Barbara (Heilige)

Barbara (Heilige)
Die Vierzehn Nothelfer mit ihren Attributen (die hl. Barbara mit Turm, Kelch und Hostie)

Die Heilige Barbara (Barbara – griechisch „die Fremde“; Lebensdaten laut Legende: Ende des 3. Jahrhunderts) ist eine christliche Heilige, Jungfrau und Märtyrin, deren Existenz historisch nicht gesichert ist. Nach der Legende wurde sie von ihrem Vater enthauptet. Sie ist die Schutzheilige der Bergleute, Geologen, Glöckner, Glockengießer, Schmiede, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Architekten, Artilleristen, Feuerwerker, Feuerwehrleute, Totengräber, Hutmacher, der Mädchen und der Gefangenen. Sie zählt zu den Vierzehn Nothelfern und hilft gegen Gewitter, Feuergefahr, Fieber, Pest und plötzlichen Tod.

Eine kleinere Reliquie der Heiligen Barbara befindet sich in der Wallfahrtskirche „St. Hildegard und St. Johannes der Täufer“ in Eibingen im Rheingau. Diese Reliquie gehört zum Eibinger Reliquienschatz, den Hildegard von Bingen zusammengetragen hat. Eine weitere Barbara-Reliquie befindet sich seit 1647 im Altar der St. Antoniuskirche in Iseringhausen.

Inhaltsverzeichnis

Gedenktag

Der (nichtgebotene) Gedenktag der Heiligen Barbara in der katholischen Kirche ist der 4. Dezember. In den Ostkirchen, die den Julianischen Kalender zugrundelegen, wie zum Beispiel die georgisch- oder die russisch-orthodoxe Kirche, wird der Gedenktag am 17. Dezember begangen.

Legende

Leben und Martyrium

Enthauptung Barbaras durch ihren Vater Dioscuros, Barbara-Altar von Jerg Ratgeb in der Stadtkirche Schwaigern, 1510
Das Martyrium der heiligen Barbara (Detail des Barbara-Altars)

Barbara war der Überlieferung nach die Tochter des Dioscuros und lebte am Ende des 3. Jahrhunderts im kleinasiatischen Nikomedia (heute Izmit). Einer anderen Tradition zufolge lebte sie in Heliopolis (heute Baalbek im Libanon). Ihr Vater wird von den verschiedenen Versionen als König, oder zumindest reicher Kaufmann, oder als Angehöriger der kaiserlichen Leibgarde betrachtet.

Nach der Legende war Barbara eine sehr schöne und kluge junge Frau, so dass viele Männer aus Nikomedia um ihre Hand anhielten. Barbara aber wollte nicht heiraten und wies die Verehrer zurück. Die junge Frau besuchte eine Gruppe junger Christen, die sich trotz der Christenverfolgung durch den Kaiser heimlich trafen. Barbara lernte dort das Evangelium kennen und kam zu der Erkenntnis, dass sie Christin werden wollte.

Barbaras Vater versuchte sie von der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür gebauten Turm (nach manchen Versionen aus Eifersucht, nach anderen Erzählungen sollte Barbara mit einem Jüngling des kaiserlichen Hofes verheiratet werden). Hauptgrund für das Einsperren des Mädchens war aber der verzweifelte Versuch des Vaters, Barbaras Hinwendung zum Christentum zu verhindern.

In der Abgeschiedenheit ihres Gefängnisses bekannte Barbara sich gegen den Willen des Vaters zum Christentum. Der Vater versuchte, sie mit Marterungen und Peinigungen umzustimmen, doch dies bestärkte sie noch in ihrem Glauben. Dem Turm (einer anderen Legende zufolge dem angrenzenden Badehaus) ließ sie ein drittes Fenster hinzufügen - als Symbol der Dreifaltigkeit. Vom Heiligen Geist erleuchtet, ließ sich Barbara in einem heidnischen Opferbecken taufen. Als ihr Vater davon erfuhr, beschloss er, seine Tochter zu töten. Barbara konnte in einen Felsspalt fliehen, der sich wie durch ein Wunder vor ihr öffnete. Sie wurde dennoch von einem Hirten verraten. Dieser wurde durch Gott in einen Stein (nach einer anderen Legende in einen Mistkäfer) verwandelt, seine Schafe in Heuschrecken (bzw. Käfer).

