Teller Ede

Teller Ede
Edward Teller

Edward Teller (* 15. Januar 1908 in Budapest (damals noch Österreich-Ungarn); † 9. September 2003 in Stanford, Kalifornien; ungarisch Teller Ede) war ein ungarisch-amerikanischer Physiker. Zusammen mit Hermann Arthur Jahn erklärte er den Jahn-Teller-Effekt. Weiterhin gilt er als Vater der Wasserstoffbombe.

Teller studierte in Deutschland. Wegen seiner jüdischen Herkunft emigrierte er 1935 in die USA. Er war sehr früh Mitglied des Manhattan-Projekts, das die ersten Atombomben entwickeln sollte. Bereits während dieser Zeit drängte er auf die zusätzliche Entwicklung fusionsbasierter Atomwaffen.

Edward Teller machte teilweise belastende Aussagen in den Verhören zur Sicherheitseinstufung von Robert Oppenheimer, seinem ehemaligen Kollegen im Los Alamos National Laboratory, wodurch Teller ein Geächteter in der wissenschaftlichen Gemeinschaft wurde. Er wurde allerdings weiterhin von der US Regierung sowie den Forschern des Militärs unterstützt. Teller war einer der Mitbegründer des Lawrence Livermore National Laboratory und mehrere Jahre erst dessen Direktor und später stellvertretender Direktor.

In späteren Jahren war Teller hauptsächlich für sein vehementes Eintreten für kontroverse technologische Ansätze zur Lösung militärischer wie auch ziviler Probleme bekannt, wie beispielsweise ein Plan zur Schaffung eines künstlichen Hafens (Operation Chariot (1958)) in Alaska durch die Nutzung thermonuklearer Sprengkörper.

Er war ein prominenter Befürworter von Ronald Reagans Strategic Defense Initiative (SDI) und wurde später beschuldigt, die sehr schwierige Durchführbarkeit des Programms verschleiert zu haben. Sein Leben lang war Teller sowohl für seine großen wissenschaftlichen Fähigkeiten als auch für seine problematischen zwischenmenschlichen Qualitäten bekannt. Es wird angenommen, dass Teller und John von Neumann wichtige Vorbilder für die Figur des Dr. Strangelove in Stanley Kubricks Film Dr. Seltsam ... aus dem Jahre 1964 waren.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und frühe Jahre

Teller als Jugendlicher

Teller wurde 1908 in Budapest im damaligen Österreich-Ungarn geboren. Als Kind sprach er sehr langsam, weswegen sein Großvater ihn für zurückgeblieben hielt. Wenn er jedoch redete, so immer in ganzen Sätzen. 1926 ging Teller zum Studium nach Deutschland, unter anderem auch deswegen, weil damals an den ungarischen Universitäten unter der Horthy-Regierung Zulassungsbeschränkungen (Numerus clausus) für jüdische Studenten bestanden. Er studierte zunächst an der Technischen Hochschule Karlsruhe Chemieingenieurwesen, wechselte dann jedoch 1928 aufgrund seines zunehmenden Interesses für die sich entwickelnde Quantentheorie zur Physik an die Universität München und promovierte 1930 bei Werner Heisenberg an der Universität Leipzig. Thema seiner Dissertation war die quantenmechanische Beschreibung des ionisierten Wasserstoff-Moleküls[1].

In München kam es zu einem schweren Unfall, als er so unglücklich vom Trittbrett einer fahrenden Straßenbahn stieg, dass er mit dem Fuß unter deren Räder geriet. Zeitlebens musste er eine Fußprothese tragen und zog das betroffene Bein nach. Während seiner Studienzeit freundete er sich mit den russischen Physikern George Gamow und Lev Landau an, die zu dieser Zeit Westeuropa bereisten.

Später war er zwei Jahre an der Universität Göttingen tätig (Zusammenarbeit mit James Franck, Hertha Sponer und Arnold Eucken). Im Jahr 1934 verließ er wegen seiner jüdischen Abstammung Deutschland in Richtung England. Seine politischen Erfahrungen in Ungarn und Deutschland machten ihn zu einem Feind sowohl des Kommunismus als auch des Faschismus. Nach einem kurzen Aufenthalt in England ging Teller nach Kopenhagen, Dänemark, um unter Niels Bohr zu arbeiten. Im Februar 1934 heiratete er „Mici“ (Augusta Maria) Harkanyi, die Schwester eines guten Freundes. Nur ein Jahr später, im Jahre 1935, emigrierte er in die USA und wurde Dozent an der George Washington University, wo er bis 1941 mit George Gamow zusammenarbeitete. Vor der Entdeckung der Kernspaltung (1938) forschte Teller in den Bereichen der Quanten-, Molekular- und Kernphysik. Als er 1941 Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika wurde, widmete er sich hauptsächlich der Kernphysik; sowohl der Kernspaltung als auch der Kernfusion.

Tellers wohl bedeutendste Arbeit war die Erklärung des Jahn-Teller-Effekts, der die Verzerrung in der Geometrie des Ligandenfelds einiger oktaedrischer Komplexverbindungen entlang einer Raumachse beschreibt. Des Weiteren wirkte er entscheidend bei der BET-Theorie mit.

Aufgrund seiner Abneigung gegen Nazi-Deutschland und die Sowjetunion wirkte Teller nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges an der militärischen Forschung der USA mit. Auf den Rat des ebenfalls emigrierten ungarischen Aerodynamikforschers Theodore von Kármán hin entwickelte er zusammen mit seinem (ebenfalls emigrierten) Freund Hans Bethe eine Theorie der Ausbreitung von Schockwellen. Später sollte sich diese Forschung über der Rolle von Gas bei Schockwellen als sehr hilfreich herausstellen.

