The Irish Times

The Irish Times
The Irish Times
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Beschreibung irische überregionale Tageszeitung
Sprache englisch
Verlag IrlandIrland Dublin
Erstausgabe 29. März 1859

The Irish Times ist eine irische überregionale Tageszeitung, gegründet am 29. März 1859 in Dublin.

Inhaltsverzeichnis

Ausrichtung in der (inter-)nationalen Zeitungslandschaft

Die Irish Times ist die irische Zeitung mit der größten Anzahl an Auslandskorrespondenten, unter anderem in Washington, Moskau, Peking, London, Mittel- und Südamerika, Afrika und weiteren Weltregionen. Gemäß den Angaben des Audit Bureau of Circulations hatte das Nachrichtenblatt in den ersten sechs Monaten des Jahrs 2005 eine tägliche verkaufte Auflage von 117.543 Exemplaren.

Die Irish Times steht in scharfer Konkurrenz zu der ebenfalls in Dublin herausgegebenen Tageszeitung Irish Independent, die derzeit eine höhere Auflagenstärke erreicht. Während der Irish Independent als wirtschaftsliberales Presseorgan sowie relativ populistisch-nationalistisch (irische Wiedervereinigungsfrage) gilt, kennzeichnet Irish Times die Orientierung an linksliberalen Sozialstaats-Ideen. Während die Zeitung relativ neutral zur Nordirlandfrage Stellung bezieht, unterstützte sie beispielsweise die (für Irland seinerzeit sensationelle) Präsidentschaftskanditatur Mary Robinsons, die gesetzliche Freigabe der Schwangerschaftsverhütung, die Ehescheidung und gemäßigte Abtreibungsgesetze gegen den erbitterten Widerstand der früher sehr einflussreichen katholischen Kirchenvertreter.

Populär beim zahlenden Publikum sind die handfesten Kolumnen, die Cartoons, die besonders kniffligen Kreuzworträtsel und die schreiberische, journalistische Qualität der Autorenbeiträge (vergleichbar: Süddeutsche Zeitung) der Irish Times.

Entwicklungsgeschichte

Die Irish Times wurde 1859 als Sprachrohr der irischen Unionisten gegründet, die damals wünschten, dass Irland volles Mitglied des Vereinigten Königreichs sein und bleiben sollte. Als sich Irland zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Großbritannien und 1949 sogar vom Commonwealth lossagte, änderte die Tageszeitung ihre Linie entsprechend den neuen Gegebenheiten.

Nach dem Tod des Gründers, Major Lawrence Knox im Jahr 1873 wurde das Hauptstadtblatt von der Kaufmannsfamilie Arnott übernommen, die bis in die 1960er Jahre die Mehrheitsanteile und damit die Kontrolle behielt. Selbst danach noch blieb der Urenkel des Erstkäufers Arnott der Londoner Herausgeber der Zeitung.

Die Irish Times der Zwischenkriegszeit sah sich als Sprachrohr der verbliebenen Anglo-Iren, in der Regel wohlhabende Grundbesitzer (Ascendency). Sie war praktisch die einzige der fünf irischen Tageszeitungen, die regelmäßig umfassend aus dem Ausland berichtete.

Zensur 1939–45

Nachdem bereits im konservativen Śaorstat Eireann 1922–38 Zensur bestand, wurde die Pressefreiheit nach der schnellen Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes (Emergency Powers Act)[1] vom 3. September 1939, und den Durchführungsbestimmungen[2] aufgehoben. Nicht nur potentiell den Kriegsparteien Nützliches, wie Wetterberichte, sondern jeglicher Begriff, der eine Bewertung der Kriegführenden hätte darstellen können war untersagt. Der anglophile Herausgeber R. M. (Bertie) Smyllie war ein entschiedener Gegner jeglicher Zensur und versuchte, sie zu umgehen. So wurden Schußverletzungen von irischen Soldaten, die in der britischen Armee dienten,[3] als „Bleivergiftung“ umschrieben. Ein mit der HMS Prince of Wales[4] Versenkter überlebte seinen „Wassersportunfall.“ Derartiges führte dazu, daß die Druckfahnen der Zeitung ab 29. Dezember 1942 bis Kriegsende[5] Der vollkommen humorlose controller of censorship[6] Thomas J. Coyne und der Smyllie lieferten sich über die gesamte Zeit schärfste Wortgefechte.[7]

Gegenwart

Bis heute haben bei der Irish Times nicht Börsen-Anteilseigner und Aufkäufer die publizistische Macht übernommen, da 1974 mit der Stiftung Irish Times Trust eine rechtliche Konstruktion gefunden wurde, die die verlegerische Unabhängigkeit und eigenständige Linie der Zeitung gegen alle Begehrlichkeiten garantieren soll.

