Threads

Threads
Filmdaten
Originaltitel Threads
Produktionsland Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1984
Länge 110 Minuten
Stab
Regie Mick Jackson
Drehbuch Barry Hines
Produktion Mick Jackson
Graham Massey
John Purdie
Peter Wolfes
Kamera Andrew Dunn
Paul Morris
Schnitt Donna Bickerstaff
Jim Latham
Besetzung
  • Karen Meagher: Ruth Beckett
  • Reece Dinsdale: Jimmy Kemp

Threads ist ein Fernsehfilm von Mick Jackson aus dem Jahr 1984, der für die BBC gedreht wurde. Er dokumentiert die Folgen eines nuklearen Angriffs auf Großbritannien und die Folgen eines Atomkriegs allgemein. Der Film ist bislang nur auf Englisch erschienen.

Inhaltsverzeichnis

Handlung des Films

Der Film versucht aufzuzeigen, wie durch eine große Katastrophe – eben einen Atomkrieg – die sensiblen Fäden (engl. threads), die eine moderne Gesellschaft zusammenhalten, zerstört werden.

Als Szenerie dient die nordenglische Stadt Sheffield, im Mittelpunkt steht ein junges Liebespaar, Ruth Beckett (dargestellt von Karen Meagher) und Jimmy Kemp (Reece Dinsdale), sowie deren Familien. Die (fiktive) Handlung beginnt im März 1983 mit einer Invasion der Roten Armee im Iran. Hieraus entsteht schnell eine ernsthafte Krise zwischen der Sowjetunion und den USA, die einen Rückzug der sowjetischen Streitkräfte fordern.

Ruth entdeckt Anfang Mai, dass sie schwanger ist, und erzählt dies Jimmy, der ihr daraufhin einen Heiratsantrag macht. Zur selben Zeit verschärft sich die Krise, als bekannt wird, dass ein Schiff der US-Marine im Persischen Golf versenkt worden ist. Im Gegenzug wird ein Schiff der sowjetischen Flotte angegriffen.

Der amerikanische Präsident schickt Truppen in den Iran; der Bürgermeister Sheffields wird angewiesen, seinen Krisenstab zusammenzurufen. In den Supermärkten kommt es zu ersten Hamsterkäufen. Die Luftbasis RAF Finningley, 17 km von Sheffield entfernt, befindet sich im Alarmzustand (im Film ersichtlich über den BIKINI state).

Am 21. Mai stellen die USA den Sowjets ein Ultimatum, den Iran zu verlassen. In England demonstrieren die Menschen gegen den Krieg. Die britische Regierung übernimmt die Kontrolle über British Airways, die Ölplattformen in der Nordsee werden von der Royal Navy gesichert.

Am 22. Mai, 12 Uhr, läuft das Ultimatum aus. B-52-Bomber greifen die sowjetische Basis bei Meschhed an. Zur Verteidigung setzen die Sowjets eine atomar bestückte Abwehrrakete ein. Die USA antworten mit einem Atomschlag auf den sowjetischen Stützpunkt. Der Schlagabtausch ist zunächst beendet. Im britischen Parlament wird ein Notstandsgesetz beschlossen. Überall im Land kommt es zu Unruhen. Viele versuchen, aufs Land zu flüchten.

Am 24. Mai wird ein US-Flugzeugträger im Persischen Golf versenkt. Daraufhin verhängt die US-Regierung eine Seeblockade gegen Kuba. Auf den britischen Autobahnen kommt es zu kilometerlangen Staus. Tankstellen werden geschlossen. Viele Patienten mit weniger wichtigen Operationen werden aus den Krankenhäusern gebracht. „Subversive Elemente“ werden vorsorglich verhaftet. Private Telefonanschlüsse werden gesperrt. Aufgrund einer Nachrichtensperre weiß jedoch niemand von den Atomschlägen im Iran.

Am 25. Mai bestätigen Wissenschaftler die beiden atomaren Explosionen. Die Gewerkschaften drohen mit einem Generalstreik. Kunstwerke werden ebenso wie Feuerwehrwagen an sichere Orte gebracht. Der Bürgermeister von Sheffield begibt sich mit seinem Krisenstab in einen Bunker unterhalb des Rathauses. Über Fernsehen und Rundfunk wird die Bevölkerung unterrichtet, welche Schutzmaßnahmen zu treffen sind. Ruth bricht ob der ernsten politischen Lage in Tränen aus.

