Thüringer Landestheater Eisenach

Thüringer Landestheater Eisenach
Landestheater Eisenach
Zuschauerraum

Das Landestheater Eisenach ist ein Theater in der thüringischen Stadt Eisenach. Es verfügt über die Sparten Ballett, Orchester und Junges Schauspiel und ist seit der Spielzeit 2008/2009 Teil der Kulturstiftung Meiningen.

Im Rahmen der Kulturstiftung teilweise vom Staatstheater Meiningen bespielt, bietet es im Repertoire Oper, Operette, Musical, Ballett/Tanztheater, Schauspiel, Jugend- und Kindertheater, Puppentheater und Sinfoniekonzerte an.

Inhaltsverzeichnis

Gebäude

Das Theater wurde der Stadt Eisenach von dem ortsansässigen Industriellen Julius von Eichel-Streiber gestiftet und ist ein Beispiel für privates Mäzenatentum. Das Theater entstand im klassizistischen Stil nach Entwürfen des Leipziger Architekten Karl Weichardt an der Stelle der ehemaligen Wasserburg Klemme und wurde am 1. Januar 1879 eröffnet. Im derzeitigen Bauzustand, nach Renovierungen in den Jahren 1993 und 2010, bietet es im Parkett und auf den beiden Rängen 500 Plätze.

Geschichte

Das Eisenacher Theater wurde am 1. Januar 1879 mit der Aufführung von Lessings Minna von Barnhelm eröffnet. Zuvor, im Jahr 1867 hatte der Eisenacher Textil-Fabrikant und Mäzen Julius von Eichel der Stadtverwaltung seine Unterstützung zum Bau eines Theaters zugesichert, dessen Bau verzögerte sich jedoch um fast 10 Jahre, da alle in Frage kommenden Baugrundstücke unverzüglich im Wert gestiegen waren und erst durch den Abbruch des städtischen, ehemaligen Kasernengeländes und der Abtretung eines angrenzenden Grundstücks durch die Clemda-Gesellschaft die Pläne der Grundstücksspekulanten durchkreuzt werden konnten. In der ersten Spielzeit war das Eisenacher Theater vom Großherzoglichen Hoftheater in Weimar in allen Belangen unterstützt worden und man hatte bereits bis April 1879 52 Theateraufführungen bestreiten können, hinzu kamen meist privat organisierte Konzerte durchreisender Berufsmusiker, die aber nicht in die Bilanz des Hauses eingerechnet wurden. Das Eisenacher Theater war bis zur Generalsanierung des Weimarer Hoftheaters im Jahr 1907 diesem an technischer Ausstattung und Komfort weit voraus, daher wurden Weimarer Gastauftritte im Eisenacher Haus stets mit Freude übernommen. Nach der Jahrhundertwende wurde die Geschäftsführung und der Spielbetrieb in die Hände von privaten Direktoren gelegt (bekannt sind noch Weber, Tauscher, Norbert Berstel und Richard Treu) diese Verpachtung blieb bis 1927 in Eisenach als Geschäftsmodell erhalten. Zu den bekanntesten Schauspielern dieser Zeit gehört Eduard von Winterstein, Max Landa und Hermann Leffler. Die schwere Zeit der Inflation mit ständig drohendem Konkurs des Hauses musste der (private) Theaterdirektor Richard Corter bestehen. Es gelang ihm nicht die finanzielle Situation des Hauses zu verbessern, daher wurde der Spielbetrieb „vorübergehend“ eingestellt. Erst die 1941 wirksam gewordene Fusion mit dem Gothaer Theater verhalf Eisenach auf dem Papier wieder zu einem regelmäßigen Spielbetrieb - in der Praxis mussten die Besucher mit kriegsbedingten Sondereinlagen (Fliegeralarm) und anderen ungeplanten Programmpunkten rechnen. Die im August 1944 vom Propagandaminister Goebbels angeordnete Schließung aller Theater und Konzerthäuser musste auch in Eisenach und Gotha befolgt werden. Das Gebäude überstand die folgenden Bombardements und die Kämpfe im April 1945 unbeschadet. Als Zeichen des Neubeginns übernahm Peter Kroll als erster Nachkriegs-Intendant den Neuaufbau des Ensembles noch im Sommer 1945. Die Wiedereröffnung des Theaters wurde am 7. August 1945 mit Lessings Nathan der Weise vollzogen. In den Wirren der Nachkriegsjahre war das Eisenacher Theaterensemble in ständigen Personalnöten, in der Spielzeit 1947–48 übernahm die Eisenacher Stadtverwaltung in Absprache mit dem damaligen Intendanten Paul R. Henker alle personellen und kaufmännischen Belange. In der folgenden Spielzeit musste der Eisenacher Bürgermeister Markwitz kommissarische die Stelle des Intendanten übernehmen. Mit dem erfahrenen Schauspieler Friedewald Berg und dem Spielleiter Dr. Rube gelang es das Eisenacher Haus neu zu festigen. Ab Februar 1951 übernahm Walter Gembs die Theaterleitung. Als Folge der Staatsgründung der DDR hatte auch das Eisenacher Theater dem neuen politischen System Tribut zu leisten. Die nun politisch motivierte Auswahl des Spielplans brachte vor allen Werke von Brecht (Herr Puntila und sein Knecht). Auf Beschluss der Thüringer Landesregierung wurde 1952 das Theater zum „Landestheater" erhoben und erhielt ein eigenes Drei-Sparten-Ensemble, bestehend aus Schauspiel, Musiktheater und Ballett. Dem wurde im selben Jahr die Landeskapelle Eisenach angegliedert, die aus der Schlesischen Philharmonie Breslau hervorgegangen war. Diese Theaterstruktur hatte jahrzehntelang Bestand.[1]

1995 wurde das Landestheater mit dem Theater Rudolstadt fusioniert. 2003 wurde diese Fusion wieder aufgelöst und es begann eine Zusammenarbeit mit dem Südthüringischen Staatstheater Meiningen.

Mit Beginn der Spielzeit 2005/2006 wurde eine neue Kinder- und Jugendtheatersparte, das Junge Schauspiel Eisenach gegründet.

Um das Bestehen des Theaters langfristig zu sichern, wurde das Landestheater Eisenach mit Wirkung vom 1. Januar 2009 in die Kulturstiftung Meiningen-Eisenach überführt.

Am 7. Juni 2007 wurde das Musical Elisabeth – Die Legende einer Heiligen im Landestheater uraufgeführt, am 28. Mai 2011 folgte die Welturaufführung des Musicals 20.000 Meilen unter dem Meer des Hamburger Komponisten Jan Dvorák[2].

Am 1. August 2008 löste Ansgar Haag Michael W. Schlicht als Intendant des Thüringer Landestheaters ab, der dieses Amt von Februar 2004 an innehatte. Carlos Domínguez-Nieto ist seit August 2009 Chefdirigent und seit Herbst 2010 Generalmusikdirektor.

Weblinks

 Commons: Landestheater Eisenach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul Wegner: 75 Jahre Theater in Eisenach. In: Kulturbund der DDR, Kreisverband Eisenach (Hrsg.): Der Wartburgtürmer. Januar-Heft, Eisenach 1954, S. 5–6.
  2. http://www.thatsmusical.de/magazin/20.000-meilen-unter-dem-meer-als-musical-a10275.html aufgerufen am 9. Juli 2011

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