Thomas Borer

Thomas Borer

Thomas Gustav Borer (* 29. Juli 1957 in Basel; heimatberechtigt in Büsserach) ist ein Schweizer Unternehmensberater und ehemaliger Diplomat. Er leitete von 1996 bis 1999 die Taskforce Schweiz–Zweiter Weltkrieg.[1] Anschliessend war er bis 2002 Botschafter der Schweiz in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Thomas Borer studierte Rechtswissenschaft an der Universität Basel und erwarb 1985 den Doktortitel mit der Auszeichnung summa cum laude. Daraufhin arbeitete er bei der Credit Suisse in Genf.

Tätigkeit als Diplomat

Er trat 1987 als Diplomat in das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ein. Der Völkerrechtler war von 1989 bis 1993 als stellvertretender Chef der «Sektion für Völkerrecht» in der Völkerrechtsdirektion tätig. 1993 wurde er als Mitarbeiter der Schweizer Botschaft nach Washington entsandt. 1994 wurde er vom Bundesrat zum Stellvertretenden Generalsekretär des EDA ernannt.

1996 wurde Thomas Borer zum Botschafter ernannt und mit der Leitung der Taskforce Schweiz–Zweiter Weltkrieg betraut, die mit jüdischen Organisationen den Bankenvergleich aushandelte (Swissbankclaims). Borer wurde für seine Tätigkeit vom US-Kongress belobigt. Die Taskforce wurde per Ende März 1999 aufgelöst.

1999 wurde Borer zum Botschafter der Schweiz in Deutschland ernannt. Aus dieser Zeit sind er und seine Frau Shawne Fielding Borer auch einem breiten Kreis der Öffentlichkeit bekannt.

Der SonntagsBlick-Skandal

Nach einem auf Falschaussagen basierenden Artikel der Schweizer Boulevardzeitung SonntagsBlick im März 2002, der Borer eine Affäre[2] mit Djamila Rowe nachsagte, wurde er nach Bern zurückgerufen. Borer reichte am 28. April 2002 eine fristlose Kündigung per 30. April 2002 ein[3], die vom Bundesrat am 1. Mai 2002 angenommen wurde.[4]

Michael Ringier, der Verleger des Blick, entschuldigte sich im Juli 2002 öffentlich beim Ehepaar Borer-Fielding, und Chefredaktor Mathias Nolte trat zurück. Der Ringier-Verlag musste nach einem aussergerichtlichen Vergleich Schmerzensgeld von über einer Million Schweizer Franken[5][6][7] zahlen.

Beratertätigkeit

Nach seinem Rücktritt aus der Politik wurde Thomas Borer im Jahre 2002 Unternehmensberater. Er sitzt im Verwaltungsrat mehrerer Firmen, bis Januar 2010 unter anderem der Renova Management AG des russischen Financiers Wiktor Felixowitsch Wekselberg in Zürich.

Am 7. November 2010 bestätigte Borer eine Meldung der SonntagsZeitung, dass er alle Mandate für Wekselberg und dessen Renova Management AG abgegeben habe, auch jenes als Berater. Während seiner fünfjährigen Beratertätigkeit für Wekselberg hatte Borer unter anderem im Fall Sulzer einen erfolgreichen 10-Millionen-Franken-Vergleich im Verfahren gegen das Eidgenössische Finanzdepartement und im Fall OC Oerlikon einen Freispruch vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona erreicht.

Seit 2010 ist Borer Verwaltungsratspräsident der Swiss Authentication Research and Development AG[8] und seit November 2010 auch CEO dieses Unternehmens im thurgauischen Tägerwilen, das chemisch-physikalische Sicherheitslösungen zum Schutz vor Produktfälschungen entwickelt. Daneben nimmt er Mandate im Bereich Public Affairs wahr und vermittelt Investments.[9]

Familie

Borer ist seit 1999 mit Shawne Fielding verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.[10] Borer und seine Ehefrau trennten sich im Februar 2010.[11]

Auszeichnungen

Borer wurde für seinen Humor und seine Menschlichkeit mit dem Orden wider den tierischen Ernst des Aachener Karnevalsvereins ausgezeichnet und hatte Auftritte in vielen internationalen TV- und Medienshows, darunter in der Fernsehsendungen Wetten, dass..? und Sabine Christiansen.

Publikationen

  • Das Legalitätsprinzip und die auswärtigen Angelegenheiten. Helbing und Lichtenhahn, Basel/Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-7190-0937-8.
  • Die Auseinandersetzung Schweiz – Zweiter Weltkrieg: Ein neuer Typ politischer Risiken für Unternehmen und die Lehren für die Zukunft? (am Symposium zum Management politischer Risiken in Finanzinstitutionen, Universität St. Gallen). Maerki Baumann, Zürich 2001.
  • Public Affairs. Bekenntnisse eines Diplomaten. Econ, München 2003, ISBN 3-430-11567-1.

Literatur

  • Oliver Zihlmann, Philippe Pfister: Der Fall Borer. Fakten und Hintergründe eines Medienskandals. Werd Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-85932-436-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Medienmitteilung zur Auflösung der Taskforce vom 31. März 1999
  2. Djamila Rowe: Ich hatte nie Sex mit Borer B.Z.. 8. Juli 2002. Abgerufen am 20. April 2011. Zitat: «Rowe darin: ‹Da ich durch den enormen psychischen Druck, den (…) Michael Ringier (Schweizer Verleger, Anm. d. Red.) und seine Mitarbeiter auf mich ausübten, für mich keinen anderen Ausweg mehr sah und aufgrund des hohen angebotenen Geldbetrages willigte ich schließlich ein, bei ihrer veröffentlichten unwahren Geschichte und deren Fortsetzung weiter zur Verfügung zu stehen.›»
  3. Thomas Borer verlässt EDA. In: Swissinfo. 19. August 2002. Abgerufen am 20. April 2011.
  4. Thomas Borer: Bundesrat akzeptiert Kündigung. In: news.ch. 1. Mai 2002. Abgerufen am 20. April 2011.
  5. Die Schlammschlacht geht weiter. In: Der Spiegel. 16. Juli 2002. Abgerufen am 20. April 2011. Zitat: „«Rowe hatte erklärt, sie sei von der ‹Blick›-Reporterin Alexandra Würzbach unter psychischen Druck gesetzt worden und habe letztlich von ihr viel Geld für ihre frei erfundene Sex-Beichte erhalten.»
  6. Thomas Knellwolf: «Blick» bleibt dabei. 2002: Borers Fall, Teure Texte. In: Tages-Anzeiger. 14. Oktober 2009, Seite 3, Spalte 3.
  7. VIP-Ticker. In: Welt Online. 8. Dezember 2002. Abgerufen am 20. April 2011.
  8. openpr.de: Dr. jur. Thomas Borer neuer Verwaltungsratspräsident bei der Swiss Authentication Research and Development AG. Pressemitteilung vom 2. Juni 2010. Abgerufen am 20. April 2011.
  9. Website Dr. Borer Consulting
  10. Lebenslauf auf der Website seines Unternehmens Dr. Borer Consulting. Abgerufen am 4. April 2011
  11. Shawne Fielding und Thomas Borer: Der Traum ist geplatzt. In: Glanz & Gloria, Schweizer Fernsehen. 15. Februar 2010. Abgerufen am 4. April 2011.

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