Manhattan-Projekt

Edward Teller (Foto auf seinem Los-Alamos-Dienstausweis während des Zweiten Weltkrieges)

1942 wurde Teller zu Robert Oppenheimers Sommerplanungsseminar an der UC Berkeley eingeladen, das später zum Manhattan-Projekt wurde, das die Entwicklung einer Atombombe zum Ziel hatte. Einige Wochen zuvor hatte er sich mit seinem Kollegen Enrico Fermi über die Erfolgsaussichten von Nuklearwaffen unterhalten und Fermi hatte die Vermutung geäußert, dass eine Waffe durch Nutzung einer Kernspaltung eine noch viel größere nukleare Reaktion durch Kernfusion auslösen könnte. Obwohl Teller einige Gründe hatte, warum er glaubte, dass eine solche Reaktion physikalisch nicht funktionieren könne, war er von der Idee fasziniert und wollte sich nicht mit einer simplen Atombombe begnügen (die noch nicht annähernd fertig entwickelt war). In den Sitzungen des Manhattan-Projekts sprach er schon offen von der Möglichkeit einer fusionsbasierten Bombe, die er „Superbombe“ nannte (später Wasserstoffbombe).

Während des Zweiten Weltkrieges war er in der Abteilung für theoretische Physik in den damals geheimen Forschungslabors in Los Alamos im US-Bundesstaat New Mexico und setzte sich stark für die Entwicklung einer Wasserstoffbombe ein, die an Priorität einbüßte, als sich bereits die Entwicklung einer reinen Atombombe als sehr schwierig herausstellte. Wegen seiner Präferenz für eine H-Bombe und seiner Frustration über die Berufung von Hans Bethe zum Direktor der theoretischen Forschungsabteilung an seiner statt, weigerte sich Teller, sich an den Berechnungen für die Implosion der A-Bombe zu beteiligen. Dies führte zu Spannungen mit anderen Forschern und zur Einstellung weiterer Wissenschaftler, die diese Arbeit übernehmen sollten. Unter ihnen war auch Klaus Fuchs, der später als russischer Spion identifiziert wurde. Weiterhin machte sich Teller durch sein nächtliches Klavierspiel bei seinen Nachbarn und Kollegen unbeliebt. Trotzdem half er entscheidend bei der Erforschung von Nuklearwaffen mit, insbesondere bei der Erklärung der Implosion. 1946 verließ Teller Los Alamos und wurde Professor an der Universität von Chicago.

Arbeit an der Wasserstoffbombe

Als die Sowjetunion 1949 eine eigene Atombombe zündete, kündigte US-Präsident Harry S. Truman ein Schnellprogramm zur Entwicklung der Wasserstoffbombe an. Teller kehrte daraufhin 1950 nach Los Alamos zurück, um an dem Projekt mitzuarbeiten. Er wurde jedoch nicht Leiter des Projekts, obwohl er und der polnische Mathematiker Stanislaw Ulam einen Vorschlag für dessen Verwirklichung eingereicht hatten. Schnell wurde Teller aufgrund der langsamen Entwicklung ungeduldig und bestand auf der Einstellung von mehr Theoretikern. Er beschuldigte seine Kollegen, eine mangelnde Vorstellungskraft zu besitzen, was seine Beziehung zu den anderen Forschern verschlechterte. Weiterhin blieben aber seine und andere Entwürfe erfolglos. Hans Bethe äußerte später die Überzeugung, dass wenn Teller nicht zu einem frühen Test einer H-Bombe gedrängt hätte, die Entwicklung der Russen wohl auch langsamer verlaufen wäre. Dies ist u. a. auf die Tatsache gestützt, dass Klaus Fuchs, der russische Spion, viele falsche technische Details übermittelte, die eine funktionierende H-Bombe verhinderten. Russische Forscher, die an der sowjetischen H-Bombe gearbeitet hatten, behaupteten später, dass ihnen (und jedem Beteiligten) sehr deutlich klar war, dass die anfänglichen Pläne zu einer H-Bombe auf diese Weise nicht durchführbar waren und sie deswegen ihre H-Bombe vollkommen unabhängig von den Ergebnissen der Spionagetätigkeit entwickelten. [2]

1950 zeigten Berechnungen von Stanislaw Ulam und seinem Mitarbeiter Cornelius Everett, die von Fermi bestätigt wurden, dass Tellers frühere Annahme über die Tritium-Menge, die für die H-Bombe benötigt wurde, zu niedrig war. Selbst mit einer deutlich höheren Menge Tritium war der Energieverlust während des Fusionsprozesses zu groß, um die Fusion aufrecht zu erhalten. 1951, nach vielen Jahren ergebnisloser Arbeit, übernahm Teller eine innovative Idee von Ulam und er entwickelte den ersten arbeitsfähigen Entwurf für eine Wasserstoffbombe mit mehreren Megatonnen TNT Sprengkraft. Die einzelnen Beiträge der beiden Forscher zum so genannten Teller-Ulam-Design sind nicht genau öffentlich bekannt; der Anteil, der Teller von seinen damaligen Kollegen zugerechnet wird, entspricht in etwa der Meinung, die diese Personen insgesamt von ihm hatten. In einem Interview mit Scientific American aus dem Jahre 1999 sagte Teller:

“I contributed; Ulam did not. I'm sorry I had to answer it in this abrupt way. Ulam was rightly dissatisfied with an old approach. He came to me with a part of an idea which I already had worked out and difficulty getting people to listen to. He was willing to sign a paper. When it then came to defending that paper and really putting work into it, he refused. He said, ‘I don't believe in it.’”

