Theodor Mügge

Theodor Mügge

Theodor Mügge, eigentlich Friedrich Theodor Leberecht Mücke (* 8. November 1802 in Berlin ; † 18. Februar 1861 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller und Verfasser von Abenteuerromanen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mügge war zunächst Kaufmann, danach für kurze Zeit Soldat. 1826 begann er an der Berliner Universität ein Studium der Naturwissenschaften, Geschichte und der Philosophie, das er schließlich 1832 mit der Promotion zum Dr. phil. an der Universität Jena abschloss. Danach widmete er sich ganz der Literatur, indem er zugleich Mitarbeiter an mehreren politischen Journalen wurde. 1848 war er an der Gründung der Berliner Nationalzeitung beteiligt, deren Feuilleton er eine Zeit lang redigierte. Am bekanntesten wurde er durch seine zahlreichen Romane und Novellen, die sich durchgängig durch Erfindungsreichtum, durchdachte Behandlung des Stoffes und leichte und gefällige Darstellung auszeichnen.

Wie die Romane mit dem Hintergrund des nordischen Lebens Mügges beste poetische Leistungen waren, so ragten auch unter seinen Reisebildern die Schilderungen aus dem Norden besonders hervor, und bei glücklicher Auffassung der geographischen und ethnographischen Eigentümlichkeiten der durchstreiften Länder werden darin auch die politischen Verhältnisse mit Sachkenntnis besprochen.

Er war Mitherausgeber der historisch-romantischen Taschenbuchreihe Vielliebchen (1828 bis 1861). Die Neue Deutsche Biographie schreibt über ihn Ein freiheitlicher Zug zog wie ein roter Faden durch sein Leben und Werk.

In einer für die Jugend bearbeiteten Form fanden einige Werke noch neuere Auflagen. Literarischen Niederschlag fand der Autor im Spätwerk von Arno Schmidt.

Er ist der Großvater des Schriftstellers Hans Dominik. Er wurde von Friedrich Nietzsche für lesenswert befunden.

Werke (Auswahl)

Buchdeckel von Toussaint, der Negerheld. Zweite Auflage einer Bearbeitung aus dem Jahr 1874.
Illustration von Hermann Vogel zu einer 1883 erschienenen Ausgabe von Afraja.

als Autor

Belletristik
  • Der Chevalier. Ein Roman. Wigand, Leipzig 1835.
  • Die Vendéerin. Ein Roman. Duncker, Berlin 1837 (thematisiert den Aufstand der Vendée).
  • Tänzerin und Gräfin. Ein Roman. Michelsen, Leipzig 1839 (2 Bde.).
  • Toussaint oder der Negeraufstand in Haiti. Eine historische Erzählung für die Jugend. Hoffmann, Stuttgart 1840.
  • König Jakobs letzte Tage. Ein Roman. Janke, Eisleben 1850.
  • Der Vogt von Sylt. Roman. Greifenverlag, Rudolstadt 2009, ISBN 978-3-86939-142-4 (formal falsche ISBN) (Nachdr. d. Ausg. Berlin 1851).
  • Der Majoratsherr. Janke, Berlin 1853.
  • Afraja. Abenteuer am Lyngenfjord; Roman. Edition Hohesufer.com, Hannover 2011, ISBN 978-3-941513-19-8 (Nachdr. d. Ausg. Frankfurt/M. 1854; früherer Titel: Afraja, König von Lappland).
  • Die Erbin. Roman. Janke, Berlin 1855.
  • Erich Randal. Historischer Roman aus der Zeit der Eroberung Finnlands durch die Russen im Jahre 1808 (Deutsche Bibliothek; 9). Meidinger, Frankfurt/M. 1856 (thematisiert die Entstehung des Großfürstentums Finnland).
  • Die Standpunkte der Gesellschaft. Roman. Janke, Berlin 1858.
  • Der Prophet. Historischer Roman aus dem Bauernkrieg. Michelsen, Leipzig 1860.
  • Leben und Lieben in Norwegen. Vier Novellen aus dem norwegischen Volksleben. Meidinger, Frankfurt/M. 1858 (Inhalt: Der Schütz von Senjenoe, Henry Dartley, Riukan Voß und Signa, die Seterin).
  • Eine Lebensfrage. Anna. Zwei Erzählungen. Trewendt, Breslau 1867.
  • Am Malanger Fjord. Zwei Kriminalerzählungen. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1986.
  • Verrat am Lyngenfjord. Eine Geschichte um Afraja, den Fürsten der Lappen (Ueberreuter-Jugendbibliothek; 6). Ueberreuter, Wien 1957 (für die Jugend bearbeitete Fassung des Romans Afraja. Abenteuer am Lyngenfjord).
Sachbücher
  • Die Schweiz und ihre Zustände. Reiserinnerungen. Kius, Hannover 1847 (3 Bde.).
  • Skizzen aus dem Norden (Reise durch Skandinavien; 1). Kius, Hannover 1844 (2 Bde.).
  • Streifzüge in Schleswig-Holstein und im Norden der Elbe. Literarische Anstalt, Frankfurt/M. 1846 (2 Bde.).
  • Nordisches Bilderbuch. Reisebilder. 3. Auflage. Trewendt, Frankfurt/M. 1858.
  • Illustrierte Kriegsgeschichte von 1859 in Wort und Bild. Meidinger, Frankfurt/M. 1860.
Werkausgaben
  • Gesammelte Werke in 17 Bänden. Trewendt, Breslau 1862.
  • Romane in 33 Bänden. Trewendt, Berlin 1862/67.
  • In der Reihe Bibliothek der deutschen Literatur der Kulturstiftung der Länder erfolgte eine Gesamtausgabe auf Mikrofiche, ISBN je nach Ausgabe: ISBN 3-598-51962-1, ISBN 3-598-50020-3 Teilausg. Restauration, ISBN 3-598-50030-0.

als Herausgeber

  • Vielliebchen. Historisch-romantisches Taschenbuch. Baumgärtner, Leipzig 1828 ff. (zusammen mit August von Witzleben).

Literatur

  • Julius Riffert.: Mügge, Theodor. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 455 f.
  • Hans-Wolf Jäger: Mügge, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 268 f.
  • Martha-Maria Rabsahl: Die skandinavische Landschaft in den Werken von Theodor Mügge und in den Reisebeschreibungen und Romanen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Dissertation, Universität Breslau 1941.
  • Hugo Willich: Theodor Mügge. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Romans im 19. Jahrhundert. Dissertation, Universität Göttingen 1923.[1]
  • Schmitz, Dieter Hermann: Zum Finnland-Bild in der deutschen Literatur. Theodor Mügges historischer Roman „Erich Randal“ unter besonderer Berücksichtigung von Leben und Werk des Schriftstellers. Lizentiatenarbeit. Universität Tampere, Finnland 1999.
  • Cathrine Theodorsen: Political realism and the fantastic romantic. German liberal discourse and the Sámi in Theodor Mügge’s novel „Afraja“ (1854). In: Nordlit, Bd. 23 (2008), S. 355–370, ISSN 0809-1668.
  • Cathrine Theodorsen: „I was as true and loyal as possible“. Images of the North and the Sámi in Theodor Mügge's Travel Writing. In: Anka Ryall, Johan Schimanski, Henning Howlid Wærp (Hrsg.): Arctic Discourses. Cambridge Scholars Publ., Newcastle upon Tyne 2010, ISBN 978-1-4438-1959-6, S. 152–178.

Einzelangaben

  1. Eine Zusammenfassung von Hugo Willichs Dissertation findet sich im Jahrbuch der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen, 1923, S. 66–68.

Weblinks

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