Talbot-Lago

Talbot-Lago
Sunbeam-Talbot-Logo
Talbot-Logo (frühere Version)
Talbot-Logo (spätere Version)
Talbot DS 1923-25 (fr. Produktion)
Talbot Darracq T150 SS Coupe
Talbot T 120 Roadster
Formel-1-Talbot-Lago
Schaltung des Vorwählgetriebes rechts hinter dem Lenkrad
Talbot-Lago Sport (2500 Europa Coupé)
Talbot-Lago T26 Berline

Talbot war eine französische Automobilmarke mit britischen Ursprüngen.

Die Marke Talbot durchlief in ihrer wechselvollen Geschichte mehrere Phasen:

Inhaltsverzeichnis

Die Aufbauphase (1903 bis 1919)

Eine in England gegründete Gesellschaft, deren Hauptbeteiligter der Lord of Shrewsbury und Talbot war, importierte ab 1903 französische Autos der Marke Clément, die in England unter dem Namen Talbot verkauft wurden. 1904 begann die Montage von eigenen Automobilen mit Bauteilen, die Clément lieferte. 1906 wurde der erste ausschließlich in England hergestellte Talbot angeboten.

Die Sunbeam-Talbot-Darracq-Phase (1919 bis 1935)

Im Oktober 1919 wurde ein Werk der britischen Firma Talbot von A.DARRACQ & Co Ltd aus Frankreich übernommen. Die Modelle 1919/1920 erschienen nun als Talbot-Darracq. 1920 kaufte Darracq außerdem die Marke Sunbeam und gründete im Jahre 1920 die Gruppe STD (Sunbeam-Talbot-Darracq) als Zusammenschluss britischer und französischer Automobilhersteller mit den Markennamen Sunbeam, Darracq, Talbot-Darracq und Talbot Special. Für Frankreich bevorzugte man die Marke Talbot.

Zwischen 1919 und 1927 wurden Autos mit sehr unterschiedlicher Motorisierung gebaut: Der Talbot-Darracq von 1919 hatte einen 4,6-Liter-V8-Motor, 1922 kamen Vierzylindermodelle mit 1,6 und 2,1 Liter Hubraum hinzu, und 1927 erschienen drei Motorvarianten eines Sechszylinders mit einem Hubraum von 2,8 bis 3 Liter.

Als 1935 die STD-Gruppe zahlungsunfähig wurde, übernahm der ehemalige Produktionsleiter Antonio Lago die französische Niederlassung in Suresnes. Den englischen Firmenteil übernahm die Rootes-Gruppe. Die englische Marke Talbot wurde 1938 eingestellt, Rootes nutzte jedoch die Marke Sunbeam-Talbot bis 1953.

Die Talbot-Lago-Phase (1935 bis 1959)

1935 leitete der Italiener Antonio Lago mit der Übernahme des Talbot-Werks in Suresnes eine neue Ära ein. Unter Lagos Leitung und dem neuen Firmennamen Talbot Lago wurden bis 1937 zwei völlig neue Automodelle mit Sechszylindermotoren (2,7 und 3 Liter Hubraum) entwickelt. In den folgenden Jahren entstanden in Kooperationen mit den namhaftesten Karosseuren Europas einige der aufregendsten Fahrzeuge der Vorkriegsgeschichte. Zu diesen Karosseriebauern gehörten: Figoni Falaschi (T 150 SS Coupé von 1937 und das weltberühmte Teardrop Coupé von 1939), Chausson, Saoutchik, Partout und Henri Chapron. Es wurde sogar ein Cabriolet von Graber und eines von Ghia gefertigt. (Im Januar 2006 wechselte bei Gooding & Company in den USA eines der spektakulären Teardrop-Coupés für 3.905.000 USD seinen Eigentümer.)