„Ich habe zur Lösung beigetragen, Ulam nicht. Es tut mir leid, dass ich es so hart sagen muss. Ulam war zu Recht unzufrieden mit einem alten Lösungsansatz. Er kam mit einem Teil einer Idee zu mir, die ich schon ausgearbeitet hatte, die aber niemand hören wollte. Er war bereit, ein Arbeitspapier zu unterschreiben. Als es aber darum ging, das Papier zu verteidigen und tatsächlich Arbeit hineinzustecken, lehnte er ab. Er sagte, ‚Ich glaube nicht daran.‘“

Dieser Punkt ist jedoch umstritten. Bethe sprach schon 1954 von Tellers Geniestreich bei der Erfindung der H-Bombe[3]. Auch im Jahre 1997 wiederholte Bethe seine Ansicht, dass der entscheidende Durchbruch 1951 dank Teller erreicht wurde[4]. Andere Wissenschaftler, die ihm eher ablehnend gegenüber standen (wie etwa J. Carson Mark), äußerten die Auffassung, dass ohne die Hilfe von Ulam und anderen Wissenschaftlern Teller nie in die Nähe einer funktionierenden H-Bombe gekommen wäre.[5]

Der Durchbruch – die technischen Details sind immer noch geheim – war anscheinend die Trennung von Spaltungs- und Fusionskomponenten der Waffe und die Nutzung der Strahlung, die durch die Kernspaltung erzeugt wird, um den Fusionsbrennstoff vor der Zündung zu komprimieren. Allerdings wäre die Kompression alleine nicht ausreichend gewesen und der andere entscheidende Faktor – die Bombe in zwei Phasen aufzuteilen – wurde wohl ausschließlich von Ulam erdacht. Weiterhin wollte Ulam den mechanischen Schock der ersten Phase nutzen, um die Fusion in der zweiten zu begünstigen, während Teller sehr schnell feststellte, dass die Strahlung der ersten Phase dies schneller und effizienter erledigen könnte. Einige Mitglieder des Labors (besonders J. Carson Mark) äußerten später, dass die Idee, hierzu die Strahlung zu benutzen, wohl jedem Beteiligten an dem physischen Prozess gekommen wäre, Teller habe wohl sofort daran gedacht weil er schon an den Tests zur Operation Greenhouse im Frühling 1951 gearbeitet hatte. In diesem Test wurde der Energieeffekt einer A-Bombe auf eine Mischung von Deuterium und Tritium untersucht.

Unabhängig davon wie die Details des Teller-Ulam-Designs genau zustande kamen und wer welchen Anteil beigetragen hat, erkannten die beteiligten Wissenschaftler sehr schnell, dass es das Projekt den entscheidenden Schritt weiterführen würde. Diejenigen Mitglieder, die bis dahin noch gänzlich an der Umsetzbarkeit einer H-Bombe zweifelten, waren nun auch überzeugt, dass es lediglich eine Frage der Zeit sein würde, bis sowohl die USA als auch die Sowjetunion über Waffen mit einer Sprengkraft von mehreren Megatonnen verfügen würden. Selbst Oppenheimer, der dem Projekt anfangs ablehnend gegenüber stand, bezeichnete die Idee als technically sweet (technisch schön).

Die Explosion von Ivy Mike am 1. November 1952

Obwohl er federführend das Design entwickelte und seit langer Zeit ein Befürworter des Konzeptes war, wurde er nicht zum Direktor des Projekts ernannt (seine schwierige Persönlichkeit dürfte dazu beigetragen haben). 1952 verließ Teller das Projekt und ging an die aufgrund seines Drängens neu gegründete Livermore-Abteilung an der Universität von Kalifornien. Nach der Detonation von Ivy Mike am 1. November 1952, der ersten thermonuklearen Waffe, die auf dem Teller-Ulam Design aufgebaut war, wurde Teller der Öffentlichkeit als der „Vater der Wasserstoffbombe“ bekannt. Teller selbst war bei dem Test nicht anwesend – er erklärte, er fühle sich am Testgelände Pacific Proving Grounds nicht willkommen – und sah die Auswirkungen lediglich an einem Seismographen im Keller eines Saales in Berkeley.

Durch eine Analyse des radioaktiven Niederschlags hätten die sowjetischen Forscher um Andrei Sakharov sehr leicht darauf schließen können, dass das Design Kompression als wichtige Grundlage nutzte. Allerdings wurde diese Tatsache später von sowjetischen Forschern bestritten, die behaupteten, zu der Zeit noch nicht genug organisiert gewesen zu sein, um Daten vom radioaktiven Niederschlag bei US-Tests messen zu können. Wegen der öffentlichen Geheimhaltung gibt es wenige Informationen zur Entwicklung der Bombe und Berichte in der Presse schrieben die gesamte Entwicklung Teller und seinem Livermore Laboratory zu, obwohl es tatsächlich in Los Alamos entwickelt wurde [6].

Einige Kollegen Tellers waren sehr irritiert aufgrund der Tatsache, dass er es anscheinend zu genießen schien, sämtliche Anerkennung für ein Projekt zu erhalten, zu dem er nur einen – wenn auch entscheidenden – Teil beigetragen hatte. Auf Anregung von Enrico Fermi schrieb Teller daraufhin einen Artikel The Work of Many People (Die Arbeit Vieler), der im Science Magazin im Februar 1955 erschien und in dem er klarstellte, dass er die H-Bombe nicht alleine entwickelt habe. In seinen Memoiren sollte er später bemerken, dass er in diesem Artikel eine white lie (Notlüge oder Schwindelei) geschrieben habe, was impliziert, dass er sehr wohl alleine die volle Anerkennung für die Entwicklung der Waffe erhalten solle [7].

Teller war bekannt dafür, dass er sich in Projekte vertiefte, die theoretisch sehr ansprechend, allerdings praktisch kaum umsetzbar waren, so das Projekt einer Superbombe. Über seine Arbeit darin sagte Bethe:

“Nobody blamed Teller because the calculations of 1946 were wrong, especially because adequate computing machines were not available at Los Alamos. But he was blamed at Los Alamos for leading the laboratory, and indeed the whole country, into an adventurous programme on the basis of calculations, which he himself must have known to have been very incomplete.”

