Tag der Franken

Tag der Franken
Die Fränkische Flagge

Der Tag der Franken wird seit dem Jahr 2006 jährlich am 2. Juli oder am darauf folgenden Wochenende begangen. Die zentrale Festveranstaltung zum Tag der Franken wird abwechselnd in und von den drei fränkischen Bezirken Bayerns ausgerichtet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Tag der Franken erinnert an ein historisches Datum: Am 2. Juli des Jahres 1500 wurde auf dem Reichstag von Augsburg das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in sechs Reichskreise eingeteilt. Das anfänglich Reichskreis Nr.1 genannte Gebiet umfasste hauptsächlich den Bereich der Hochstifte Bamberg, Würzburg und Eichstätt, die beiden zollerischen Fürstentümer Ansbach und Kulmbach sowie die fünf Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Windsheim, Schweinfurt und Weißenburg. Ab 1522 wurde der Reichskreis erstmals als der Fränkische Reichskreis bezeichnet, der bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahre 1806 bestand.

Der Fränkische Reichskreis

Im Fränkischen Reichskreis waren etliche selbstständige Herrschaftsgebiete vertreten. Über drei Jahrhunderte nahm der Reichskreis gemeinschaftliche Aufgaben wie Münzwesen, Sicherung des Landfriedens oder die Stellung von Truppen für die Reichsarmee wahr. Trotz alle Differenzen und die konfessionelle Spaltung, die sich durch das ganze Land zog, mussten sich geistliche und weltliche Fürsten sowie die Reichsstädte immer wieder arrangieren.

Mit der Landfriedenssicherung tat sich der Fränkische Kreis anfangs sehr schwer, da weder echte Polizeitruppen noch Militär vorhanden waren, um wirkungsvoll zu agieren. Daher konnte der Reichskreis sich auch nicht gegen die kriegerischen Raubzüge des Markgrafen von Kulmbach, Albrecht Alcibiades, wehren, der im sog. Zweiten Markgräflerkrieg von 1552 bis 1555 versuchte, eine Vormachtstellung unter den Fürsten in Franken zu bekommen und ein Herzogtum Franken zu begründen. In den Jahren der Auseinandersetzung waren zahlreiche fränkische Städte (Altdorf, Nürnberg, Forchheim, Bamberg, Würzburg, Schweinfurt u.a.) von den Verwüstungen und Brandschatzungen betroffen. Schließlich wurde Albrecht von einem Bund fränkischer Fürsten militärisch besiegt. Die Nachwehen des Krieges schlugen sich im sog. Grumbachsche Händel nieder, der das innere Gefüge des Reiches schwer belastete.

Aus den Erfahrungen der Kriege und unter dem Eindruck des Augsburger Religionsfriedens 1555 bekam der Kreis vom Reich weitere Aufgaben zugewiesen, so u.a. für das Polizeiwesen- und Militärwesen. 1572 erließ der Fränkische Kreis als einziger Reichskreis überhaupt eine eigene Polizeiordnung.

Ebenso setzte der Aufbau eines Militärwesens ein, das 1681 mit 5527 Mann festgeschrieben wurde. Dazu kamen 1559 die Einführung einer Münzordnung und die Münzeinung mit dem Schwäbischen und Bayerischen Nachbarkreisen, mit der die Wirtschaft des Reichskreises positive Impulse bekam. Trotz des Widerstandes der Reichsritterschaft, die sich aus Furcht vor Abhängigkeiten stets vom Reichskreis fern hielt und ihre eigene Organisation betrieb, bestand mit der Zeit im Reichskreis de facto ein eigener und relativ geschlossener Wirtschaftsraum für die wichtigsten Lebensmittel wie z.B. Getreide und Vieh. In Nürnberg befand sich die Kreiskasse. Der Kongress mit den Gesandten versammelte sich überwiegend im Rathaus der freien Reichsstadt.

1791 verkaufte Markgraf Karl Alexander von Ansbach und Bayreuth seine Fürstentümer für eine jährliche Leibrente von 300.000 Gulden an den preußischen Staat. Durch die Übertragung dieser Territorien an die preußische Verwandtschaft war das Gleichgewicht der Mächte im Fränkischen Kreis schwerwiegend gestört. Mit der Ausübung des Stimmrechts für Ansbach-Bayreuth im Kreis nahm von nun an Preußen als Großmacht unmittelbaren Einfluss auf die Geschicke des Reichskreises. Auf Anordnung Karl August Freiherr von Hardenberg, der seit 1790 für den Markgrafen Karl Alexander als Minister arbeitete und ab 1792 als Dirigierender preußische Staatsministers die hinzugekommenen Gebiete für Preußen verwaltete, wurden die markgräflichen Truppen nicht mehr dem Kreis und seinem Heerwesen zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig bewegte er Bamberg und Würzburg dazu, ihre Truppenkontingente ebenfalls dem Kreisheerwesen zu entziehen. Beide Städte unterstellten ihr Heer direkt dem Kommando des Kaisers, wodurch die Aufgabe der Landessicherungswahrung einen deutlich Schwächung erfuhr. Damit beteiligte sich mit Ansbach-Bayreuth ein wichtiger Teil des Fränkischen Kreises nicht an den militärischen Maßnahmen gegen das Frankreich Napoleons, auch, weil ein Ergebnis des Friedens von Basel 1795 die Neutralität Preußen gegenüber Frankreich war.