Einige Kritiker machten diesen Irish Times Trust für die bislang schlimmste Existenzkrise der Zeitung 2002 verantwortlich. Die Fehlentscheidung lag darin, die vorhandenen Finanzreserven in den Bau einer neuen Druckerei zu stecken, was zu erheblichen Finanzierungsengpässen des laufenden Betriebs führte. Nach einer Vielzahl von internen Umstrukturierungen und Einsparungen, darunter eine größere Anzahl von Journalistenstellen und Lokalteilen gelang es, nach Verlusten von drei Millionen Euro 2002, im darauffolgenden Jahr wieder in die Gewinnzone vorzustoßen.

Im Januar 2005 kündigte die Zeitung an, von der im südlichen Stadtzentrum Dublins gelegenen D'Olier Street, was über Jahrzehnte ein Synonym für die Irish Times war, in die Tara Street, hundert Meter entfernt, umzuziehen. Im Mai 2005 brachte die Zeitung eine neue internationale Ausgabe heraus, die in London und Südwestengland gleichzeitig mit den anderen Tageszeitungen erhältlich ist. Zuvor war die aktuelle Ausgabe per Linienflugzeuge in die großen britischen Städte gebracht worden, so dass sie zur mittäglichen Lunchtime üblicherweise verfügbar war. Die neue Ausgabe wird gedruckt in der Newsfax-Fabrik in Hackney, sie nutzt das Vertriebsnetz der Financial Times mit.

Bekannte Kolumnisten

Zu den prominentesten Kolumnisten zählten der frühere Sunday Tribune-Herausgeber Vincent Browne, der linke Schriftsteller und Kunstkritiker Fintan O'Toole und der ehemalige irische Premierminister Garret FitzGerald. International bekannte Persönlichkeiten wie Harold Pinter, Bill Clinton haben in Editorials ihre Sicht der aktuellen Ereignisse dargelegt. Tradition als fester Bestandteil der Tageszeitung sind die Kolumnen

  • "Drapier", die ohne Namenunterzeichnung wöchentlich einmal den Hintergrundkommentar "Insider" zu den politischen Geschehnissen bietet
  • "An Irishman's Diary", früher regelmäßig vom politisch rechten Kommentator Kevin Myers (jetzt beim Irish Independent)
  • "Ritus und Vernunft", die wöchentliche religiöse Kolumne, der Beitrag von Patsy McGarry, dem Redakteur für religiöse Angelegenheiten
  • "Locker Room" (Umkleidekabine) titelt die Glosse des Sportteils, geschrieben von Tom Humphries, von der aufgrund ihrer Popularität gelegentlich sogar Buchveröffentlichungen herausgebracht wurden
  • "Cruiskeen Lawn" war die bissige und satirische Kolumne von Myles na Gopaleen, der unter seinem anderen Künstlernamen international ungleich bekannter ist – Cruiskeen Lawn ist die anglisierte Version des irischen Ausdrucks cruiscín lán, was so viel heißt wie "der volle Krug". "Cruiskeen Lawn" erschien erstmals in den 1940er Jahren und brachte es auf volle zwanzig Jahre Kontinuität.

Literatur

  • Thilo Schulz: Das Deutschlandbild der "Irish Times" 1933–1945 , Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-34925-4 (Europäische Hochschulschriften Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, zugl.: Hamburg, Univ., Dissertation 1998)
  • Fintan O'Toole: The Irish Times Book of the Century: 1900-1999. Gill & Macmillan, Dublin 1999, ISBN 0-7171-2749-4
  • Elgy Gillespie (Hrsg.): Changing the Times: Irish Women Journalists 1969-1981. Lilliput Press, Dublin 2003, ISBN 1-8435-1018-9
  • Dick Walsh: Remembered: Selected Columns from The Irish Times, 1990-2002. Townhouse, Dublin 2003, ISBN 1860591965

Einzelnachweise

  1. der kriegsbedingte „Notstand“ bestand, seit 1976 auf veränderter Rechtsgrundlage, bis 1995 fort!
  2. 13. September 1939: Emergency Powers (No. 5) Order 1939, verschärft 15. August 1942 (Volltext in Ó Drisceeoil (1996), App. 3. 28. Januar 1941: … No. 67 bezog auch ausländische Journalisten ein.
  3. worüber generell nicht berichtet werden durfte
  4. Irish Times 17. Dezember 1941
  5. Ó Drisceeoil, Donal; Censorship in Ireland, 1939-45; Cork 1996; ISBN 1-85918-073-6; (Cork University Diss. 1996)
  6. 1939-41: assistant ...; Ó Drisceeoil (1996), S 17
  7. Korrespondenz erhalten in: National Archives, Dublin; Department of Justice: Aktengruppe "R" und unnumerierte Controller's Correspondence

Weblinks


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