Theobald II. (Champagne)

Theobald II. (Champagne)
Theobald der Große

Theobald der Große (franz.: Thibaut le Grand, * 1093; † 10. Januar 1152) war ab 1102 als Theobald IV. Graf von Blois, Chartres, Châteaudun, Sancerre und als Theobald II. Graf von Meaux, sowie seit 1125 ebenfalls als Theobald II. Graf von Troyes (Champagne).

Biographie

Er war der älteste Sohn von Graf Stephan Heinrich von Blois und Adela von England, einer Tochter Wilhelm des Eroberers, und der ältere Bruder des späteren englischen Königs Stephan. Obwohl nicht der älteste Sohn wurde Theobald dennoch der Haupterbe seines Vaters, nachdem sein älterer Bruder Wilhelm vermutlich wegen einer geistigen Behinderung vom Erbe ausgeschlossen wurde. 1125 erbte Theobald von seinem Onkel Hugo die Grafschaft Troyes sowie den Titel eines Grafen von Champagne (comes Campanie), den er selbst geschaffen hatte, obwohl er nicht die gesamte Provinz beherrschte. Zunächst stand Theobald unter der Vormundschaft seiner Mutter, die auch nach seiner Mündigkeit 1109 großen Einfluss auf ihn hatte. Zuvor wurde Theobald 1107 zum Ritter geschlagen.

Theobald führte zu seinem königlichen Lehnsherren Ludwig VI. ein wechselhaftes Verhältnis. Zunächst stand er dem König während des sogenannten „Aufstand der kleinen Barone“ bei, und brannte dabei 1111 die Stammburg des aufrührerischen Herrn von Le Puiset nieder. Doch schon bald darauf zerwarf er sich mit dem König, Ursache war die vakant gewordene Grafschaft Corbeil auf die Theobald einen Anspruch erhob, den der König aber nicht anerkannte. Theobald verbündete sich mit den Aufständischen, wurde aber bei Toury durch den König geschlagen. Gegen dessen Verbündeten, Graf Robert II. von Flandern, konnte Theobald in der Nähe von Meaux aber siegen. Nach einem kurzzeitigen Frieden 1113 unterstützte Theobald 1114 den rebellierenden Hugues de Crécy bei der Verteidigung von Gournay, die aber erfolglos verlief und somit den Aufstand beendete.

Theobald verbündete sich danach mit seinem Onkel König Heinrich I. von England und führte den Kampf gegen König Ludwig VI. fort, dessen verbündeten Grafen Wilhelm II. von Nevers er 1115 gefangen nahm. Im Oktober 1119 war Theobald zu einem Frieden mit dem König gezwungen, nachdem Papst Kalixt II. auf einem Konzil in Reims sowohl Kaiser Heinrich V., den Gegenpapst Gregor VIII. und auch den ihn unterstützenden Heinrich I. von England exkommunizierte. Theobald leistete daraufhin dem König Heerfolge, nachdem der Kaiser 1124 mit einem Heer in Frankreich einfiel, dabei aber bei Metz zum Rückzug genötigt werden konnte. Nach der Bewältigung dieser Bedrohung nahm Theobald seine Opposition zum König wieder auf und unterstützte 1127 den Aufstand des Stephan von Garlande, worauf der König mit einem Heer die Champagne verwüstete.

1135 starb Heinrich I. von England und Theobald wurde als ältester Enkel Wilhelms des Eroberers von den normannischen Baronen die Krone angetragen, da diese einen Erbgang an die Grafen von Anjou durch seine Cousine Matilda verhindern wollten. Doch sein jüngerer Bruder Stephan, der bereits in England begütert war, bemächtigte sich mit Unterstützung des dritten Bruders Bischof Heinrich von Winchester des Thrones und wurde dabei von Papst Innozenz II. anerkannt. Gegen diese Usurpation setzten sich Matilda und ihr Ehemann Graf Gottfried V. von Anjou zur wehr und verbündeten sich dafür mit dem Herzog von Aquitanien. Zunächst konnten sich die Blois-Brüder behaupten besonders nachdem Aquitanien durch den Tod des Herzogs 1137 neutralisiert wurde und Theobald die Ehe dessen Erbtochter Eleonore mit dem neuen französischen König Ludwig VII. vermittelten konnte. Im gleichen Jahr wurde Theobald von seinem Bruder mit der Regentschaft in der Normandie betraut als Ausgleich für die entgangene Krone.