Ab 1795 geriet der Fränkische Kreis zunehmend zwischen die Fronten der miteinander streitenden Mächte und im Zuge der napoleonischen Feldzüge wurden Teile des Kreises entweder direkt besetzt oder zu Tributzahlungen verpflichtet. Die Auflösungserscheinungen des Alten Reiches und mit ihm des Fränkischen Reichskreises wurden mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 verstärkt. Der Flickenteppich von Sprengeln und Herrschaftsgebieten, der sich über die Jahrhunderte entwickelte hatte, wurde nun im Zuge der napoleonischen Neuordnung entzerrt und endete mit der Niederlegung der Kaiserkrone durch Franz II. am 6. August 1806. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war auch die Kreisverfassung des Fränkischen Kreises beendet worden. Dennoch fand eine förmliche Auflösung der Kreisversammlung statt. Der bayerische Gesandte in der fränkischen Kreisversammlung, Freiherr von Tautphöus, beantragte am 3. August 1806 die Auflösung der Versammlung. Dieser Antrag wurde von Maximilian von Montgelas am 11. August 1806 genehmigt und am 16. August 1806 wurden die Kreisversammlung für aufgelöst und alle Kreisgeschäfte für beendet erklärt.

Damit endete die mehr als 300-jährige Geschichte des Fränkischen Reichskreises, der am Ende formal 10 Tage länger existierte als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.

Nach der Machtübernahme der NSDAP im Jahre 1933 entwickelten sich aus Parteikundgebungen, bei denen 1930 auch Adolf Hitler anwesend war, die "Frankentage". Sie wurden bis 1939 einmal im Jahr auf dem Hesselberg abgehalten und hatten pseudoreligiösen, neuheidnischen Charakter. Der Hesselberg bekam damals den Titel Heiliger Berg der Franken.

Neben den Nürnberger Reichsparteitagen waren das die größten NS-Kundgebungen in Franken. Bis zu 100.000 Besucher hörten auf der Osterwiese die antisemitischen Reden des "Frankenführers" Julius Streicher. Auch Hermann Göring besuchte zweimal als Redner die Frankentage. [2]

Die “Frankentage” dienten der allgemeinen Mobilisierung für die Ziele des Nationalsozialismus, aber nicht zuletzt auch der Befriedigung persönlichen Machtstrebens des “Frankenführers”, Gauleiters und Radauantisemiten Julius Streicher aus Nürnberg. Sie waren so etwas wie das i-Tüpfelchen seiner Gewaltherrschaft in dem von ihm beherrschten Gau.

Die räumliche Nähe zu den so genannten Reichsparteitagen in Nürnberg und die besondere Mischung aus Volksfest, politischer Indoktrination und religiösem Erleben machten die “Frankentage” auf dem Hesselberg nach 1933 zu einem besonderen Datum im Feierkalender der Nazis. Eine Veranstaltung dieser Art, in der sich der Gauleiter als charismatische Führergestalt bejubeln ließ und die gleichzeitig ein rassisch motiviertes Überlegenheitsgefühl der Gaubevölkerung befeuerte, war im Deutschen Reich eine einmalige Angelegenheit.

Durchsetzung und Einrichtung

Im Oktober 2004 wurde durch eine Petition im Bayerischen Landtag erstmals versucht, einen Tag der Franken durchzusetzen. Der lange Weg dorthin war schließlich erfolgreich, nachdem alle fränkischen Abgeordneten der großen Parteien CSU und SPD sich vereint mit Nachdruck für den Festtag einsetzten. Am 18. Mai 2006 stimmte der Bayerische Landtag letztlich der Einführung des Festtags zu und bestätigte den 2. Juli als geeigneten Termin.[3]

Mit der jährlichen Festveranstaltung soll an die Gründung und das Wirken des Fränkischen Reichskreises erinnert und das Bewusstsein der Menschen für die wechselvolle eigene Geschichte gestärkt werden.

