- Testmarkt
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Ein Testmarkt dient zur Durchführung eines Markttests, der eine Art des Experiments der Primären Marktforschung darstellt. Ein Testmarkt ist ein geographisch begrenztes Gebiet mit einer begrenzten Zahl von Marktteilnehmern, der bezüglich der wirtschaftlichen (Kaufkraft der Bevölkerung, Anzahl der Mitbewerber) und sozialen Zusammensetzung ein repräsentatives Abbild des Gesamtmarktes – jenes Gebiet, auf das die Erkenntnisse des Markttests zur Einführung des neuen Produktes übertragen werden – darstellt.
Auf einem Testmarkt wird ein neues Produkt unter Einsatz aller geplanten Marketinginstrumente eingeführt und das Verhalten und die Reaktion der Marktteilnehmer (potentielle Kunden, Mitbewerber) sowie der Erfolg des neuen Produktes analysiert und die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf den Gesamtmarkt übertragen.
Die Größe eines Testmarktes kann beliebig ausgewählt werden, sofern er als repräsentativ für den Gesamtmarkt betrachtet wird. Er kann also eine Stadt, ein Bundesland, eine Region oder ein ganzes Land sein.
Beispiele für Testmärkte
In der Geschichte der Marktforschung haben sich manche Gebiete als besonders geeignet für repräsentative Markttests herausgestellt. Der Ort Haßloch war der erste professionell von einem Marktforschungsinstitut betriebene Testmarkt in Deutschland. Darüber hinaus waren in der Vergangenheit auch Buxtehude und Bad Kreuznach Testmärkte. Heute besteht neben Haßloch nur noch Bremen als fest bestehender regionaler Testmarkt.
Österreich dient einigen Unternehmen als Testmarkt für die Einführung neuer Produkte im gesamten deutschsprachigen Raum bzw. der EU. So bietet der Mobilfunkanbieter Drei derzeit probeweise nur in Österreich flächendeckend Videotelefonie an. Andere Unternehmen stellen ähnliche Szenarien in einzelnen Regionen Deutschlands oder der Schweiz dar.
Wichtigste Voraussetzung für Testmärkte ist, dass sich diese nicht zu weit vom Mittelwert der Grundgesamtheit in seiner Grundstruktur befindet und man diese Abweichung gut quantifizieren kann.
Virtuelle Testmärkte
Die hohen Zeit- und Materialkosten, die Testmärkte typischerweise verursachen, führen dazu, dass derartige Tests selbst von großen Unternehmen nur selten durchgeführt werden können. Aus diesem Grunde wurden eine spezielle Art von Testmärkten, sog. Virtuelle Testmärkte, entwickelt. Virtuelle Testmärkte sind Computersimulationen, die aus vielen tausend Konsumenten bestehen. Bei der Erstellung eines Virtuellen Testmarktes kommen Methoden aus der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz. Die technische Basis dafür sind sog. Multiagentensysteme.
Die Vorteile von Virtuellen Testmärkten liegen in der schnellen Verfügbarkeit der Testresultate sowie in deren Flexibilität, die es erlaubt, mehr als nur ein Produkt oder eine Dienstleistung zu testen. Hinzu kommen die relativ geringen Kosten im Vergleich zu echten Testmärkten.
Virtuelle Testmärkte werden auch als simulierte Testmärkte bezeichnet.
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