Takeshima

Takeshima
Liancourt-Felsen
Geographische Lage 37° 14′ N, 131° 52′ O37.240833333333131.867777777787Koordinaten: 37° 14′ N, 131° 52′ O
Japanischer Name
Kanji 竹島
Rōmaji nach Hepburn Takeshima
Koreanischer Name
Hangeul 독도
Hanja 獨島
Revidierte Romanisierung Dokdo
McCune-Reischauer Tokto
Lage der Felsen („Liancourt Rocks“) im Japanischen Meer.
Umrisse und Lage der Felsen zueinander. Innerhalb der beiden Hauptfelsen finden sich die landesüblichen Namen dieser auf Japanisch (jap.) und Koreanisch (kor.).

Die Liancourt-Felsen (japanisch Takeshima; koreanisch Dokdo) sind eine Inselgruppe im Japanischen Meer, auf die sowohl Japan als auch Südkorea Territorialansprüche erheben. Seit 1953 werden die Inseln de facto von Südkorea verwaltet. Um in dem Konflikt keine Position zu beziehen, wird teilweise die englische Bezeichnung Liancourt Rocks verwendet, die ihnen 1849 durch ein gleichnamiges französisches Walfangschiff gegeben wurde. Ein weiterer internationaler, aber heutzutage kaum noch verwendeter Name ist die Bezeichnung Hornet Islands[1], welche den Felsen vom gleichnamigen englischen Kriegsschiff 1855 gegeben wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Liancourt-Felsen sind ein Archipel aus zwei kleineren, gebirgigen Felseneilanden, die von 33 noch kleineren Felsen umgeben sind. Die Landfläche beträgt insgesamt etwa 0,2 km² (zum Vergleich: Die Hauptinsel Helgolands ist ungefähr 1 km² groß).

Die Liancourt-Felsen sind vulkanischen Ursprungs und liegen etwa 200 Meter voneinander entfernt. Das westliche Eiland (jap. Otoko-jima = 男島, wörtlich „Männliche Insel“; kor. Seodo = 서도 = 西島, wörtlich „Westliche Insel“; 37° 14′ 29″ N, 131° 51′ 58″ O37.241388888889131.866111111117) ragt etwa 100 Meter aus dem Meer, das östliche (jap. Onna-jima = 女島, wörtlich „Weibliche Insel“; kor. Dongdo = 동도 = 東島, wörtlich „Östliche Insel“; 37° 14′ 23″ N, 131° 52′ 14″ O37.239722222222131.870555555567) ist 174 Meter hoch.

Lage

Die Liancourt-Felsen liegen fast genau auf einer gedachten mittigen Grenzlinie zwischen den Japanischen Hauptinseln und der Koreanischen Halbinsel. So liegen die Felsen etwa 210 km nördlich der japanischen Hauptinsel Honshū, etwa 328 km südöstlich des nordkoreanischen Festlands und etwa 215 km östlich der südkoreanischen Küste.

Allerdings verwalten Japan und Südkorea Inseln im Japanischen Meer, die sich näher an den Liancourt-Felsen befinden als die Küsten selbst. Die von den Felsen aus gesehen nächsten großen und bevölkerten Inseln Japans sind die Oki-Inseln. Diese liegen etwa 157 km südöstlich der Felsen. Die Oki-Inseln wiederum liegen 70 km nördlich der japanischen Hauptinsel Honshū. Die nächste große und bevölkerte Insel unter südkoreanischer Verwaltung ist Ulleungdo. Sie liegt etwa 90 km westlich der Liancourt-Felsen. Von Ulleungdo aus sind es etwa 120 km zur südkoreanischen Küste.

Verwaltung

Die Zugehörigkeit der Felsen ist zurzeit ungeklärt. Beide Staaten haben sie in ihre Verwaltungsgliederung aufgenommen:

In Japan wurden die Felsen unter die Verwaltungshoheit der Gemeinde Okinoshima und damit der Präfektur Shimane unterstellt. In Südkorea wurden sie der Insel Ulleungdo und damit der Region Gyeongsangbuk-do unterstellt, verwaltet werden sie aber vom Ministerium für Fischerei.

Geschichte und Ansprüche

In der koreanischen Geschichtsaufzeichnung Samguk Sagi, welche auf das Jahr 1145 datiert wurde, wird eine Insel Namens Usan-do (우산, Hanja: 于山) erwähnt. Dort sind die Inseln als Teil des koreanischen Inselstaates Usan-guk (Hangeul 우산국, Hanja: 于山國) auf Ulleungdo aufgeführt. Nach südkoreanischer Interpretation handelt es sich hierbei um die erste bekannte Erwähnung der Liancourt-Inseln. Südkoreas Anspruch gründet sich darauf, dass nach Sillas Fall im Jahre 930 Usan-guk ein Protektorat Goryeos wurde, und nach dessen Untergang die Verwaltung der Inseln direkt auf die Regierung des koreanischen Festlandes überging. Allerdings wird von japanischer Seite eine andere Interpretation vorgenommen. Danach ist Usan-do ein anderer Name für Jukdo, einer vorgelagerten Insel von Ulleungdo.