„Niemand warf Teller vor, dass seine Berechnungen aus dem Jahre 1946 falsch waren, besonders weil damals in Los Alamos keine adäquaten Rechenmaschinen zur Verfügung standen. Aber in Los Alamos warf man ihm sehr wohl vor, das Labor - und das ganze Land - in ein abenteuerliches Programm geführt zu haben, und zwar auf Grundlage von höchst unvollständigen Berechnungen, deren Unvollständigkeit ihm bewusst sein musste.“

Während des Manhattan-Projekts sprach sich Teller auch für die Entwicklung einer Bombe auf Basis von Uranhydriden aus, obwohl viele seiner Forscherkollegen annahmen, dass diese nicht funktionieren würde. In Livermore setzte Teller seine Arbeit an dieser Hydridbombe fort, was aber lediglich in einem Blindgänger endete. Ulam schrieb einmal an einen Kollegen über eine Idee, die er Teller mitgeteilt hatte:

„Edward ist voller Enthusiasmus über diese Möglichkeiten; vielleicht ist das ein Hinweis, dass sie nicht funktionieren werden.“

Fermi sagte einmal, er kenne außer Teller keinen anderen Monomanen mit verschiedenen Manien.

Die Oppenheimer-Kontroverse

Tellers Aussage gegen Robert Oppenheimer 1954 entfremdete ihn weiter von seinen früheren Kollegen in Los Alamos.

1954 sagte Teller gegen Robert Oppenheimer, den früheren Direktor von Los Alamos und Mitglied der Atomic Energy Commission, bei Oppenheimers Verhören zur Sicherheitseinstufung aus. Oppenheimer hatte sich für Rüstungskontrolle ausgesprochen, weswegen das Komitee für unamerikanische Aktivitäten und federführend Senator McCarthy ihn hinsichtlich Bedenken bezüglich der nationalen Sicherheit verhörte. Tellers Aussage führte zu einer weiteren Entfremdung zwischen ihm und seinen alten Kollegen in Los Alamos. Teller war in Los Alamos bereits mehrere Male mit Oppenheimer über Fragen der Erforschung der Kernspaltung sowie der Kernfusion aneinander geraten. Bei den Verhören war er das einzige Mitglied der wissenschaftlichen Gemeinschaft, das Oppenheimer als Sicherheitsrisiko betitelte.

Auf die Frage des Staatsanwalts Roger Robb, ob er andeute, dass „Dr. Oppenheimer illoyal den Vereinigten Staaten gegenüber“ sei, antwortete Teller:

“I do not want to suggest anything of the kind. I know Oppenheimer as an intellectually most alert and a very complicated person, and I think it would be presumptuous and wrong on my part if I would try in any way to analyze his motives. But I have always assumed, and I now assume that he is loyal to the United States. I believe this, and I shall believe it until I see very conclusive proof to the opposite.”

„Ich möchte nichts dergleichen andeuten. Ich kenne Oppenheimer als einen intellektuell höchst aufmerksamen und sehr komplizierten Menschen und ich denke es wäre meinerseits anmaßend und falsch, wenn ich seine Motive analysieren wollte. Aber ich habe immer angenommen und nehme auch jetzt an, dass er den Vereinigten Staaten gegenüber loyal ist. Ich glaube daran, und ich werde weiter daran glauben, bis ich sehr schlüssige Beweise für das Gegenteil gesehen habe.“

[8]

Auf die Frage, ob er glaube, dass Oppenheimer ein „Sicherheitsrisiko“ darstelle, antwortete er hingegen:

“In a great number of cases I have seen Dr. Oppenheimer act — I understood that Dr. Oppenheimer acted — in a way which for me was exceedingly hard to understand. I thoroughly disagreed with him in numerous issues and his actions frankly appeared to me confused and complicated. To this extent I feel that I would like to see the vital interests of this country in hands which I understand better, and therefore trust more. In this very limited sense I would like to express a feeling that I would feel personally more secure if public matters would rest in other hands.”

„In einer Vielzahl von Fällen sah ich Dr. Oppenheimer handeln – ich verstehe es so, dass er handelte – auf eine Art und Weise, die für mich äußerst schwer zu verstehen war. In einer Vielzahl von Angelegenheiten stimmte ich mit ihm absolut nicht überein und seine Handlungen erschienen mir konfus und kompliziert. In diesem Maße fühle ich, dass ich die vitalen Interessen dieses Landes gerne in den Händen einer Person sehen würde, die ich besser verstehe und der ich deswegen mehr traue. In diesem sehr limitierten Sinne möchte ich das Gefühl ausdrücken, dass ich mich persönlich sicherer fühlte, wenn die öffentliche Sache in anderen Händen ruhte.“

[8]

Teller sagte außerdem aus, dass Oppenheimers Meinung über das thermonukleare Programm anscheinend mehr auf dem Gedanken der wissenschaftlichen Machbarkeit der Waffe beruhte, als auf anderen Überlegungen. Weiterhin sagte er, Oppenheimers Führung von Los Alamos sei wissenschaftlich wie administrativ eine „sehr außergewöhnliche Leistung“ gewesen, und er lobte dessen „sehr schnellen Geist“ und dass er „einfach einen höchst wunderbaren und exzellenten Direktor“ abgegeben habe.

Trotzdem führte er daraufhin detailliert aus, auf welche Art und Weise er das Gefühl hatte, dass Oppenheimer seine (Tellers) Bestrebungen hin zu einem aktiven thermonuklearen Entwicklungsprogramm behindert habe. Weiterhin kritisierte er ausführlich Oppenheimers Entscheidung, im Laufe seiner Karriere nicht mehr Aufwand in dieser Frage betrieben zu haben. Tellers wohl schärfste Verurteilung Oppenheimers war folgende Aussage:

“If it is a question of wisdom and judgment, as demonstrated by actions since 1945, then I would say one would be wiser not to grant clearance.”