Dieser Annäherung an die französische Krone folgte jedoch bald eine neue Konfrontation. Im Streit um die Investitur eines neuen Erzbischofs in Bourges 1141 zwischen dem König und dem Papst ergriff Theobald Partei für den päpstlichen Kandidaten. Ein Jahr später kam es zu einem tiefer gehenden Bruch mit dem König nachdem sich dessen Vetter und Seneschall, Graf Rudolf von Vermandois, von Theobalds Schwester trennte um stattdessen eine Schwester der Königin zu heiraten. Theobald sah darin ein Komplott des Königs gegen ihn und erreichte auf einem Konzil im champagnischen Lagny die Verhängung des Interedikts über Vermandois. Der König erklärte Theobald den Krieg und marschierte mit seinem Bruder Robert von Dreux in die Champagne ein. Nachdem dabei der König bei einem Angriff auf Vitry mehr als tausend Menschen in einer Kirche niederbrennen ließ, rief Theobald über dem ihm vertrauten Bernhard von Clairvaux die Autorität des Papstes an was 1143 einen in Vitry geschlossenen Frieden erzwang, indem der König die Champagne räumen und auch in der Bischofsfrage in Bourges nachgeben musste.

Dieser Konflikt gegen den König hatte zur Folge das Theobald dem zur gleichen Zeit offen ausbrechenden englischen Bürgerkrieg und die damit einhergehende Invasion der Normandie durch den Grafen von Anjou weitestgehend tatenlos gegenüber stand, wodurch bis 1144 die Normandie verloren ging. Diese Entwicklung förderte im Gegenzug die Versöhnung Theobalds mit dem König, der sich von dem Machtzuwachs der Anjous bedroht sah und somit auf starke Bündnispartner angewiesen war.

Theobald starb am 10. Januar 1152 und wurde in der Kirche von Lagny bestattet. Durch sein Geschick konnte der Einfluss der Champagne im Osten Frankreichs erheblich erweitert werden, indem er seine Oberhoheit auf fünf Vasallen des Erzbischofs von Reims, auf ebenso viele des Bischofs von Langres und auf mehrere des Herzogs von Burgund ausdehnte, darunter vor allem Joigny.

Der Nachwelt ist Teobald unter anderem auch als tatkräftiger Förderer der Zisterzienser bekannt was sich in den Stiftungen bedeutender Einrichtungen des Ordens, zum Beispiel der Abteien von Clairvaux, Trois-Fontaines und Pontigny, niederschlug. Dem streitbaren Philosophen Peter Abaelard gewährte er nach dessen Flucht aus Saint-Denis Asyl in der Champagne. Weiterhin leiteten die Champagnemessen, die seit Theobald unter gräflicher Schirmherrschaft standen, eine wirtschaftliche Prosperität der Champagne ein, welche die Region zu eine der reichsten in Europa werden ließ.

Ehe und Nachkommen

Theobald war seit 1123 verheiratet mit Mathilde von Kärnten, einer Tochter Herzog Engelberts von Kärnten († 1141) und der Uta von Passau († 1099). Beider Kinder waren:

Theobald hinterließ seinen Besitz seinem ältesten Sohn Heinrich I., der ihn wenig später innerhalb der Familie aufteilte und sich selbst mit der Champagne begnügte.

