Tamar (Bibel)

Tamar (Bibel)

Die Bibel berichtet von drei Frauen, die Tamar (früher Thamar transkribiert) hießen. Von den ersten beiden weiß man verhältnismäßig viel, von der letzten sagt die Bibel kaum etwas. Daneben gibt es auch eine Stadt gleichen Namens. Er bedeutet Palme. Vom althebräischen Tamar (=T`mar - pl.: T`marim - Datteln - wortverwandt: taam = süß/Geschmack und mar = bitterherb ), davon leitet sich auch Tamariske ab.

Inhaltsverzeichnis

Tamar, Schwiegertochter des Juda

Tamar war die Schwiegertochter Judas, des vierten Sohnes Jakobs. Ihre Geschichte ist in der Genesis, (1 Mos 38 EU), berichtet.

Zunächst war sie mit Er, Judas Ältestem, verheiratet, der jedoch bald nach der Hochzeit ohne Nachkommen starb. Juda vermählte sie daraufhin mit seinem zweiten Sohn, Onan, damit dieser seinem verstorbenen Bruder Nachkommen verschaffe (Leviratsehe). Onan aber verweigerte dies und ließ „den Samen zur Erde fallen und verderben“. Kurze Zeit darauf starb auch er, und Tamar war weiterhin kinderlos. Rechtlich hätte nun der Jüngste, Schela, seinen Brüdern Nachkommen schaffen müssen, aber Juda zögerte die Vermählung immer wieder hinaus, da er wegen des schnellen Todes seiner ersten beiden Söhne befürchtete, auch dieser letzte könne ihm genommen werden. Einige Zeit später, nachdem Judas Frau verstorben war, verführte Tamar, als Dirne verkleidet, ihren Schwiegervater und wurde von ihm schwanger.

Tamar und Juda von Jacopo Tintoretto, Madrid, Thyssen-Bornemisza
Holländisches Gemälde aus dem 17. Jahrhundert zur Geschichte von Tamar und Juda.

Man berichtete Tamar: Dein Schwiegervater geht gerade nach Timna hinauf zur Schafschur. Da zog sie ihre Witwenkleider aus, legte einen Schleier über und verhüllte sich. Dann setzte sie sich an den Ortseingang von Enajim, der an der Straße nach Timna liegt. Sie hatte nämlich gemerkt, dass Schela groß geworden war, dass man sie ihm aber nicht zur Frau geben wollte. Juda sah sie und hielt sie für eine Dirne; sie hatte nämlich ihr Gesicht verhüllt. Da bog er vom Weg ab, ging zu ihr hin und sagte: Lass mich zu dir kommen! Er wusste ja nicht, dass es seine Schwiegertochter war. Sie antwortete: Was gibst du mir, wenn du zu mir kommen darfst? Er sagte: Ich werde dir ein Ziegenböckchen von der Herde schicken. Sie entgegnete: Du musst mir aber ein Pfand dalassen, bis du es schickst (Gen 38,13-17).

Als Pfand für die Bezahlung, die sie bekommen sollte, hatte er ihr seinen Siegelring mit Schnur sowie seinen Stab überlassen, doch konnte er das Pfand nicht mehr einlösen, da die Dirne verschwunden war. Die Frau war nicht nur verschwunden, es wurde ihm erzählt, dass es an diesem Ort nie eine Dirne gegeben hat. Als er später hörte, dass Tamar schwanger sei, wollte er sie wegen Unzucht mit dem Tod bestrafen lassen. Als sie ihm aber die Pfänder schickte, erkannte er, dass er überlistet worden und dass Tamar im Recht gewesen war, da er ihr einen Kindsvater verweigert hatte. Tamar brachte Zwillinge zur Welt und nannte sie Perez und Serach. Für die Erbfolge der beiden war es bedeutsam, welcher der beiden Söhne zuerst geboren wurde, da dieser aufgrund der Leviratsehe als Sohn des Er galt. Zur Zeit der Geburt streckte nun der eine Zwilling die Hand aus. Die Hebamme band an diese Hand einen roten Faden an. Die Hand verschwand und der Junge ohne Faden wurde zuerst geboren. Man nannte ihn Perez, das heißt Riss oder Durchbruch. Danach wurde sein Bruder Serach mit dem Roten Faden an der Hand geboren.

Die Söhne von Perez waren Hezron und Hamul. Von Perez stammt nach einigen Generationen König David ab, und auf diese Weise ist Tamar (als eine von vier Frauen) in den Stammbaum Jesu eingegangen (Mt 1,3 EU). Eine überzeugende literarische Gestaltung der Figur hat Thomas Mann im 5. Hauptstück von Joseph der Ernährer gegeben (auch einzeln, mit Zeichnungen von Gunter Böhmer, 1956, und später als Fischer-Taschenbuch erschienen).

Tamar, Tochter Davids

Ihre Geschichte ist in der biblischen Erzählung in eindrucksvoller Weise dargestellt (2 Sam 13,1-22 EU). Hieraus ergibt sich, dass sie eine Vollschwester Abschaloms war, also war ihre Mutter Maacha, die Tochter von Talmai (1 Chron. 3, 2). Davids damals ältester lebender Sohn Amnon verliebte sich in sie. Da er nicht glaubte, sie besitzen zu können, fasste er einen Plan: Er stellte sich krank und veranlasste den Vater, die Schwester zu ihm zu schicken, angeblich damit sie ihm eine Krankenspeise zubereitete. Er aber vergewaltigte sie, und als sie ihn anflehte, sie doch zuvor von ihrem Vater als Ehefrau zu erbitten, schlug seine Liebe in Hass um und er warf sie aus dem Haus.

Ihr Bruder Abschalom nahm sie bei sich auf, offenbar in der Annahme, dass ihr gemeinsamer Vater eingreifen würde. Dieser wurde „darüber sehr zornig“ (V. 21), unternahm jedoch nichts gegen den Kronprinzen. So wartete Abschalom zwei Jahre ab, bevor er Rache nahm: Er lud den Vergewaltiger zu einem Fest ein, wartete ab, bis er sich betrank, und ließ ihn dann töten.

Die Tat muss sicher im Rahmen der Auseinandersetzungen um die Nachfolge Davids (die dann bis zur Revolte Abschaloms gegen seinen Vater führten) gesehen werden. Sie ist in einem eindrucksvollen Kapitel des König-David-Berichts von Stefan Heym geschildert.

Tamar, Enkelin Davids

Sie war die Tochter Abschaloms, offenbar nach ihrer Tante genannt (2 Sam 14,27 EU). Nach einem Zusatz der Septuaginta war sie die Frau des Rehabeam.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Judah and Tamar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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