„Wenn es eine Frage der Weisheit und des Urteilsvermögens ist, wie sie von den Geschehnissen seit 1945 demonstriert werden, dann würde ich sagen, es wäre wohl das Weiseste, die Sicherheitsgarantie nicht zu erteilen.“

[8]

Oppenheimer wurde daraufhin die erforderliche Sicherheitsgarantie für sensible militärische Forschung entzogen und Teller von seinen ehemaligen Kollegen als Geächteter behandelt. Infolgedessen begann Teller, sich mit Militärs und Regierungsvertretern zu umgeben und er wurde zum wissenschaftlichen Liebling konservativer Politiker und Vordenker aufgrund seiner Befürwortung amerikanischer Vorherrschaft im wissenschaftlichen und technologischen Bereich. Nach dem Vorfall bestritt Teller immer wieder, dass er Oppenheimer hatte schaden wollen und behauptete sogar, dass er versucht habe, ihn zu entlasten. Jedoch deuten Beweisdokumente sehr stark darauf hin, dass dies wahrscheinlich nicht der Fall war. Sechs Tage vor seiner Aussage traf sich Teller mit einem Verbindungsbeamten der Atomic Energy Commission und schlug vor, in seiner Aussage die „Vorwürfe zu vertiefen“ [9].

Politische Arbeit

Während der 1960er Jahre war Teller einer der entschiedensten Gegner eines teilweisen Testverbots von Nuklearwaffen. Zu diesem Zwecke sagte er sowohl vor dem US-Kongress als auch im US-Fernsehen aus.

Teller war von 1958 bis 1960 Direktor und Gründungsmitglied (zusammen mit Ernest O. Lawrence) des Lawrence Livermore National Laboratory, danach stellvertretender Direktor, da er zusätzlich in Berkeley lehrte. Er trat unermüdlich für die nukleare Bombe ein und sprach sich für weitere Forschungen und Atomwaffentests aus. In der Tat war seine Lobbyaktivität gegen die Gesetzesinitiative zum teilweisen Testverbot von Nuklearwaffen ein weiterer Grund, seine Stelle als Direktor des Lawrence Livermore National Laboratory aufzugeben. Er sprach sich sowohl vor dem US-Kongress als auch im US-Fernsehen gegen dieses Gesetz aus.

Nach der Oppenheimer-Kontroverse wurde Teller von einem Großteil der akademischen, wissenschaftlichen Gemeinschaft geächtet. Andererseits war er in militärwissenschaftlichen und konservativen Regierungszirkeln noch mehr als zuvor gern gesehen.

Neben seiner traditionellen Fürsprache nuklearer Energiequellen, eines starken Arsenals an Nuklearwaffen und eines konsequenten Atomwaffentestprogramms, beteiligte er sich an der Entwicklung von Sicherheitsstandards für Atomreaktoren und half bei dem Entwurf eines Reaktors, in dem die Kernschmelze hypothetisch unmöglich sein würde.

1975 ging er in Pension und war danach emeritierter Direktor des Livermore Laboratory und darüber hinaus Senior Research Fellow am Hoover-Institut.

Operation Plowshare und Projekt Chariot

Eine der Projekt Chariot-Blaupausen sah fünf thermonukleare Sprengungen zur Erschaffung eines künstlichen Hafens vor.

Teller war einer der stärksten und bekanntesten Befürworter der Erforschung ziviler Kernwaffenexplosionen, auch bekannt unter dem Namen Operation Plowshare (Operation Pflugschar). Eines der am kontroversesten diskutierten Projekte, das er vorschlug, war die Nutzung einer Multi-Megatonnen Wasserstoffbombe zur Erzeugung eines mehr als eine Meile langen und eine halbe Meile breiten Tiefwasserhafens zur Verschiffung der Rohstoffe der Kohle- und Ölfelder nahe Point Hope, Alaska. 1958 akzeptierte die Atomic Energy Commission Tellers Vorschlag und das Vorhaben wurde Projekt Chariot benannt. Während die AEC das Land an der geplanten Stelle in Alaska begutachtete und es der öffentlichen Nutzung entzog, trat Teller öffentlich für den wirtschaftlichen Nutzen des Plans ein, schaffte es aber nicht, lokale Regierungsvertreter von der Finanzierbarkeit des Projekts zu überzeugen.

Andere Wissenschaftler kritisierten das Projekt wegen seiner potentiellen Gefahr für die betroffene Tierwelt und die einheimischen Inupiat, die in der Nähe des in Frage kommenden Gebietes wohnten, und die bis 1960 von offizieller Seite nichts über den Plan erfuhren. Darüber hinaus wurde herausgefunden, dass der Hafen neun Monate im Jahr wegen der starken Eisbildung nicht befahrbar sein würde. Schließlich wurde das Projekt im Jahre 1962 wegen finanzieller Unsicherheit und gesundheitlicher Bedenken aufgrund der Radioaktivität verworfen.

In einem ähnlichen Experiment, das auch Tellers Fürsprache fand, sollte in den 'Athabasca oil sands' in Nord-Alberta, Kanada, durch Kernwaffenexplosion die Ölförderung ermöglicht werden.[10] Der Plan wurde von der Regierung von Alberta befürwortet, aber von der kanadischen Regierung unter Premierminister John Diefenbaker verhindert. Zusätzlich zu seinen Bedenken gegenüber Nuklearwaffen in Kanada war Diefenbaker besorgt, dass solch ein Projekt die sowjetische Spionagetätigkeit auf kanadischem Boden erhöhen könnte.

