Tempomat

Tempomat

Eine Geschwindigkeitsregelanlage (GRA), auch Tempomat (Markenname der Daimler AG) oder Tempopilot genannt, ist eine Vorrichtung in Kraftfahrzeugen, welche die Drehzahl automatisch so regelt, dass das Fahrzeug eine vom Fahrer vorgegebene Geschwindigkeit nach Möglichkeit einhält.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Die Regelung erfolgt in modernen Fahrzeugen meist elektronisch; früher waren vor allem mechanisch/pneumatische Systeme verbreitet. Dies hängt davon ab, ob das Fahrzeug E-Gas (Impulse vom Gaspedal werden elektrisch zur Drosselklappe übertragen, drive-by-wire) oder einen Bowdenzug zwischen Gasgriff oder Gaspedal und Drosselklappe hat. Bei Betätigung von Hand- oder Fußbremse oder der Kupplung (bei Fahrzeugen mit Schaltgetriebe) wird die Regelung deaktiviert.

Zusatzfunktion Geschwindigkeitsbegrenzung

Anders als bei Sommerreifen ist es bei Winterreifen auch erlaubt, abweichend von den einzuhaltenden Angaben des Fahrzeugscheines Reifen mit niedrigerem Geschwindigkeitsindex einzusetzen. Bei vielen Fahrzeugen mit Tempomat ist es möglich, hierfür eine dauerhafte Geschwindigkeitsbegrenzung zu aktivieren.

Zudem kann oft auch ein temporäres Geschwindigkeitslimit gesetzt werden, das vom Fahrer jederzeit über den Tempomat ein- und ausgeschaltet werden kann. Die Geschwindigkeitsbegrenzung verhindert das Überschreiten eines vom Fahrer eingestellten Limits, z. B. 50 km/h in geschlossenen Ortschaften.

Vor- und Nachteile

Eine Geschwindigkeitsregelanlage erweist sich als besonders nützlich auf Autobahnen und Straßen mit Geschwindigkeitsbeschränkungen. Sie führt zu entspannterem Fahren.

Auswirkungen auf den Spritverbrauch ergeben sich nach Angaben von Fahrzeugherstellern keine. Dies gilt allerdings nur für den technischen Teil der Steuerung. Eine Veränderung der Geschwindigkeit durch den Einsatz eines Tempomaten ergibt sich schon dadurch, dass ein Mensch die Geschwindigkeit nicht so exakt auf konstantem Niveau halten kann wie die automatische Regelung.

Aus physikalischen Gründen ist bei gleicher Durchschnittsgeschwindigkeit der Kraftstoffverbrauch bei einer Fahrt mit Tempomat gegenüber einer Fahrt ohne Einsatz des Tempomat niedriger. Grund hierfür ist, dass bei manueller Fahrweise selbst bei sehr geübten Fahrern die Geschwindigkeit mal über und mal unter der Durchschnittsgeschwindigkeit liegt. Der Energieverbrauch zur Überwindung des Luftwiderstandes wächst jedoch quadratisch mit der Geschwindigkeit. Die Fahrstreckenanteile mit Geschwindigkeiten über der Durchschnittsgeschwindigkeit führen damit zu mehr Spritverbrauch als in den Fahrstreckenanteilen mit unterdurchschnittlicher Geschwindigkeit gespart wird.

Die Nutzung eines Tempomaten verändert jedoch die Fahrweise hin zu einem mehr gleichmäßigen Fahrstil. Die genauen Auswirkungen auf den Spritverbrauch sind jedoch nicht abschließend erforscht, obwohl die EU hierzu Untersuchungen angestoßen hat. [1]

Teilweise wird als Nachteil vermutet, dass das Unfallrisiko durch verminderte Wachsamkeit des Fahrers erhöht sein kann. Diverse Studien zu diesem Thema bestätigen das aber nicht. Die Bundesanstalt für Straßenwesen bewertet die Auswirkungen des Tempomat insgesamt positiv.[2]

Technische Entwicklung

Geschwindigkeitsregelanlagen wurden in Automobilen erstmals 1958 als Cruise Control bei Chrysler eingesetzt, in Europa erstmals 1962 bei Mercedes-Benz.

Geschwindigkeitsregelanlagen gibt es inzwischen bei vielen Fahrzeugen als Zusatzausstattung ab Werk, zum Teil auch schon serienmäßig; zudem können sie meist auch nachgerüstet werden.

Bei Mercedes-Modellen mit Schaltgetrieben ab 2000 bleibt der Tempomat auch nach einem Schaltvorgang aktiv. Eingeführt wurde diese Technik mit der großen Modellpflege des W210 (E-Klasse) zum Modelljahr 2000. Beim Auskuppeln wird die Motordrehzahl reduziert, um ein Überdrehen des Motors zu verhindern. Abhängig ob hoch- oder heruntergeschaltet wird, findet eine Drehzahlanpassung statt. Bei BMW der 2007er Generation wird eine solche Funktionalität angeboten, die zusätzlich den Fahrer auffordert, einen anderen Gang zu wählen, sollte zum Beispiel auf Grund einer Steigung die Geschwindigkeit mit dem aktuellen Gang nicht mehr gehalten werden können.

Die ersten Systeme wirkten nur auf die Gasbetätigung. Eine Weiterentwicklung besteht aus dem aktiven Bremsen des Fahrzeuges bei Bergabbetrieb. Bei Automatikgetrieben wird hierbei eine niedrigere Fahrstufe gewählt, um die Motorbremswirkung zu nutzen. Insbesondere bei Schaltgetrieben, aber auch bei Automatikgetrieben, kann bei modernen Systemen durch die Geschwindigkeitsregelanlage eine sanfte Abbremsung mit der Betriebsbremse eingeleitet werden. Dies ist bei einigen Mercedes-Modellen ab 2005 eingeführt worden.

Eine moderne Variante ist die abstandsabhängige Adaptive Cruise Control, auch Abstandsregeltempomat genannt.

Rechtliche Aspekte

In Belgien ist die Benutzung des Tempomats laut Beschilderung auf einigen Autobahnabschnitten in der Nähe von Großstädten, wie beispielsweise Antwerpen, untersagt (durchgestrichenes „Cruise Control“-Zeichen). Jedoch ist fraglich ob und wie die belgische Polizei das Verbot überprüfen kann.

Literatur

  • Karl-Heinz Dietsche, Thomas Jäger, Robert Bosch GmbH: Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. 25. Auflage, Friedr. Vieweg & Sohn Verlag, Wiesbaden, 2003, ISBN 3-528-23876-3
  • Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2001, ISBN 3-528-13114-4

Einzelnachweise

  1. [2], Auswirkungen des Fahrens mit Tempomat und ACC auf das Fahrerverhalten.

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Synonyme:

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  • Tempomat — Tem|po|mat der; en, en Kurzw. aus ↑Tempo u. ↑Automat> [elektron.] Fahrgeschwindigkeitsregler od. begrenzer für Kraftfahrzeuge …   Das große Fremdwörterbuch

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