Thüringer Rostbratwurst

Thüringer Rostbratwurst
Original Thüringer Rostbratwürste
Thüringer Rostbrater bei der Arbeit
Imbissstand für Thüringer Rostbratwürste in Weimar

Die Thüringer Rostbratwurst ist eine regionale Bratwurst-Spezialität aus dem deutschen Bundesland Thüringen. Laut EU-Verordnung ist sie eine mindestens 15 cm lange, mittelfeine Rostbratwurst im engen Naturdarm, roh oder gebrüht, mit würziger Geschmacksnote. Seit dem 6. Januar 2004 ist Thüringer Rostbratwurst eine geschützte geografische Angabe (g.g.A.)[1][2].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Thüringer Rostbratwurst hat eine jahrhundertealte Tradition. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung einer Bratwurst findet sich im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt in einer Abschrift der Propstei-Rechnung des Arnstädter Jungfrauenklosters von 1404. Dort heißt es wörtlich: „1 gr vor darme czu brotwurstin“ (1 Groschen für Bratwurstdärme, S. 27).

Das älteste bekannte Rezept befindet sich im Staatsarchiv Weimar. Es stammt aus der „Ordnung für das Fleischerhandwerk zu Weimar, Jena und Buttstädt“ vom 2. Juli 1613. Ein weiteres Rezept enthält das „Thüringisch-Erfurtische Kochbuch“ aus dem Jahr 1797, das auch eine geräucherte Variante erwähnt.

Zur Herkunft Thüringer Rostbratwurst gibt es zahlreiche regionale Sagen, die die Entdeckung dem jeweiligen Ort oder Landstrich zuschreiben, ohne Belege dafür vorweisen zu können.

  • In Jenaprießnitz behauptet man, die Thüringer Rostbratwurst sei um 1400 auf dem wöchentlich stattfindenden Jenaprießnitzer Bauernmarkt erfunden worden.
  • In gleicher Weise schreibt man sich die Erfindung der Thüringer Rostbratwurst in Erfurt zu.
  • Die Annahme, die Thüringer Bratwurst sei von einem Fleischer auf einem mittelalterlichen Markt zu Gotha erfunden worden.

Herstellung

Zur Herstellung werden fein gehacktes Schweinefleisch, eventuell auch entsehntes Kalb- oder Rindfleisch verwendet. Neben Salz und Pfeffer werden insbesondere Kümmel, Majoran und Knoblauch verwendet. Die Gewürzmischungen variieren je nach überlieferter Rezeptur oder regionaler Ausprägung. Mindestens 51 % der verwendeten Rohstoffe müssen aus der Region Thüringen stammen. Diese Zutaten werden gut miteinander vermengt und in einen sehr feinen Schweinedarm oder Schafsaitling gefüllt.

Gemäß § 5 der Hackfleischverordnung müssen rohe Thüringer Rostbratwürste am Tag ihrer Herstellung verbraucht werden (mit Ausnahme von Gaststätten bis zum Ende ihrer Öffnungszeit, wenn sie über 24 Uhr hinaus geht). Gebrühte oder vorgegrillte Würste dürfen 15 Tage, die unmittelbar nach der Herstellung tiefgefrorene Wurst bis zu sechs Monate, aufbewahrt werden.

Zubereitung

Rostbratwürste auf dem Rost

Die verbreitetste Zubereitungsart für rohe oder gebrühte Bratwürste ist das Braten über Holzkohle auf einem Rost. Dabei entsteht mitunter recht dichter Rauch. Eine dunkle Kruste ist erwünscht. Kennzeichnend für sachgemäße Zubereitung ist eine gleichmäßige Bräune der gebratenen Wurst möglichst ohne hellere Längsstreifen, die durch zu seltenes Wenden der Bratwurst entstehen.

Ehrungen

Auf Grund der Bedeutung der Thüringer Rostbratwurst für die Thüringer Lebensart und auch mit dem Ziel der Tourismusförderung wurde 2006 das 1. Deutsche Bratwurstmuseum in Holzhausen bei Arnstadt eröffnet. Außerdem krönte 2006 die Stadt Suhl erstmals einen Bratwurstkönig von Thüringen.

Sonstiges

1999 verhängte Bernd Kauffmann, der Generalbevollmächtigte der „Weimar 1999 - Kulturhauptstadt Europas GmbH“, ein Verkaufsverbot von frisch gebratenen Rostbratwürsten, in der Zeit gehobener kultureller Veranstaltungen des Kulturhauptstadtjahres, in Weimar. Daraufhin gründete sich die Bürgerinitiative „Rettet die Thüringer Bratwurst“. Um die Sache beizulegen, erklärte der damalige Oberbürgermeister Weimars Volkhardt Germer daraufhin die Thüringer Rostbratwurst kurzerhand zum Kulturobjekt und das Verbot beschränkte sich dadurch nur noch auf wenige Veranstaltungsorte.[3]

Literatur

  • Das große Thüringisch-Erfurtische Kochbuch oder deutliche Anweisung zu Bereitung schmackhafter Speisen, Backwerks und allerlei dahin einschlagenden Früchte, Säfte etc.. 2 Bde. Erfurt (1797–1798)
  • Wolfgang Held/Heinz Sonntag: Das Thüringer Rostbratwurst-Büchlein, Erfurt 1993, ISBN 3-929662-06-X
  • Wolfgang Held/Heinz Sonntag: Das neue Thüringer Rostbratwurst-Büchlein, Erfurt 1998, ISBN 3-89683-128-3

Einzelnachweise

  1. Thüringer Rostbratwurst als geschützte geografische Angabe auf den Seiten der EU
  2. Eintrag in der DOOR-Datenbank der EU
  3. Weimar, von Isolde Bacher

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