Tarawa-Klasse

Tarawa-Klasse
Die Tarawa 1997 vor Kalifornien
Die Tarawa 1997 vor Kalifornien
Übersicht
Typ Amphibisches Angriffsschiff
Namensgeber Insel Tarawa
Einheiten 5 gebaut, 1 in Dienst
Dienstzeit

seit 1976

Technische Daten
Verdrängung

39.925 Tonnen

Länge

249,9 Meter

Breite

32,3 Meter

Tiefgang

8,2 Meter

Besatzung

82 Offiziere, 882 Matrosen, bis zu 1894 Truppen

Antrieb

2 Propeller, über 2 Dampfturbinen angetrieben; 70.000 Wellen-PS

Geschwindigkeit

20+ Knoten

Reichweite

10.000 Seemeilen bei 20 Knoten

Bewaffnung

2 Starter RAM, diverse Rohrwaffen

Bei der Tarawa-Klasse handelt es sich um amphibische Angriffsschiffe der United States Navy. Ihre Designation LHA steht für Landing Deck, Helicopter Assault. Neben Hubschraubern transportieren die Schiffe auch Landungsboote. Die Klasse ist benannt nach der Insel Tarawa, auf der die US Marines im Zweiten Weltkrieg in der Schlacht um die Gilbert-Inseln gekämpft haben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Planung und Bau

Die Planung der Tarawa-Klasse begann Mitte der 1960er Jahre. Geplant wurde die bis daher raum- und gewichtsmäßig größte Klasse amphibischer Angriffsschiffe. Sie ergänzten die als reiner Hubschrauberträger gebaute Iwo-Jima-Klasse. Als solche bildete sie die Basis für eine neue Philosophie der US-Marine. Bisherige Landeoperationen mussten mit mehreren Klassen gefahren werden, die Landungsboote, Ausrüstung und Hubschrauberunterstützung für die Landungstruppen bereitstellten. So konnten die Landing Platform Docks der Austin-Klasse nur eine sehr begrenzte Anzahl an Transporthubschraubern aufnehmen, mit den Schiffen der Tarawa-Klasse konnten auch gemischte Hubschraubergruppen mit Angriffskapazitäten eingeschifft werden. Auch spezielle Frachtschiffe, so genannte Amphibious cargo ships wurden durch die Entwicklung der Tarawa-Klasse obsolet.

1968 wurde der Auftrag als so genanntes Total Package System (d. h. die gesamte Klasse wird von einer Bauwerft gebaut) an Ingalls Shipbuilding vergeben. Diese Werft fertigte die Schiffe in Modularbauweise, der Rumpf wurde in vier Sektionen gefertigt, die später zusammengesetzt und mit der Inselsektion zur fertigen Einheit ergänzt wurde. Ursprünglich waren Kosten von ca. 160 Mio. US-Dollar für eine Einheit vorgesehen, durch Verzögerungen während des Baus und starke Inflation kostete eine Einheit schließlich ca. 300 Mio. Dollar. Ein weiterer Grund für die Preissteigerung war die Entscheidung der Marine 1971, die Klasse von neun auf nur mehr fünf Einheiten zu reduzieren.

Gegenwart und Zukunft

Die Saipan nach ihrer Außerdienststellung

Die Schiffe der Tarawa-Klasse wurden zwischen 1976 und 1980 in Dienst gestellt und sollten ursprünglich eine Lebenserwartung von 35 Jahren aufweisen. Danach würde die erste Einheiten 2011 außer Dienst gehen. Bereits 1998 dachte die Navy darüber nach, die Schiffe dann in einem Service Life Extension Program zu überholen und die Einsatzzeit damit um bis zu 15 Jahre zu verlängern. Kosten von bis zu einer Milliarde Dollar ließen diese Gedankenspiele jedoch bald enden. Stattdessen wurde bereits 2005 die erste Einheit der Klasse, Belleau Wood, außer Dienst gestellt, 2007 folgte mit Saipan eine weitere. Tarawa ging 2009 außer Dienst. Gründe für die Streichung der Klasse sind generelle Kosteneinsparungen durch die Vermeidung von Überholungen und Betriebskosten, aber auch die weitgehende Inkompatibilität mit Kriegsgerät des 21. Jahrhunderts und der schlechte allgemeine Zustand der Schiffe. Die Nassau wurde im März 2011 außer Dienst gestellt und die Peleliu soll als letztes Schiff der Klasse im Jahr 2014 folgen.