Three Mile Island

1979 erlitt Teller einen Herzinfarkt, für den er Jane Fonda die Schuld gab; nach dem Reaktorunfall auf Three Mile Island hatte sich die Schauspielerin während der Vorstellung ihres neuesten Filmes stark gegen die Nutzung der Kernenergie eingesetzt. Der Film Das China-Syndrom, in dem es um einen Unfall in einem Kernkraftwerk geht, wurde zufälligerweise etwas mehr als eine Woche vor dem tatsächlichen, schweren Unfall auf Three Mile Island veröffentlicht und behandelte somit ein aktuelles Problem. Als Antwort auf die Bemühungen Fondas warb Teller für die Nutzung der Kernenergie, die sich seiner Meinung nach durch Sicherheit und Zuverlässigkeit auszeichnete. Durch die Aufregung und die großen Anstrengungen während dieser Kampagne erlitt Teller einen Herzinfarkt. Weiterhin verfasste er für das Wall Street Journal einen zweiseitigen Artikel mit dem Titel „Ich war das einzige Opfer von Three Mile Island“ (“I was the only victim of Three-Mile Island”), der in der Ausgabe vom 31. Juli 1979 erschien. Der erste Absatz des Artikels lautete:

“On May 7, a few weeks after the accident at Three-Mile Island, I was in Washington. I was there to refute some of that propaganda that Ralph Nader, Jane Fonda and their kind are spewing to the news media in their attempt to frighten people away from nuclear power. I am 71 years old, and I was working 20 hours a day. The strain was too much. The next day, I suffered a heart attack. You might say that I was the only one whose health was affected by that reactor near Harrisburg. No, that would be wrong. It was not the reactor. It was Jane Fonda. Reactors are not dangerous.”

„Am 7. Mai, ein paar Wochen nach dem Reaktorunfall auf Three Mile Island, war ich in Washington. Ich war dort, um die Propaganda zu widerlegen, die Leute wie Ralph Nader, Jane Fonda und ihresgleichen in den Medien verbreiten, um die Leute zu verängstigen und von der Kernenergie abzubringen. Ich bin 71 Jahre alt und ich habe 20 Stunden am Tag gearbeitet. Die Belastung war zu viel. Am nächsten Tag erlitt ich einen Herzinfarkt. Man könnte sagen, dass ich die einzige Person bin, deren Gesundheit durch den Reaktorunfall nahe Harrisburg beeinträchtigt wurde. Aber das wäre falsch. Es war nicht der Reaktor, sondern Jane Fonda. Kernreaktoren sind nicht gefährlich.“

[11]

Am nächsten Tag kritisierte die New York Times in ihrem Leitartikel den Beitrag Tellers und merkte an, dass dieser von Dresser Industries bezahlt wurde. Dresser Industries hatte eines der defekten Ventile hergestellt, die zu dem Unfall auf Three Mile Island führten.

Strategic Defense Initiative

Teller war in den 1980er Jahren einer der stärksten Befürworter des SDI-Programms von Ronald Reagan.

In den 1980er Jahren begann Teller eine Kampagne für die später so genannte Strategic Defense Initiative (SDI), von Kritikern auch „Star Wars“ genannt. Das Konzept sah vor, Laser- und Satellitentechnik zur Abwehr sowjetischer Interkontinentalraketen einzusetzen. Teller versuchte Regierungsbehörden von seinem Plan zur Entwicklung eines ausgefeilten Satellitensystems, das nukleare Waffen zum Abschuss feindlicher Raketen mit Röntgenstrahlen nutzen sollte, zu überzeugen – und gewann die Unterstützung des US-Präsidenten Ronald Reagan. Allerdings wurde die Angelegenheit später zu einem Skandal, als sich herausstellte, dass das Vorhaben technisch nicht durchführbar war. Die technischen Schwierigkeiten hatten Teller und sein Partner Lowell Wood vorsätzlich heruntergespielt und möglicherweise die Entlassung des Labordirektors Roy Woodruff unterstützt, der dies genauer untersuchen und korrigieren wollte. Aus dieser Affäre entwickelte sich ein Witz, der in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zirkulierte: die Maßeinheit für unbegründeten Optimismus sei das „Teller“, ein Teller sei dabei so groß, dass die meisten Beobachtungen in Nano- oder Pikoteller gemessen werden müssen.

Mehrere Wissenschaftler wiesen auf die Sinnlosigkeit des Vorhabens hin. Hans Bethe und der IBM-Physiker Richard Garwin analysierten das System in einem Scientific-American-Artikel und kamen zu dem Schluss, dass jeder vermeintliche Feind das Abwehrsystem leicht durch passende Köder überlisten könne. Manfred von Ardenne wird die Aussage zugeschrieben, das SDI-System mittels einiger Säcke Streusand in den entsprechenden Umlaufbahnen lahmlegen zu können. Das Projekt wurde mehrfach eingeschränkt und letztendlich nicht realisiert. Allerdings wurde Teller später durch die Regierung Bush bestärkt, die das Raketenabwehrprogramm Anfang des 21. Jahrhunderts neu belebte; Kritiker benannten es in Anspielung auf den Spitznamen von SDI als „Sohn von Star Wars“.

Trotz (oder vielleicht wegen) seiner Reputation als Hardliner betonte Teller mehrmals öffentlich, dass er den Abwurf der ersten Atombomben auf zivile Städte im Zweiten Weltkrieg bereue. Er behauptete, vor der Bombardierung Hiroshimas hätte er in der Tat bei Oppenheimer dafür geworben, die neue Waffe erst als Demonstration vorzuführen, die das japanische Oberkommando und die Bürger zu sehen bekämen, bevor tausende Menschen dadurch sterben müssten. In Diskussionen nutzte „der Vater der Wasserstoffbombe“ diesen quasi anti-nuklearen Standpunkt, indem er argumentierte, dass Nuklearwaffen sehr bedauerlich seien, aber dass das Wettrüsten wegen der unfügsamen Natur des Kommunismus unausweichlich sei. Mit diesem Argument warb Teller dann für Projekte wie SDI, die seiner Ansicht nach notwendig seien, um sicherzustellen, dass Nuklearwaffen niemals wieder eingesetzt würden („Besser ein Schild als ein Schwert“ war der Titel eines seiner Bücher zu dem Thema).