Laut japanischen Quellen wurden die Inseln, dann bekannt als Matsushima, den Ōya- und Murakawa-Familien der Provinz Hoki (heute Präfektur Tottori) vom Tokugawa-Shogunat in den 1650ern versprochen. Auf Verlangen eines japanischen Fischers am 22. Februar 1905 wurde die Inselgruppe unter dem Namen Takeshima (wörtlich: Bambusinsel) als Teil der japanischen Präfektur Shimane erklärt; dies wurde durch die Doktrin der terra nullius gerechtfertigt. Japan betrieb zu diesem Zeitpunkt eine rücksichtslose Expansionspolitik, so wurde noch im selben Jahr ganz Korea zum japanischen Protektorat erklärt und fünf Jahre später vollständig annektiert.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Inseln von japanischer Seite als Marinebasis genutzt. Nach Japans Niederlage gegen die Alliierten wurden die Inseln durch den SCAP-Befehl Nr. 677 vom 22. Januar 1946 der japanischen Verwaltungsautorität entzogen. Allerdings besagte der Befehl, dass dies keine „endgültige Festlegung“ über das Schicksal der Inselgruppe sei und alle anderen Inseln, die in diesem Befehl vorkommen, wurden später an Korea zurückgegeben. Der Vertrag von San Francisco von 1952, der die Souveränität der meisten anderen umstrittenen Inseln klärt, erwähnt die Liancourt-Felsen nicht. Allerdings betrachteten die Alliierten, genauer gesagt die Amerikaner, welche für dieses Gebiet zuständig waren, die Inseln zur damaligen Zeit als zu Japan zugehörig, auch nachdem der Vertrag von San Francisco inkraft getreten war.[2]

Am 20. April 1953 legten südkoreanische Freiwillige eine Küstenwachstation auf einer der Inseln an. Am 27. Juni 1953 landeten zwei japanische Küstenwachschiffe an der östlichen Insel, vertrieben das südkoreanische Wachpersonal und stellten eine territoriale Markierung auf, versuchten aber keine permanente Besetzung. Die Südkoreaner kehrten bald zurück, worauf mehrere bewaffnete Scharmützel folgten, die am 21. April 1954 in der Versenkung eines japanischen Schiffes durch südkoreanisches Mörserfeuer gipfelten. Japan protestierte und schlug die Anrufung des Internationalen Gerichtshofes vor, dies wurde allerdings von Südkorea abgelehnt. Nach diesem Vorfall baute Südkorea einen Leuchtturm, einen Hubschrauberlandeplatz und eine Polizeiwache auf einer der Inseln.

Gegenwärtige Situation

Das Thema der Souveränität über die Inseln wurde aus dem Grundsatzvertrag zwischen Südkorea und Japan von 1965 ausgespart und noch immer erheben beide Seiten Territorialansprüche. Südkorea macht dies unter anderem durch die Stationierung einer Einheit der südkoreanischen Polizei deutlich.

Die USA verfolgen eine Politik der Nichtanerkennung der Ansprüche beider Seiten, obwohl einige private Memoranden, die in den Außenbeziehungen der Vereinigten Staaten zwischen 1949 und 1951 zu finden sind, anscheinend die japanische Sichtweise leicht unterstützen und deshalb gelegentlich als „Beweis“ für die amerikanische Unterstützung zitiert werden. Die US-Botschaft in Südkorea sagte aber in einer Presseerklärung: „Die US-Politik im Dokdo/Takeshima-Streit war und wird sein, dass die Vereinigten Staaten weder für die Ansprüche Koreas noch für die Japans Position ergreifen. Unsere Hoffnung ist, dass die zwei Länder den Streit gütlich beilegen.[3]

Der Streit flammt regelmäßig wieder auf, üblicherweise wenn Südkorea den Status Quo der Inseln verändert (z. B. 1996 durch den Bau einer Werft oder 2004 die Erklärung zum Nationalpark), was zu einer Verstärkung des Anspruchs durch Japan führte. Als 2002 zwei japanische Schulbücher veröffentlicht wurden, die Südkoreas Anspruch auf die Inseln in Frage stellten, kam es zu Protesten in Südkorea.