Am Morgen des 26. Mai schließlich kommt es zum nuklearen Schlagabtausch. Um 8 Uhr, so erfahren wir, ist es 3 Uhr in Washington, D.C., zu diesem Zeitpunkt dürften der US-Präsident und seine Berater im Bett liegen. Der Westen würde jetzt nur verzögert auf einen Angriff reagieren.

Ruth fühlt sich nicht wohl und bleibt im Haus ihrer Eltern, die etwas außerhalb von Sheffield wohnen. Jimmy ist schon bei der Arbeit (in einer Tischlerei), irgendwo in einem Außenbezirk von Sheffield.

Um 8:32 Uhr wird eine Angriffswarnung ausgegeben. Der Bürgermeister und sein Stab schalten auf Notstrom um und bereiten sich in ihrem Bunker auf den Einschlag vor. Über Sheffield heulen die Sirenen. Auf den Straßen herrscht Panik. Jimmy und seine Kollegen, ebenfalls überrascht, versuchen irgendwo unterzuschlüpfen.

Die erste Rakete explodiert um 8:35 Uhr über der Nordsee. Durch den elektromagnetischen Effekt wird das gesamte Stromnetz in Großbritannien und Nordwesteuropa außer Betrieb gesetzt.

Um 8:37 Uhr erfolgt die erste Angriffswelle, diese richtet sich gegen militärische Ziele der NATO. Der Luftwaffenstützpunkt RAF Finningley wird durch eine Bodenexplosion zerstört. Sheffield bleibt vorerst unberührt; der Atompilz ist jedoch in der ganzen Stadt deutlich sichtbar. Auf den Straßen herrscht unbeschreibliche Panik. Jimmy stürzt sich in sein Auto, in der Hoffnung, entkommen zu können. Landesweit sterben 2,5 bis 9 Millionen Menschen in dieser ersten Angriffswelle mit 80 Mt.

Wenig später explodiert die erste Rakete über Sheffield. Im Hypozentrum der Explosion wird jedes Leben ausgelöscht, die Bombe erreicht in ihrem Inneren Temperaturen zwischen 60 und 100 Millionen Grad Celsius. Gebäude nah dem Einschlagpunkt der Bomben werden durch die Detonationswellen dem Erdboden gleichgemacht, organisches Material verdampft in Sekunden. Weiter entfernte Gebäude werden schwer beschädigt. Menschen flüchten schreiend, verbrennen bei lebendigem Leib oder sterben sofort. Glas zerschmilzt aufgrund der Hitzeentwicklung von 5000–7000 Grad Celsius. Kurz darauf erreicht noch eine zweite Rakete die Stadt.

210 Mt werden im Film auf Großbritannien abgefeuert, insgesamt 3000 Mt zwischen Ost und West. Bis zu zwei Drittel aller Wohngebäude sind von der bevorstehenden Feuersbrunst betroffen. Durch die Druckwellen sind im gesamten Land fast alle Fensterscheiben zertrümmert worden, viele Dächer sind abgedeckt. Dadurch sind viele Menschen dem radioaktiven Niederschlag (Fallout) schutzlos ausgesetzt, der gut anderthalb Stunden nach den Explosionen auf die Stadt niederfällt.

Ruth und ihre Eltern, die sich im Keller verschanzt haben, haben den Angriff relativ unversehrt überstanden. Ruths kranke Großmutter, die infolge der Schutzmaßnahmen das Krankenhaus hatte verlassen müssen, stirbt sehr bald. Als Ruths Eltern die Leiche in ein Nebenzimmer bringen, bricht Ruth in die Stadt auf. Sie kann das Ausmaß der Zerstörung kaum begreifen: Die Straßen sind von Trümmern gesäumt, überall liegen Leichen, die wenigen Überlebenden sind geistig weggetreten. Ihre Eltern werden wenig später durch Plünderer ermordet.