Allerdings gibt es Belege, die das Gegenteil nahelegen. Teller hatte weder die Petition von Leo Szilard gegen den Einsatz der Bombe noch die Empfehlung der Kommission unter der Führung von Oppenheimer unterschrieben. In den siebziger Jahren tauchte ein alter Brief von Teller an Szilard auf, der auf den 2. Juli 1945 datiert war:

“Our only hope is in getting the facts of our results before the people. This might help convince everybody the next war would be fatal. For this purpose, actual combat-use might even be the best thing.”

„Unsere einzige Hoffnung besteht darin, die Ergebnisse unserer Arbeit den Leuten begreiflich zu machen. Dies würde helfen, jeden davon zu überzeugen, dass der nächste Krieg fatal wäre. Für diesen Zweck könnte der tatsächliche Kampfeinsatz sogar die beste Option sein.“

[12]

Professor Barton Bernstein von der Stanford Universität hält deshalb Tellers Behauptungen für unglaubwürdig[13].

Späte Lebensjahre und Vermächtnis

In den Anfangsjahren seiner Karriere leistete Teller viele wichtige Beiträge in der Kern- und Molekularphysik, der Spektroskopie (Jahn-Teller- und Renner-Teller-Effekte) und der Oberflächenphysik. Seine Erweiterung von Fermis Theorie des Betazerfalls (Gamow-Teller-Zerfall) bedeutete einen Meilenstein hin zur Anwendung dieser Theorie. Der Jahn-Teller-Effekt und die BET-Theorie besitzen bis heute Gültigkeit und sind Grundpfeiler der Physik und Chemie. Teller leistete darüber hinaus Beiträge zur Thomas-Fermi-Theorie, dem Vorläufer der Dichtefunktionaltheorie, heutzutage eine Standardmethode zur Berechnung der Eigenschaften von Vielelektronensystemen, vor allem in Molekülen und Festkörpern. 1953 verfasste Teller zusammen mit Nicholas Metropolis und Marshal Rosenbluth einen Artikel, der als Anfangspunkt der Anwendung der Monte-Carlo-Simulation in der statistischen Mechanik gilt.

Tellers vehementes Eintreten für den Einsatz von Nuklearwaffen – insbesondere da viele, die zu Kriegszeiten seine Forscherkollegen gewesen waren, später ihr Bedauern über das Wettrüsten ausdrückten – machte ihn zu einer beliebten Zielscheibe und zum Prototypen des verrückten Wissenschaftlers (sein ungarischer Akzent und seine dichten hängenden Augenbrauen taten ihren Teil). Im Jahre 1991 wurde er als einer der ersten Preisträger mit dem satirisch gemeinten Ig-Nobelpreis „ausgezeichnet“, dafür dass er „dem Frieden eine neue Bedeutung verlieh“ (lifelong efforts to change the meaning of peace as we know it). Es wurde außerdem spekuliert, dass Teller eine der Inspirationen für den Charakter von Dr. Strangelove in Stanley Kubricks gleichnamiger Satire aus dem Jahre 1964 war (andere Inspirationen sollen angeblich John von Neumann und RAND-Theoretiker Herman Kahn, Raketenforscher Wernher von Braun und der ehemalige Verteidigungsminister der USA Robert McNamara gewesen sein). In dem bereits erwähnten Science American-Interview aus dem Jahre 1999 soll Teller auf die Frage erzürnt geantwortet haben:

„Mein Name ist nicht Strangelove. Ich weiß nichts über Strangelove. Ich interessiere mich nicht für Strangelove. Was kann ich noch sagen? … Sehen Sie, sagen Sie das noch dreimal und ich schmeiße Sie aus diesem Büro.“

Der polnisch-US-amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger Isidor I. Rabi erklärte einmal

„Ohne Teller wäre es eine bessere Welt gewesen.“

[14]

Im fortgeschrittenen Alter hielt er auch einmal einen Vortrag im Frankfurter Volksbildungsheim. Auf die Frage, ob man die erste Atombombe auf Deutschland geworfen hätte, wenn Deutschland das Kriegsende hätte hinauszögern können, antwortete er sinngemäß:

„Nein, die Deutschen waren in der Atomforschung schon zu weit, und wir durften ihnen keinen Hinweis geben oder gar eine Hilfe im Falle eines Blindgängers. Diese Gefahr bestand in Japan nicht.“

Teller starb am 9. September 2003 in Stanford. Er war Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, der American Association for the Advancement of Science, und der American Nuclear Society und wurde mit dem Albert Einstein Award, dem Enrico-Fermi-Preis und der National Medal of Science geehrt. Er war außerdem Mitglied der Gruppe von US-Forschern, die vom Time Magazine zur Person of the Year 1960 gewählt wurde. Des Weiteren ist der Asteroid 5006 Teller nach ihm benannt. Weniger als zwei Monate vor seinem Tod wurde er von Präsident George W. Bush mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet.

Auch wenn Teller Ungarn Jahrzehnte vorher verlassen hatte, vergaß er weder seine Herkunft noch seine Muttersprache. Nach der Überwindung des Kommunismus in Ungarn im Jahre 1989 besuchte er sein Heimatland mehrmals und verfolgte die politische Entwicklung sehr genau. Während des Wahlkampfes 2002 in Ungarn sandte Teller einen Brief an die bürgerliche politische Partei Fidesz, um sie seiner Unterstützung zu versichern. Knapp einen Monat nach Tellers Tod veröffentlichte ein ungarischer Journalist einer linksgerichteten Zeitung einen angeblichen Brief von Teller, in dem er seinen Hass gegen die Partei ausdrückte. Tellers Freunde und seine Sekretärin bezweifelten die Authentizität des Schreibens, da sie nicht glauben konnten, dass Teller jemals so etwas verfasst habe. Bald darauf flog auf, dass der Brief eine Fälschung war.

