The Village – Das Dorf

The Village – Das Dorf
Filmdaten
Deutscher Titel: The Village – Das Dorf
Originaltitel: The Village
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2004
Länge: 108 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan
Produktion: Sam Mercer,
Scott Rudin,
M. Night Shyamalan
Musik: James Newton Howard
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Christopher Tellefsen
Besetzung

The Village – Das Dorf [ðə ˌvɪlɪdʒ] (Originaltitel: The Village) ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2004. Regie führte M. Night Shyamalan, der auch das Drehbuch verfasste und zudem als Produzent fungierte. Der Film lässt sich den Genres des Dramas und Mystery-Thrillers zuordnen. Er thematisiert die Liebesgeschichte zwischen Lucius Hunt und Ivy Walker in dem „idyllischen Dörfchen Covington“[1], das von einem mit bösartigen Kreaturen, den sogenannten „Unaussprechlichen“, bevölkerten Wald umgeben ist. Der Film feierte seine Weltpremiere am 26. Juli 2004 in New York, bevor er am 30. Juli in den USA und am 9. September 2004 in Deutschland in die Kinos kam.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ende des 19. Jahrhunderts: Die Bewohner des abgeschiedenen Dorfes Covington haben vor langer Zeit mit den gefährlichen Wesen des Waldes – von ihnen „Die Unaussprechlichen“ genannt – einen Pakt geschlossen: Solange kein Dorfbewohner den Wald betritt, greifen die Wesen das Dorf nicht an. Die Unaussprechlichen sind eine tödliche Bedrohung für jeden Dorfbewohner, und Rot, die Farbe der Wesen, ist im Dorf tabu. Alle Bewohner sind aufgerufen, jeden roten Gegenstand zu vergraben.

Noah Percy ist geistig behindert, was durch Medikamente aus der fernen Stadt jenseits des Waldes gemildert werden könnte. Der scheue und wortkarge Lucius Hunt, dessen Mutter Alice Mitglied des Ältestenrates ist, bietet seine Hilfe an: Er will die Gefahr auf sich nehmen, allein den Wald zu durchqueren, um für Hilfe zu sorgen. Der Rat weist das Anliegen jedoch ab, weil die Mission zu gefährlich sei.

Die blinde Ivy Walker, Tochter von Edward Walker, dem Vorstand des Ältestenrates, gesteht Lucius nur kurze Zeit später ihre Liebe. Lucius fühlt sich von dieser Situation etwas überfordert, hat doch Ivys Schwester vor nicht allzu langer Zeit ihm ebenfalls ihre Liebe erklärt. Da allerdings auch Lucius insgeheim Gefühle für Ivy empfindet, kommen sich die beiden schließlich näher.

Noah hat ebenfalls ein Auge auf Ivy geworfen. Rasend vor Eifersucht sticht er Lucius nieder, doch dieser überlebt schwer verletzt. Aber ohne Medikamente aus der Stadt stehen seine Chancen sehr schlecht. Edward, der nun hin- und hergerissen ist zwischen dem Glück seiner Tochter und einem geheimnisvollen Pakt, den der Ältestenrat geschlossen hat, entscheidet sich schließlich dazu, Ivy in das große Geheimnis, das Covington umgibt, einzuweihen: Die bösen Kreaturen des Waldes sind nur eine Erfindung des Ältestenrates, dessen Mitglieder im Wechsel mit Kostümen verkleidet den Dorfbewohnern Angst machen, um sie vor einem Gang in die Stadt und damit vor der „bösen Außenwelt“ zu schützen.

Mit diesem Wissen begibt sich Ivy nun begleitet von zwei Dorfbewohnern in den Wald. Die Angst hält ihre Begleiter aber davon ab, sie bis zum Ende zu begleiten. Somit setzt sie ihren Weg allein fort, bis sie von Noah Percy, der sich als Kreatur verkleidet hat, angegriffen wird. Sie kann ihm jedoch ausweichen, woraufhin er stürzt und an einer Kopfverletzung stirbt. Ivy kann aufgrund ihrer Blindheit jedoch nicht erkennen, dass sich Noah unter dem Kostüm befindet.

