Tiger II

Tiger II

Tiger II mit dem seltenen Porscheturm 1944 in Frankreich

Panzerkampfwagen VI Ausf. B „Tiger II“
Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 5 (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer, Funker)
Länge 10,28 m
Breite 3,75 m
Höhe 3,09 m
Gewicht 65–66,3 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung 25–185 mm
Hauptbewaffnung 88-mm-KwK 43 L/71
Sekundärbewaffnung 2x 7,92-mm-MG 34
Beweglichkeit
Antrieb Maybach HL 230 P 30
515 kW (700 PS)
Federung Drehstabfeder
Höchstgeschwindigkeit 38 km/h
Leistung/Gewicht 10,769–10,558 PS/t
Reichweite 170 km

Der Panzerkampfwagen VI Ausf. B „Tiger II“ (Sd. Kfz. 182), auch „Königstiger“ genannt, war ein schwerer deutscher Panzer im Zweiten Weltkrieg. Er vereinte schwere Panzerung wie beim Tiger I mit der abgeschrägten Panzerung wie beim Panther.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Aufgrund der Erfahrungen mit dem T-34 im Herbst 1941 war das deutsche Heereswaffenamt nur bereit, Entwürfe für Panzerkampfwagen zu akzeptieren, die größer und in jeder Hinsicht besser waren als alle damaligen alliierten Entwicklungen.

Nach einer Ausschreibungsspezifikation des Heereswaffenamts vom August 1942 begannen sowohl Porsche als auch Henschel mit den Vorarbeiten. Bei der Konstruktion wurde auch die veränderte Lage auf den Kriegsschauplätzen in Betracht gezogen und deshalb der Wert auf gute defensive Fähigkeiten gelegt, wobei man besserer Bewaffnung und stärkerem Schutz den Vorrang vor hoher Geschwindigkeit gab. Das Heereswaffenamt entschied sich schließlich für den Henschel-Entwurf VK 4503 (H), da der von Porsche geplante Panzer VK 4502 (P) einen zu komplizierten elektrischen Antrieb besaß. Der Tiger II wurde im Januar 1943 offiziell bestellt; der Prototyp jedoch erst im Oktober desselben Jahres geliefert. Der Grund für diese Verzögerung war der Versuch der deutschen Ingenieure, die Teile, Produktion und Wartung des neuen Panzers Tiger II und des bereits geplanten Panther II möglichst weitgehend zu vereinheitlichen.

Es wurden zwischen Dezember 1943 und März 1945 insgesamt 485 oder 489 Panzerkampfwagen Tiger II produziert (Werksunterlagen sprechen von 487 Stück). Ein monatlicher Ausstoß von 140 Einheiten war geplant, jedoch wurden diese Zahlen niemals annähernd erreicht. Nur in einem Monat (August 1944) konnten 84 Tiger II produziert werden. Eine Zeitlang wurde der Tiger II bei Henschel parallel zum Tiger I gebaut, ab August 1944 wurde jedoch die Produktion ganz auf das neue Modell umgestellt. Die 50 ersten Exemplare des Tiger II erhielten den so genannten Porscheturm; alle weiteren den so genannten Henschelturm.

Der erste Kampfeinsatz des Tiger II fand im Mai 1944 an der Ostfront statt, auf dem westlichen Kriegsschauplatz jedoch erst im August 1944 gegenüber britischen Truppen in der Normandie. Eine größere Anzahl von Tiger II (etwa 150 Stück) kam nur während der Ardennenoffensive im Dezember 1944 zum Einsatz.

Die Bezeichnung Königstiger fand ihren Ursprung bei den westalliierten Panzersoldaten, die diesen schweren Panzer als erste als King Tiger oder Royal Tiger bezeichneten.

Es wurden mehr Tiger II wegen technischer Defekte und Treibstoffmangel von den eigenen Besatzungen zerstört, damit sie nicht in Feindeshand fielen, als durch Feindeinwirkung.

Das einzige Derivat des Königstigers war der Jagdpanzer „Jagdtiger“ (Sd.Kfz. 186).

Tiger II vom Panzermuseum in Saumur (Frankreich) bei einer Vorführung in den 1990er-Jahren
Königstiger mit Henschelturm, Budapest 1944
Königstiger mit Henschelturm im schweizerischen Militärmuseum in Full

Nach dem Krieg dienten einige Königstiger bis etwa 1952 in der französischen Armee. Maybach-Ingenieure entwickelten in Frankreich eine neue Version des Motors mit nunmehr 1000 PS. Damit war der Panzer zwar besser motorisiert, er blieb jedoch ein sehr schweres Fahrzeug, das Unmengen an Kraftstoff verbrauchte. Der Königstiger wurde zum Vorbild eines neuen französischen Panzers, dem AMX-50.

Einige Königstiger sind bis heute in Museen erhalten geblieben. Ein fahrbereites Exemplar ist im Musée des Blindés in Saumur an der Loire in Frankreich zu sehen.