Interview

  • In dieser Hinsicht keine Gewissenslast (11. Dezember 1963), Günter Gaus im Interview mit Edward Teller. In: Gaus, Günter Was bleibt, sind Fragen. Die klassischen Interviews. Berlin: Das Neue Berlin, 2000

Werke

  • Stephen Brunauer, P. H. Emmett und Edward Teller: Adsorption of Gases in Multimolecular Layers. 1938
  • Ausblick in das Kernzeitalter. Fischer, Frankfurt/M. 1959
  • Better a Shield Than a Sword. Perspectives on Defense and Technology. Free Press, New York 1987, ISBN 0-02-932461-0
  • Die dunklen Geheimnisse der Physik. Piper, München 1993, ISBN 3-492-03299-0
  • Energie für ein neues Jahrtausend. Eine Geschichte über die Energie von ihren Anfängen vor 15 Milliarden Jahren bis zu ihrem heutigen Zustand der Adoleszenz. Ullstein, Berlin 1981, ISBN 3-550-07693-2
  • Memoirs. A 20th. century journey in science and politics. Perseus Press, Oxford 2002, ISBN 0-7382-0778-0
  • The Pursuit of Simplicity. Pepperdine University Press, Malibu, Calif. 1981, ISBN 0-932612-11-3
  • Die Situation der modernen Physik. Westdeutscher Verlag, Köln 1965
  • Das Vermächtnis von Hiroshima. Econ Verlag, Düsseldorf 1963

Literatur

  • William J. Broad: Teller’s War. The Top-Secret Story Behind the Star Wars Deception. Simon & Schuster, New York 1992.
  • Gregg Herken: Brotherhood of the Bomb. The Tangled Lives and Loyalties of Robert Oppenheimer, Ernest Lawrence, and Edward Teller. Henry Holt, New York 2002.
  • Dan O'Neill: The Firecracker Boys. St. Martin’s Press, New York 1994.
  • Richard Rhodes: Dark Sun: The Making of the Hydrogen Bomb. Simon and Schuster, New York 1995.
  • Gary Stix: Infamy and honor at the Atomic Café. Edward Teller has no regrets about his contentious career. In: Scientific American, Oktober 1999, S. 42-43.
  • Stanley A. Blumberg: Edward Teller, giant of the golden age of physics. A biography. Scribner, New York 1990, ISBN 0-684-19042-7.
  • Peter Goodchild: Edward Teller. The real Dr. Strangelove, HUP, Cambridge, Mass. 2004, ISBN 0-674-01669-6.
  • Hans Mark (Hrsg.): Energy in Physics, War and Peace. A Festschrift celebrating Edward Tellers 80th birthday. Kluwer, Dordrecht 1988, ISBN 90-277-2775-9.
  • Michael Schaaf: Heisenberg, Hitler und die Bombe. Gespräche mit Zeitzeugen, Berlin 2001, ISBN 3-928186-60-4.
  • István Hargittai: The Martians of science - five physicists who changed the twentieth century. Oxford Univ. Press, Oxford 2006, ISBN 978-0-19-517845-6

Weblinks

Quellen

  1. E. Teller: Über das Wasserstoffmolekülion. In: Zeitschrift für Physik. 1930, Band 61, S. 458-480.
  2. Yuli Khariton und Yuri Smirnov: The Khariton version. In: Bulletin of the Atomic Scientists. Band 49, Heft 4, Mai 1993, S. 20-31. Auf Englisch online verfügbar unter http://www.thebulletin.org/article.php?art_ofn=may93khariton.
  3. Hans Bethe: Testimony in the Matter of J. Robert Oppenheimer. 1954. Auf Englisch online verfügbar unter http://www.atomicarchive.com/Docs/Oppenheimer/OppyTrial2.shtml
  4. Hans Bethe: J. Robert Oppenheimer. In: Biographical Memoirs. Band 71 (National Academy of Sciences, 1997), S. 197. Auf Englisch online verfügbar unter http://www.nap.edu/books/0309057388/html/197.html
  5. Bengt Carlson: How Ulam set the stage. In: Bulletin of the Atomic Scientists. Band 59, Heft 4, Juli/August 2003, S. 46-51. Auf Englisch online verfügbar unter http://www.thebulletin.org/article.php?art_ofn=ja03carlson
  6. Yuli Khariton und Yuri Smirnov: The Khariton version. In: Bulletin of the Atomic Scientists. Band 49, Heft 4, Mai 1993, S. 20-31. Auf Englisch online verfügbar unter http://www.thebulletin.org/article.php?art_ofn=may93khariton
  7. Soshichi Uchii: Review of Edward Teller's Memoirs. In: PHS Newsletter. Band 52, 22. Juli 2003. Auf Englisch online verfügbar unter http://www.bun.kyoto-u.ac.jp/phisci/Newsletters/newslet_52.html
  8. a b c Edward Teller: Testimony in the Matter of J. Robert Oppenheimer. 28. April 1954. Auf Englisch online verfügbar unter http://www.pbs.org/wgbh/amex/bomb/filmmore/reference/primary/tellertestimony.html
  9. Steven Shapin: Megaton Man (Review of Edward Teller's Memoirs). In: The London Review of Books. 25. April 2002. Auf Englisch online verfügbar unter http://www.lrb.co.uk/v24/n08/shap01_.html
  10. umanitoba.ca: Nuclear dnyamite
  11. I was the only victim of Three-Mile Island. [Werbung] In: Wall Street Journal. 31. Juli 1979, S. 24-25
  12. Edward Teller: Better a Shield than a Sword. Perspectives on Defense and Technology. The Free Press, New York 1987, S. 57
  13. Essay Review-From the A-Bomb to Star Wars: Edward Teller's History Better A Shield Than a Sword: Perspectives on Defense and Technology Technology and Culture, Band 31, Nr. 4, Oktober 1990, S. 848
  14. Dieses Zitat ist von mehreren Nachrichtenquellen häuptsächlich Rabi zugeordnet worden (vgl. u.A. [1]), allerdings gibt es auch seriöse Quellen, die es Hans Bethe zuordnen (z.B. im Anhang zum Epilog in Herken 2001 [2]).


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