Ivy findet schließlich den Weg, den Edward ihr beschrieben hatte. Sie folgt ihm und stößt auf eine hohe Mauer. Als sie hinüber klettert, gelangt Ivy auf eine asphaltierte Straße, auf der ihr ein Ranger in einem Jeep mit der Aufschrift „Walker Wildlife Preserve“ entgegenkommt. Es ist offensichtlich, dass der Film in der Gegenwart und nicht etwa 1897 spielt, wie zu Beginn suggeriert wird. Der Ranger, der nicht ganz glauben kann, dass Ivy wirklich aus dem Wald kommt, hilft ihr schließlich und besorgt die notwendigen Medikamente. Parallel dazu öffnen die Mitglieder des Ältestenrates in ihren Häusern geheimnisvolle Kisten, die sie bisher immer geschlossen hielten. Darin finden sich Fotos und Zeitungsausschnitte. Es wird nun klar, was es mit Covington tatsächlich auf sich hat: Vor Jahren lernten sich verschiedene Menschen kennen, die alle einen schmerzlichen Verlust hinnehmen mussten. Enge Familienmitglieder starben durch verschiedene Verbrechen. Um der modernen Welt, in der Drogen und Kriminalität eine große Rolle spielen, entfliehen zu können, schlug Edward Walker, der zu dem Zeitpunkt Professor für Amerikanische Geschichte an der University of Pennsylvania und Erbe des großen Vermögens seines ermordeten Vaters war, ein Projekt vor: Die Gründung eines abgeschiedenen Dorfes inmitten eines durch die Walker-Stiftung geschaffenen Reservates. Ein Ort, wo sie in jeglicher Hinsicht vor der modernen Welt geschützt wären.

Ivy kehrt mit den Medikamenten wieder ins Dorf zurück. Das Geheimnis des Ältestenrates bleibt gewahrt, weil die Dorfältesten die Wahrheit weiter geheim halten und vorgeben, dass Noah durch die Unaussprechlichen gestorben ist.

Entstehung

Vorproduktion

M. Night Shyamalan wollte nach dem Psychothriller The Sixth Sense (1999) und dem dramatischen Thriller Signs – Zeichen (2002) eine Liebesgeschichte in Form eines Kostümfilmes drehen. Sie sollte im Amerika des 19. Jahrhunderts spielen und von Unschuld handeln. Inspiration fand er bei klassischen Romanen aus der Zeit, zum Beispiel bei Wuthering Heights, dessen Verfilmung ihm bereits angeboten wurde, aber auch bei den King Kong-Filmen.[2] Während seiner historischen Recherchen stieß er jedoch auf Hinweise, dass Leute damals glaubten, dass es in weiten Teilen der USA und besonders in Wäldern bösartige Kreaturen gäbe. Daraufhin baute der indischstämmige Filmemacher diese fiktiven Kreaturen in seine Geschichte mit ein und kam zu dem Schluss, dass es spannend wäre, wenn eine Gemeinde mit diesen Wesen zusammenleben müsse.[3] Shyamalan schrieb anschließend einen ersten Drehbuchentwurf mit dem Titel The Woods.[4] Da jedoch bereits ein Film mit demselben Titel unter der Regie von Lucky McKee entstanden war, benannte Night das Drehbuch in The Village um. Danach präsentierte er es Touchstone Pictures (Walt Disney Company), die bereits seine vorausgehenden Filme finanziert und verliehen hatten. Das Skript wurde angenommen.

Shyamalan gibt auf der Premiere von The Village Autogramme

Night erarbeitete zusammen mit dem Kameramann Roger Deakins in drei Wochen das Storyboard zum Drehbuch. Dabei arbeiteten sie viel mit den zwei wichtigsten Farben im Film: das satte Gelb und das aggressive Rot.[3] Außerdem mussten die Kreaturen, die „Unaussprechlichen“, kreiert werden: Sie wurden ungefähr in Menschengröße gebaut und in rote Umhänge eingehüllt, die unter anderem mit Ästen und Tierknochen ein bedrohliches Aussehen erhielten.