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Stephan Heinrich Graf von Meaux
1102–1151
Heinrich I.
Graf von Châteaudun
1102–1151
Theobald V.
Graf von Sancerre
1102–1151
Stephan I.
Wilhelm Graf von Blois
Graf von Chartres

1107–1151
Theobald V.
Hugo Graf von Champagne (Troyes)
1125–1151
Heinrich I.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Theobald von Champagne — ist der Name folgender Personen: Theobald I. (Champagne) ( 1010–1089), Graf von Blois und Graf von Meaux, Troyes Theobald II. (Champagne) (1093–1151), Graf von Blois und Graf von Troyes Theobald III. (Champagne) (1179–1201), Graf von Champagne… …   Deutsch Wikipedia

  • Theobald IV. (Champagne) — Diese Seite wurde gelöscht. Es folgt ein Auszug aus dem Lösch und Verschiebungs Logbuch dieser Seite. 13:17, 21. Nov. 2011 PDD (Diskussion | Beiträge) löschte „Theobald IV. (Champagne)“ ‎ ({{Löschen|Unnötige Klammerweiterleitung, wird über… …   Deutsch Wikipedia

  • Theobald V. (Champagne) — Diese Seite wurde gelöscht. Es folgt ein Auszug aus dem Lösch und Verschiebungs Logbuch dieser Seite. 13:17, 21. Nov. 2011 PDD (Diskussion | Beiträge) löschte „Theobald V. (Champagne)“ ‎ ({{Löschen|Unnötige Klammerweiterleitung, wird über… …   Deutsch Wikipedia

  • Theobald I. (Champagne) — Theobald III. von Blois (franz.: Thibaut; * um 1010; † 29./30. September 1089) war ein Graf von Blois, Chartres, Châteaudun, Tours und Sancerre, sowie seit 1063 als Theobald I. Graf von Meaux, Troyes (Champagne). Er war der älteste Sohn von Graf… …   Deutsch Wikipedia

  • Theobald III. (Champagne) — Theobald III. (franz.: Thibaut; * 13. Mai 1179 in Troyes; † 24. Mai 1201 in Troyes) war seit 1197 ein Graf von Champagne aus dem Haus Blois. Er war der jüngere Sohn des Grafen Heinrich I. von Champagne und Marie, der Tochter König Ludwigs VII.… …   Deutsch Wikipedia

  • Theobald I. (Navarra) — Theobald von Champagne schreibt an einem Werk. Theobald von Champagne (franz.: Thibaut, span.: Teobaldo; * 30. Mai 1201; † 8. Juli 1253 in Pamplona) war seit 1201 als Theobald IV. Graf von Champagne und seit 1234 als Theobald I. König von Navarra …   Deutsch Wikipedia

  • Theobald — ist ein männlicher Vorname und Familienname. Inhaltsverzeichnis 1 Varianten 2 Bekannte Namensträger 2.1 Vorname 2.2 Familienname …   Deutsch Wikipedia

  • Theobald I, Duke of Lorraine — Theobald I ( fr. Thiébaud or Thiébaut) (c. 1191 ndash; February 17 1220) was the duke of Lorraine from 1213 to his death. He was the son and successor of Frederick II and Agnes of Bar. Theobald joined Otto IV, Holy Roman Emperor, on 4 July 1214… …   Wikipedia

  • Theobald I. (Lothringen) — Theobald I. (* um 1191; † 1220) aus dem Haus Châtenois war Herzog von Lothringen von 1213 bis zu seinem Tod. Er war der Sohn des Herzogs Friedrich II. und der Agnes von Bar. Theobald kämpfte am 4. Juli 1214 in der Schlacht von Bouvines auf Seiten …   Deutsch Wikipedia

  • Theobald III. — Theobald III. bezeichnet folgende Personen: Theobald III. ( 1010–1089), Graf von Blois, siehe Theobald I. (Champagne) Theobald III. (Champagne) (1179–1201), Graf von Champagne Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unters …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”