Tinguely

Tinguely
Jean Tinguely, Fotografie von Lothar Wolleh, 1970

Jean Tinguely (* 22. Mai 1925 in Freiburg im Üechtland; † 30. August 1991 in Bern) (auch Jeannot genannt) war ein zeitgenössischer Schweizer Maler und Bildhauer des Nouveau Réalisme. Er ist einer der Hauptvertreter der kinetischen Kunst.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heureka in Zürich

Der im Basel-Gundeldingen-Quartier aufgewachsene Künstler absolvierte von 1941 bis 1944 zunächst eine Lehre als Dekorateur, dann die Allgemeine Gewerbeschule in Basel. Ab 1952 war er mit Eva Aeppli verheiratet. 1955 lernte er Niki de Saint Phalle kennen, die er 1971 in zweiter Ehe heiratete. Mit dem Eisenplastiker Bernhard Luginbühl verband ihn eine langjährige Freundschaft. Mit ihm und weiteren Künstlern wie Daniel Spoerri und Niki de Saint Phalle realisierte er diverse gemeinsame Projekte. Tinguely wurde vor allem bekannt für seine beweglichen, maschinenähnlichen Skulpturen. Er genoss internationalen Ruf: 1990 fand in Moskau eine Tinguely-Ausstellung in der Tretjakow-Galerie statt, und in seinem letzten Lebensjahr 1991 schuf Tinguely die Gross-Hängeskulptur La Cascade in Charlotte (North Carolina) in den USA.

Jean Tinguely starb im Alter von 66 Jahren im Inselspital in Bern. Im Jahr 1996 wurde in Basel das von Mario Botta entworfene Museum Tinguely der Öffentlichkeit übergeben, das zahlreiche Werke des Kinetikers zeigt.

Werk

Seit Mitte der 1950-er Jahre beschäftigte sich Tinguely mit dem Bau motorenbetriebener Maschinenplastiken, die er aus Draht, Blech und allerlei anderen Fundstücken und Schrottteilen zusammensetzte. Seine beweglichen Plastiken werden vom Betrachter als höchst aktiv, anrührend, heiter und verspielt, oft als witzig und manchmal auch als melancholisch erlebt. Er begann sein umfangreiches Werk mit zerbrechlichen und zittrigen Draht-Blech-Kompositionen. Die Blechteile besitzen meist eine bunte Bemalung. Um 1960 erfand und baute Tinguely Zeichenautomaten, die auf Papierformaten und -bahnen maschinelle Zeichnungen anfertigen konnten.

Er war Teilnehmer der documenta III in Kassel im Jahr 1964 und auf der 4. documenta im Jahr 1968 und der documenta 6 (1977) als Künstler vertreten.

Seit 1996 zeigt das Tinguely-Museum Basel in einer permanenten Ausstellung einen Grossteil seiner Werke.

Werkauswahl

Fasnachts-Brunnen in Basel
  • 1953: Métamécaniques
  • 1954: Elément Détaché II, Basel, Museum Jean Tinguely
  • 1960: Hommage à New York, autodestruktives Werk (zerstört)
  • 1964: Eureka (Heureka), Zürich, am Zürichhorn
  • 1969/91: Le Cyclope (Der Zyklop), Gemeinschaftswerk, Frankreich, im Wald von Milly-la-Forêt
  • 1977: Carnaval (Fasnachts-Brunnen), Basel, Theaterplatz
  • 1978: Plateau agriculturel, Basel, Museum Jean Tinguely
  • 1983: Fontaine Stravinski (Strawinski-Brunnen), Paris, neben dem Centre Pompidou, in Zusammenarbeit mit Niki de Saint Phalle
  • 1985: Grosse Meta Maxi-Maxi Utopia, Basel, Museum Jean Tinguely
  • 1986: Mengele Totentanz, Basel, Museum Jean Tinguely
  • 1988: Fontaine du Mairie, Château-Chinon, in Zusammenarbeit mit Niki de Saint-Phalle
  • 1996: Fontaine Jo Siffert in Fribourg
  • 2008: Phantastisches Paradies vor dem Moderna Museet in Stockholm, mit Niki de Saint-Phalle

Dokumente

Literatur

  • Margrit Hahnloser (Hrsg.): Briefe von Jean Tinguely an Paul Sacher und gemeinsame Freunde Bern, Benteli Verlag
  • Nouveau Réalisme. Revolution des Alltäglichen, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-2058-8

Weblinks


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