Eine Umfrage, die in beiden Ländern durchgeführt wurde, zeigte, dass das Interesse der Japaner an der Frage der Territorialansprüche niedriger war als das der befragten Südkoreaner. Allerdings ist bei diesem Ergebnis zu bemerken, dass in Südkorea von der Grundschule an eine einseitige Einflussnahme auf die Schüler bezüglich der Zugehörigkeit der Inseln vorgenommen wird [4][5]. Südkoreaner verzeichnen die Inselgruppe oft demonstrativ auch auf kleinmaßstäbigen offiziellen und anderen Karten. Einige Medien schließen sie im Wetterbericht mit ein.

Das Parlament der japanischen Präfektur Shimane beschloss am 10. März 2005, den 22. Februar, also den Tag, an dem die Inselgruppe hundert Jahre zuvor administrativ der Präfektur angegliedert wurde, zum jährlich zu feiernden „Takeshima-Tag“ zu erklären. Dieser symbolische Akt schlug in beiden Ländern Wellen und führte unter anderem zur Verschiebung des geplanten Besuches des südkoreanischen Außenministers in Japan. Außerdem führte der Landeschef der südkoreanischen Polizei einen symbolischen Besuch bei der auf der Insel stationierten Einheit (rund 20 Mann) durch. Des Weiteren vereinbarten Nordkorea und Südkorea eine Kooperation, in der Nordkorea die Ansprüche Südkoreas unterstützen wird.[6]

Die Initiative Südkoreas, einigen unterseeischen Formationen koreanische Namen zu geben, führte im April 2006 zu dem Versuch Japans, ein Forschungsschiff in die umstrittene Region zu entsenden. Erst die entschiedene Ablehnung Südkoreas und die Drohung mit militärischer Gewalt führte zur Entsendung eines japanischen Sondergesandten und – vorläufigem – beiderseitigem Verzicht.

Nachdem das japanische Bildungsministerium im Juli 2008 in einer nichtbindenden Lehrplanrichtline empfahl, die Inseln im Schulunterricht als japanisches Territorium zu behandeln, kündigte Südkorea an, vorübergehend ihren Botschafter aus Tokio abzuziehen. Der Fraktionsvorsitzende der regierenden Hannara Dang im Parlament, Hong Joon-pyo, bezeichnete das gegenwärtige Vorgehen Japans in einer Parlamentsdebatte als „nicht anders als sein imperialistisches Vorgehen ein Jahrhundert früher, als es die Koreanische Halbinsel ausplünderte“[7].

Bis zu 1800 südkoreanische Besucher kommen täglich zur Felseninsel, die eigentlich keine touristische Infrastruktur besitzt, aufgrund des unberechenbaren Wetters und den oft hohen Wellen können zudem nur 60 % der Schiffe auch landen.[8]

Hintergrund

Der Streit um die Liancourt-Felsen ist teilweise symbolischer Natur. Weder hat die Insel einheimische Bewohner, noch hat sie einen größeren ökonomischen oder militärischen Wert. Auch gibt es offiziell nur einen zugezogenen Fischer als Bewohner. Allerdings sind die Hoheitsrechte in den umliegenden Seegebieten wirtschaftlich bedeutend. Dies liegt an den reichhaltigen Fisch- und Krabbengründe rund um die beiden Inseln. Zudem werden in dieser Region Gasvorkommen vermutet. [9]

Dass der Konflikt in nächster Zeit gelöst werden kann, ist unwahrscheinlich. Jeder Kompromiss wäre ein gefährlicher Präzedenzfall für Japan, da das Land Dispute um weitere Inseln führt.[9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Adolf Stielers Handatlas, Ausgabe von 1891, S. 63. Ein Abbild dieser Seite findet sich auf Commons
  2. Dean Rusk (US Secretary of State): Brief an den koreanischen Botschafter, Seitenauszug, 22. Juli 1953, gefunden am 7. März 1009
  3. unbekannt: World Reacts Cautiously to Dokdo Row. In: The Chosun Ilbo vom 16. März 2005 (englisch)
  4. Korea Info – Education siehe dort 1. Bild im Artikel
  5. Korea in Textbooks. eingesehen am 24. Januar 2009 (englisch)
  6. Koreanische Spitzenpolitiker vereinbaren Kooperation gegen Japan. In: Associated Press Worldstream - German vom 22. April 2005
  7. Claim to Seoul-held islets strains ties. In: The Japan Times. 15. Juli 2008. Abgerufen am 15. Juli 2008. (en)
  8. S. H. Choe: A fierce Korean pride in a lonely group of islets. In: International Herald Tribune vom 28. August 2008, (englisch)
  9. a b M. Dick: Der Kampf um ein paar Felsen im Meer - und noch viel mehr. In: Hamburger Abendblatt RUBRIK: Politik, S. 4, Heft 168 vom 19. Juli 2008

Weblinks


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