Thalys PBKA

Thalys PBKA
Ähnlich und verschieden: ein Thalys PBA (links) und Thalys PBKA (rechts) im Gare du Nord (Paris)
Thalys PBKA 4343 verlässt Köln Hauptbahnhof
Derselbe Thalys 4343 im Gare du Nord (Paris)

Der Thalys (im Sprachgebrauch [ˈtaːlɪs], in der Radiowerbung mit Betonung auf der zweiten Silbe) ist ein europäischer Hochgeschwindigkeitszug, der auf der Technik des französischen TGV basiert.

Thalys ist keine Abkürzung, sondern ein von Marketingstrategen entwickeltes Kunstwort. Man hat sich für diese Bezeichnung entschieden, da sie in allen Sprachräumen, in denen die Züge verkehren, gleichermaßen gut auszusprechen ist.

Inhaltsverzeichnis

Gesellschaft

Eurostar und Thalys PBA im Gare du Nord
Thalys 2. Klasse, innen

Der Thalys wird von der internationalen Bahngesellschaft Thalys International in Brüssel betrieben, die eine Tochter der französischen (SNCF) und belgischen (NMBS/SNCB) Staatsbahnen ist. Partner sind die Tochtergesellschaft der niederländischen Eisenbahn Thalys Nederland und die Deutsche Bahn.

Nach der Entscheidung von 1987, einen grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitszug auf die Strecke zu bringen, der Paris, Brüssel, Amsterdam und Köln verbinden soll, wurde 1995 die Westrail International gegründet, die erst im Mai 1999 den Namen der Züge annahm und seitdem Thalys International heißt. Sie ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung belgischen Rechts. Bis 2007 hielt die SNCB 30 %, die SNCF 70 % der Kapitalanteile. Zum 16. Juni 2007 beteiligte sich die Deutsche Bahn mit zehn Prozent am Stammkapital der Gesellschaft. Die weiteren Anteile halten die SNCF mit 62 sowie die SNCB mit 28 Prozent.[1]

Hochgeschwindigkeitszüge

Der Thalys wurde für den länderübergreifenden Verkehr im Beneluxgebiet gebaut und ist deshalb mehrsystemfähig. Es existieren zwei Varianten der Thalys-Züge, der Thalys PBA (Paris–Brüssel–Amsterdam) und der Thalys PBKA (Paris–Brüssel–Köln–Amsterdam).

Von den Thalys PBA existieren zehn Einheiten, die baugleich mit den französischen TGV Réseau sind. Sie fahren mit 25 kV, 50 Hz Wechselstrom. Außerdem sind sie mit den Zugsicherungssystemen der drei Länder ausgestattet. Der Thalys PBA hat mit 25 kV, 50 Hz Wechselstrom eine Dauerleistung von 8800 kW und erreicht damit zwischen Paris und Brüssel sowie zwischen Leuven und Liège 300 km/h.

Die 17 vorhandenen Thalys PBKA sind zusätzlich in der Lage, im deutschen Netz mit 15 kV, 16,7 Hz Wechselstrom zu fahren. Sie bedienen seit dem 14. Dezember 1997 Köln. Bis 2006 galt Köln-Deutz als Ziel- und Abgangsbahnhof. Zeitweise fuhr ein Zugpaar ab/bis Düsseldorf. Das Design ihrer Triebköpfe lehnt an den TGV Duplex an.

Von den 17 Einheiten befinden sich sieben im Eigentum der SNCB, sechs gehören der SNCF, je zwei der NS und der Deutschen Bahn.[2] Die beiden PBKA-Einheiten (Nr. 4321 und 4322), befinden sich im Eigentum der Deutschen Bahn und werden dort, wie alle Thalys-PBKA-Triebzüge intern als „Baureihe 409“ bezeichnet. Sie sind Bestandteil des Fahrzeugparks der Belgischen Staatsbahn.