Die Tarawa-Klasse bildete zusammen mit der Wasp-Klasse das Rückgrat für amphibische Kriegsführung der US Navy. Als Ersatz ist die America-Klasse geplant, im Wesentlichen eine größere Version der letzten Wasp-Einheit USS Makin Island (LHD-8). Zumindest die ersten beiden Einheiten der America-Klassen werden jedoch über kein Welldeck verfügen.

Technik

Rumpf

Belleau Wood vom Heck, Ballasttanks geflutet, Welldeck offen

Der Rumpf der Schiffe ist 250 Meter lang und 31 Meter breit. Dies sind ungefähr die Ausmaße eines Flugzeugträgers aus dem Zweiten Weltkrieg. Jedoch liegt die Verdrängung mit über 40.000 Tonnen, im Gegensatz zu unter 30.000 bei den Trägern der Essex-Klasse bedeutend höher. Im Gegensatz zu diesen ist das Flugdeck allerdings nicht angewinkelt sondern gerade, da keine langen Startbahnen benötigt werden. Die Aufbauten beschränken sich wie bei Flugzeugträgern auf eine so genannte Insel, die sich mittschiffs Steuerbord befindet und sämtliche Kontrollräume des Schiffes enthält. Außerdem sind an dieser Radarantennen angebracht.

Direkt unter dem Flugdeck in der achteren Hälfte befindet sich ein Hangar für die Fluggeräte an Bord. Diese können über zwei Aufzüge an Deck gebracht werden. Der achtern befindliche Aufzug hat eine maximale Last von etwa 40 t (80.000 Pfund), der an Backbord gelegene nur die Hälfte. Unter dem Hangar befindet sich das Welldeck mit einem flutbaren Dockraum, aus dem die Landungsboote das Schiff verlassen können. An Bord fahren neben den 82 Offiziere und über 880 Mannschaften auch 1.900 Marines als Landungstruppen mit. Neben Unterkunfts- und Aufhalthaltsräumen für diese fast 3.000 Menschen gibt es auf den Schiffen einen Stabsraum, dank dem die Schiffe als Flaggschiff dienen können, sowie ein Lazarett mit Platz für 300 Verwundete und vier Operationssälen.

Antrieb

Der Antrieb der Schiffe besteht aus zwei Dampfturbinen, die ihren Dampf von zwei Kesseln erhalten. Auf die zwei Propeller wirken 56 Megawatt (70.000 Wellen-PS). Damit können die Schiffe Geschwindigkeiten von ca. 24 Knoten erreichen. Die Reichweite ohne unterwegs zu bunkern liegt bei ca. 10.000 Seemeilen (18.520 Kilometer). Da die Tarawas auch bei niedriger Geschwindigkeit eine hohe Manövrierfähigkeit benötigen, um Landungsboote abzusetzen beziehungsweise aufzunehmen, besitzen die Schiffe ein Bugstrahlruder mit einer Leistung von rund 590 kW (800 PS). Das Antriebssystem und seine Steuerung und Überwachung sind zentralisiert, um die Besatzungszahl in diesem Bereich möglichst klein zu halten.

Eingeschiffte Fahrzeuge

Landungsboote steuern während der Operation Sharp Edge das Welldeck der Saipan an

Als Mehrzweckschiffe können die Einheiten der Tarawa-Klasse sowohl senkrechtstartende Flugzeuge (VTOL) und Hubschrauber als auch Landungsboote transportieren. Welche Mischung auf einer Mission mitgeführt wird, hängt vom aktuellen Ziel des Einsatzes ab. Hubschrauber, die mitgeführt werden können, sind der Bell AH-1W SuperCobra, der Boeing-Vertol CH-46 Sea Knight, der Sikorsky CH-53 Sea Stallion und der Bell UH-1N Huey, außerdem das VTOL-Flugzeug McDonnell Douglas AV-8B Harrier. Normalerweise werden die Typen CH-46 und CH-53 als Transporthubschrauber eingesetzt, während die restlichen Modelle Angriffsluftfahrzeuge sind. Es werden gut 25 Hubschrauber mitgeführt.

Im Welldeck können mehrere Typen von Landungsbooten mitgeführt werden. Standardmäßig sind dies zwei konventionelle Landungsboote Typ LCU sowie ein Luftkissen-Landungsboot LCAC und mehrere kleine Landungsboote. Zum Ausschwimmen der LCU nimmt eine Einheit der Tarawa-Klasse bis zu 12.000 Tonnen Seewasser auf, wodurch sich die Luke auf Wasserniveau absenkt. Das LCAC kann über die heruntergeklappte Rampe schweben.

