Teira dugesii

Teira dugesii
Madeira-Mauereidechse
Madeira-Mauereidechse (Teira dugesii),Männchen von der Azoren-Insel São Jorge

Madeira-Mauereidechse (Teira dugesii),
Männchen von der Azoren-Insel São Jorge

Systematik
Unterordnung: Echsen (Lacertilia)
Teilordnung: Skinkartige (Scincomorpha)
Familie: Echte Eidechsen (Lacertidae)
Unterfamilie: Lacertinae
Gattung: Teira
Art: Madeira-Mauereidechse
Wissenschaftlicher Name
Teira dugesii
(Milne-Edwards, 1829)

Die Madeira-Mauereidechse (Teira dugesii) ist eine auf einigen makaronesischen Inseln im Atlantik endemisch vorkommende Art aus der Familie der Echten Eidechsen (Lacertidae). Früher wurde sie unter den wissenschaftlichen Namen Lacerta dugesii bzw. Podarcis dugesii geführt. Die Gattung Teira ist in aktuellen Übersichten monotypisch, besteht also nur aus dieser einen Art. Terra typica ist Madeira. Als systematisch nächste heute lebende Verwandte gilt die Brilleneidechse (Scelarcis perspicillata; Syn.: Teira perspicillata) vom nordwestafrikanischen Festland. Der Beginn der Artbildung von Teira dugesii wird auf mehr als 10 Millionen Jahre vor heute geschätzt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Art erreicht eine Gesamtlänge von maximal etwa 23,5 Zentimetern, wovon der Schwanz nicht ganz zwei Drittel (oder: das 1,55- bis 1,85-fache der Kopf-Rumpf-Länge) ausmacht. Bestimmte Inselvorkommen bleiben etwas kleiner. Es handelt sich um eine relativ robuste Eidechse mit einem in der Draufsicht dreieckigen, spitzschnauzigen Kopf. Hals- und Nackenregion sind ebenso breit oder auch breiter als der Kopf, der Körper ist recht stark abgeflacht. Weitere morphologische Artmerkmale ergeben sich aus der Kopfbeschilderung und der Körperbeschuppung. Es ist ein Geschlechtsdimorphismus erkennbar, indem die Männchen größer und wesentlich kräftiger gebaut sind als die Weibchen und auch längere Gliedmaßen und Schwänze (letztere mit verdickter Basis) aufweisen. Zudem ist ihr Kopf größer und breiter im Verhältnis zum Rumpf und insbesondere in der Wangenregion geschwollen.

Färbung und Zeichnung sind extrem variabel; auch dabei unterscheiden sich Männchen und Weibchen. Die Grundfärbung der Oberseite ist bräunlich, kann aber auch grau, grün oder schwarz sein. Meistens kommt eine gelbliche oder grünliche Sprenkelung hinzu. Helle, meist dunkel eingerahmte Längsstreifen verlaufen über den Rücken bis zur Schwanzwurzel, während auf den Flanken oft ein dunkles Längsband vorhanden ist, das wiederum meist hell gesprenkelt ist. Im Unterschied zu den Weibchen wird die juvenile Streifenzeichnung bei den männlichen Tieren undeutlich oder löst sich gänzlich auf. Die Bauchseite ist normalerweise creme-weiß bis gelblich, kann bei Männchen aber auch orange bis rötlich sein und dann mit einer manchmal blauen Kehle stark kontrastieren. Die Blaufärbung soll gelegentlich auch am Bauch vorkommen, insbesondere wohl bei teil- oder vollmelanistischen Exemplaren (Schwärzlingen). Auf der bauchseitigen Grundfärbung können schwarze Flecken vorhanden sein oder auch fehlen.

Unterarten

Neben der Nominatform Teira dugesii dugesii (Milne-Edwards, 1829) werden zwei weitere Unterarten differenziert: Teira dugesii selvagensis (Bischoff, Osenegg & Mayer, 1989; auf Selvagem Grande) und Teira dugesii jogeri (Bischoff, Osenegg & Mayer, 1989; auf Porto Santo). Diese haben sich auf ihren jeweiligen Inseln bzw. Inselgruppen morphologisch recht schnell und deutlich auseinanderentwickelt.

Verbreitung

Zum Verbreitungsgebiet der Art gehören die Inseln Madeira, Deserta Grande sowie – nach früher Einführung durch Seefahrer – Porto Santo, die Klippen der Ilhas Selvagens, die Inseln Faial, Graciosa, Terceira, São Miguel, Santa Maria, Pico und São Jorge im Archipel der Azoren, außerdem das Hafengebiet von Lissabon in Portugal (hier Einschleppung mittels Bananentransporten).

