Tatra KT4

Tatra KT4
Tatra KT4
Tatra KT4D in Erfurt
Anzahl: 1.801 Triebwagen
Hersteller: ČKD Tatra
Baujahr(e): 1974–1997
Länge über Kupplung: 19.015 mm
Länge: 18.110 mm
Höhe: 3.100 mm
Breite: 2.200 mm
Drehzapfenabstand: 8.900 mm
Drehgestellachsstand: 1.900 mm
Leermasse: 20,3 t
Höchstgeschwindigkeit: 55–65 km/h (je nach Ausführung)
Stundenleistung: 160 kW
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Antrieb: TE 022H
Steuerung: Accelerator/Thyristor-Steuerung TV3
Betriebsart: Einrichtungs-Gelenktriebfahrzeug
Sitzplätze: 26-38 (je nach Ausführung)
Stehplätze: 83-105 (je nach Ausführung)

KT4 ist die Typenbezeichnung für einen Einrichtungs-Gelenktriebwagen des tschechoslowakischen Straßenbahnherstellers ČKD Tatra.

Inhaltsverzeichnis

Typen

Zwischen 1975 und 1997 wurden insgesamt 1801 Fahrzeuge von ČKD gebaut, welche in damals vier Staaten zum Einsatz kamen. KT4 steht für kloubová tramvaj (Gelenkstraßenbahn) mit vier Achsen. Gemäß der ab Mitte der 1970er Jahre gültigen Typen-Nomenklatur des Herstellers lautet die vollständige Typenbezeichnung eigentlich KT4A2. Da es vom Obertyp KT4 jedoch keinerlei Bauartvarianten wie etwa beim späteren T6 gab, entfiel der Zusatz „A2“. Die technische Ausstattung entsprach entweder der überarbeiteten Version des Typs T4 (Beschleuniger) oder der des Typs T6A2 (Thyristorsteuerung). Die beiden 1972 gebauten Prototypen wurden anfangs in Prag und ab 1974 in Potsdam erprobt, dort wurden sie 1975 bis 1989 im Liniendienst eingesetzt. Einer von ihnen ist heute noch in Potsdam als historischer Triebwagen erhalten.

KT4D

Unter der Bezeichnung KT4D wurden Wagen nach Berlin, Brandenburg an der Havel, Cottbus, Erfurt, Frankfurt (Oder), Gera, Gotha, Görlitz, Leipzig, Plauen, Potsdam und Zwickau geliefert; nach Schöneiche gelangten erst nach der Wende überzählige Wagen aus Cottbus. Obwohl der KT4D konstruktiv für kurvenreiche und bergige Strecken gedacht war, erhielt Berlin die meisten Fahrzeuge. Hier bestand ein hoher Bedarf an neuen Fahrzeugen, da Berlin nicht am Beschaffungsprogramm für den Typ T4D/B4D teilgenommen hatte.

Die KT4-Fahrzeuge können als Solowagen, Doppel- oder gar Dreifachtraktion eingesetzt werden. Dreifachtraktionen im Planbetrieb gibt es jedoch nur in Erfurt und gab es für wenige Monate (Herbst 1989 bis Frühjahr 1990) in Cottbus. In Erfurt waren die Wagen auch in Heck-an-Heck-Traktion im Planeinsatz, um eine Strecke ohne Wendeschleife bedienen zu können. Außer in Berlin, wo 99 Triebwagen mit Thyristorsteuerung (TV3) zum Einsatz kamen, hatten alle Wagen von Werk aus die herkömmliche Beschleunigersteuerung und ähneln damit technisch dem Typ T4D. Die Wagen für Plauen und Zwickau erhielten eine geänderte Getriebeübersetzung, um die dortigen extremen Steigungen bewältigen zu können; ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt daher nur 55 km/h. Sonst beträgt diese 65 km/h gemäß Herstellerangaben, obwohl nachweislich auch höhere Geschwindigkeiten erreicht wurden. Beispielsweise wurden auf der Sternstrecke in Potsdam mit ihren eisenbahntypisch überhöhten Kurven Geschwindigkeiten von fast 80 km/h erzielt.

