Tartini

Tartini
Giuseppe Tartini

Giuseppe Alessandro Ferruccio Tartini (* 8. April 1692 in Pirano bei Triest; † 26. Februar 1770 in Padua) war ein italienischer Violinist und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1709 war er an der Universität in Padua als Student der Rechtswissenschaften eingeschrieben. 1710 heiratete er, dies brachte ihm Ärger mit der katholischen Kirche ein und veranlasste ihn zur Flucht in das Kloster Assisi. Hier erhielt er höchstwahrscheinlich Kompositionsunterricht bei dem Tschechen Bohuslav Matěj Černohorský. Ab 1714 war er als Orchestermusiker in Assisi und Ancona tätig. 1721 vertraute man ihm die Leitung des Orchesters der Basilica di San Antonio in Padua an. Von dieser Position aus konnte er mehrere Reisen unternehmen, außerdem verbrachte er mehrere Jahre in Prag, wo er die Krönung Karls VI. erleben durfte.

Zurück in Padua gründete er seine weithin bekannte Musikschule, die Musiker aus ganz Europa anlockte, u. a. Gaetano Pugnani, Pasqualino, Johann Gottlieb Graun, Joseph Touchemoulin und Carminato. Dort wurde Pietro Nardini zu seinem Lieblingsschüler. Tartini verfasste viele musiktheoretische Werke, darunter eines über die Kunst der Verzierung, das Leopold Mozart als Vorlage für seine Violinschule gedient haben dürfte. Die in der folgenden Zeit veröffentlichten theoretischen Werke, die zum Teil auf falschen Berechnungen beruhten, teilweise aber auch auf eigenen Erfahrungswerten, wurden von der damaligen Konkurrenz heftig kritisiert und angezweifelt. Er verstarb 1770, durch diese Kontroversen schwer gekränkt.

Nach ihm benannt sind die sog. Tartini-Töne. Das sind Töne, die - wie man heute weiß - als Mischprodukte an nichtlinearen Elementen entstehen. Es sind Differenzfrequenzen der einzelnen Töne eines Akkords. Sie werden durch die Nichtlinearität der Haarzellen in der Hörschnecke (Cochlea) und/oder durch andere Nichtlinearitäten am Musikinstrument hörbar. Man nutzt sie auch zur medizinischen Diagnostik des Gehörs (siehe Axel Brennicke, "Neue Klänge im Ohr", FAZ, 5. Januar 1994, S. N1).

Stil

Giuseppe-Tartini-Denkmal in Piran, seinem istrischen Geburtsort

Tartinis Stil war im Laufe der Zeit wesentlichen Wandlungen unterworfen und basierte in der ersten Zeit auf Vorbildern wie Corelli und Vivaldi. Das Spiel war der Barocktradition entsprechend reich verziert, erreichte aber später einen virtuosen vorklassischen Stil. Tartini war berühmt wegen seines cantabilen Stils und wegen seiner legendären Bogenführung.

Werke

Tartini war wie viele seiner Zeitgenossen ungeheuer produktiv.

  • 135 Konzerte für Violine und Streicher (zwischen 1728 und 1740 veröffentlicht)
  • 135 Violinsonaten
  • 50 Triosonaten (1745-1750)
  • Die Teufelstrillersonate
  • Die Sonate Didone abandonata (Die verlassene Dido)
  • 32 Piccole Sonate (1745-1760)
  • L'arte dell'arco (50 Variationen über eine Gavotte von Corelli)
  • Eine unbekannte Anzahl geistlicher Vokalwerke

Legende der Teufelstrillersonate

"Eines Nachts träumte mir, ich hätte einen Pakt mit dem Teufel um meine Seele geschlossen. Alles ging nach meinem Kommando, mein neuer Diener erkannte im voraus all meine Wünsche. Da kam mir der Gedanke ihm meine Fiedel zu überlassen und zu sehen was er damit anfangen würde. Wie groß war mein Erstaunen, als ich ihn mit vollendetem Geschick eine Sonate von derart erlesener Schönheit spielen hörte, dass meine kühnsten Erwartungen übertroffen wurden. Ich war verzückt, hingerissen und bezaubert; mir stockte der Atem, und ich erwachte. Dann griff ich zu meiner Violine und versuchte die Klänge nachzuvollziehen. Doch vergebens. Das Stück, das ich daraufhin geschrieben habe, mag das Beste sein, das ich je komponiert habe, doch es bleibt weit hinter dem zurück, was ich im Traum gehört habe." Giuseppe Tartini

Veröffentlichungen

  • Trattato di musica secondo la vera scienza dell'armonia. Padua: G. Manfré 1754
  • De' Principj dell'armonia musicale contenuta nel diatonico genere. Dissertazione. Padua 1767
  • Bereits zu Lebzeiten wurden viele seiner Werke von Michel-Charles Le Cène in Amsterdam gedruckt, ebenso bei John Walsh in London und bei Le Clerc in Paris.

Literatur

  • Minos Dounias: Die Violinkonzerte Giuseppe Tartinis als Ausdruck einer Künstlerpersönlichkeit und einer Kulturepoche. Edition Möseler, Wolfenbüttel 1966 (Repr. d. Ausg. Wolfenbüttel 1935)
  • Lew Ginsburg: Giuseppe Tartini. Eulenburg, Zürich 1976
  • Lew Ginsburg: Tartini. His Life and Times. Paganiniana Publicationc, Neptune City, N.Y. 1981, ISBN 0-87666-590-3
  • Johann Adam Hiller: Lebensbeschreibungen berühmter Musikgelehrten. Edition Peters, Leipzig 1979 (Ndr. d. Ausg. Leipzig 1784)

Weblinks


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