Theodor Lewald

Theodor Lewald

Theodor Lewald (* 18. August 1860 in Berlin; † 15. Juli 1947 ebenda) war ein deutscher Sportfunktionär und Vorsitzender des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1936.

Bei den Besprechungen zum Bau des Berliner Olympiastadions;
v. l. n. r.: Lewald, Heinrich Sahm, Paul Schwarz und Walter Marsch, 1933

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lewald wuchs in Berlin als Sohn des Justizrats Otto Lewald auf, der in jungen Jahren vom Judentum zum Protestantismus übergetreten war. Nach der Schulausbildung an einem Berliner Gymnasium studierte er zunächst Medizin, dann Jura. Nachdem er das Studium abgeschlossen hatte, gehörte Lewald 30 Jahre lang (von 1891 bis 1921) dem Reichsamt des Innern an. Während dieser Zeit hat Lewald verschiedentlich das Deutsche Reich im Ausland vertreten, so bei den großen internationalen Ausstellungen von Chicago (1893), Paris (1900) und St. Louis (1904). 1919 erfolgte seine Ernennung zum Staatssekretär.

1921 wurde Lewald zunächst in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Bald darauf erfolgte jedoch seine Reaktivierung, indem er zum zweiten Bevollmächtigten für die Genfer Konvention über Oberschlesien ernannt wurde. 1925 leitete er zur Zeit der Weimarer Republik die deutsch-polnischen Handelsverhandlungen. Lewald war Ehrendoktor verschiedener deutscher und ausländischer Universitäten und Ehrenmitglied in- und ausländischer Institute und Stiftungen.

Sportfunktionär

Bereits seit 1900 hatte sich Lewald sportpolitischen Aufgaben gewidmet, unter anderem der Finanzierung an der dritten Olympiade in St. Louis 1904. Er setzte außerdem die Kreditvorlage für die Vorbereitung der Olympischen Spiele 1916 in Berlin durch, die jedoch auf Grund des Ersten Weltkriegs nicht stattfanden.

1919 gründete Lewald den Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen und das Deutsche Olympische Komitee. Er wurde zum Präsidenten beider Gremien gewählt. In dieser Position konnte er sich mit Hilfe seines Freundes Pierre de Coubertin und dank seiner Beziehungen zu sportinteressierten Auslandskreisen für die Zulassung Deutschlands zum Internationalen Sport einsetzen. Ab 1924 vertrat er die Weimarer Republik im Internationalen Olympischen Komitee. Zwei Jahre zuvor, 1922, hatte er mit Carl Diem die Deutsche Hochschule für Leibesübungen gegründet. Von 1925 bis 1940 war der Sportpädagoge und Staatsrat Albert Hirn Direktor der Preußischen Hochschule für Leibesübungen. Trotz seiner seit dem 1. Mai 1933 bestehenden Mitgliedschaft in der NSDAP und in der SA wurde Albert Hirn aus ideologischen Gründen aus Berlin nach Heidelberg zwangsversetzt.

Als Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele prägte Lewald entscheidend das Bild der Olympischen Spiele in Berlin 1936, insbesondere durch den Bau des Olympiastadions. Außerdem initiierte er zusammen mit Carl Diem den Fackellauf mit 3000 Teilnehmern von Griechenland nach Berlin. Im Jahr 1925 erhielt er den Ehrendoktortitel der Universität Bonn.

Späte Jahre

1938 musste er sich – offiziell aus Altersgründen – von seinen Ämtern zurückziehen. Tatsächlich geschah dies auf nationalsozialistischen Druck, und zwar wegen Lewalds nicht lückenlos nachzuweisender „arischer Abstammung“. Lewald starb 1947 im Alter von 87 Jahren.

Familie

Die Schriftstellerin Fanny Lewald war seine Tante, der Theologe und Schriftsteller Theodor Althaus, nach dem er seinen Vornamen hatte, war sein Onkel.

Literatur

  • Arnd Krüger: Theodor Lewald. Sportführer ins Dritte Reich. Berlin 1975

Weblinks


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