Thomas Ebermann

Thomas Ebermann
Thomas Ebermann (links) bei einer Veranstaltung in Karlsruhe

Thomas Ebermann (* 18. April 1951 in Hamburg) ist Publizist und Politiker. Nach seinem Engagement beim Kommunistischen Bund war er 1980 an der Gründung der Partei Die Grünen in der Bundesrepublik Deutschland beteiligt. Unter anderem war er ab 1982 Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft und von 1987 bis 1988 als Bundestagsabgeordneter Fraktionssprecher der Grünen im Bundestag. Als Vertreter des ökosozialistischen, linken Flügels trat er zusammen mit anderen Ökosozialisten 1990 aus Protest gegen die zunehmend den etablierten Parteien zugewandte „realpolitische“ Tendenz der Grünen aus der Partei aus. In seiner publizistischen Arbeit analysiert Ebermann die gesellschaftspolitische Situation, oft mit satirisch-polemischen Untertönen.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Nach Abschluss der Realschule arbeitete Ebermann als Erziehungshelfer in einem Jugendheim, danach bei den Phoenix-Gummiwerken und auf der Norddeutschen Affinerie. Dazwischen leistete er den Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ab.

Über das Bergedorfer Arbeiter- und Lehrlingszentrum (BALZ) kam er zum Hamburger Sozialistischen Arbeiter- und Lehrlingszentrum (SALZ), aus dem sich durch den Zusammenschluss mit dem Kommunistischen Arbeiterbund (KAB) Ende 1971 der Kommunistische Bund (KB) bildete. Innerhalb des KB war Ebermann unter dem Namen „Langer“ bekannt und insbesondere in der Afrika-Kommission tätig, die sich mit den Befreiungsbewegungen in Afrika beschäftigte und besondere Beziehungen zur MPLA in Angola unterhielt.

1978 engagierte er sich bei der Bildung der Bunten Liste in Hamburg und beteiligte sich an der Gründung der Partei "Die Grünen" im Jahre 1980. Gleichzeitig trennte er sich mit der Gruppe Z vom Kommunistischen Bund. Innerhalb der Grünen war er mit Rainer Trampert einer der Exponenten des ökosozialistischen Parteiflügels. 1982 wurde er mit der GAL Mitglied der Hamburger Bürgerschaft (bis 1984) und deren Fraktionsvorsitzender. Die GAL führte 1982 erstmals Gespräche über die Tolerierung einer SPD-Minderheitsregierung („Hamburger Verhältnisse“), durch die Ebermann bundesweit bekannt wurde. Im August 1982 nahm Ebermann, der zu jener Zeit bereits Abgeordneter der Bürgerschaft war, zusammen mit 58 weiteren Personen an der Besetzung einer leerstehenden Polizeiwache in Hamburg teil und wurde vorübergehend von der Polizei festgenommen.[1]

1987 zog er über die Hamburger Landesliste der Grünen in den Bundestag ein, dem er bis 1988 angehörte. Er setzte sich knapp gegen Otto Schily bei der Wahl der Fraktionssprecher durch; später beklagte er seine Einflusslosigkeit in der von „Realos“ geprägten Fraktion. 1990 verließ er gemeinsam mit Rainer Trampert und 41 anderen die Grünen und war tätig für die radikale Linke (vergleiche auch Neue Linke).

Ebermann lebt in Hamburg, ist als Publizist tätig und tritt an der Seite von Rainer Trampert in politisch-satirischen Lesungen „Sachzwang und Gemüt“ auf. Für die Kleinkunstbühne Polittbüro von Lisa Politt und Gunter Schmidt in Hamburg gestaltet der „langjährige konkret-Autor, Satiriker und ungekrönte Columbo der Politik“ die „Vers- und Kaderschmiede“.

Zitate

  • „Links sein heißt kein Vaterland haben, nicht um einen nationalen Standort in der Welt rangeln, sondern denen, die in diesem System das Sagen haben, die Pest an den Hals zu wünschen“ (zitiert in Reinhard Mohr: „Der Oskar-Lafontaine-Komplex“, SPIEGEL Online 21. Sept. 2008 [1])

Veröffentlichungen

  • Die Zukunft der Grünen. Ein realistisches Konzept für eine radikale Partei. 1984 (Mit Rainer Trampert.)
  • Die Offenbarung der Propheten. 1995, ISBN 3894581395 (Mit Rainer Trampert.)
  • Verpaßt Deutschland den Anschluß?. Verlag Die Brotsuppe, Emmendingen 2000, ISBN 3-935240-00-7 (2 CDs. Mit Rainer Trampert).
  • Sachzwang & Gemüt. 2002 (Mit Rainer Trampert.)
  • Zuckermann, Moshe: Zweierlei Israel? Auskünfte eines marxistischen Juden an Thomas Ebermann, Hermann L. Gremliza und Volker Weiß. konkret texte 34, Hamburg 2003, ISBN 3-930786-39-7

Quellen

  1. Knaurs Weltspiegel 1984, ISBN 3-426-07658-6

Weblinks


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