Themistokles

Themistokles

Themistokles (griechisch Θεμιστοκλῆς, * um 525 v. Chr.; † 459 v. Chr. in Magnesia am Mäander) war ein Staatsmann und Feldherr Athens während der Bedrohung Griechenlands durch die Perser. Er wurde zum Sieger der Schlacht von Salamis und gilt als ein Wegbereiter der attischen Demokratie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mit Themistokles identifizierte Abbildung

Themistokles war Sohn des Neokles aus dem altattischen und angesehenen Adelsgeschlecht der Lykomiden (Lykomidai), ein Priestergeschlecht, das den Mysterienkult in Phlya versah. Seine Mutter war eine „Fremde“ (keine Bürgerin Athens), sie war thrakischen oder karischen Ursprungs und somit war Themistokles nicht „vollbürtig“ und durfte nicht an den Übungen in den Ringschulen der Akademie und des Lykeion teilnehmen. Die meisten Historiker gehen davon aus, dass Mnesiphilos, der die Philosophie nach Solon lehrte, sein Lehrer war.

Nach traditionellen Athener Maßstäben hätte Themistokles auch keine Aussicht auf eine Rolle im öffentlichen Leben gehabt. Die Verhältnisse begannen sich aber zu ändern: 510 v. Chr. vertrieben die Athener ihren letzten Tyrannen, Hippias, aus der Stadt. Um Bürgerkrieg und Tyrannis auf Dauer zu überwinden, schuf Kleisthenes, aufbauend auf Ideen Solons, eine neue Verfassung, die breitere Schichten des Volkes (demos) in die politische Verantwortung einbezog. Im Zeichen der Gleichheit (isonomia) drängte Kleisthenes den Einfluss des Adels auf die Volksversammlung zurück und legte die Wahl der Kandidaten für den wichtigen „Rat der Fünfhundert“ (Boulé) in die Hand des Demos.

Themistokles strebte (wie es laut Herodot[1] schon Hekataios dem milesischen Tyrannen Aristagoras vorgeschlagen hatte) die Stärkung der Seemacht Griechenlands an, um der gegnerischen Übermacht der Perser begegnen zu können. Vermutlich für das Amtsjahr 493 bis 492 v. Chr. zum Archonten gewählt, betrieb er die Erweiterung des athenischen Hafens in Piräus und den Bau von zweihundert Kriegsschiffen, vor allem zur Abwehr der zu erwartenden persischen Invasion. Zum Strategos gewählt, führte Themistokles diese athenische Flotte in der Schlacht von Salamis im Jahre 480 v. Chr. erfolgreich gegen Xerxes I., dessen Schiffe er in die Meerenge von Salamis lockte und so manövrierunfähig machte.

Zeuge des Scherbengerichts

Als Abwehr gegen den innergriechischen Konkurrenten Sparta ließ Themistokles eine Schutzmauer um Athen ziehen. Diese Maßnahme sowie der Vorwurf, dem Spartaner Leonidas I. bei der Verteidigung der Thermopylen keine Hilfe zukommen lassen zu haben und die vorgeblich unnötige Preisgabe Athens an die Perser vor der Schlacht von Salamis führten dazu, dass er um 471 v. Chr. durch das Scherbengericht verbannt und auf Betreiben Spartas zum Tode verurteilt wurde. Daraufhin floh er nach Persien, wo er von König Artaxerxes I. als Satrap von Lampsakos, Myus und Magnesia am Mäander eingesetzt und damit in Anbetracht seiner Leistungen bei Salamis – vom damaligen Gegner – belohnt wurde.

Gerade die Schlacht bei Salamis war die Ursache dafür, dass Themistokles, bevor er in Ungnade fiel, Statuen geweiht wurden. Die im Jahre 1939 gefundene Themistokles-Herme von Ostia dürfte von einer älteren Statue kopiert worden sein.

„Klar stand ihm vor Augen, daß bei dem sicher bevorstehenden persischen Angriff aller Widerstand zu Lande auf die Dauer unmöglich sei, daß es, wie Hekatäos dem Aristagoras ausgesprochen hatte, nur ein Mittel gebe, die Unabhängigkeit zu behaupten: die Schöpfung einer griechischen Seemacht. Aber er sah auch, daß Athen imstande sei, diese Aufgabe zu erfüllen, und er erkannte die Wege, die zum Ziel führten. Daß er es vermocht hat, den Gedanken in die Tat umzusetzen, daß er mehr als ein Jahrzehnt lang unablässig gekämpft und gerungen hat, bis er die widerstrebenden Elemente niedergeworfen, bis er die Massen dazu gebracht hatte, ans Werk zu gehen, daß er die ganze Bevölkerung mit Enthusiasmus für seine Idee erfüllte und im entscheidenden Moment mit sich fortriß, so daß sie es wagten, alles aufzugeben, um alles zu gewinnen: das ist Themistokles' welthistorische Größe. Mochte das alte Athen darüber zugrunde gehen, mochten die Fundamente des Staats sich verschieben; es gab keine Wahl mehr. Dafür winkte, wenn Athen ihm folgte, am Ziel ein Siegespreis, wie ihn innerhalb der griechischen Welt wenige Jahre vorher auch die kühnste Phantasie nicht hätte erträumen können.“

Eduard Meyer[2]

Sonstiges

»HS Themistokles« heißt eine 3100 Tonnen schwere Fregatte der Elli-Klasse der griechischen Marine, die 1979 in den Niederlanden als ein Schiff der Kortenaer-Klasse gebaut und 2003 an Griechenland verkauft wurde.

Quellen

Literatur

  • Albrecht Behmel: Themistokles. Sieger von Salamis und Herr von Magnesia. 2. Aufl. ibidem-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-89821-172-X.
  • Wolfgang Blösel: Themistokles bei Herodot. Spiegel Athens im fünften Jahrhundert. Studien zur Geschichte und historiographischen Konstruktion des griechischen Freiheitskampfes 480 v. Chr. Historia Einzelschriften Band 183), Steiner, Stuttgart 2004; Rezensionen: R. Bichler, H-Soz-u-Kult 2005; B. Steinbock, BMCR 2006.08.11; K.-W. Welwei, Historische Zeitschrift 282, 2006, S. 455 f.; M. Sommer, Das historisch-politische Buch 54, 2006, S. 25; M. Jung, sehepunkte 12, 2006; A. Keaveney, Gnomon 79, 2007, S. 182 f.; J.-C. Couvenhes, L’Antiquité Classique 76, 2007, 502-504; B. Smarczyk, Klio 90, 2008, S. 220-222.
  • Arthur P. Keaveney: The life and journey of Athenian statesman Themistocles (524-460 B. C.?) as a refugee in Persia. Mellen Press, Lewiston, 2003, ISBN 0-7734-6809-9.

Weblinks

 Commons: Themistocles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herodot 5, 36.
  2. Geschichte des Altertums. Bd. 4/1. 6. Aufl. Darmstadt 1965, S. 290–298.

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