Bewaffnung und Elektronik

Saipan 1986: Vorn ein Geschütz Mk. 45, vor der Insel Phalanx (weiße Kuppel). Auf dem vorderen Mast Radar zur Geschützkontrolle, auf dem hinteren Suchradar

Die Bewaffnung auf den Schiffen selber ist relativ schwach. Zu Beginn bestand sie aus drei Geschützen Mk. 45 mit Kaliberlänge 54, die, an drei Ecken des Flugdecks installiert, gegen Luft- und Bodenziele in Bereich bis ca. 10 Meilen eingesetzt werden konnten. Zusätzlich waren zwei Starter für Luftabwehrraketen RIM-7 Sea Sparrow an der Insel installiert.

Während der 1990er Jahre wurden die Geschütze ersatzlos von Bord genommen, da der Küstenbeschuss, für den sie hauptsächlich vorgesehen waren, nicht mehr von den Dockschiffen durchgeführt werden sollte. Seitdem besteht die Bewaffnung der Klasse – neben einigen Maschinengewehren, unter anderem vom Typ MK-38 – aus zwei Nahbereichsverteidigungssystemen vom Typ Phalanx CIWS sowie aus zwei Startern für je 21 RIM-116 Rolling Airframe Missile, ist also nun rein defensiv.

Die Schiffselektronik befindet sich auf oder nahe der Insel. Als Navigationsradar wird das SPS-64 eingesetzt. Das Oberflächensuchradar ist das Norden Systems SPS-67 mit einer Reichweite von knapp 100 Kilometern. Luftüberwachung wird von einer Kombination aus Lockheed SPS-40E (Richtungssuche) und ITT-Gilfillan SPS-48E (Höhenfinder) mit einer Reichweite von 125 Meilen (200 Kilometer) geleistet. Diese sind auf dem achternen Mast der Insel installiert. Für die Flugkontrolle, also die Bewegungen eigener Luftfahrzeuge in unmittelbarere Nähe der Schiffe dienen die Systeme SPN-35 und SPN-43. Auf dem vorderen Mast befinden sich Radare Typ SPQ-9 und SPG-60 zur Steuerung der Geschütze.

Die Systeme zur elektronischen Kampfführung bestehen aus dem SLQ-32. Die Antennen können für Fernmelde- und elektronische Aufklärung sowie als Störsender eingesetzt werden. Ebenfalls zum SLQ-32-Paket gehört das Mark 36 SRBOC, das Düppel und Flares in die Luft schießt, die sowohl anfliegende Raketen mit Radar- wie auch mit Infrarotsuchkopf vom Schiff ablenken sollen.

Einsatzprofil

Saipan im Rahmen einer multinationalen Taskforce

Die Schiffe der Tarawa-Klasse verlegen normalerweise im Rahmen einer so genannten Amphibious Ready Group oder einer Amphibious Strike Group, in der neben dem amphibischen Angriffsschiff und einem Docklandungsschiff auch mehrere Eskorten fahren. Grundsätzlich eignen sich die Schiffe, da sie mit Stabsräumen und einem CIC (Command Information Center) ausgerüstet sind, auch als Kommandoplattform, von der mit Hubschraubern Angriffe oder CSAR geflogen werden können. Der Einsatz als reiner Hubschrauberträger – wenn auch mit erhöhter Machtprojektion durch die Anwesenheit von 1900 Marines – ist auch die häufigste Rolle, in der die Schiffe eingesetzt werden, da amphibische Landungen in den Planungen der US-Streitkräfte nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Einsätze von den Schiffen der Tarawa-Klasse umfassen Fahrten während der Operation Desert Storm, Operation Iraqi Freedom sowie während und nach der Jugoslawienkriege und des Kosovokriegs. Während des Afghanistankrieges wurden auf der Peleliu unter anderem der „amerikanische TalibanJohn Walker Lindh festgehalten. Die Hubschrauber und der zur Verfügung stehende Platz an Bord lassen die Schiffe auch für humanitäre Operationen geeignet erscheinen, mehrfach wurden die Schiffe zur Hilfe in von Naturkatastrophen oder Kriegen gebeutelte Regionen entsandt.

Weblinks


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