Besetzung

Für die Rolle des Lucius Hunt war sich der Regisseur von Anfang an sicher: Joaquin Phoenix, denn er hatte sie extra für ihn geschrieben. Als Begründung:

„Er ist eine ungeschliffene Rohnatur. Ihm geht es nicht um Kunstfertigkeit, sondern um spontane Gefühlszustände. Er weigert sich zu proben, weil er seine Energie für eine Szene nicht vorher verplempern will. Er kommt an das Set, spielt die Szene, und plötzlich spürt man diese Magie, nach der ich ständig suche. Will man das Ganze zur Sicherheit noch einmal drehen, gelingt ihm das oft nicht mehr. All das macht es ziemlich schwierig, mit ihm zu arbeiten, aber gleichzeitig sprüht aus ihm der Funke, den ich für meine Orchestrierung unbedingt brauche. Er ist ein wundervoller Partner, auf dessen Leistung ich mich verlassen kann.“

M. Night Shyamalan[5]

Weitere Schauspieler, die Shyamalan für seinen Film engagieren wollte, waren Kirsten Dunst und Ashton Kutcher.[6] Doch beide mussten wegen Zeitmangel absagen. Also suchte er nach weiteren Darstellern und verpflichtete schließlich Sigourney Weaver, Cherry Jones, die zuvor schon in Signs – Zeichen mitgewirkt hatte und Bryce Dallas Howard, die Tochter des Regisseurs Ron Howard, die Ivy Walker verkörperte. Als Vorstand des Ältestenrates wurde William Hurt unter Vertrag genommen. Nur für die Rolle des geisteskranken Noah Percy zog sich die Suche nach einem passenden Darsteller hin. Shyamalan schlug Adrien Brody vor und als man Brody fragte, ob er die Nebenrolle annehmen wolle, sagte dieser überraschenderweise zu.[7] Damit hatte Shyamalan ein sehr renommiertes Darstellerensemble verpflichtet: jeder der genannten Schauspieler hatte bereits einen Oscar oder Tony Award gewonnen oder war für einen der beiden nominiert worden. Die Darsteller wurden für drei Wochen in sogenannte Ausbildungslager der Amish People geschickt. Hier lernten sie wichtige Tätigkeiten des 19. Jahrhunderts wie Holzhacken oder Schafe scheren und mussten unter anderem auch damalige Tänze einstudieren.[8] Shyamalan selbst tritt in einem so genannten Cameo-Auftritt auf, in dem er den Chef-Ranger spielt, der Zeitung liest, als der andere Ranger Medikamente für Ivy holt.

Dreharbeiten

Shyamalan trug den Produzenten Sam Mercer und Scott Rudin auf, von der Zivilisation unberührte Landstriche zu finden. Die Produzenten stießen dann auf ein passendes Gebiet im Brandywine Country in Pennsylvania, Delaware. Dort sollte das Dorf im Stil des 19. Jahrhunderts nachgebaut werden. Das Bauteam bestand aus etwa 300 Leuten, die in 11 Wochen die gesamte Gemeinde errichteten.[9] Im Oktober 2003 begannen die Dreharbeiten. Gedreht wurde im errichteten Dorf nahe dem Ort Chadds Ford, in Philadelphia und einigen anderen Orten in Pennsylvania und Delaware. Wegen eines Schneesturms musste die Crew die Arbeiten fast unterbrechen und in Virigina weiterdrehen, doch es begann rechtzeitig zu regnen.[10] Im Dezember 2003, nach exakt drei Monaten, endeten schließlich die Arbeiten.[11]

Inszenierung

Shyamalan arbeitet in diesem Film sehr stark mit Farben und ihren im Film gegebenen Bedeutungen: Rot lockt die Bestien an (Angst und Gefahr), Gelb schützt vor ihnen (Leben, Schutz und Hoffnung). Der Regisseur setzt außerdem die Zeitlupe ein, beispielsweise für die Szene, in der die Protagonistin Ivy auf eine Kreatur trifft. Er benutzt darüber hinaus vergleichsweise wenige Schnitte beziehungsweise lange Kameraeinstellungen. In einem Interview meinte er dazu:

„Ich mag es nicht, Filme im Schneideraum zu machen. Große Produktionen entstehen heute meistens dort, nach dem Prinzip: Erst Material sammeln und dann mal sehen, was man damit machen kann. Bei mir gibt es auf jeden Fall eine Choreographie. Das rührt von jener Idee her, den Film eben nicht im Schneideraum entstehen zu lassen. Das ist keine unbeabsichtigte Choreographie, das ist komplett gesteuert – vom Anfang bis zum Ende. Das kann natürlich auch zu Problemen führen: Wenn sich mein Ansatz als nicht korrekt herausstellt, fallen wir böse auf die Nase. Denn wir haben dann keine Möglichkeit mehr, es anders zu machen.“

M. Night Shyamalan[12]

Shyamalan besprach mit dem Cutter Christopher Tellefsen, dass Ton und Naturgeräusche ein wichtiges Element des Films werden sollten. Jede Nuance musste helfen, die Geschichte, den Handlungskern, zu erzählen. So wurden unter anderem das Brausen des Windes (in den Szenen, in denen Ivy den Wald durchqueren muss) und das Knarren des Gehölzes (etwa als ein paar Jugendliche eine Mutprobe am Waldrand machen) eingesetzt. Und Kreuzer meint in seiner Magisterarbeit über den Regisseur, „Covington ist ein überaus windiger Ort, an dem sich das Geräusch knarrender Äste und herumwirbelnden Herbstlaubes nicht wegdenken lässt und die Natur mit den Geschehnissen verbunden scheint, wenn Ivys Begegnung mit der Kreatur im Wald von heftigen im Wind wankenden Bäumen begleitet wird“.[13] In einem Interview sagt der Regisseur, „in den meisten meiner Filme erzeugt Ton die furchterregenden Momente. Das sind meine Spezialeffekte.“[14]

Komponist James Newton Howard schlug vor, für die Filmmusik eine Violine zu benutzen, da dies dem Film auf vielerlei Art zugute komme und eine nervöse Atmosphäre erzeuge. Daraufhin wurde die Violinistin Hilary Hahn engagiert, die versuchen sollte, sich bei der Spielweise sehr nach Emotionen der Protagonisten zu richten. Kreuzer findet, die Solovioline halte „die Grundstimmung durchgehend in einem schwebendem Zustand“.[13]

Themen, Motive und Figuren

Mit The Village macht Shyamalan dem Zuschauer „einerseits den nachvollziehbaren Rückzug in einfache ideologische Strukturen, andererseits die Gefahr der selbstauferlegten Beschränkung und Selbsttäuschung, die damit einhergeht“ deutlich.[15] So stellt Götz fest, dass der Film „manchmal am Rande des Reaktionären, nicht nur den Wunsch nach einem idyllischen Leben“ spiegelt „sondern zeigt auch, wie dieser Wunsch zerstörerische Formen annehmen kann“.[16]

Trotzdem plädiert der Regisseur für Offenheit. Als Ivy dem Ranger begegnet, ist sie überrascht, denn sie stellt fest, dass der eigentlich „böse Mensch“ doch freundlich ist. Wegen ihrer Blindheit bemerkt sie jedoch nicht, dass sie sich im 21. und nicht im 19. Jahrhundert, wie von den Dorfältesten suggeriert worden ist, befindet. „Man muss also die Welt jenseits der eigenen Lebenswirklichkeit nicht sehen können, wollen oder dürfen, um ein Leben in Isolation für ein erstrebenswertes zu halten“.[15] Ein Ideal ist hier zwar der christliche-amerikanische Fundamentalismus, der aber nur noch durch „Isolation, Weltfremdheit und der Verleugnung der Katastrophen im Inneren aufrecht erhalten werden kann“. So meint Kleinigers auf Spiegel Online, „mit jeder Drehung an der dramatischen Schraube erscheint dieses Neue Jerusalem immer weniger als naturgegebene Ordnung; sondern als in der Zeit verlorene Enklave“.[17]

Am Anfang des Films werden im Dorf Tierkadaver gefunden. Es stellt sich später heraus, dass Noah Percy für die Tötungen verantwortlich war und „sich durch die Repression nach und nach zum tierähnlichen Monstrum entwickelt hat“. Im Film verkleidet er sich als bösartige Kreatur und imitiert Tiergeräusche.[18] Kreuzer analysiert: „Seine Figur ist also allegorisch zu verstehen: Als zurückgekehrte, verdrängte Triebhaftigkeit und kindliche Naivität“.[18]