In der Rennsaison 1939 wurden in Suresnes zwei Grand-Prix-Fahrzeuge für den GP 1939 entwickelt. Bedingt durch die politische Situation dieser Zeit kamen die Wagen jedoch nicht zum Einsatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Lago den Talbot Lago Record und den Grand Sport mit einem 4,5-l-Motor und einem Wilson-Vorwählgetriebe vor und konnte damit sportliche Erfolge wie zum Beispiel den Le-Mans-Sieg 1950 mit Louis Rosier am Steuer erzielen. Ebenfalls 1950 erschien ein neues Modell namens Baby (Vierzylindermotor mit 2690 cm³ Hubraum). 400 Automobile wurden im Jahre 1950 produziert. Im darauf folgenden Jahr waren es weniger als 100 Automobile. Eine bedeutende Änderung in den Jahren ab 1953 bestand darin, dass anstelle des Wilson-Vorwählgetriebes ein konventionelles Getriebe mit 4-Gang-Schaltung von Pont-a-Mousson eingebaut wurde. Das Fahrgestell des Talbot Lago Babys konnte auch ohne Aufbau erworben werden. Diese Fahrgestelle kamen bis zum Produktionsende im Jahre 1955 bei den Grand-Sport-Coupés mit einem 4,5-Liter-Sechszylinder-Motor zum Einsatz.

Der letzte große Entwurf von Talbot Lago wurde 1955 vorgestellt. Es war der 2500 Sport. Antonio Lago entschied sich für einen Vierzylinder-Reihenmotor, der mit 2491 cm³ genau das Rennklassement der 2,5-Liter-Klasse ohne Kompressor erfüllte. Insgesamt wurden 54 Exemplare des 2500 Sport gefertigt. Zwei Fahrzeuge verließen das Werk ohne Aufbau, um später vermutlich als offene Sportwagen vollendet zu werden. Unter diesen 52 karossierten Exemplaren wird unterscheiden zwischen den Varianten für Europa und denen, die nach Amerika geliefert wurden. Die 2500-Amerika-Modelle wurden mit einem BMW-2,5-Liter-V8-Aggregat bestückt, bekannt aus dem BMW 502, und besitzen massivere Chromapplikationen als die Europamodelle. 15 der 52 Exemplare wurden als Amerika-Versionen gebaut. Aus den Werksproduktionslisten geht hervor, dass 1956 für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans zwei Prototypen mit einem Sechszylinder-Maserati-Motor gebaut wurden. Der Verbleib ist heute unbekannt.

1959 waren die Absatzchancen für die wertvollen Talbot Lagos derart gesunken, dass Antonio Lago seine Firma an Simca verkaufen musste.

Modelle

  • Talbot-Lago Baby 17CV
  • Talbot-Lago T120
  • Talbot-Lago T23
  • Talbot-Lago T150 SS Coupé
  • Talbot-Lago T26
  • Talbot-Lago Record
  • Talbot-Lago Baby 15CV
  • Talbot-Lago Sport 2500
  • Talbot-Lago America 2500

Die Simca-Chrysler-PSA-Phase (1959 bis 1986)

Simca und Chrysler Europe

Weder bei Simca noch später bei Chrysler (Chrysler erwarb in der Zeit von 1957 bis 1970 stückweise die Aktienmehrheit von Simca) dachten die Verantwortlichen darüber nach, den Namen TALBOT für einen Luxuswagen oder Sportwagen wiederzuverwenden. Der Markenname TALBOT kam erst 1978 wieder ins Spiel. Da PSA (Peugeot Société Anonyme) den Namen Chrysler für ihre neue Tochtergesellschaft nicht länger benutzen durfte, wollte man zuerst den Namen Simca wiederverwenden. Dieses Vorhaben wurde aber schnell verworfen, da Simca schon zu sehr mit Chrysler verbunden war. Die PSA-Manager wollten daraufhin den Markennamen Panhard nutzen, kamen aber schnell wieder davon ab, nachdem sich herausstellte, dass mit Simca die Rechte an dem Markennamen TALBOT verbunden waren. Zum 19. Juli 1979 wurde Chrysler Europa in „Automobiles Talbot“ umbenannt. Bis 1980 trugen die Modelle zusätzlich den Namen Simca, danach wurde nur noch der Name Talbot verwandt.