Die Bahnen befinden sich heute noch in fast allen Städten, in die die Bahnen geliefert wurden, im aktiven Planeinsatz. Einzige Ausnahme ist Leipzig, wo man sämtliche Wagen bereits 1984 an Berlin abgab. Grund dafür war die zu geringe Kapazität einer KT4D-Doppeltraktion gegenüber T4D-Großzügen (Dreifachtraktion von KT4D konnte wegen zu gering dimensionierter Stromversorgung nicht erfolgen), weswegen man von weiteren Beschaffungen dieses Typs absah und für die lediglich acht vorhandenen keine gesonderte Wartungslinie aufrechterhalten wollte. Mittlerweile ist aber wieder einer dieser Triebwagen in den Historischen Straßenbahnhof Leipzig-Möckern zurückgekehrt. Bei allen Betrieben wurden die Fahrzeuge nach der Wende modernisiert. Während sie vor allem bei kleineren Betrieben auch längerfristig zum Alltag gehören werden, sind sie in den größeren Städten teilweise durch Niederflurfahrzeuge ersetzt worden und aus dem Dienst ausgeschieden. Die Fahrzeuge haben aber in Osteuropa eine zweite Heimat gefunden und werden dort sicherlich noch länger das Stadtbild prägen.

Modernisierung in Gotha

Die in Gotha und auf der Thüringerwaldbahn eingesetzten Tatras Typ KT4D von 1981 und 1982 wurden allesamt zwischen 1997 und 2000 modernisiert, es wurde nahezu die gesamte elektrische Ausrüstung ausgetauscht. Seitdem wird für diese Fahrzeuge die Bezeichnung KT4D mod (mod für modernisiert) verwendet.

KTNF6 und KTNF8

Einige der modernisierten KT4D-Einheiten in Brandenburg, Cottbus und Gera wurden mit einem Niederflurmittelteil versehen, welcher zwischen den beiden Wagenhälften eingefügt wurde. Tallinn ließ ebenfalls einige Bahnen mit Niederflurmittelteil versehen. Da alle Bahnen um etwa acht Meter verlängert wurden und durch den Umbau etwa zehn Tonnen schwerer sind, wurden bei allen Bahnen die Anker der Fahrmotoren neu gewickelt (höhere Wicklungszahl bei geringerem Querschnitt), sodass sie nun 50 bis 54 Kilowatt je Motor leisten, anstelle der üblichen 45 Kilowatt.

Je nach Anzahl der Achsen wurden die Umbauten als KTNF6 (Brandenburg (Havel), Cottbus) beziehungsweise als KTNF8 (Gera) bezeichnet, in Tallinn als KT6T. Der Vorteil der Fahrzeuge besteht darin, dass die zum damaligen Zeitpunkt noch nicht veralteten Fahrzeuge weiterverwendet werden konnten, zusätzlich wurde die Attraktivität durch den Niederfluranteil verbessert. Eine noch teurere Neuanschaffung von Niederflurwagen konnte damit unterbleiben. Das Mittelteil des KTNF6 besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff, einer Entwicklung von Schindler-Waggon. Die gelenkten U-förmig gekröpfen Achsen mit Losrädern sind eine Entwicklung der FIAT-SIG. Das Mittelteil weist 17 Sitzplätze und Platz für Rollstühle, Kinderwagen, Fahrräder und Gepäck auf.

KT4SU

Auf Grund des Erfolges der KT4 in der DDR bestellte die Sowjetunion ab 1980 auch diesen Wagentyp. Zuvor fuhren ab 1976 zwei Prototypen in der heute ukrainischen Stadt Lemberg. Obwohl kein Unterschied zu den KT4D bestand, wurden die an die UdSSR gelieferten Fahrzeuge als KT4SU bezeichnet. Insgesamt wurden 415 Einheiten an die Straßenbahnbetriebe in Jewpatorija, Kaliningrad, Lemberg, Liepaja, Pjatigorsk, Winniza und Zhitomir ausgeliefert.

Bei der Straßenbahn in Tallinn wurden zwölf Wagen analog Cottbus und Brandenburg mit zweiachsigen Niederflurmittelteilen aus dem Mittenwalder Gerätebau ausgerüstet.

KT4YU

Ab 1980 wurden KT4YU an die Betriebe von Belgrad und Zagreb geliefert. Während in Belgrad der komplette Bestand gegen die KT4YU ersetzt wurde, verkehrten die Wagen in Zagreb neben älteren Wagen der Bauart T4YU. 1997 erhielt Belgrad die letzten produzierten KT4. Von den Belgrader Fahrzeugen wurden viele umfangreich mit einheimischer Technik modernisiert, auch Fahrzeuge der letzten Bauserie werden inzwischen modernisiert.

KT4K

Im Jahr 1991 wurden insgesamt 50 Wagen als KT4K an die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang geliefert. Nach einigen Einsatzjahren wurde den Wagen allerdings auf Grund technischer Probleme in der Volksrepublik China das Gelenk entfernt, die beiden Wagenkastenhälften wurden zu einer Einheit verschweißt. Es entstanden sehr lange Vierachser.

Literatur

Weblinks


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