Veranstaltungen

Der erste Festtag fand 2006 in Nürnberg (Bezirk Mittelfranken) statt. Veranstaltungsort war das Museum Industriekultur, in dem zur gleichen Zeit die Landesausstellung 200 Jahre Franken in Bayern präsentiert wurde. Der zweite Tag der Franken wurde 2007 in Bamberg (Bezirk Oberfranken) anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums des Erzbistums Bamberg gefeiert. 2008 beging Miltenberg (Bezirk Unterfranken) im Rahmen der Unterfränkischen Kulturtage den fränkischen Festtag.

In der Folge der sich abwechselnden Veranstalter war 2009 wieder der Bezirk Mittelfranken als Ausrichter an der Reihe. Mit dem Motto Franken in Europa - Europa in Franken ging der Bezirk Mittelfranken als Erster den Schritt, den Tag der Franken als eigenständigen Festtag, losgelöst von anderen Veranstaltungen, zu präsentieren, um dessen Bedeutung hervorzuheben. Veranstaltungsort war das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim. Mit dem Themenbezug zu Europa wurde darin erinnert, dass Franken als Drehscheibe Europas, als Mittler zwischen Ost und West, Nord und Süd, und als Verkehrsknotenpunkt seit dem Mittelalter die europäische Region schlechthin ist. Dazu wurden aus allen europäischen Mitgliedstaaten Vereine und Aussteller eingeladen, die neben den fränkischen auch ihre eigenen Traditionen und Verknüpfungen mit Franken den Besuchern präsentieren konnten.

2010 beging der Bezirk Oberfranken in Kulmbach den Festtag und 2011 feierte der Bezirk Unterfranken in Bad Kissingen. 2012 richtet der Bezirk Mittelfranken zusammen mit der Stadt Schwabach den Tag unter dem Motto Frauen in Franken aus.

Die zentralen Festveranstaltungen zum Tag der Franken im Überblick:

Flagge

Die Flagge Frankens, der Fränkische Rechen, stellt kein offizielles Hoheitssymbol in Bayern dar. Genau genommen hatte Franken vor der Eingliederung in das Königreich Bayern 1806 gar keine eigene Flagge. Den heute gängigen und weithin bekannten Fränkischen Rechen auf Rot-Weißen Hintergrund verdanken die Franken den bayerischen Behörden, die die hinzugewonnenen fränkischen Gebiete in dem bayerischen Wappen integrierten und dafür ein Symbol benötigten, um den Zuwachs gebührend zu repräsentieren. Man entschied sich letztendlich für das Wappen der Würzburger Fürstbischöfe, die schon ab dem 15. Jahrhundert den Zusatztitel „Herzog zu Franken“ führten, als quasi deren Amtsnachfolger der König von Bayern fungierte, der sich in seiner offiziellen Titulatur auch als „Herzog von Bayern, Franken und zu Schwaben“ etc. bezeichnen ließ.

Seit 1835 ist der Fränkische Rechen im offiziellen bayerischen Wappen im 2. Feld oben rechts zu sehen. Die Landesverfassung Bayerns vom 8. Dezember 1946 bestätigte die Landesfarben Weiß und Blau und am 14. Dezember 1953 wurden die Streifenflagge und die Rautenflagge offiziell eingeführt. Am „Tag der Franken“ werden alle öffentlichen Gebäude beflaggt, ein Vorgang, der sonst nur bei höchsten staatlichen Anlässen geschehen darf. Neben den bayerischen Landesfarben werden auch die Fahnen der fränkischen Bezirke gehisst. Da der Fränkische Rechen kein offizielles Hoheitssymbol in Bayern darstellt, kann und wird das Hissen von staatlicher Seite nicht angeordnet werden. Darüber kommt es regelmäßig zum Streit zwischen Befürwortern des Hissens der Frankenfahne und den staatlichen Stellen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Presseinformation der Regierung von Unterfranken zum Tag der Franken 2009
  2. Thomas Greif: Frankens braune Wallfahrt. Der Hesselberg im Dritten Reich. Ansbach: Histor. Verein für Mittelfranken 2007
  3. Drucksache 15/5583 des Bayerischen Landtags

Literatur

  • Der Tag der Franken. Geschichte - Anspruch - Wirklichkeit (= Geschichte und Kultur in Mittelfranken Bd. 1), hg. vom Bezirk Mittelfranken durch Andrea M. Kluxen und Julia Hecht, Würzburg 2010
  • Handbuch der bayerischen Geschichte, begr. v. Max Spindler, Bd. III/1: Geschichte Frankens bis zúm Ausgang des 18. Jahrhunderts, München 1997
  • Schöler, Eugen: Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten, Neustadt/Aisch 1992

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