Während die dort wohl ab 1860 eingebürgerte Madeira-Mauereidechse auf den mittelatlantischen Azoren die einzige terrestrische Reptilienart überhaupt darstellt, kommt sie auf Madeira neben acht anderen Arten vor (Anolis phyllorhinus, Chalcides viridanus, Gallotia caesaris, Gallotia galloti, Hemidactylus mabouia, Lepidoblepharis heyerorum, Tarentola bischoffi, Tarentola mauritanica) und gilt dort als wahrscheinlich autochthon. Denkbar ist, dass Exemplare der Vorfahren dieser Art vom marokkanischen Festland aus mit Treibgut zum Madeira-Archipel verdriftet worden sind. Hinweise für Sichtungen der Madeira-Mauereidechse auf Kanarischen Inseln gelten als zweifelhaft.

Lebensraum und Lebensweise

Spaltenreiche Steinmauern bieten ideale Lebensraumstrukturen

Teira dugesii bevorzugt steinige bis felsige Landschaften, gilt aber als ökologisch flexibel in ihrer Habitatwahl. Manche Autoren betonen eine Vorliebe für die Nähe von Wasser (Spülsaum des Meeres, Hafenanlagen, im Inselinneren Bachtäler). Am häufigsten kommt sie in der Nähe menschlicher Siedlungen vor. Dort werden beispielsweise Steinhalden und Terrassenmauern mit Fugenspalten in hoher Dichte besiedelt.

Die Madeira-Mauereidechse ist tagaktiv. Am Morgen wird auf steinigem Untergrund ein Sonnenbad genommen, um die nachts abgekühlte Körpertemperatur anzuheben. Die Mittagshitze verbringen die wechselwarmen Tiere dann meist an schattigen Plätzen.

Sie ernähren sich in erster Linie von kleinen Wirbellosen, vor allem Insekten und Spinnen, die sie jagen. Erwähnenswert ist ferner Schwanzkannibalismus, also der Verzehr der bei Territorialkämpfen abgeworfenen Schwänze von Artgenossen. Auffallend viele Exemplare der Madeira-Mauereidechse weisen Schwanzregenerate auf; diese haben demnach ihren „Originalschwanz“ schon einmal eingebüßt. Neben tierischer Kost spielt aber auch pflanzliche Nahrung eine wichtige Rolle – eventuell allerdings vor allem bei mangelndem Angebot von Arthropoden. Gerne wird beispielsweise der Nektar von Blüten geleckt (unter anderem an der Natternkopf-Art Echium nervosum). Da sie auch an Weintrauben sowie Bananen und anderen Kulturfrüchten fressen, werden die Eidechsen von den Einwohnern Madeiras nicht selten mit vergifteten Ködern bekämpft. Auf der anderen Seite werden sie von Touristen gerne mit allerlei Essensresten angefüttert.

Die Art hat offenbar vergleichsweise wenige Feinde. Neben dem Menschen, der sie aktiv verfolgt, gelten in erster Linie streunende Hunde und Katzen als Prädatoren; auch Ratten, Greifvögel und Möwen kommen zumindest theoretisch in Betracht.

Fortpflanzung

Wie die meisten Eidechsen ist Teira dugesii eierlegend. Über die Fortpflanzungsbiologie sind, abgesehen von Terrarienbeobachtungen, allerdings nur wenige Details bekannt. Einige Wochen nach Beendigung einer Winterruhe beginnt etwa im April die Paarungszeit. Dabei zeigen die Männchen oft eine ausgeprägte Aggressivität und „Rauflust“ gegenüber Rivalen, um ihr Revier zu verteidigen. Die Paarung verläuft wohl in typischer Eidechsenmanier, inklusive Flankenbissen des Männchens beim Weibchen (vergleiche: Zauneidechse). Die Eigelege werden in den Sommermonaten, möglicherweise bis in den Oktober, in grabbares Bodensubstrat abgesetzt. Die Jungtiere schlüpfen jeweils etwa drei Monate später, wobei sie dabei Gesamtlängen von circa 85 bis 93 mm aufweisen. Die Geschlechtsreife setzt wohl etwa eineinviertel bis anderthalb Jahre später ein.

Quellen

Der Artikel beruht im Wesentlichen auf folgender Literatur:

  • Klaus Richter: Teira dugesii (Milne-Edwards, 1829) – Madeira-Mauereidechse. S. 413-432 in: Wolfgang Bischoff (Hrsg.): Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas, Band 6: Die Reptilien der Kanarischen Inseln, der Selvagens-Inseln und des Madeira-Archipels. Aula-Verlag, Wiesbaden 1997. ISBN 978-3-89104-436-0

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