The Israelites

The Israelites

The Israelites war der erste weltweite Reggae-Hit durch Desmond Dekker & The Aces, der im Jahre 1969 zum ersten Millionenseller des Reggae wurde.

Entstehungsgeschichte

Desmond Dekker war in Großbritannien nicht unbekannt, denn er konnte mit 007 bereits einen mittleren Hit (#14) im Juli 1967 in die Charts bringen. Die Idee für The Israelites kam Dekker während eines Spaziergangs in einem jamaikanischen Park, als er ein Ehepaar über Geldnöte reden hörte.[1] Am nächsten Morgen hatte er den Text komplettiert. Es handelt sich um eine Ode über die Sorgen der Armen. The Israelites ist eine biblische Metapher über Entbehrung und Erlösung;[2] man arbeitet wie ein Trojaner und leidet wie ein Israelite.[3] In jamaikanischer Umgangssprache steht Israelites für Leiden (Armut, Hunger).[4]

Der Titel verweist auf die Leidensgeschichte der Israeliten, insbesondere im Babylonischen Exil und vor dem Auszug aus Ägypten, meint jedoch das Schicksal der schwarzen Sklaven in Amerika bzw. auf Jamaika. Dieses Thema ist auch im Rastafari-Glauben weit verbreitet, Desmond Dekker war jedoch kein Rasta. Der Ich-Erzähler im Liedtext ist von Frau und Kindern verlassen worden, weil er nicht für sie sorgen konnte. Da er sich nun als Rude boy durch Kleinkriminalität am Leben erhält, fürchtet er sich davor, so zu enden wie Bonnie und Clyde, das berühmte Gangsterpärchen der dreißiger Jahre, das von der Polizei erschossen wurde.

Das Tempo des Songs beträgt bei alla breve-Zählweise 148 bpm. Die Tonart ist B-Dur (amerikanisch Bb major). Harmonisch beruht das Lied auf einer einfachen Dur-Kadenz. Ungewöhnlich ist jedoch die Verwendung des nicht-leitereigenen Akkordes Des-Dur am Ende jeder Phrase (also im Turnaround). Diese Stelle wird zusätzlich besonders akzentuiert durch die von Lead-Gitarre und E-Bass als schneller unisono-Lauf gespielte Des-Dur-Tonleiter aufwärts.

Erfolg

Desmond Dekker & The Aces - Isrealites

Aufgenommen mit den Aces (Wilson James und Easton Barrington Howard) in Kingston/Jamaica im kleinen Tonstudio des chinesisch-jamaikanischen Produzenten und Mitkomponisten Leslie Kong unter dem Ursprungstitel Poor Me Israelite / (My Precious World) The Man, wurde er in Jamaika im Oktober 1968 zunächst auf Kongs Beverley’s Records (BV #21) veröffentlicht. Dort entwickelte er sich zu einem Hit in Underground-Lokalen.[5] Anfang 1969 wurde der Song von Pyramid Records in Lizenz genommen, in The Israelites umbenannt und als Pyramid 6058 im März 1969 veröffentlicht. Nachdem der Piratensender Radio Caroline den Titel häufig spielte, konnte er trotz der unverständlichen Sprache in Großbritannien schnell an Popularität gewinnen. Der karibische Patois-Dialekt erschwerte das inhaltliche Verständnis, schien aber kein Verkaufshindernis zu sein. Allein in Großbritannien wurde der Titel 250.000 mal verkauft und erreichte am 26. April 1969 für eine Woche Rang eins der Hitparade. Ein erster Platz wurde auch in den Niederlanden, Deutschland, Südafrika, Kanada, Schweden und Jamaika belegt. In den USA drang das zeitlose Klagelied über die karibische Armut bis auf Rang neun der Charts vor. Insgesamt wurden bis Ende 1969 zwei Millionen Exemplare weltweit verkauft. The Israelites war damit die erste rein jamaikanische Produktion, die Goldstatus erzielen konnte.[6]

Das Jahr 1969 war sehr günstig für die Verbreitung des Reggae in der westlichen Welt, denn Harry J. All Stars mit The Liquidator und die Upsetters mit Return of Django (beide Oktober 1969) erreichten die Top 5 der britischen Charts. Die damals trendsetzenden Beatles unterstützten sehr frühzeitig die Reggae-Bewegung mit Ob-La-Di, Ob-La-Da als Hommage auf diesen Musikstil, das in der im Dezember 1968 veröffentlichten Coverversion von The Marmalade zum britischen Tophit avancierte.

Einzelnachweise

  1. Zeitung The Metro vom 18. April 2005
  2. New York Times vom 28. Mai 2006, Obituary: Desmond Dekker, sang 'The Israelites'
  3. Wayne Chen, Reggae Routes: The Story of Jamaican Music, 1998, S. 24
  4. Wayne Chen, a.a.O., S. 24
  5. Michael de Koningh/Laurence Cane-Honeysett, Young-Gifted-And-Black: The Story of Trojan Records, 2003, S. 117 f.
  6. Wayne Chen, a.a.O., S. 24

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