Theophil Sprecher

Theophil Sprecher

Theophil Andreas Luzius Sprecher von Bernegg (* 27. April 1850 in Maienfeld; † 6. Dezember 1927) war eine politische Persönlichkeit aus der Schweiz und von 1914 - 1919 Chef des Generalstabs der Schweizer Armee.

Biografie

Theophil Sprecher wurde 1850 als Sohn von Landamtmann Anton Herkules Sprecher von Bernegg geboren. Nach dem Gymnasium in Basel und Schiers begann er ein Studium an der Universität Leipzig, brach dieses nach dem Tod seines Vaters aber ab und widmete sich der Bewirtschaftung der Güter seiner Familie in Maienfeld. Im Jahr 1871 wurde er in den Gemeinderat von Maienfeld gewählt und 1877 war er Stadtpräsident. Sprecher war Verwaltungsrat der Vereinigte Schweizer Bahnen (VSB), Abgeordneter im Grossen Rat Graubündens und 1881 Verwaltungsrat der Bank für Graubünden. 1882 wurde er als Landammann des Kreises Maienfeld gewählt und Mitglied (später Präsident) des Bezirksgerichts Unterlandquart. Sprecher wurde auch Mitglied danach Präsident des Verwaltungsrates der Rhätischen Bahn und Mitglied des bündnerischen Kantonsgerichtes. Zusammen mit dem katholischen Korpskommandanten Friedrich Brügger war Sprecher 1895 Reorganisator des "Bündner Tagblatts" und führender Kopf der anfänglich überkonfessionellen Bündner Konservativ-demokratischen Partei

Auch seine militärische Laufbahn war beachtlich, wurde er doch 1880 Hauptmann im Generalstab, 1886 Stabschef der VIII. Division und 1891 Oberst im Generalstab. Danach Stabschef des IV. Armeekorps und 1897 Kommandant der Infanterie-Brigade 16. Es folgte 1901 das Amt als Oberstdivisionär und Kommandant der Gotthardbefestigungen, 1902 Kommandant der VIII. Division und 1905 Chef der Generalstabsabteilung unter Beibehaltung des Kommandos der VIII. Division. In diesem Amt realisierte er 1907 die Militärorganisation (MO). Sprecher konzipierte die Befestigung der Schweiz. Den Kanton Graubünden betrachtete Sprecher auf Grund des Gebirges als ausreichend befestigt. In der Logistikinfrastruktur ortete er jedoch gerade dort den größten Handlungsbedarf. Seine Antwort darauf war die Förderung der Rhätischen Bahn, welche die 150 Täler des Kantons miteinander verbindet. Im Jahr 1909 war er neben Chef der Generalstabsabteilung auch Oberstkorpskommandant und Kommandant des IV. Armeekorps und verwirklichte 1912 die Truppenordnung (TO).

Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs wäre Theophil Sprecher eigentlich als General vorgesehen gewesen, er verzichtete aber im Verlaufe einer intrigenbelasteten Generalswahl zu gunsten von Ulrich Wille auf die Generalswürde und übernahm innerhalb der Armeeleitung die Position des Generalstabschefs der Armee. Für Aufsehen sorgte (gemäss Weltwoche vom 28. Mai 1987) ein 1987 gefundener Brief Willes an seine Frau vom November 1914, in dem er Sprecher bezichtigte, an der Seite Deutschlands in den Krieg gegen Frankreich ziehen zu wollen - was Wille als "unreife Idee" verwarf. Das wäre der erste Offensivkrieg der Schweiz seit Marignano im Jahr 1515 (und der darauf folgenden „immerwährenden“ Neutralität) gewesen.

Ab 1919, nach dem Rücktritt aus der Armee, engagierte er sich für den Erhalt der integralen bewaffneten Neutralität und gegen einen Beitritt der Schweiz zum Völkerbund.

Literatur

  • Generalstabschef Theophil Sprecher von Bernegg; Daniel Sprecher; Buchverlag NZZ; ISBN 3-03823-070-7
  • Generalstabschef Theophil Sprecher von Bernegg - Gesammelte Schriften I und II; Daniel Sprecher; Buchverlag NZZ; ISBN 3-85823-967-4

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Theophil Sprecher von Bernegg — Theophil Andreas Luzius Sprecher von Bernegg (* 27. April 1850 in Maienfeld; † 6. Dezember 1927) war eine politische Persönlichkeit aus der Schweiz und von 1914–1919 Chef des Generalstabs der Schweizer Armee. Biografie Theophil Sprecher wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Sprecher (Begriffsklärung) — Sprecher bezeichnet einen Beruf, siehe Sprecher und ist der Name von folgenden Personen Andreas Sprecher von Bernegg (* 1871, † 1951), Schweizer Pflanzenbauwissenschaftler Claudio Sprecher (* 1980), Liechtensteiner Skirennläufer Margrit Sprecher… …   Deutsch Wikipedia

  • Sprecher — bezeichnet: eine Person, die im Sprechen begriffen ist, im Unterschied zum Zuhörer auf eine bestimmte Sprache oder Dialekt bezogen die Personen, die diese Sprache oder diesen Dialekt benutzen in Ausübung einer beruflichen oder künstlerischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Sprecher von Bernegg — ist der Name folgender Personen: Andreas Sprecher von Bernegg (1871–1951), Schweizer Pflanzenbauwissenschaftler Anton Adolf Christoph Sprecher von Bernegg (1849–1915), deutscher Reichsgerichtsrat Fortunat Sprecher von Bernegg (1585–1647), Bündner …   Deutsch Wikipedia

  • Jörg Sprecher — (* 12. März 1907 in Zürich; † 22. Dezember 1997 in Chur, reformiert, heimatberechtigt in Davos, Küblis, Maienfeld sowie Jenins) war ein Schweizer Militär. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrung …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Adolf Christoph Sprecher von Bernegg — (* 2. Oktober 1849 in Chur; † 9. Mai 1915 in Baden/Aargau) war ein deutscher Reichsgerichtsrat. Leben Er kam aus einem altadeligen Rittergeschlecht aus Graubünden.[1] Nachdem er früh Waise geworden war, wuchs er zusammen mit seinem Cousin… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernegg — ist der Name des Schloss Bernegg in Emmishofen (Schweiz). der Ruine Bernegg bei Hinwil in der Schweiz. der Burg Bernegg im Schanfigg in der Schweiz. der Burg Bernegg (Berneck) in Tirol. und ist der Name von folgenden Personen Andreas Sprecher von …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Wille sen. — Ulrich Wille als CB der Tigurinia Zürich Ulrich Wille, 1916 gemalt von Ferdinand Hodler …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Wille senior — Ulrich Wille als CB der Tigurinia Zürich Ulrich Wille, 1916 gemalt von Ferdinand Hodler …   Deutsch Wikipedia

  • Generalstabschef — Als Generalstab wird in der deutschen Militärgeschichte häufig die Summe aller speziell ausgebildeten Generalstaboffiziere bezeichnet, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Andererseits wird damit auch eine bestimmte Institution… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”