigelegt, indem dieser dem Tō-ji eigene Nembundosha gewährte – diese Praxis, den Shingon-Tempeln eigene Nembundosha-Stellen zu geben, wurde später geläufig und führte letztlich zur institutionellen Zersplitterung der Shingon-shū.

Yakushins Nachfolger wurde Shinnens Schüler Shōbō (聖宝; 832–909). Dessen Schüler Kangen (観賢; 853–925) wurde 912 sein Nachfolger und engagierte sich im Streit um das Sanjūjō sakushi: Er forderte im selben Jahr die Rückgabe vom Priester Mukū (無空; ?–918), der 894 Oberpriester am Kongōbu-ji geworden war und in dessen Händen sich die Schrift zu der Zeit befand. Mukū weigerte sich, und Kangen veranlasste den abgedankten Tennō Uda, Mukū schriftlich die Rückgabe zu befehlen. Noch bevor der Befehl im letzten Monat des Jahres 915 ankam, verließ Mukū den Tempel mit den Schriften und seinen Schülern, um sich in der Provinz Iga niederzulassen. Daraufhin wurde Kangen zum gleichzeitigen Vorsteher von Daigo-ji, Kongōbu-ji und Tō-ji ernannt und vereinte so die bis dahin zersplitterte Shingon-shū unter der Autorität des Tō-ji. Im Jahr 919 konnte Kangen schließlich auch die Schriften Kūkais wieder zum Tō-ji zurückbringen. Bezeichnend für die eigentliche Nichtigkeit des Streits ist der Umstand, dass das Sanjūjō sakushi in der frühen Kamakura-Zeit von einem Priester vom Ninna-ji ausgeliehen wurde, wo es sich noch heute befindet.

Mittelalter

In der frühen Kamakura-Zeit war der Tempel weitgehend in Vergessenheit geraten und in marodem Zustand. Erst mit Hilfe des abgedankten Tennō Go-Uda, der dort im Jahre 1308 ordiniert wurde, konnte er Stück für Stück wieder restauriert werden. Er erreichte seine einstige Glorie als ein Zentrum der Shingon-shū allerdings nie wieder und spielte seit dem Abstieg der sie bisher unterstützenden Aristokratie in der Muromachi-Zeit nur noch eine unwesentliche Rolle.

Diese Zeit brachte dennoch eine Reihe von Priestern hervor, unter denen Shingon-Studien am Tō-ji aufblühten. Diese drei Priester, auch als „Drei Juwelen vom Tō-ji“ (東寺三宝, tō-ji-san-pō) bekannt, waren Raihō (頼宝; 1279–1330), Gōhō (杲宝; 1306–1362) und Genpō (賢宝; 1333–1398).

Moderne

Ein Teich im Gelände des Tō-ji

1994 wurde der Tō-ji zusammen mit anderen historischen Stätten in Kyōto von der UNESCO zum Weltkulturerbe Historisches Kyōto (Kyōto, Uji und Ōtsu) ernannt.

Am 7. Juli 2007 fand auf dem Gelände des Tempels ein Sonderkonzert der weltweiten Benefiz-Veranstaltungsreihe Live Earth statt. Zu den mitwirkenden Musikern gehörten Bonnie Pink, Michael Nyman, Rip Slyme, UA und Yellow Magic Orchestra.

Weblinks

34.980833333333135.74757Koordinaten: 34° 58′ 51″ N, 135° 44′ 51″ O


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