Talbot (PSA)

1974 wurde Peugeot Mehrheitsaktionär bei Citroën. Bis zur endgültigen Fusion der beiden Marken vergingen zwei Jahre. Aus dieser Fusion entstand 1976 der PSA-Konzern, mit dem sich der Wachstumskurs des Unternehmens Peugeot in großen Schritten fortsetzte. Noch weitreichender war die Übernahme von Chrysler Europa 1978, wodurch PSA zum größten Automobilkonzern Europas wurde.

Das US-Unternehmen Chrysler hatte 1970 die traditionsreiche französische Marke Simca ganz übernommen und das Unternehmen Chrysler France gegründet. Im Sommer 1979 erhielten die Chrysler-Filialen den Namen Talbot. Damit lebte unter dem Dach von PSA wieder eine französische Tradition auf. Die unter Chrysler entwickelten Pkw-Modelle wurden nach der Übernahme durch PSA unter dem Namen Talbot bzw. Talbot-Simca (bis 1980) weitergebaut, Matras unter dem Markennamen TALBOT MATRA und Sunbeam unter TALBOT SUNBEAM weitergeführt. Unter dem Dach des Konzerns waren somit zu diesem Zeitpunkt drei französische Automarken mit großer Geschichte vereint.

Unterdessen entwickelte sich die Übernahme der europäischen Chrysler-Werke in Frankreich, Spanien und Großbritannien für PSA zu einer harten wirtschaftlichen Prüfung. 1980 schrieb der Konzern einen Verlust von 1,5 Milliarden Franc, 1981 wurde die Produktion der in Großbritannien gebauten Modelle Sunbeam und Avenger eingestellt. Im Herbst 1980 übernahm Peugeot die Talbot-Organisation und beide Unternehmen beschlossen rückwirkend zum 1. Januar 1980 ihre Fusion. Es begann die Entwicklung eines Formel-1-Wagens mit dem Namen Talbot-Ligier unter Mitwirkung des Rennwagenkonstrukteurs Guy Ligier und mit Einsatz eines V12-Motors von Matra.

Peugeot musste weitere wirtschaftliche Probleme bewältigen. Für 1982 beispielsweise wies Peugeot einen Verlust von über 2 Milliarden Franc aus. PSA verkaufte seine Anteile an Matra, die Produktion von Murena und Rancho wurde eingestellt.

Um für den Konkurs von Talbot nicht haftbar gemacht zu werden, gliederte PSA 1984 die Gesellschaft Talbot wieder aus. PSA entschied, die Marke Talbot zugunsten der Entwicklung neuer Peugeot-Modelle endgültig einzustellen. Dies bedeutete das Aus der Marke Talbot. Aus den bereits produzierten Teilebeständen wurden noch bis Ende der 1980er-Jahre in den Talbot-Werken Fahrzeuge produziert und verkauft. Bereits 1986 endete der Talbot-Verkauf in Frankreich und Deutschland. In Großbritannien wurde jedoch der bei Sevel (Gemeinschaftsunternehmen von PSA und Fiat) gebaute Talbot Express – ein leichtes Nutzfahrzeug – von 1986 bis 1992 weiterverkauft. Auf dem Festland war dieses Fahrzeug als Peugeot J5 und Citroën C25 oder Fiat Ducato bekannt. Das letzte von Talbot selbst entwickelte Fahrzeug, das als Nachfolger des Horizon entwickelt wurde, war der 1985 vorgestellte Peugeot 309, dessen Markteinführung ursprünglich unter dem Namen Talbot Arizona vorgesehen war.

Ende der 1980er-Jahre prüfte Peugeot, ob der mit Fiat gemeinsam entwickelte Minivan nicht als Talbot verkauft werden sollte. Das Auto kam letztendlich aber als Peugeot 806 bzw. Citroen Evasion auf den Markt.

In den neunziger Jahren wurden bei allen Peugeot-Talbot-Filialen und -Vertragshändlern die Talbot-Schilder entfernt. Seit dieser Zeit hoffen TALBOT-Fans, dass PSA den Markennamen irgendwann wieder, aufleben lässt. Laut einer Meldung in Focus Online erwägt PSA, den Namen Talbot für Billigfahrzeuge wieder einzuführen, nach dem Vorbild von Renault mit der Marke Dacia, um das Markenimage von Peugeot und Citroën nicht zu schädigen.