Verkehrsangebot

Karte von Frankreich und seinen Nachbarländern, Hochgeschwindigkeitszugstrecken eingezeichnet:
blau: ICE, orange: TGV, rot: Thalys, gelb: Eurostar
dick: Hochgeschwindigkeitsstrecke, dünn: Altbaustrecke, gestrichelt: geplante Strecke

Die Züge verbinden länderübergreifend folgende Städte:

  • Köln – Aachen – Lüttich – Brüssel – Paris (sechs Zugpaare, Reisezeit 3:50 Stunden)
  • Amsterdam – Den HaagRotterdamAntwerpen – Brüssel – Paris (4 Zugpaare)
  • OstendeBrüggeGent – Brüssel – Paris (ein Zugpaar)
  • Lüttich – Namur – Paris (ein Zugpaar)
  • Brüssel – Disneyland Resort Paris (fünf Zugpaare, bis März 2007)
  • Im Sommer verkehren zusätzlich Züge zwischen Brüssel und Marseille, im Winter zwischen Brüssel und den französischen Alpen

Siehe auch: Liste der Intercity-Express-Bahnhöfe

Zwischen Brüssel und Paris verkehren die Züge nahezu halbstündlich, einige davon in Doppeltraktion, die in Brüssel nach Amsterdam bzw. Köln geflügelt wird. In Brüssel besteht Anschluss an den Eurostar nach London. Seit April 2007 sollten die Züge die neue Schnellfahrstrecke Schiphol–Antwerpen (HSL Zuid) benutzen, deren Inbetriebnahme sich bis mindestens 2009 verzögert; auch fehlt den Thalys PBA noch das für die HSL Zuid nötige Zugsicherungssystem ETCS; Tests mit der ETCS-Softwareversion 2.3.0 fanden Anfang November 2007 in Belgien und den Niederlanden statt[3].

Mit 25 Zügen pro Tag und Richtung betreibt das Unternehmen zwischen Paris Nord und Brüssel Midi das dichteste Zugangebot zwischen zwei europäischen Hauptstädten. Die Züge erreichen eine Reisegeschwindigkeit von 213 km/h, ihr Marktanteil im Modal-split mit dem Flugverkehr liegt bei 100 Prozent.[4]

2007 wurden täglich sechs internationale Zugpaare zwischen Köln, Brüssel und Paris angeboten, ergänzt um drei ICE-Zugpaare zwischen Frankfurt und Brüssel. 2006 nutzten knapp sieben Millionen Reisende die Züge, seit Gründung der Gesellschaft mehr als 55 Millionen.[1]

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 soll die Zahl der täglichen Zugpaare zwischen Paris und Köln auf sieben erhöht werden. Zwischen Paris und Amsterdam sollen dann zehn Züge angeboten werden. Auf beiden Relationen soll dann eine Reisezeit von drei Stunden und 15 Minuten erreicht werden.[4]

Entwicklung

Ende 1995 wurde der erste Mittelwagen der neuen Züge fertiggestellt.[5]

Im ersten Betriebsjahr, 1996, nutzten 1,6 Millionen Fahrgäste den Thalys. 1997 fuhren drei Millionen, 1998 4,7 Millionen Fahrgäste mit den Zügen. Am 25. März 1999 wurde der zehnmillionste Thalys-Fahrgast gefeiert; rund 14.000 Menschen nutzten pro Tag diesen Zug. Zwischen Brüssel und Paris lag die Auslastung zu dieser Zeit bei 65 Prozent, zwischen Brüssel und Köln bei 50 Prozent.[6]

Ende 1997 wurden (sechsmal täglich) Köln und (einmal täglich) Düsseldorf in das Thalys-Netz eingebunden. Die Verlängerung nach Düsseldorf wurde aber Ende 2003 aufgegeben. Bis Anfang 1999 nutzten rund eine Million Reisende diesen Ast.[6] Bis Ende 2007 nutzen 8,5 Millionen Reisende das Zugangebot zwischen Köln und Paris.[7]

Während der Expo 2000 verkehrte samstags ein Thalys zwischen Hannover und Brüssel bzw. Paris.[8]

Im Jahr 2003 kam es durch die starke Konkurrenz von Billigfliegern zum einzigen Jahr seit Gründung der Gesellschaft, in dem ein Fahrgastrückgang zu verzeichnen war. Durch ein geändertes Preissystem wurde darauf reagiert, so das seit dem konstant Fahrgastzuwächse zu verzeichnen sind.

Während der EU-Präsidentschaft Frankreichs vom 1. Juli 2008 bis 31. Dezember 2008 verkehrten täglich zwei Thalys-Sonderzugpaare von Brüssel über den Flughafen Paris-Charles de Gaulle nach Straßburg. Diese Züge durften jedoch nur von Mitgliedern und Mitarbeitern des EU-Parlaments benutzt werden.