Die „Unaussprechlichen“ (original: Those we don’t speak of) sind das Symbol der Verdrängung und weisen zwei Funktionen auf. „Erstens sind sie auf der Ebene des Phantastischen (wie in anderen Filmen von Shyamalan) die Dämonisierung einer verdrängten traumatischen Vergangenheit, der Verweigerung einer Auseinandersetzung mit einem bestehenden Konflikt“[19] und zweitens die „Eigenschaft als bewusste Konstruktion zur Erhaltung von Normen“.[19]

Rezeption

Kritiken

The Village – Das Dorf wurde von Kritikern sehr unterschiedlich aufgenommen. Rund 45 Prozent der Rezensionen bei Rotten Tomatoes schätzen den Film positiv ein.[20] In den Vereinigten Staaten von Amerika waren die Kritiker zumeist enttäuscht, da die Erwartungen sehr hoch waren. Roger Ebert, der zuvor von Shyamalans Werk begeistert war, gab dem Film von vier möglichen Sternen nur einen:

The Village is a colossal miscalculation, a movie based on a premise that cannot support it, a premise so transparent it would be laughable were the movie not so deadly solemn […] To call the ending an anticlimax would be an insult not only to climaxes but to prefixes. It’s a crummy secret, about one step up the ladder of narrative originality from It was all a dream. It’s so witless, in fact, that when we do discover the secret, we want to rewind the film so we don’t know the secret anymore.”

The Village ist ein gigantischer Fehlschlag, ein Film der auf einer Prämisse basiert, einer Prämisse die so dünn ist, dass sie fast lächerlich wirkt, wenn der Film nicht so todernst wäre […] Das Ende einen Antiklimax zu nennen wäre nicht nur eine Beleidigung der Höhepunkte sondern auch des Aufbaus. Es ist ein lausiges Geheimnis, nicht weit entfernt von: Es war alles ein Traum. Es ist so sinnlos, dass wenn wir das Geheimnis entdecken, wir den Film zurückspulen möchten, um das Geheimnis nicht mehr zu wissen.“

Roger Ebert[21]

Londoner Premiere von The Village – Das Dorf

Die deutschen Kritiker nahmen die „Liebesgeschichte im Gewand eines Horrorfilms“[22] hingegen überwiegend positiv auf. Andreas Platthaus von der FAZ war der Ansicht, Shyamalan – und das sei das Höchste, was man über einen Regisseur sagen könne – vertraue ganz der Kraft des Kinos, er habe einen Film gedreht, als gäbe es keine anderen Medien, die ihn zerreden und entzaubern könnten.[23] Wolfgang Hübner stellte auf der Website des Sternmagazins folgende Behauptung auf: „Sehr gut gelingt es dem Regisseur […] eine Atmosphäre der Angst, der Unsicherheit und der Ungewissheit in Bilder zu bannen. Verbunden mit der dörflichen Idylle hat das eine ganz eigene Poesie, die durchaus verzaubern kann. Mit Hochkarätern wie Joaquin Phoenix, William Hurt, Adrien Brody und Sigourney Weaver agieren Darsteller, die ihren Figuren Profil geben“.[1]