Talbot Horizon
Talbot Tagora

Modelle

Zeitleiste

Zeitleiste der Talbot/Chrysler Europe/Simca/Rootes/Matra-Modelle von 1945 bis 1986
Typ SIMCA bis 1957,
Rootes Groop bis 1967 unabhängig
Einstieg von Chrysler, Bildung von Chrysler Europe Ab Ende 1978 Teil von PSA (Peugeot)
40er 50er 60er 70er 80er
5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kleinwagen Imp / Imp Californian / Husky4 Sunbeam5 Sunbeam5
Chamois4
Stiletto4
5 / 6 1000/900/1005/1006 Samba8
Kompaktklasse Avenger5 Avenger5 Avenger5
8 / 8/1200 11007 11007
Horizon7 Horizon7 Horizon7 Arizona
Mittelklasse Minx (Mk I-Mk VII) / Husky Mk I Minx / Husky (SI-SIII)1 Super Minx2 New Minx3 Hunter3 Hunter3
SM 1500 Hunter Gazelle1 Vogue2 New Gazelle/Vogue3
Ten/2L 80/90 (MkI) 90 (MkII) Mk III Rapier (SI–V)1 New Rapier / Rapier H1203
Sceptre I+II2 New Sceptre3 Solara6
Hawk (Mk I–III) Hawk (Mk IV–VI) Hawk (SI–IV) Alpine6 Alpine6
9 Aronde Aronde Aronde (P60) 1300/1500 1301/1501 1301/1501 1307/13086 15106 15106
Obere Mittelklasse Snipe / Super Snipe (I–III) Super Snipe (VI) Super Snipe (SI–V)
Baby Ariane 160/180 160/180/2L 1610/2L 1610/2L Tagora9
Oberklasse Pullman / Imperial (Mk I IV) Imperial
Record Vedette
Coupé / Cabrio Imp Sport4
1000 Coupé 1200 S
Alpine MkI/III Alpine SI–IV / Tiger New Alpine3
Comète America
Sportwagen T26 Grand Sport / Saoutchik Sport DJET JET 530 Bagheera Bagheera Bagheera Murena
SUV Rancho Rancho
Kastenwagen 1100 VF2/VF3 Citylaster Citylaster
Talbot-Lago, 1959 an Simca verkauft SIMCA: Lizenz- produktion von Fiat SIMCA: 1954 von Ford France SA hinzugekauft SIMCA: teilweise auf Basis von Fiat oder Ford weiterentwickelt Chrysler- Simca Humber, Marke der Rootes- Gruppe, wird 1975 eingestellt Sunbeam- Talbot, Marke der Rootes- Gruppe bis 1953 Sunbeam, Marke der Rootes- Gruppe ab 1953, wird 1975 eingestellt Singer, Marke der Rootes- Gruppe seit 1954, wird 1975 eingestellt Hillman, Marke der Rootes- Gruppe Chrysler René Bonnet Sportwagen Matra Matra- Simca Talbot- Matra Talbot- Simca Talbot, Marke wird 1986 eingestellt

1gemeinsame Plattform der Rootes-Gruppe auf Basis des Hillman Minx 1956
2gemeinsame Plattform Audax der Rootes-Gruppe auf Bais des Hillman Super Minx
3gemeinsame Plattform Arrow der Rootes-Gruppe
4gemeinsame Plattform der Rootes-Gruppe auf Basis des Hillman Imp
5gemeinsame Plattform – Chrysler Avenger, Projekt 424
6gemeinsame Plattform – Chrysler Projekt C6
7gemeinsame Plattform – Chrysler Projekt C2
8gemeinsame PSA-Plattform mit Peugeot 104 und Citroën LN
9Chrysler Projekt C9, viele Teile mit Peugeot 604 gleich

Weblinks

Literatur

  • Jacques Borgé, Nicolas Viasnoff: Talbot-Automobile. Geschichte einer großen europäischen Marke. Schrader & Partner, München 1981, ISBN 3-922617-02-6.

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