Tani Bunco

Tani Bunco
Hassenninzu (八仙人図): Abbildung der Acht Unsterblichen (1803)

Tani Bunchō (jap. 谷 文晁) oder auch Tani Masayasu und Bungoro (* 15. Oktober 1763 in Negishi, Shitaya, Edo; † 6. Januar 1841) war ein Maler und Dichter der Edo-Zeit.

Er war der älteste Sohn des berühmten Kanshi-Dichters (漢詩, Kanshi, dt. „chinesische Poesie“) Tani Rokkoku.

Zum Zeitpunkt seiner Geburt stand seine Familie schon zwei Generationen im Dienste des Tayasu-Klans, angefangen mit der steuerlichen Beratung Tanis Großvaters, der die Tayasu seinerzeit vor einem ökonomischen Desaster bewahrte und somit seiner Familie zu einem sicheren Lebensunterhalt verhalf. Die Bekanntheit des Vaters ebnete Bunchō den Weg in die kulturellen Kreise Edos und ermöglichte ihm ein landesweites Netzwerk aufzubauen.

1788 beginnt Bunchō seine Anstellung bei der Tayasu Familie als „Praktikant im Dienst des Inneren Haushalts“ (okuzuke minarai). 1792 wurde er „persönlicher Gefolgsmann“ (tsuke) des Regenten Matsudaira Sadanobu, mit dem Bunchō nicht nur ein arbeitsbezogenes Verhältnis verband, sondern auch ein freundschaftliches. So schickte Sadanobu Bunchō oft auf Reisen, auf denen der Maler wichtige überregionale Kontakte knüpfen konnte, die für sein Schaffen von großer Bedeutung waren (z.B. die Künstlertreffen des Sakeherstellers Kimura Kenkakō).

Inhaltsverzeichnis

Künstlerischer Werdegang

Seine künstlerische Ausbildung begann er bei einem Meister der Kano-Schule. Danach arbeitete er bei einem Meister der Chinesischen Kunst der Landschaftsmalerei der Nord-Schule(Dong Qic Hang). Weiteren Einfluss auf seine Arbeit hatten der Nanga-Stil und die Japanische Malerei der Yamato-E.[1][2]

Angesichts drohender Konflikte mit dem Ausland (z.B. Russland, das die Öffnung Japans für freien Handel wollte) erließ der Shōgun den Auftrag, die Verteidigungsanlagen der Küstenregionen zu überprüfen. Sadanobu nahm diese Aufgabe persönlich in die Hand und ließ sich auf der Reise 1793 von Tani Bunchō, dem „malenden Reporter“, begleiten, damit dieser möglichst naturgetreue Abbildungen gesehener Landschaften anfertige, mit denen sich eventuelle Verteidigungsstrategien planen ließen. Hieraus entstand das Werk Kōyo tanshō zu.

Viele weitere Landschaftsbilder entstanden aus ähnlichen Aufträgen. Der Maler beherrschte viele Stile und wendete diese auch an, um möglichst realistische Darstellungen des mit dem Auge Gesehenen anzufertigen. Von besonders großer Bedeutung für seine Genauigkeit ist yōfūga (洋風画), die Malerei im westlichen Stil. Er konnte seinen individuellen Stil unterdrücken und zeichnete sich als guter Kopierer und Restaurator historisch wichtiger Werke aus. Seine Existenz war durch seinen Dienst unter Daimyō Matsudaira Sadanobu gesichert.

An der von ihm gegründeten Süd- und Ost-Schule(Nanboku goitsu) bemühte er sich vor allem um die Bekanntmachung der westlichen Perspektive. Diese Bemühungen sollten später von Vatanabe Kazan fortgeführt werden. Kritiken zufolge fehlt es den Bildern Tanis trotz seines hohen technischen Niveaus und seiner tiefen künstlerischen Bildung an Begeisterung. In seiner reifen Phase schuf Tani Portraits von stark realistischem Stil.[1][2]

Der Maler Tanomura Chikuden war Tanis Schüler.

Literatur

  • Timon Screech: The Shogun's Painted Culture. Fear and Creativity in the Japanese states 1760-1829. London 2000
  • Khanh Trinh: Darstellung realer Orte. Die „wahren Landschaften“ des „malenden Reporters“ Tani Bunchô (1763-1840). Bern 2003
  • Kenji Moriya: Die Japanische Malerei. Wiesbaden 1953
  • Doris Croissant: Japanische Landschaftsmalerei. Bildrollen des 17.-19. Jahrhunderts aus dem Linden-Museum Stuttgart. Stuttgart 1987
  • Frank Lewis Chance: Tani Bunchô and the School of Japanese Painting. University of Washington 1986

Einzelnachweise

  1. a b Eczacibaşi Sanat Ansiklopedisi (deutsch: Ezacibaşi Kunstenzyklopädie) Herausgeber: Yem Yayin(Yapi-Endüstri Merkezi Yayinlari), Seite 1735, 3. Auflage, 1997 ISBN 975-7438-54-5 (türkisch)
  2. a b Enzyklopädie Britannica: Angaben zu Tani (Englisch)
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Eigennamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Japanischen. Tani ist hier somit der Familienname, Bunchō ist der Eigenname.

Weblinks


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