In der Welt meinte Hanns-Georg Rodek, dass die Erwartung einer für Shyamalans Filme typischen, überraschenden Schlusswendung dem Film schlecht bekomme, weil es die Wahrnehmung des Publikums darauf verenge. Nicht diese Überraschung sei das Bemerkenswerte an The Village, sondern die ernsthafte moralische Diskussion, inwieweit eine pazifistische Haltung angesichts bedrohlicher Angreifer haltbar sei. Im US-Mainstreamkino, in dem seit Beginn des Krieges gegen den Terror Pazifismus aus der Mode gekommen sei, bestätige sich Shyamalan als Außenseiter, „der mit feinem Pinsel Stimmungen malt statt die Leinwand mit der Effektrolle zuzuklatschen.“ Lob erhielt auch Bryce Dallas Howard als subtile Darstellerin.[24] Dass der Film viel zu steifleinen und behäbig sei, war hingegen Klingmaiers Meinung (Stuttgarter Zeitung). Des Weiteren schrieb er: „Die Liebe des Dorfidioten [...] wird als so verhängnisdrohend naiv vorgeführt, dass ihre Eruption in Gewalt nicht mehr überrascht. [...] Die Pointe von The Village, die wir der Fairness halber nicht verraten möchten, werden viele Zuschauer bald erknobeln. Sie wird ihnen so zickig erscheinen, so an den Haaren herbeigezogen, dass sie nach weiteren Möglichkeiten suchen werden. Doch Shyamalan konfrontiert uns am Ende mit der längst abgetanen Variante. Die bleibt jedoch bloße Behauptung, sie passt nicht wirklich zum vorher Gesehenen.“[25] Und das Lexikon des internationalen Films urteilte, der Film sei „eine spannende Mischung aus Horror- und Liebesfilm“ und formuliere „zugleich grundlegende Fragen über die menschliche Zivilisation“. Die zentrale Romanze bleibe dabei freilich eher abstrakt.[26]

Interpretation

Shyamalan sagt in einem Interview der Süddeutschen Zeitung vom 9. September 2004, der Film sei als „riesiges politisches Statement“ interpretiert worden.[27]

So schreibt Susan Vahabzadeh in ihrer Rezension wie der Film in den USA interpretiert wurde:

The Village war ein Erfolg in den USA, es ist ihm aber auch eine merkwürdige Ehre widerfahren – die Geschichte ist irgendwie als Schlüsselstory zur Anti-Terror-Politik der Bush-Regierung interpretiert worden: Walker als eine Art Dorfpräsident, der die Angst seiner Gemeinde schamlos ausnutzt. Allerdings ist Shyamalan so offensichtlich auf seiner Seite, dass Walker in seinem Film widersinnig einen sehr vertrauenerweckenden Bush abgäbe.“

Susan Vahabzadeh[28]

Selber meinte sie aber, man könne den Film als „Politunterhaltung mit einem Augenzwinkern bezeichnen“. Shyamalan erkunde „die Emotionen, die Terror weckt, erzählt von einer Gruppe von Menschen, die ihrer Angst entkommen wollen und doch lernen müssten, mit ihr zu leben“ – aber er teile „die Welt nicht in Gut und Böse ein, in richtig und falsch“.[28]

So meint etwa auch André Götz, der Film werde im Laufe der Handlung zur „doppelbödigen politischen Parabel“. Es werde beschrieben, „wie Abschottung nach außen und Repression nach innen Hand in Hand“ gingen. Die Angst entspreche nicht nur „einer tatsächlichen Bedrohung“, sondern sichere „zugleich den Zusammenhalt der Gemeinschaft“.[16] M. Night Shyamalan hingehen versicherte:

„Es ist einfach eine Geschichte über Menschen, die den Glauben an die Menschheit verloren haben. Interessant wird es erst, wenn das Herz und der Verstand einander widersprechen. […] The Village […] handelt von der Erkenntnis, was uns wichtig ist. Es geht um die übernatürliche Kraft von Liebe und Vertrauen und darum, was sie bewirkt.“

M. Night Shyamalan[5]

Plagiatvorwurf

Nach Plagiatvorwürfen bei dem Filmdrama The Sixth Sense, der Ähnlichkeiten mit der Novelle Lost Boys von Orson Scott Card aufwies,[29] und dem Thriller Signs – Zeichen, der dem Skript Lord of the Barrens glich[30], kam bei The Village erneut ein Plagiatsverdacht auf. Als Margaret Peterson Haddix, Autorin von Krimi- und Science-Fiction-Romanen, von ihren Fans darauf aufmerksam gemacht worden ist, dass Shyamalans Film mehrere Passagen aus ihrem Jugendroman Running Out of Time enthalte, drohte diese mit dem Gang vor Gericht.[31] Shyamalan und ein Sprecher von Disney wiesen den Vorwurf jedoch zurück und verwiesen auf die Unterschiede der Werke: „‚Running Out of time’ ist ein Kinderbuch, das mehr als eine halbe Million mal verkauft wurde und Preise gewonnen hat. Es ist keine obskure Geschichte.“[30]

