Taifun Cobra

Taifun Cobra
Taifun Cobra
Radaraufnahme des Taifuns am 18. Dezember 1944

Radaraufnahme des Taifuns am 18. Dezember 1944
Entstehen 17. Dezember 1944
Auflösung 18. Dezember 1944
Spitzenwind-
geschwindigkeit
220 km/h (140 mph) (Böen)
Niedrigster Luftdruck ≤ 907 hPa (mbar)
Opfer 790 US-Soldaten, übrige unbekannt
Schäden Unbekannt
Betroffene
Gebiete
Philippinensee
Saisonübersicht:
Pazifische Taifunsaisons 1940-1944

Der Taifun Cobra war ein Tropischer Wirbelsturm, der am 18. Dezember 1944 während des Zweiten Weltkriegs die Task Force 38 der US-Pazifikflotte unter Admiral Halsey etwa 200 Seemeilen östlich der Philippinen schwer traf. Durch den Sturm kenterten drei Zerstörer, mehrere Schiffe wurden zum Teil schwer beschädigt. Insgesamt kamen 790 Seeleute ums Leben, 80 wurden verletzt. Diese schweren Verluste führten zur Gründung der heute als Joint Typhoon Warning Center operierenden gemeinsamen meteorologischen Abteilung von Marine und Luftwaffe der Vereinigten Staaten.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangssituation

Nach der amerikanischen Landung auf Mindoro am 15. Dezember zog Admiral Halsey nach drei Tagen schwerer Luftangriffe und Küstenbeschießungen auf Stellungen der japanischen Armee auf Mindoro und Luzon die Task Force 38 zur Betankung der Schiffe zurück. Die Treibstoffübergabe sollte außerhalb der Reichweite japanischer Flugzeuge in der Philippinensee, etwa 200 Seemeilen vor der Küste Luzons stattfinden. Die TF 38 bestand aus sieben Flugzeugträgern der Essex-Klasse, sechs leichten Trägern, acht Schlachtschiffen, darunter die USS New Jersey, Halseys Flaggschiff, vier schweren und elf leichten Kreuzern und 50 Zerstörern. Die meisten Schiffe in Halseys Verband, besonders die Zerstörer, die die schnellen Träger drei Tage lang mit Höchstgeschwindigkeit begleitet hatten, besaßen nur noch geringe Treibstoffvorräte, teilweise waren die Tanks nur noch zu 15 % gefüllt. Den benötigten Treibstoff sollte ein Verband aus zwölf Flottentankern der 3. US-Flotte liefern, die von drei Schleppern, fünf Zerstörern und zehn Geleitzerstörern sowie fünf Geleitflugzeugträgern mit Reserveflugzeugen unter dem Kommando von Captain Jasper T. Acuff begleitet wurden.

Entstehung des Sturms

Die ersten Meldungen über den aufziehenden Sturm erreichten den Wetterdienst der United States Navy am 14. Dezember, als ein Pilot etwa 60 Seemeilen südöstlich von Samar eine „tropische Störung“ meldete. Aufgrund des schnelle Vormarsches der Amerikaner im Pazifik war der Ausbau des Wetterstationennetzes ins Hintertreffen geraten, so dass der Sturm in den folgenden Tagen nicht mehr verfolgt werden konnte. Commander G. F. Kosco, der zuständige meteorologische Offizier an Bord des Flaggschiffs New Jersey, vermutete den Sturm am frühen Nachmittag des 17. Dezember etwa 450 Seemeilen östlich des Verbands.

17. Dezember

Der leichte Flugzeugträger Langley rollt schwer im Sturm

Am Morgen des 17. Dezembers traf Halseys TaskForce mit den Tankern zusammen und begann sogleich mit der Treibstoffübernahme. Trotz Windstärke 8 und sehr unruhiger See konnten einige Schiffe erfolgreich Treibstoff übernehmen, so wurden in drei Stunden etwa 26 Tonnen Treibstoff vom Tanker F6F Hellcat in der Luft befanden, erhielten den Befehl, die Flugzeuge aufzugeben und per Fallschirm auszusteigen.

Um 12 Uhr 51 brach Admiral Halsey die Betankungsversuche ab und beorderte den Verband zum zweiten Treffpunkt weiter nordwestlich, wo am nächsten Morgen die Betankung der übrigen Schiffe abgeschlossen werden sollte. Damit brachte er den Schiffsverband genau in den Kurs des Sturms, der sich nicht, wie vom meteorologischen Offizier vermutet, in 450 Seemeilen Entfernung, sondern nur 120 Seemeilen südöstlich befand und an Kraft und Geschwindigkeit gewann.

In der Nacht behielt der Schiffsverband seinen Nordwestkurs bei, es gab keine Anzeichen dafür, dass er direkt in den Wirbelsturm steuerte, da weder der Wind stärker wurde noch das Barometer auffällig fiel. Der Treffpunkt für das Betankungsmanöver am nächsten Morgen wurde noch zweimal verlegt, in der Hoffnung, ruhigere See vorzufinden, führte den Verband aber dann auf Nordkurs genau in den Taifun.

