Tagelöhner

Tagelöhner
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Typisches Tagelöhnerhaus aus dem 18. Jhdt.

Ein Tagelöhner (auch Taglöhner, Tagner (hist.)) ist jemand, der kein festes Arbeitsverhältnis hat, sondern seine Arbeitskraft in der Regel immer wieder bei neuen Arbeitgebern kurzfristig anbieten muss.

Der Name kommt daher, dass die Tagelöhner nicht stundenweise, sondern tageweise bezahlt wurden. Sie hatten in der Regel keinen bestimmten Beruf, oder konnten ihn nicht mehr ausüben. Deshalb boten sie ihre Arbeitskraft an. Davon konnte man zwar eher schlecht als recht leben, aber dennoch durchaus einen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen. Tagelöhner standen somit meist weit unten in der gesellschaftlichen Hierarchie.

Schon in frühester Zeit wurden in der Landwirtschaft Tagelöhner (auch Ackersmann, Plural: Ackersleute bezeichnet) gebraucht, um Arbeitsspitzen abzufangen. In einer mittelalterlichen Stadt waren immerhin 4% der Bevölkerung den Tagelöhnern zuzurechnen. Der Tagelöhner war bis in das 20. Jahrhundert hinein ein fester Bestandteil des Arbeitslebens. In ländlichen Regionen wurden Tagelöhner typischerweise im Wege- oder Straßenbau und in anderen Gemeindeprojekten eingesetzt. Sie konnten aber auch in saisonbedingten Spitzenzeiten bei landwirtschaftlichen Arbeiten (Ernte, Dreschen, etc.) gut beschäftigt werden.

Als Instleute wurden vor dem ersten Weltkrieg (z.T. auch bis 1945) im Norden und Nordosten Deutschlands fest angestellte Tagelöhner bezeichnet, die neben dem Lohn noch ein Deputat erhielten. Der Instmann hatte oft noch auf eigene Kosten einen Scharwerker zu stellen, (Sohn oder Ehefrau mit entsprechender Zusatzentlohnung, dauernd oder saisonbedingt).

Mit diesen Werkzeugtaschen am Straßenrand machen ein Maurer und ein Klempner in Dakhla (Westsahara) auf sich aufmerksam. Sie hoffen, im Lauf des Tages zur Arbeit auf einer Baustelle abgeholt zu werden

Bei der Weltausstellung 1851 in London erschienen neue „Ackerwerkzeuge“, darunter die Dampfdreschmaschinen, die seitdem in Deutschland Eingang fanden. Das hatte zur Folge, dass der Getreidedrusch in wenigen Wochen erledigt werden konnte. Zuvor hatte man die Getreideernte mit dem Dreschflegel ausgedroschen, was etwa 30 Wochen von Ende September bis Anfang Mai dauerte. Die Gutstagelöhner bekamen vom Drusch einen Teil des ausgedroschenen Korns und hatten eine Dauerbeschäftigung durch den Winter. Mit der Dreschmaschine wurden sie winterarbeitslos oder unterbeschäftigt und mussten bei anderer Beschäftigung einen geringeren Barlohn hinnehmen.

In Deutschland spricht man heute in der Regel von Saisonarbeitskräften oder kurzfristig Beschäftigten. Diese stammen häufig aus Osteuropa und führen zumeist Erntearbeiten (Erdbeeren, Spargel, Gemüse, Wein, Äpfel und Beeren) aus. In Deutschland gibt es laut statistischem Bundesamt etwa 62 Millionen Personen zwischen 18 und 64 Jahren, von denen ca. 65% ihren Lebensunterhalt hauptsächlich aus Erwerbstätigkeit beziehen. Laut dem Forschungsinstitut für Arbeit Nürnberg arbeiten etwa 1 Million Menschen als Tagelöhner.

Im engerem Sinne werden heute damit meist arbeitslose Menschen bezeichnet, die sich mit Personalausweis eine Arbeitsgelegenheit in Jobbörsen für Sofortvermittlungen im Sinne eines Zuverdienstes für einen oder wenige Tage suchen. [1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. ZDF- 37 Grad: Jeden Tag ein neuer Job? - Tagelöhner kämpfen ums Überleben vom 24. Februar 2009

Weblinks


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