Der bisher im Freilicht-Panzermuseum in Thun ausgestellte Königstiger mit der Fahrgestellnummer 280215 befindet sich seit dem 15. September 2006 im schweizerischen Militärmuseum Full, wo er ab Herbst 2007 in einem für Besucher zugänglichen Bereich des Museums vollständig restauriert und wieder fahrfähig gemacht wird. Nach dem Abschluss der Restaurierung verbleibt der Königstiger im schweizerischen Militärmuseum Full.

Konstruktion

Tiger II wird von Alliierten begutachtet

Der Königstiger war der Höhepunkt der Panzerentwicklung Deutschlands während des Zweiten Weltkrieges, wobei sich die Formgebung am Panther orientierte. Gegenüber dem Tiger I wuchsen sowohl die Abmessungen, als auch die Panzerstärken und damit das Gewicht. Das Ergebnis war ein frontal nur schwer verwundbares Fahrzeug, das allerdings wegen der großen Masse von 68 t relativ langsam war. Mangels besserer Motoren musste der gleiche Motor wie im Panther und im Tiger zum Einsatz kommen. Die 8,8-cm-KwK 43 L/71 war die beste Panzerkanone ihrer Zeit und verlieh dem „Königstiger“ eine gewaltige Feuerkraft. Alle feindlichen Panzer konnten frontal auf Entfernungen von 1000 bis 3000 m abgeschossen werden; es gibt einige wenige Abschussberichte von T-34 bei einer Kampfentfernung von etwa 4000 Metern. In Bezug auf Panzerung und Bewaffnung gleichwertig, aber etwa 20 t leichter und damit beweglicher, wäre nur der sowjetische JS-3 gewesen, der aber auf dem europäischen Schlachtfeld nicht mehr zum Einsatz kam. Von der Bewaffnung, nicht aber der Panzerung, waren der M26 Pershing und der IS-2 Modell 1944 etwa gleichwertig.

Die verstärkte und vor allem günstig abgeschrägte Panzerung des Tiger II ließ sich mit den besten gegnerischen Panzerkanonen nur aus relativ naher Distanz durchschlagen, brach und splitterte jedoch wegen verminderter Materialqualität oft. Dem Königstiger konnten bei Frontalbeschuss die Panzerjäger SU-100 und ISU-122, sowie der schwere Panzer IS-2 gefährlich werden, wenn sie nahe genug heran kamen (ab 600 bis 500 Meter Distanz Durchdringung der Frontpanzerung der Wanne, jedoch bereits ab 1500 bis 1000 Meter Distanz Durchdringung der Frontpanzerung des Turms). Deutlich gefährdeter war der Königstiger, wenn der Gegner durch Ausmanövrieren oder Hinterhalte auf die Seitenpanzerung schießen konnte.

Beide Turmvarianten des Tiger II waren von Krupp entwickelt worden, wobei der Henschelturm nicht rechtzeitig produktionsreif war, so dass auf den bereits fertigen Porscheturm, entwickelt für den abgelehnten Tiger II Entwurf von Porsche, zurückgegriffen werden musste. Der Schmalturm von Krupp, auch Henschel-Turm bzw Produktionsturm genannt, war im Gegensatz zum so genannten Porscheturm einfacher und somit preiswerter zu fertigen. Außerdem bestand bei diesem nicht mehr die Gefahr, dass Geschossabpraller - wie beim Porscheturm - die dünne Fahrerdachpanzerung durchschlugen.

Tiger II mit Henschelturm im DPM Munster

Hauptschwächen des Königstigers

  • Minderwertige Panzerung: Wegen des Mangels an Molybdän in der deutschen Kriegswirtschaft wurde dieses in der Legierung des Panzerstahls des Tiger II durch Vanadium ersetzt, wodurch sich die Geschmeidigkeit des Stahls erheblich verringerte. Bei Treffern kam es deshalb trotz nominell stärkerer Panzerung als beim Tiger I oft zu Brüchen der Panzerung und zu gefährlicher Sekundär-Splitterwirkung im Innenraum.
  • Hohes Gewicht: Viele Brücken waren für ihn deshalb unpassierbar. Auch war häufig das Bergen defekter Fahrzeuge unmöglich.
  • Extrem hoher Kraftstoffverbrauch: Das wurde gegen Ende des Krieges immer öfter zum beschränkenden Faktor, weil die Panzer mit leeren Tanks stehen blieben und aufgegeben werden mussten. Der Einsatzradius war im Vergleich zu gegnerischen schweren Panzern zu klein.
  • Geringe Geschwindigkeit: Im modernen Bewegungskrieg konnte er schnell vorstoßenden Verbänden nicht folgen oder (am Ende des Krieges häufiger) sich nicht rechtzeitig zurückziehen.
  • Mangelnde Beweglichkeit des Turms: Wenn der Panzer schräg stand, war es oft nicht möglich, den Turm zu drehen, da dessen Motorisierung zu schwach war.
  • Ungenügende Motorisierung und Kühlung sowie ein für das Gewicht zu schwaches Getriebe und Fahrwerk: Dadurch kam es gehäuft zu Motor-, Fahrwerks- und Getriebeschäden, die unter den Bedingungen der niedergehenden Wirtschaft oft nicht behoben werden konnten.