Erfolg

The Village – Das Dorf spielte allein am Startwochenende in den USA etwa 50 Millionen US-Dollar ein[32], in der Bundesrepublik lockte der Film am Start 733.000 Besucher ins Kino. Alles deutete auf einen großen Erfolg hin. Doch nach der ersten Woche folgte ein deutlicher Rückgang von 67 Prozent. Nach acht Wochen hatte der Mystery-Thriller weltweit ungefähr 260 Millionen US-Dollar eingespielt, davon 114 Millionen US-Dollar in den Vereinigten Staaten.[33] In Deutschland zählte man 1,8 Millionen Kinobesucher, womit rund 13 Millionen US-Dollar eingespielt wurden.[34]

Gemessen am Budget des Films, das 60 Millionen US-Dollar betrug (weitere 40 Millionen US-Dollar für das Marketing), war der Film ein finanzieller Erfolg.[33]

Auszeichnungen

Shyamalans Film wurde für zehn Filmpreise nominiert und zweimal ausgezeichnet. James Newton Howard gewann den ASCAP Film and Television Music Award 2005 in der Kategorie „Top Box Office Films“ und bekam eine Oscar-Nominierung für die Beste Musik. Bryce Dallas Howard wurde für ihre Leistung gleich für mehrere Preise nominiert, allerdings nicht ausgezeichnet. So wurde sie für zwei Empire Awards und einen MTV Movie Award nominiert. Shyamalan wurde als Bester Regisseur ebenfalls für den Empire Award vorgeschlagen, verlor jedoch.[35]

Veröffentlichungen

Film

Das Buena Vista Home Entertainment veröffentlichte am 17. Februar 2005 in Deutschland die DVD-Version des Films. Sie enthält neben mehreren Sprachversionen unter anderem auch ein Making-Of, Interviews und zusätzliche Szenen mit Einführung von M. Night Shyamalan. Eine Blu-ray Disc ist ebenfalls erhältlich.

Soundtrack

Der Soundtrack erschien am 24. Juli 2004 in den USA und am 6. September in Deutschland bei Hollywood Records. Produziert und komponiert von James Newton Howard, der dafür eine Oscar-Nominierung erhielt, wurde der Score von der Violinistin Hilary Hahn interpretiert. Das Album wurde bei SoundtrackNet unter die besten Soundtracks 2004 gewählt.[36] Granade meint, dass The Village ein seltener Score sei. Die Musik sei traurig, überraschend, entzückend und ausgeglichen.[37] Und Heather Phares kommt zu dem Schluss: „‚The Village‘ ist ein düsterer, oft großartiger Score, dessen Vielschichtigkeit von den nicht eindeutig auf Erfolg ausgelegten Ambitionen des Films profitiert. Dabei klingt er auf seine ganz eigene Weise.“[38]

