Tetraedrit

Tetraedrit
Tetraedrit
Tetrahedrite, Hübnerite, Quartz - 176605.jpg
perfekt ausgebildeter Tetraedritkristall und prismatischen, rötlichen bis schwarzen Hübneriten auf Bergkristall
Andere Namen
  • dunkles Fahlerz
  • Schwarzerz
  • Antimonfahlerz
Chemische Formel Cu12[S|(SbS3)4] [1]
Mineralklasse Sulfide und Sulfosalze
2.GB.05 (8. Auflage: II/C.11-40) (nach Strunz)
03.03.06.01 (nach Dana)
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse kubisch-hexakistetraedrisch \bar{4}3m [2]
Farbe Stahlgrau bis Schwarz, in sehr dünnen Schichten kirschrot durchscheinend
Strichfarbe grauschwarz
Mohshärte 3 bis 4,5
Dichte (g/cm3) 4,97
Glanz Metallglanz
Transparenz undurchsichtig
Bruch muschelig
Spaltbarkeit keine
Habitus tetraedrische Kristalle, körnige bis massige Aggregate
Zwillingsbildung nach {111}
Brechungsindex n > 2,72
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten in Salpetersäure und Königswasser löslich

Tetraedrit, auch unter der bergmännischen Bezeichnung dunkles Fahlerz, Schwarzerz oder Antimonfahlerz bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu12[S|(SbS3)4] [1] und entwickelt meist undurchsichtige, stahlgraue bis schwarze Kristalle in Tetraederform, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate.

Tetraedrit bildet mit Tennantit (Cu12[S|(AsS3)4] [1]) sowie mit Freibergit ((Ag,Cu)10(Fe,Zn)2[S|((Sb,As)S3)4] [1]) eine vollständige Mischreihe, deren Mischkristalle und Endglieder unter der Bezeichnung Fahlerz zusammengefasst werden.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Tetraedrit mit Chalkopyrit (Kupferkies) überwachsen

In sehr dünnen Schichten wie beispielsweise bei Dünnschliffen ist vor allem arsenhaltiger Tetraedrit kirschrot durchscheinend mit einem Brechungsindex von n852 nm = 2,92 bis 3,12. Auch die Strichfarbe ist aus diesem Grund veränderlich. Der zunächst schwarze Strich wird beim Feinreiben rotbraun. Ein häufig vorkommender Überzug aus Chalkopyrit kann eine gelbe Farbe vortäuschen.

Im Gegensatz zu dem sehr ähnlich aussehenden Tennantit zeigt frisch gebrochener Tetraedrit eine hellere Bruchfläche, die aber nach einiger Zeit schwarz anläuft.

Tetraedrit löst sich in Salpetersäure unter Ausscheidung von Schwefel und Antimon(III)-oxid auf. In Königswasser zersetzt er sich vollständig.

Vor dem Lötrohr ist das Mineral leicht schmelzbar, wobei sich eine graue Kugel bildet. Nach dem Rösten reagiert es mit Kupfer und meist auch mit Eisen.

Etymologie und Geschichte

Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Tetraedrit 1845 von Haidinger, der das Mineral nach seiner häufig auftretenden und damit charakteristischen Kristallform benannte.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Tetraedrit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide und Sulfosalze mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1 : 1“, wo er zusammen mit Argentotennantit, Chaméanit, Giraudit, Goldfieldit, Freibergit, Hakit, Mgriit und Tennantit die eigenständige Gruppe II/C.11 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Tetraedrit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings zur neu definierten Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide und Sulfobismuthide“. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Insel(Neso)-Sulfarsenide usw., mit zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Argentotennantit, Argentotetrahedrit, Freibergit, Galkhait, Giraudit, Goldfieldit, Hakit und Tennantit die „Tennantitgruppe“ mit der System-Nr. 2.GB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tetraedrit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Tetraedritgruppe (Isometrisch: I4¯3m)“ mit der System-Nr. 03.03.06 und den weiteren Mitgliedern Tennantit, Freibergit, Hakit, Giraudit, Goldfieldit und Argentotennantit innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 < z/y < 4 und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Tetraedrit mit Pyrit verwachsen

Gewöhnlich bildet sich Tetraedrit in hydrothermalen niedrig- bis mittelgradigen Gängen, aber auch in kontaktmetamorphen Lagerstätten, wo das Mineral unter anderem mit Arsenopyrit, Akanthit, Baryt, Bornit, Calcit, Chalkopyrit, Dolomit, Fluorit, Galenit, Pyrit, Quarz, Siderit und Sphalerit vergesellschaftet auftritt.

Weltweit konnte Tetraedrit bisher (Stand: 2010) an rund 4000 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in den Staaten bzw. Regionen Ägypten, Algerien, Antarktis, Argentinien, Armenien, Äthiopien, Australien, Belgien, Bolivien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Burkina Faso, Chile, China, Deutschland, Ecuador, Eritrea, Fidschi, Finnland, Frankreich, Französisch Guinea, Ghana, Griechenland, Grönland, Honduras, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Isle of Man, Italien, Japan, Kanada, Kanalinseln, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, Nord- und Südkorea, Kosovo, Kuba, Madagaskar, Marokko, Mazedonien, Mexiko, Mongolei, Namibia, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Papua-Neuguinea, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Serbien, Simbabwe, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Taiwan, Tschechien, Tunesien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Venezuela, Vereinigtes Königreich (Großbritannien), Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Auch in Gesteinsproben vom Juan-de-Fuca-Rücken (Pazifischer Ozean) wurde Tetraedrit gefunden.[3]

Bekannte Fundorte sind vor allem die „Lina Mine“ bei Alzen und Irazein im französischen Département Ariège, wo bis zu 25 cm große Kristalle zutage gefördert wurden. Gut entwickelte Kristalle bis etwa 7 cm Größe fand man in der „Mercedes Mine“ bei Huallanca in der peruanischen Region Huánuco.

Morphologie

Durchdringunszwilling aus Colquechaca, Chayanta, Potosí , Bolivien

Tetraedrit bildet oft flächenreiche und gut ausgebildete Kristalle mit deutlicher bis nahezu perfekter Tetraederform. Auch Durchdringungszwillinge nach {111} sind häufig zu finden. Bei idealer Durchdringung schauen die Spitzen des einen Tetraeders jeweils mittig ein Stück weit aus den Flächen des anderen Tetraeders heraus.

Kristallstruktur

Tetraedrit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe I \bar 4 3 m mit dem Gitterparameter a = 10,36 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

Wie alle Fahlerze ist auch der Tetraedrit ein wichtiges Erz zur Gewinnung von Kupfer, dessen Anteil bei reinem Tetraedrit bei etwa 34,8 % liegt.[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 122.
  2. a b Webmineral - Tetraehedrite (englisch)
  3. Mindat - Localities for Tetrahedrite

Literatur

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 433-435.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 43.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 29.

Weblinks

 Commons: Tetrahedrite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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