Zwischen Januar 2008 und Dezember 2009 werden sowohl die Innenausstattung der Züge, die Außenlackierung, das Gastronomiekonzept, als das gesamte Auftreten des Unternehmens modernisiert, sowie die Zugbegleiter und Betreuer mit neuen Uniformen ausgestattet. Am 8. Januar 2009 ging der erste modernisierte Zug (PBA) auf die Schiene. Während der jeweils zehnwöchigen Umrüstung im SNCF-Ausbesserungswerk Lille erhalten die Züge auch eine ETCS-Ausrüstung (Level 2). Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 100 Millionen Euro.[4]

Sonstiges

  • Von den Firmen Lima und Mehano gibt es den Thalys PBKA als H0-Modell für die Modelleisenbahn. Die Firma Hobbytrain bietet ein Modell für Spur N.

Service an Bord

Mittagssnack in der ersten Klasse des Thalys

Im Thalys werden bei Fahrten in der ersten Klasse gratis je nach Tageszeit Frühstück, Speisen(analog zum Flugzeug) oder Knabbereien sowie Getränke, darunter auch Wein und Bier, gereicht. Weiterhin gibt es hier außer an Sonntagen eine große Auswahl von Tageszeitungen. Zwischen Paris und Brüssel bzw. in der Gegenrichtung wird unmittelbar nach der Abfahrt ein Erfrischungstuch (verbunden mit der Möglichkeit, am jeweiligen Zielbahnhof des Abschnitts im voraus ein Taxi zu einem erhöhten Tarif zu reservieren) und kurz vor der Ankunft noch Schokolade gereicht.

Thalys bietet seit Ende 2008 in allen Zügen WLAN-Internetzugang (gekennzeichnet durch „WIFI INSIDE“ am Fenster) zum surfen und e-mailen. Als Passagier in Comfort 1 ist der WLAN-Zugriff kostenfrei, in Comfort 2 ist dieser gebührenpflichtig. Zwei Zahlungsmodalitäten werden angeboten: Online-Zahlung mit einer Kreditkarte oder der Erwerb einer Rubbelkarte an der ThalysBar.

Auf den zwischen Paris und Köln verkehrenden Zügen sollen ab 2008 vier Fahrrad-Stellplätze je Zug geschaffen werden.Dies ist aber bisher noch nicht umgesetzt worden[9]

Das bordeigene kostenfreie Magazin "Thalyscope" informiert in aktuellen Ausgaben über Veranstaltungen und Sehenswertes an den Thalys-Destinationen.

Weiterführende Informationen

Siehe auch

  • Alleo – das Gegenstück für die Achse Paris–Ostfrankreich–Süddeutschland (POS)
  • Railteam - internationaler Zusammenschluss zur Stärkung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs

Literatur

  • Wolfgang Bauchhenss: Konkurrenz für den Thalys. Nach Streit - ICE 3 fährt nun nach Belgien. In: LOK MAGAZIN. München Jg. 42.2003, Nr.256, S.14-15. ISSN 0458-1822
  • Thomas Feldmann: Gekuppelt wird mit Hand. Thalys Duplex 2N. In: LOK MAGAZIN. München Jg. 44.2005, Nr.280, S.48-49. ISSN 0458-1822

Weblinks

Quellen

  1. a b Deutsche Bahn übernimmt Anteil bei Thalys International. Pressemitteilung der Deutschen Bahn vom 19. Juni 2007
  2. Brian Perren: High-speed rail gains from air. In: Modern Railways. Bd. 65, Nr. 719, 2008, ISSN 0026-8356, S. 58 f.
  3. „Thalys test in Nederland en België“ - Pressemitteilung von HSL Zuid vom 9.11.2007
  4. a b c Brian Perren: Thalys metamorphosis. In: Modern Railways. Bd. 66, Nr. 726, 2009, ISSN 0026-8356, S. 64 f.
  5. Thaly (sic!): Erster Wagen fertiggestellt. In: Eisenbahntechnische Rundschau. Hamburg 45.1996, Nr.1/2, S.5. ISSN 0013-2845
  6. a b Thalys: 10 Millionen Passagiere. In: Eisenbahntechnische Rundschau. Hamburg 48.1999, Nr.6, S.399f. ISSN 0013-2845
  7. Köln–Paris: Thalys feiert 10. Geburtstag. In: DB Welt. Berlin 2007,12, S.23.
  8. Neue Zeiten, neue Züge. In: mobil. Hamburg 2000,5, S.10. ISSN 1615-0295
  9. Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V.: Neuer Fahrplan, weniger Fahrradmitnahme. Presseinformation vom 6. Dezember 2007

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