Telekinese

Telekinese

Telekinese (griech. τηλε, tēle-, „fern“ und κίνησις, kínēsis, „Bewegung“), auch Psychokinese[1], bezeichnet eine Bewegung oder Ortsveränderung von Gegenständen[2], die durch rein geistige Einwirkung hervorgerufen sein soll. Die Parapsychologie beschäftigt sich mit der Suche nach Belegen für die Telekinese. Ein wissenschaftlich nachvollziehbarer Nachweis oder Wirkungszusammenhang ist nicht erbracht worden.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Oft wird zwischen Makropsychokinese, bei der Gegenstände sichtbar verformt oder bewegt werden und Mikropsychokinese, bei der elektronische Schaltkreise oder radioaktiver Zerfall beeinflusst werden sollen, unterschieden. Bei der Retro-Psychokinese sollen Daten beeinflusst werden, die bereits in der Vergangenheit erzeugt wurden. Seltener werden die Begriffe Pyrokinese für die angebliche Fähigkeit, Feuer allein durch Gedanken entzünden zu können, Kryokinese für das allein durch Gedanken verursachte Gefrieren von Wasser, Aerokinese für die Einflussnahme auf Luft, Ferrokinese für die Manipulation magnetisch beeinflussbarer Metalle und Biokinese für die Einflussnahme auf biologische Systeme verwendet.

Forschung

Obwohl Geschichten über telekinetische Phänomene überliefert sind, konnte bisher kein wissenschaftlich anerkannter Nachweis ihrer Existenz erbracht werden. In den 1970er Jahren experimentierte der deutsch-amerikanische Physiker Helmut Schmidt mit einem selbst entwickelten Zufallsgenerator auf der Basis von radioaktivem Zerfall, dessen Impulse in Lichtsignale umgesetzt wurden (d.h. entweder leuchtete ein rotes Lämpchen oder ein grünes auf). Versuchspersonen hatten die Aufgabe, diese Lichtsignale durch Gedankenkraft zu beeinflussen (z.B. das grüne Lämpchen solle häufiger aufleuchten als das rote). Die angeblich signifikanten Ergebnisse konnten jedoch nicht unabhängig reproduziert werden.

Eine 2006 durchgeführte Metaanalyse, in der 380 Studien über Psychokinese ausgewertet wurden, kam zu dem Schluss, dass Psychokinese nicht erwiesen ist.[3] Der Effekt der Psychokinese war – umgekehrt proportional – sehr stark abhängig vom jeweiligen Versuchsumfang und zudem extrem heterogen. Das heißt, Psychokinese konnte nur bei kleinen Stichproben und nur gelegentlich beobachtet werden. Mit durchgeführten Monte-Carlo-Simulationsrechnungen kommen die Autoren zum Schluss, dass die Beziehung zwischen jeweiligem Versuchsumfang und beobachtetem Effekt, sowie der sehr geringen Größe des Effektes, ein Ergebnis eines Publikationsbias ist.[4]

Mediale und populärwissenschaftliche Rezeption

Telekinese (oder Psychokinese) findet sich häufig als eine psychische Kraft in Filmen, im Fernsehen, in Computerspielen, in der Literatur, in Comics und anderen Formen der Unterhaltung. In der Fernsehserie Mein Onkel vom Mars aus dem Jahre 1963 beherrscht der außerirdische Protagonist das Bewegen von Dingen, indem er auf sie zeigt. In dem Film Carrie (1976), der auf der gleichnamigen Novelle von Stephen King beruht, stellte Sissy Spacek eine verstörte Schülerin mit telekinetischen Kräften dar. Für diese Rolle wurde sie für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Im englisch-französischen Film Der Schrecken der Medusa von 1978 mit Richard Burton und Lino Ventura in den Hauptrollen geht es um einen Mann, der mit der Macht seiner Gedanken Katastrophen herbeiführen kann. In den Krieg der Sterne-Filmen und darauf beruhenden Kurzgeschichten und Computerspielen haben die Jedi-Ritter die Fähigkeit, Gegenstände mental durch Die Macht zu kontrollieren. Verschiedene psychokinetische Fähigkeiten finden sich bei fiktiven Charakteren wie zum Beispiel Jean Grey (X-Men), Andros (Power Rangers), Piccolo (Dragon Ball), einige Pokémon, The Doctor (Doctor Who), Gucky (Perry Rhodan), Prue Halliwell und Christopher "Chris" Perry Halliwell (Charmed – Zauberhafte Hexen), Sylar und Peter Petrelli (Heroes) oder Neo (Matrix).

Siehe auch

Literatur

  • Kerstin Gier: Rubinrot: Liebe geht durch alle Zeiten. Arena, Würzburg 2009, ISBN 978-3-401-06334-8.
  • Holger Bösch, Fiona Steinkamp, Emil Boller: Examining Psychokinesis: The Interaction of Human Intention With Random Number Generators – A Meta-Analysis. In: Psychological Bulletin. 132 (2006), S. 497-523.
  • Jane Henry: Parapsychology – Research on Exceptional Experiences. 2004, ISBN 0-415-21359-2
  • Walter von Lucadou: Psi-Phänomene - Neue Erkenntnisse der Psychokinese-Forschung. Frankfurt am Main/Leipzig 1997, ISBN 3-458-33809-8.
  • Pamela Rae Heath: The PK Zone: A Cross-Cultural Review of Psychokinesis (PK). iUniverse, 2003, ISBN 0-595-27658-X.
  • Dean Radin: The Conscious Universe. The Scientific Truth of Psychic Phenomena. San Francisco 1997, ISBN 0-06-251502-0.
  • Dean Radin: Testing Nonlocal Observation as a Source of Intuitive Knowledge. In: EXPLORE: The Journal of Science and Healing. 4.1 (2008), S. 25-35.
  • Dean Radin: Entangled minds: Extrasensory experiences in a quantum reality. Simon & Schuster (Paraview Pocket Books), New York 2006, ISBN 1-416-51677-8.
  • Eckhard Etzold: Does Psi Exist and Can we Prove It? Belief and Disbelief in Parapsychological Research. In: European Journal of Parapsychology, Volume 21.1 (2006), S. 38-57.
  • Würfeln mit dem Hirn. In: Die Zeit. 26/2000. (Bericht über die Experimente der PEAR-Gruppe und die gescheiterten Versuche, ihre Ergebnisse zu reproduzieren)
  • Viele Studien, u.a. von Helmut Schmidt sind zu finden auf der Webseite des Fourmilab RetroPsychokinesis Project (Weblink: siehe oben)
  • A. Freiherr von Schrenck-Notzing: Experimente der Fernbewegung: Telekinese - im psychologischen Institut der Münchener Universität und im Laboratorium des Verfassers. Union Deutsche Verlagsgemeinschaft, 1924. Reprint im Bohmeier-Verlag, Leipzig 2006.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Encyklopedia Britannica: psychokinesis
  2. Brockhaus online: Stichwort Telekinese. Bibliographisches Institut & F. A Brockhaus AG 2008
  3. D. Radin u.a., Reexamining Psychokinesis: Comment on Bösch, Steinkamp, and Boller (2006). In: Psychological Bulletin, 132/2006, S.529–532. that psychokinesis is “not proven.”
  4. H. Bösch u.a., Examining Psychokinesis: The Interaction of Human Intention With Random Number Generators—A Meta-Analysis. In: Psychological Bulletin, 132/2006, S.497–523.

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