Technische Daten

  • Gewicht
    • Gesamt mit Porsche-Turm: 68,5 t / Verladegewicht: 65 t
    • Gesamt mit Henschel-Turm: 69,8 t / Verladegewicht: 66,3 t
    • Turm (Henschel)
      • gesamt: 13,5 t
      • ohne Waffe: 8 t
    • Wanne: 27,7 t
  • Länge
    • über alles, mit Rohr nach vorn: 10,286 m / 10,280 m (Porsche)
    • über alles mit Rohr nach hinten: 9,966 m / 9,960 m (Porsche)
    • ohne Rohr: 7,38 m
  • Breite über alles, Geländekette: 3,755 m
  • Höhe: 3,09 m
  • Rohrüberstand bei Rohr nach vorn: 290,6 cm / 290 cm (Porsche)
  • Feuerhöhe: 2,26 m
  • Bodenfreiheit
    • vorn: 49,5 cm
    • hinten: 51 cm
  • Kletterfähigkeit: 85 cm
  • Steigfähigkeit: bis zu 35°
  • Watfähigkeit: 160 cm
  • Grabenüberschreitfähigkeit: 250 cm
  • Kettenauflage: 4,12 m
  • Spurweite
    • Gefechtskette: 2,79 m
    • Verladekette: 2,61 m
  • Kettenbreite
    • Gefechtskette: 80 x 13 cm
      • Gewicht: 2,8–3,2 t
    • Verladekette: 66 x 13 cm
      • Gewicht: 1,8 t
  • Bewaffnung
    • 88-mm-KwK 43 L/71
      • Rohrgewicht mit Verschluss und Mündungsbremse: 1,605 t
      • Rohrlänge: 6,280 m
      • Länge mit Mündungsbremse: 6,595 m
      • Höhenrichtfeld: -8° bis + 15°
      • maximale Schussweite: 9350 m bei 15°
      • Zielmittel
        • TZF 9 d im Porsche-Turm
        • TZF 9 b 1 im Henschel-Turm
      • Mündungsgeschwindigkeit
        • Panzergranate: 1.000–1.130 m/sec
        • Sprenggranate: 700–750 m/sec
      • Munition
        • 80 Schuss im Porsche-Turm (gelagert 64, lose auf Turmplattform 16)
        • 78 Schuss im Henschel-Turm
    • 1x 7,92-mm-MG 34 im Bug
    • 1x 7,92-mm-MG 34 koaxial im Turm
    • 1x FlaMG auf dem Turmdach
      • 4800 Schuss insgesamt (32 Gurtsäcke à 150 Schuss)
    • Nebelwerfer
  • Motor: Maybach HL 230 P 30, 12-Zylinder-Ottomotor, Hubraum 23 l, 700 PS
  • Geschwindigkeit
    • Straße: 38 km/h
    • Gelände: 17 km/h
  • Kraftstoffvorrat: 860 l (ohne Reserve)
  • Reichweite: 170 km auf Straße, 120 km in mittelschwerem Gelände
  • Panzerung
    • Wanne
      • 150 mm Fahrerfront / 40° Neigung
      • 100 mm Bug / Neigung 40°
      • 80 mm Wannenseite unten / 90° | oben / 65°
      • 80 mm Heck / 60°
      • 40 mm Decke
      • 40 mm Boden vorn
      • 25 mm Boden hinten
    • Turm
      • 80 mm Turmblende
      • 185 mm Turmfront / 80° Henschel-Turm (Porsche-Turm: 60–110 mm gewölbt)
      • 80 mm Turmseite / 69° Henschel-Turm (Porsche-Turm: 80 mm/ 60°)
      • 80 mm Turmheck / 70° Henschel-Turm (Porsche-Turm: 80 mm/ 60°)
      • 44 mm Decke / 0–12° Henschel-Turm (Porsche-Turm: 40 mm/ 0–10°)
  • Besatzung: 5
  • Hersteller: Henschel, Wegmann
  • Stückzahl: wahrscheinlich 487, gebaut Dezember 1943 bis März 1945 (Februar 1944 erste Abgabe an die Truppe)
  • Fahrgestell-Nr.: 280001–280489

Durchschlagsleistung der Hauptwaffe

Die Durchschlagsleistung der 88-mm-KwK 43 L/71 betrug mit der Panzergranate 39 auf 500 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 185 mm Panzerstahl, auf 1000 m waren es noch 165 mm. Die nur in geringen Stückzahlen vorhandene Panzergranate 40/43 mit Wolframkern erreichte 217 bzw 193 mm auf 500/1000 m bei ebenfalls 30 Grad.

Siehe auch

Literatur

  • Walter J. Spielberger: Militärfahrzeuge, Bd.7, Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten, Motorbuch Verlag Stuttgart, 2003, ISBN 3-87943-456-5
  • F. Senger und Etterlin & F. M. von Sen Etterlin: Die deutschen Panzer 1926-1945, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5988-3
  • Wolfgang Schneider: Waffen-Arsenal – Der Königstiger – 2. Band, Band 111, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0336-1

Weblinks


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