Thai (Volk)

Thai (Volk)

Als Thai werden im weiteren Sinne des Wortes die Bewohner des Staates Thailand bezeichnet.

Als Ethnie versteht man unter den Thai die vier Hauptgruppen von Tai-Völkern in Thailand: Die Nord-Thai (Thai Nüa, die auch eine eigene alte Schrift besitzen), die Zentral-Thai (Thai Klaang), die Thai Isaan (im Nordosten, dem Isaan, deren Sprache eher dem Laotischen ähnelt) und die Süd-Thai (Thai Phak-Tai). Sie gehören zu der Sprachgruppe der Tai-Kadai-Sprachen, die in mehreren Staaten Südostasiens und in China beheimatet ist. Auch andere Ethnien der Tai-Sprachgruppe leben als Minderheiten in Thailand.

1881 teilte Josiah Nelson Cushing in seinem Wörterbuch Shan and English Dictionary die Thai nach ihrer sprachlichen Verwandtschaft auf: in die südliche Gruppe der Thai im engeren Sinne (damals nach Siam Siamesen genannt) und der Lao sowie in die nördliche Gruppe der chinesischen und birmanischen Schan und die Khamti.

Die Völkerfamilie der Thai

Zur Völkerfamilie der Tai gehören die in Thailand lebenden Thai (zur besseren Unterscheidung auch Siamesen genannt), die Lao, die Shan, einige Bergvölker im Norden Indochinas, die Zhuang und Lü in China sowie die Ahom in Assam. Insgesamt wird geschätzt, dass die Teilvölker etwa 75 Millionen Menschen zählen. Im Laufe der Zeit wurden die einzelnen Völker durch ihre Nachbarn teils erheblich beeinflusst oder gar assimiliert, so wurden die Zhuang in China sinisiert.

Obwohl die Thaivölker räumlich sehr weit voneinander getrennt sind, ist eine Verständigung zwischen den einzelnen Völkern möglich. Diese sprachliche Homogenität lässt darauf schließen, dass die einzelnen Völker sich erst in jüngerer Zeit voneinander getrennt haben.

Die Thai-Völker leben noch nicht lange in ihren heutigen Siedlungsgebieten. Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Thai ist jedoch nicht genau geklärt. Die wahrscheinlichste These ist, dass die Thai ursprünglich im heutigen Südchina und Nordvietnam siedelten (Provinzen Guizhou, Guangxi und Guangdong). Sie wurden durch den Druck der Han-Chinesen und Vietnamesen zur Migration Richtung Süden gezwungen. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung kam es zu einer Zweiteilung der Thaivölker in die nördlichen Thai (Zhuang, Tho, Nung) und die südlichen Thai (Thai, Lao, Shan, Ahom und Bergvölker).

Andere Thesen besagen, dass die Thai ursprünglich in Nord-oder Zentralchina siedelten und dann nach Süden migrierten. Diese These ist aus heutiger Sicht aber nicht haltbar. Auch die Theorie, dass das im heutigen südchinesischen Yunnan gelegene Nanzhao-Reich ein Reich der Thai war, ist nicht haltbar. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Thai südliche Gebiete des Nanzhao-Reiches besiedelten, denn aus chinesischen Quellen geht hervor, dass sie aufgrund ihrer kriegerischen Aktivitäten gefürchtet waren.

Es ist möglich, dass ab dem 7. Jahrhundert im Becken des Chao Phraya Mon (Dvaravati-Kultur) und Thai siedelten. Die Thai waren damals ein Bauernvolk, das Reis auf Bewässerungsfeldern in Ebenen und Tälern anlegte und teils Brandrodungsfeldbau betrieb. Sie wohnten in Pfahlbauten, der Besitz von Büffeln zeigte den Status der jeweiligen Person an. Die Thai waren jedoch keine Bergbewohner.

In den Thaivölkern wurden die Familien ursprünglich zu Dörfern (Ban) und darüber hinaus zu einer Art Dorfverbund (Mueang) zusammengefasst. Unter den Menschen herrschte weitgehende Gleichheit, allein der Dorfvorsteher hatte Privilegien. Mit der Zeit wurde das Amt des Mueang-Vorstehers vererbbar, was zur Herausbildung einer patriarchalischen Oberschicht und später zur Staatenbildung führte. Kriegerische Unternehmungen hatten das Ziel, geeignete Plätze für die Gründung von neuen Mueang zu schaffen. Die Mueang waren häufig polyethnisch, das heißt, dass auch Angehörige anderer Völker mit den Thai zusammen in einem Mueang lebten. Dies führte zur Assimilation jener Völker, die in Gebieten wohnten, in welche die Thai eingewandert waren (Thaiisierung).[1]

Siehe auch: Thaiifizierung, Thailändische Sprache, Geschichte Thailands, Thai-Malaien, Malaysia-Thai

Einzelverweise

  1. Fessen, H., Kubitscheck, H.: Geschichte Thailands. Münster und Hamburg 1994, S. 4-8

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