Dioscuros fand seine Tochter, schlug sie und brachte sie zum römischen Statthalter Marcianus, der sie zum Tode verurteilte. In der Stadt wurde sie schließlich so grausam misshandelt, dass ihre Haut am Ende in Fetzen vom Körper hing. In der Gefängniszelle erschien ihr Christus und heilte ihre Wunden. Der erbitterte Statthalter ließ sie nun in der Öffentlichkeit mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln foltern. Vor ihrem Tod betete Barbara, darauf hin erschien ein Engel und hüllte sie in ein schneeweiß leuchtendes Gewand. Letztendlich enthauptete der grausame Vater seine Tochter selbst, wurde vom Blitz getroffen und verbrannte.[1]

Wirkung

Barbaraschreine im Eisenerzbergwerk Schacht Konrad (links) und im Salzbergwerk Asse (rechts).
Barbara als Nothelferin der Bergleute in einem ehemaligen Bergwerk im Ruhrgebiet

Die Heilige Barbara gilt als Symbol der Wehr- und Standhaftigkeit. Auf Bildern wird sie oft mit ihrem Attribut, dem Turm, dargestellt. Die Beziehung der Heiligen Barbara zum Bergbau wird durch das Motiv des Felsens dargestellt, der sich öffnet und Barbara verbirgt. Der Blitzschlag kann unter anderem auch auf die Gefahren unter Tage hinweisen. Außerdem soll die Heilige vor einem unerwarteten und jähen Tod schützen (ein weiterer Bezugspunkt zum Bergbau). Daher sind in vielen Bergwerken Schreine eingerichtet, in denen die Heilige Barbara dargestellt ist.

Die Verehrung der Heiligen Barbara als Schutzpatronin der Artillerie geht von Spanien aus und stammt aus der Zeit der Verdrängung der maurischen Besatzer Südeuropas gegen Mitte des ersten Jahrtausends. Der eigentliche Ursprung der Wahl der Heiligen Barbara kann indes nicht mit Bestimmtheit rekonstruiert werden.

Weitere Einzelheiten der Legende

Eine der vielen Legenden ist hier nach einer alten illustrierten spanischen Zeitung (Wochenschrift) Album Pintoresco de la Biblithexa Epanola vom 18. Dezember 1852 wiedergegeben. Dieses Blatt hatte den Artikel aus einer deutschen Militärzeitung, diese schöpfte wiederum aus einer alten lateinischen Schrift.

Viele Jahrhunderte nach dem Tode dieser heldenmütigen Christin belagerte ein christliches Heer einen Platz an der afrikanischen Küste, wo der Halbmond herrschte und viele Christen unter schrecklicher Sklaverei seufzten.

Man hatte schon mehrere Geschütze ausgeschifft, um die Mauer und Türme der Stadt niederzulegen; die Kugeln prallten an der Stärke der Mauern machtlos zurück, die Heiden spotteten der Christen und besonders der Anstrengungen der Artilleristen.

Es waren aber unter den Belagerern einige sehr fromme Männer, die in der Geschichte der Kirchenväter und Nothelfer Bescheid wussten. Weit entfernt, sich über die Beschimpfung und Verhöhnung zu ärgern, riefen sie die Heilige Barbara an, dass sie ihnen beistehe, damit sich durch ihre Hilfe die Mauern öffneten, wie es in der heidnischen Stadt der Fall war, infolge ihres inbrünstigen Gebetes.

Nachdem die Angriffsmittel eine Verstärkung erfahren hatten, wurde das Feuer eröffnet, und nach den ersten Schüssen stürzten die Mauern der Stadt.

Die Araber mussten sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Viele davon nahmen den christlichen Glauben an, und die Gefangenen kehrten jubelnd zu ihrem Herd zurück.

Aus Dankbarkeit brachten die frommen Artilleristen auf allen Schiffen dort, wo sie das Pulver aufbewahrten, das Bildnis der Heiligen Barbara an und verrichteten dort ihre Gebete. Bei der Rückkehr in die Heimat brach auf einem der Schiffe Feuer aus, und man glaubte schon, dass alles verloren sei. Doch als die Flammen sich dem Bild der Schutzheiligen näherten, erloschen sie plötzlich, und das Schiff blieb erhalten.

Als diese Wunder bei den anderen christlichen Völkern bekannt wurden, erklärten die Büchsenmacher sowie die Büchsenmeister die Heilige Barbara ebenfalls zu ihrer Patronin und hängten ihr Bild in den Artillerieschulen, Zeughäusern und Artilleriewerkstätten, den Pulvermagazinen und Pulverkammern der Schiffe auf. Daher rührt auch die Benennung „La Sainta Barbe“ für die Pulverkammer auf den französischen Schiffen, eine Bezeichnung, die sich durch Jahrhunderte hindurch erhalten und auch bei uns Eingang gefunden hat.

Die Verehrung der Heiligen Barbara blieb keineswegs dem Belieben der Artilleristen überlassen, sie wurde vielmehr durch kaiserliche Gesetze und Verordnungen geregelt, wie es sich für eine so ernste und wichtige Sache ziemt.

