Thule-Seminar

Thule-Seminar

Das Thule-Seminar ist eine Vereinigung des „intellektuellen Rechtsextremismus“.[1] Als Gründer und führender Theoretiker der Organisation gilt der französische Publizist Pierre Krebs.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Das Thule-Seminar („Arbeitskreis für die Erforschung der europäischen Kultur e.V.“) wurde im Juli 1980 in Kassel gegründet. Als Gründungsmitglieder werden neben Krebs unter anderem Wigbert Grabert und Ehefrau Marielouise Grabert, Hans-Günther Grimm und Hans-Michael Fiedler genannt.[2] Erster Vorsitzende wurde Pierre Krebs, der bis heute ihr Leiter ist.

Gleich mit der ersten Buchveröffentlichung des Thule-Seminars, „Das unvergängliche Erbe. Alternativen zum Prinzip der Gleichheit“, die im Grabert-Verlag erschien, konnte Wigbert Grabert 1981 Autoren wie Armin Mohler, Alain de Benoist, Guillaume Faye oder Hans Jürgen Eysenck (Vorwort) zusammenbringen. Der Einfluss des Thule-Seminars blieb jedoch gering, und die Publikationen verkauften sich nur schleppend. Dies führte 1983 zur Trennung. Seitdem führte Krebs das Seminar alleine weiter.[3]

Das Logo des Thule-Seminars besteht aus einer Tiwaz-Rune, die von einer Wolfsangel oder Sowilo-Rune gekreuzt wird. Es wird auch in Kombination mit dem Zeichen der „Schwarzen Sonne“ oder vor einem stilisierten Adler verwendet.

Ziele und Inhalte

Das Thule-Seminar will an das heidnische Erbe anknüpfen. Erkennungszeichen ist das aus 12 Sigrunen bestehende Symbol der Schwarzen Sonne. Beeinflusst wurde das Thule-Seminar vor allem durch die Nouvelle Droite, die ein indogermanisches Heidentum propagiert. Auf die weltanschauliche Ausrichtung der deutschen Neuen Rechten erlangte das Thule-Seminar keinen größeren Einfluss, weil viele Rechtsintellektuelle sich weiterhin am Modell des christlichen Abendlandes orientieren.[4]

Ein Grundziel des Thule-Seminars ist die Zurückdrängung des Pluralismus und der „offenen Gesellschaft“: „Der Egalitarismus in seinen verschiedenen Varianten: Christentum, Judentum, Marxismus und Liberalismus ist Hauptursache für die tiefe Dekadenz der modernen Welt.“[5]

Die von Herbert Grabert herausgegebene Zeitschrift Deutschland in Geschichte und Gegenwart war zunächst auch Mitteilungsorgan des Thule-Seminars.[4] Das Kommunikationsorgan stellen die unregelmäßig erscheinenden Thule-Briefe dar, sowie die Zeitschrift Elemente. Das Metapo-Magazin wurde 1999/2000 gegründet und sollte ein jüngeres Publikum ansprechen. Nach vier Ausgaben wurde es wieder eingestellt.

Der Verfassungsschutz des Bundes und verschiedene Landesbehörden ordnen das Thule-Seminar als rechtsextrem ein.[6]

Das Thule-Seminar versteht sich als Elite zur Modernisierung des Rechtsextremismus und Herstellung einer „kulturellen Hegemonie“, also der Beeinflussung der Öffentlichkeit in Richtung ihrer Weltanschauung.

Literatur

  • Friedrich Paul Heller, Anton Maegerle: Thule. Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten, Schmetterling Verlag, Stuttgart 1995. ISBN 3-89657-090-0
  • Susanne Mantino: Die ‚Neue Rechte’ in der ‚Grauzone’ zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus, Frankfurt am Main/Berlin/Bern 1992.
  • Jean Cremet, Felix Krebs, Andreas Speit: Jenseits des Nationalismus. Ideologische Grenzgänger der ‘Neuen Rechten’. Münster/Hamburg 1999. ISBN 3-928300-94-6

Weblinks

Quellen

  1. Uwe Backes, Gestalt und Bedeutung des intellektuellen Rechtsextremismus in Deutschland, In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. 46, 2001, S. 26.
  2. Vereinsregister Kassel Nr. 1571
  3. Hans Sarkowicz, Publizistik in der Grauzone, in: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, Wolfgang Benz (Hrsg.), Fischer Verlag 1992, S. 96.
  4. a b Horst Junginger: Paganismus und Indo-Germanentum als Identifikationselemente der Neuen Rechten. In: Uwe Puschner u. G. Ulrich Großmann: Völkisch und national. Darmstadt 2009, S. 285
  5. Pierre Krebs, Das Deutschtum am Scheideweg: Identitätsschwund oder ethno-ontologische Neugeburt?, In: Elemente Nr. 6 1998, S. 17; Zitat wiedergegeben in Uwe Backes, Gestalt und Bedeutung des intellektuellen Rechtsextremismus in Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Band 46 2001, S. 28.
  6. Verfassungsschutzbericht 2003, S. 88; Bericht 2006 S. 113; Verfassungsschutzbericht Hessen 2004, S. 80; Verfassungsschutzbericht Rheinland-Pfalz 2003, S. 40; Verfassungsschutzbericht Niedersachsen 2001, S. 67

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