Literatur

  • Marco Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, VDM Verlag Müller – ISBN 978-3-639-05921-2 (In diesem Buch behandelt/analysiert Kreuzer Shyamalans Filme, unter anderem auch The Village – Das Dorf)
  • Bernd Zywietz: Tote Menschen sehen. M. Night Shyamalan und seine Filme, Edition Screenshot Band 1, Mainz 2008 – ISBN 978-3-00-025297-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b http://www.stern.de/unterhaltung/film/index.html?id=529560 : Poesie und Schrecken im Monsterwald: Artikel von Wolfgang Hübner auf der Website des Sterns
  2. Zywietz: Tote Menschen Sehen. S. 96; King Kong diente als Inspiration weil eine Gruppe Menschen im Alltag mit einer Kreatur, die sie bedroht, auskommen muss.
  3. a b DVD: The Village – Das Dorf, Making-Of
  4. http://www.skip.at/starnews/287/ : Neues Projekt vom Meister des Übersinnlichen The Woods?
  5. a b http://www.spielfilm.de/special/interviews/357/the-village-das-dorf-m-night-shyamalan-ueber-das-spiel-mit-der-angst-uebernatuerliche-kraefte.html : M. Night Shyamalan im Spielfilm-Interview
  6. Gary Susman: Just Buried. In: Entertainment Weekly and Time Inc.. Abgerufen am 20. Dezember 2008.
  7. DVD: The Village – Das Dorf, Making Of (Die Castings)
  8. http://www.spielfilm.de/special/interviews/355/the-village-das-dorf-adrien-brody-ueber-den-kampf-mit-seinem-inneren-luemmel.html : Adrien Brody über den Kampf mit seinem inneren Lümmel auf spielfilm.de
  9. DVD: The Village – Das Dorf, Making-Of (Auswahl der Filmlocation)
  10. DVD: The Village – Das Dorf, Making-Of (Dreharbeiten)
  11. http://www.imdb.com/title/tt0368447/business : Business and Filming Dates
  12. http://www.rp-online.de/public/article/kultur/film/60823/M-Night-Shyamalan-denkt-nicht-an-Horror-Effekte.html : Interview mit Shyamalan auf rp-online.de
  13. a b Marco Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, S. 70, ISBN 978-3-639-05921-2
  14. DVD: The Village – Das Dorf (Interview mit M. Night Shyamalan)
  15. a b Kreuzer: „Dramaturgie des Unheimlichen“, S. 43
  16. a b Götz, André: The Village – Das Dorf. Das Fremde in den Wäldern: Der neue Film von M. Night Shyamalan, In: epd Film 9/2004. S. 32
  17. http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,316964,00.html : „Village People auf dem Weg zur Hölle“ von David Kleinigers, Spiegel Online, 7. September 2004, abgerufen am 22. Dezember 2008
  18. a b Kreuzer: „Dramaturgie des Unheimlichen“, S. 42
  19. a b Kreuzer: „Dramaturgie des Unheimlichen“, S. 40
  20. http://uk.rottentomatoes.com/m/village/ : Gesammelte Kritiken auf Rotten Tomatoes
  21. http://rogerebert.suntimes.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20040719/REVIEWS/40719002/1023 : Roger Eberts Rezension auf seiner Homepage
  22. http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/768/38730/ : Artikel in der Sueddeutschen Zeitung von Susan Vahabzadeh
  23. Platthaus, Andreas: Die Widerkehr eines Meisters: M. Night Shyamalans Film „The Village“, In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 8. September 2004. S. 31
  24. Unfreiheit + Angst = Sicherneit Kritik von Hanns-Georg Rodek in Die Welt, 8. September 2004, S. 27
  25. Klingemaier, Thomas: Ein Dorf, gebaut aus Angst. M. Night Shyamalans „The Village“, In: Stuttgarter Zeitung 9. September 2004. S. 32
  26. http://www.kabeleins.de/film_dvd/filmlexikon/ergebnisse/index.php?filmnr=522912 : The Village im Filmlexikon
  27. http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/847/38809/ : Interview mit Shyamalan in der SZ
  28. a b http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/768/38730/ : Rezension von Susan Vahabzadeh in der Süddeutschen Zeitung
  29. http://www.hatrack.com/cgi-bin/print_friendly.cgi?page=/osc/reviews/everything/2004-08-08.shtml : Uncle Orson Reviews Everything: „Infringement, Watts, Plum, Ringworld, and Even More Books“
  30. a b http://www.kino.de/news/m-night-shyamalan-unter-verdacht/159936.html : M. Night Shyamalan unter Verdacht
  31. http://us.imdb.com/news/wenn/2004-08-11#celeb3 : Disney and Shyamalan Face Plagiarism Lawsuit
  32. http://www.boxofficemojo.com/showdowns/chart/?id=vs-50m04.htm : Summer 2004 – $50M Weekend Openers
  33. a b http://www.boxofficemojo.com/movies/?id=village.htm : The Village auf Box Office mojo
  34. http://www.boxofficemojo.com/intl/germany/yearly/?yr=2004&p=.htm : Liste der Einspielergebnisse des Jahres 2004
  35. http://www.imdb.com/Sections/Awards/Empire_Awards_UK/2005 : Empire Awards 2005
  36. http://www.soundtrack.net/reviews/bestof/?id=2004 : Best of 2004
  37. http://www.soundtrack.net/albums/database/?id=3528 : The Village auf SoundtrackNet
  38. http://allmusic.com/cg/amg.dll?p=amg&sql=10:0ifrxqlsld6e : The Village bei Allmusic

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