Die Verordnung Karls V. für die Artillerieschulen in Burgos und auf Sizilien bestimmten, dass der Artillerist, wenn er die Kugel in das Stück einführt, das Zeichen des Kreuzes über der Mündung machen und die Hilfe der Heiligen Barbara anrufen soll, wer aber gegen dieses Gebot fehlt, soll der Brüderschaft der Heiligen Barbara zwei Pfund Wachs verehren.

Darstellung

Barbara wird dargestellt als vornehme, junge Frau mit einem dreifenstrigen Turm, Hostie und Kelch oder auch mit einem Schwert sowie Kanonenrohr und Fackel. Manchmal ist sie auch mit Märtyrerpalme und Buch abgebildet. Weitere Darstellungen zeigen sie gemeinsam mit Katharina und Margareta. Für die Märtyrinnen und Nothelferinnen Margareta, Katharina und Barbara gibt es den folgenden Merkspruch:

Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl.

Brauchtum

Barbara-Altar mit Bergmannsattributen in St. Maria (Sehnde)

Barbarazweig

Nach einer alten Tradition schneidet man am Barbaratag, Zweige von einem Obstbaum, meistens von einem Kirschbaum, einem Apfelbaum oder einer Forsythie und stellt ihn in Wasser. So hat man Weihnachtstag blüht dieser Barbarazweig. Diese sogenannten Barbarazweige sollen bis zum Heiligen Abend blühen und in der kalten und düsteren Winterzeit ein wenig Licht in die Wohnung bringen.

Die Legende: Auf dem Weg in das Gefängnis blieb Barbara mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen. Sie stellte ihn, weil er abgebrochen war, in ein Gefäß mit Wasser: Und er blühte genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.

Bärbeltreiben

Beim alten Brauch des „Bärbele-Treibens“ oder „Bärbele-Springens“ im Oberallgäu ziehen am Barbaratag als „alte Weiber“ verkleidete Frauen mit ihren Weidenruten durch die Straßen, um Rutenhiebe zu verteilen und Kinder mit Äpfeln und Nüssen zu beschenken.

Barbaraparade

In vielen (auch ehemaligen) Bergbauorten findet am Barbaratag oder am Sonntag nach dem Barbaratag ein bergmännischer Umzug statt.

Barbarafeier

Am Barbaratag war es in den Bergbau- und Steinindustriedörfern der Eifel Sitte, dass Bergmänner und Steinmetze vor ihrem Bilde die Grubenlampen als Weiheleuchten anzündeten, dort zählt die „hellig Frau“ zu den volkstümlichsten Heiligen.

Bergmannsvereine sowie Geowissenschaftler (vor allem an den Universitäten) feiern auch heute noch die Barbarafeier. An den Universitäten findet diese Feier im Allgemeinen am letzten Freitag im November oder am ersten Freitag im Dezember statt, je nachdem welcher dem 4. Dezember näher liegt. An diesem Tag wird in allen Bergwerken, Stollen und Tunneln des Abendlandes die Arbeit niedergelegt und der Schutzpatronin gedacht. Im traditionell sehr gläubigen Mineurhandwerk ist die Heilige Barbara die einzige Frau, die ihren festen Platz im Berg hat. Weibliche Bergleute jedoch werden noch heute oft als Unglücksbringer gesehen.

In der deutschen Artillerie-, der Pionier- und der Heeresflugabwehrtruppe, sowie in der Flugabwehrraketentruppe der Luftwaffe, welche sich aus der Artilleriewaffe entwickelt hat, wird am 4. Dezember die Barbarafeier begangen. Dabei wird der Heiligen gehuldigt, für deren Schutz vor Schießunfällen gedankt und in das vergangene Jahr zurück geschaut. Der jüngste Offizier der Einheit spielt an diesem Tag die Heilige Barbara.

In einigen Feuerwehren im Saarland gedenkt man ebenfalls der Heiligen Barbara. Die Barbarafeier findet meistens am letzten November-Wochenende statt. Vor der Feier findet ein Gottesdienst statt, bei dem der Heiligen Barbara gedacht wird. Außerdem rufen die Feuerwehrleute um ihre Fürsprache an, damit sie immer wieder sicher von Einsätzen nach Hause kommen. Im Rahmen dieser Feier gedenkt man auch der im Einsatz verstorbenen Kameraden.

Weblinks

Quellen

  1. [1], [2]

Eifeler Volksbräuche um Mittwinter und Jahreswende. In: Bonner Generalanzeiger vom 4. Dezember 1936

Lexikon der Heiligen. Weltbild, Augsburg 2006


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