18. Dezember

Blick über das Vorschiff des Kreuzers Santa Fe während einer 35°-Rolle nach Steuerbord

In den frühen Morgenstunden des 18. Dezembers mehrten sich die Anzeichen für den aufziehenden Sturm, das Barometer fiel und der Wind steigerte sich auf 30 Knoten. Halsey ließ sich von seinen Meteorologen eine neue Prognose über den Sturm anfertigen, diese lag aber um etwa 90 Seemeilen falsch. Der Bericht veranlasste ihn zu einer Kehrtwende, um die Schiffe in einen vermeintlich ruhigeren Bereich des Sturmes zu steuern. Mit 15 Knoten dampfte der Verband nun nach Süden. Um 7 Uhr morgens wurde noch ein Versuch unternommen, einige Schiffe zu betanken, der starke Wind von 34 Knoten und der schwere Seegang machten das aber unmöglich. Das setzte sich bis etwa 10 Uhr so fort, da Halsey die Luftunterstützung für die Truppen auf Mindoro unbedingt liefern wollte. Der Sturm wurde jedoch immer stärker, gegen 10 Uhr lag die Windgeschwindigkeit bei bis zu 43 Knoten, als das Barometer rasch zu fallen begann.

Die Spence, die gegen 8 Uhr noch eine Treibstoffübernahme von der New Jersey versucht hatte, geriet in schweres Schlingern und Rollen, da die Ballasttanks nicht geflutet waren und das Schiff dadurch hoch im Wasser lag. Gegen 11 Uhr rollte sie hart nach Backbord, die Elektrik fiel aus und das Ruder blockierte. Nach einer weiteren schweren Rollbewegung kenterte die Spence kurz nach 11 Uhr und sank mit 317 Besatzungsmitgliedern an Bord. 23 Matrosen und ein Offizier wurden von Schiffen in der Nähe gerettet.

Eine halbe Stunde später nahm der Zerstörer Bearbeiten] Folgen

Als der Taifun im Laufe des Nachmittags abflaute und das Wetter sich besserte, wurden die Schäden deutlich, die er angerichtet hatte. Drei Zerstörer waren gesunken, die übrigen Schiffe waren zum Teil schwer beschädigt, nahezu alle Radar- und Funkantennen sowie alles, was sich an Deck befunden hatte, war vom Sturm fortgerissen worden. Auf den Flugzeugträgern gingen etliche Flugzeuge über Bord, auch die Aufklärungsflugzeuge vieler Kreuzer und Schlachtschiffe wurden fortgerissen. Insgesamt 122 Flugzeuge gingen verloren, 24 weitere wurden so schwer beschädigt, dass sie verschrottet werden mussten.[1] 790 Seeleute starben in dem Sturm, die meisten mit den gesunkenen Zerstörern, aber auch auf anderen Schiffen. 80 Besatzungsmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt.[2] Neun Schiffe, darunter ein Kreuzer und drei leichte Träger, wurden so schwer beschädigt, dass sie zu längeren Reparaturen das Dock aufsuchen mussten. 19 weitere Schiffe wurden leicht beschädigt.[3]

In den nächsten drei Tagen wurden trotz immer noch schweren Seegangs und starker Winde noch 92 Überlebende aus dem Meer gefischt.

Admiral Chester W. Nimitz schrieb: „It was the greatest loss that we have taken in the Pacific without compensatory return since the First Battle of Savo.“ (Es war der größte Verlust ohne Ausgleich, den wir im Pazifik seit der ersten Schlacht von Savo erlitten haben.)[3]

In die Literatur ging der Taifun durch Herman Wouks berühmten Roman Die Caine war ihr Schicksal ein, in dem es durch die Ereignisse während des Taifuns zu einer Meuterei kommt.[4]

Die schweren Verluste, die der Taifun den US-Streitkräften zufügte, führten schließlich zum Aufbau von Wetterstationen auf den Karolineninseln und im weiteren Kriegsverlauf auch in Manila sowie auf Iwo Jima und Okinawa. Hinzu kamen auch Einrichtungen auf Guam und in Leyte.[5] Daraus ging 1959 das Joint Typhoon Warning Center hervor, das seinen Sitz zunächst auf Guam hatte und im Jahr 2000 an seinen heutigen Standort nach Honululu verlegt wurde.

Literatur

  • C. Raymond Calhoun: Typhoon, The Other Enemy: The Third Fleet and the Pacific Storm of December, 1944. Naval Institute Press, Annapolis 1981, ISBN 0-87021-510-8.
  • Robert Drury, Tom Clavin: Halsey's Typhoon: The True Story of a Fighting Admiral, an Epic Storm, and an Untold Rescue. Atlantic Monthly Press, London 2006, ISBN 0-87113-948-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Naval Historical Center
  2. Naval Historical Center
  3. a b Pacific Typhoon, 18 December 1944: Admiral Nimitz's Pacific Fleet Confidential Letter on Lessons of Damage in Typhoon (Englisch). Naval Historical Center (10. April 2001). Abgerufen am 6. November 2009.
  4. Atlantic Oceanographic and Meteorological Laboratory: FAQ, What fictional books, plays, poems, and movies have been written involving tropical cyclones?, Stand: 8. Januar 2010
  5. Typhoons and Hurricanes: Pacific Typhoon, 18 December 1944 (Englisch). Naval Historical Center (10. April 2001). Abgerufen am 6. November 2009.

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