Über Jimmys Schicksal erfährt der Zuschauer nichts; Ruth geht davon aus, dass er bei der atomaren Explosion ums Leben gekommen ist. (Dagegen spricht, dass sein Arbeitskollege Bob, der kurz vor der Zerstörung Sheffields ebenfalls in der Tischlerei war, überlebt hat.) Jimmys Eltern sterben wenige Tage nach den Explosionen an der Strahlenkrankheit, da sie stark mit dem radioaktiven Niederschlag in Kontakt gekommen sind und die Mutter zudem schwere Verbrennungen erlitten hat.

Der Rathausbunker, in dem sich der Bürgermeister Sheffields und dessen Berater aufhalten, liegt unter einer meterhohen Schicht Schutt begraben. Erst Wochen später schaffen es die Bergungskräfte, zu ihnen vorzudringen – freilich sind alle bereits verhungert.

Anderthalb Wochen nach den Angriffen setzt der nukleare Winter ein. 100 Mio. Tonnen Rauch und 500 Mio. Tonnen Staub sind in die Atmosphäre befördert worden; diese gewaltige Menge blockt den größten Teil des Sonnenlichts ab. Es ist dunkel und kalt, die Temperaturen fallen um bis zu 25 Grad.

Nachdem außer Ruth alle Hauptakteure ums Leben gekommen sind, treten an die Stelle einer festen Rahmenhandlung verschiedene Einblicke in den Alltag nach einem Atomkrieg: Die Krankenhäuser sind mangels Material überfordert, die Polizei kann nur mit Waffengewalt die Ordnung wiederherstellen. Es gibt kein frisches Wasser, auch keinen Strom. Nahrungsmittel sind knapp. Epidemien greifen um sich.

Die Überlebenden werden aufgefordert, sich am Wiederaufbau zu beteiligen, aber viele sind geschwächt. Die Zahl der Toten in Großbritannien beträgt drei Wochen nach dem Angriff 10 bis 20 Millionen, nach vier Monaten liegt die Zahl zwischen 17 und 38 Millionen. Die meisten Leichen verwesen unbeerdigt, da es an Arbeitskräften mangelt.

Überall im Land werden Internierungslager errichtet; Diebe, Plünderer und Kriminelle werden kurzerhand exekutiert. Durch das fehlende Sonnenlicht wachsen die Pflanzen nur kümmerlich, entsprechend bescheiden fällt die erste Nachkriegsernte aus. Ruth bringt ihr Kind zur Welt, das erstaunlicherweise kerngesund ist.

Nach einem Jahr kehrt die Sonne wieder zurück; die Ozonschicht ist jedoch zerstört, und die Menschen sind der UV-Strahlung schutzlos ausgesetzt. Das Krebsrisiko ist hoch. Heerscharen von Insekten suchen die Erde heim. Drei bis acht Jahre nach dem Krieg ist die Ozonschicht wieder intakt, zu diesem Zeitpunkt dürfte die Bevölkerungszahl Großbritanniens auf ein absolutes Minimum gesunken sein: von etwa 55 Millionen überleben nur 4 bis 11 Millionen den Krieg.

Ruth ernährt sich und ihre Tochter mit toten Ratten, die sie von einem Mann zugesteckt bekommt. Als Gegenleistung schläft sie mit ihm. Nach zehn Jahren stirbt Ruth, durch radioaktive Strahlen, Entkräftung und die harte körperliche Arbeit schwer gezeichnet und vorzeitig gealtert; eines ihrer Augen ist durch die starken UV-Strahlen erblindet. Ihre Tochter nimmt den Tod ihrer Mutter regungslos zur Kenntnis. Wie alle anderen Jugendlichen hat sie nicht richtig sprechen gelernt, sie beherrscht nur wenige Wörter und spricht in sehr kurzen, schwer zu verstehenden Sätzen.

Ruths Tochter (deren Name Jane nur im Nachspann genannt wird) verbringt wie die meisten anderen ihre Zeit damit, Kleidung zu reparieren oder die Felder zu bestellen. In einer Szene stromert sie zusammen mit anderen Jugendlichen durch die Straßen und stiehlt einen Laib Brot, um den sie sich später mit einem der Jungen streitet. Sie wird von ihm vergewaltigt.

Mittlerweile gibt es wieder Strom; hauptsächlich werden Dampfmaschinen eingesetzt. Bergbau wird von Hand betrieben. Die ersten Wiederaufbauprogramme laufen an.

In den letzten Szenen des Films sehen wir, wie Ruths (infolge der Vergewaltigung) hochschwangere Tochter durch die Ruinen zieht, die immer noch das Stadtbild prägen. Sie ist jetzt dreizehn Jahre alt, wir schreiben also das Jahr 1996, und die Szenerie lässt erkennen, dass Großbritannien de facto ein Polizeistaat ist. Sie sucht ein behelfsmäßiges Krankenhaus auf und bringt ihr Kind zur Welt. Es ist tot und bedingt durch die Strahlung missgebildet.

Über den Film

Wiedereintrittsspuren von acht MIRVs einer LG-118A Peacekeeper auf Kwajalein.

Der Film „Threads“ arbeitet mit verschiedenen Mitteln; neben der eigentlichen Handlung gibt es noch die Rolle eines Erzählers, der dem Zuschauer wichtige Hintergrundfakten vermittelt. In der Darstellung der Ereignisse hält sich der Film kaum zurück, manche Einzelheiten werden allerdings nur angedeutet (beispielhaft sei hier die letzte Szene genannt: der Zuschauer kann nur mutmaßen, wie schrecklich das Neugeborene aussieht, da Ruths Tochter bei dessen Anblick zu einem furchtbaren Schrei ausholt – wobei an die Stelle des Schreis der Nachspann tritt). Viele Bilder des Films bleiben dem Betrachter jedoch lange in Erinnerung – neben den Leichen und beispielsweise einem Sack mit toten Ratten natürlich auch der Atompilz, der durch die Zerstörung Finningleys hervorgerufen wird. Dieser wurde übrigens derart real nachgestellt, dass zum Zeitpunkt der Dreharbeiten viele Bürger tatsächlich glaubten, es habe einen Atomangriff gegeben.

Im Gegensatz zur ähnlichen US-Produktion The Day After – Der Tag danach, in der die Handlung vier Wochen nach den Angriffen endet und der Zuschauer darauf hoffen kann, dass eventuell nach wenigen Jahren wieder Normalität einkehren wird, legt Threads den Schluss nahe, dass die Gesellschaft sich vielleicht nie ganz von der Katastrophe erholen wird.

Bereits mehrere Jahre zuvor wurde der mehr im Stile einer Fernsehdokumentation aufgemachte, jedoch in seiner Drastik ähnlich weitgehende, britische Film zur gleichen Thematik The War Game produziert. Der ursprünglich 1965 gedrehte Fernsehfilm wurde aber wegen seiner verstörenden Wirkung erstmals 1985 ausgestrahlt.

Kritiken

Häufig wurde der Film mit The Day After verglichen.[1]. Vielfach beurteilten die Kritiker Threads als den besseren der beiden Filme.[2] Die sehr realitätsnahe Darstellung der Auswirkungen eines Atomkriegs auf gewöhnliche Zivilpersonen wurde besonders gelobt, gleichzeitig aber auch kritisiert, dass (mitunter sehr drastischen) Darstellungen nicht für jeden Zuschauer geeignet seien.[3] Manche Kritiker attestieren dem Film einen hohen pädagogischen Wert:

It is a real education, after watching this you will not be in favour of nuclear weapons.
Deutsch: Er hat echt erziehende Wirkung. Wer ihn gesehen hat, wird Atomwaffen nicht mehr befürworten.[4]

Rotten Tomatoes bewertet den Streifen mit 4,3 von 5 Punkten.[5]

Auszeichnungen

  • 1985 gewann der Film in vier Kategorien je einen BAFTA TV Award.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vergleich von Threads mit The Day After, mitsamt Bildern. (engl.)
  2. Kritik auf Postapocalypse mitsamt Bildern
  3. Kritik auf Fast Rewind (engl.)
  4. Kritik auf Logan and Glitz (engl.)
  5. Meta-Kritik auf Rotten Tomatoes (engl.)

Siehe auch: Science-Fiction-Film, Science Fiction im Fernsehen, Nuklearer Holocaust


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