Sächsisches Taufgelöbnis

Sächsisches Taufgelöbnis
Handschriftenfaksimile

Zur Gattung der religiösen Gebrauchstexte gehört das altsächsische Taufgelöbnis aus dem endenden 8. Jh. als ältester überlieferter Text in altsächsischer Sprache. Das Taufgelöbnis verlangte die Unterwerfung des Täuflings unter den christlichen Gott. Die Fragen und Antworten, die ein Sachse vor der (freiwilligen oder erzwungenen) Taufe zu bestehen hatte, sind dabei wahrscheinlich von einem angelsächsischen Missionar vom Lateinischen ins Altsächsische übersetzt worden und gehören in das Umfeld der Sachsenkriege (772-804) des fränkischen Herrschers Karls des Großen (768-814). Der Erfolg der mit den Sachsenkriegen einhergehenden Christianisierung und Missionierung hing nämlich auch ab von der Übermittlung grundlegender Glaubensinhalte des Christentums, wie sie das Taufgelöbnis vermittelte. Der Täufling hatte sich gegen den Teufel (unholdun) und die tradierten heidnischen germanischen Gottheiten Donar, Wodan, Saxnot zu wenden und seinen Glauben in Gott Vater, Christus und den Heiligen Geist zu bekunden.

Überlieferung

Das Taufgelöbnis ist in einer einzigen Handschrift überliefert. Diese wird in der Vatikanischen Bibliothek in Rom in einem Sammelband gemischten Inhalts (Codex Palatinus Latinus 577) verwahrt, der wahrscheinlich in Fulda angefertigt und von da nach Mainz, wo er sich im Jahre 1479 befand, später in die Bibliotheca Palatina nach Heidelberg und zuletzt 1623 mit dieser nach Rom gekommen ist. Direkt darunter findet sich der Indiculus superstitionum et paganiarum, diese Zuordnung wurde auch bei der Edition der Monumenta Germaniae Historica beibehalten.

Der Volltext:

Forsachistû diabolae?

et respondet: ec forsacho diabolae.

end allum diobolgeldae?

respondet: end ec forsacho allum diobolgeldae.

end allum dioboles wercum?

respondet: end ec forsacho allum dioboles wercum and wordum, Thunaer ende Wôden ende Saxnôte ende allum thêm unholdum, thê hira genôtas sint.

Gelôbistû in got alamehtigan fadaer?

ec gelôbo in got alamehtigan fadaer.

Gelôbistû in Crist, godes suno?

ec gelôbo in Crist, gotes suno.

Gelôbistû in hâlogan gâst?

ec gelôbo in hâlogan gâst.

Sagst du dem Teufel ab?

ich schwöre dem Teufel ab.

und allem Teufelsdienst?

und ich schwöre allem Teufelsdienst ab.

und allen Teufelswerken?

und ich schwöre allen Teufels-Werken und Worten ab, Thunaer und Wôden und Saxnôte und allen Dämonen, die ihre Genossen sind.

Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater?

ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater.

Glaubst du an Christus, Gottes Sohn?

ich glaube an Christus, Gottes Sohn.

Glaubst du an (den) Heiligen Geist?

ich glaube an (den) Heiligen Geist.

Literatur

  • Georg Heinrich Pertz: Capitularia regum Francorum. MGH, Leges Bd. 1) 1835, S. 19-20 (Digitalisat)
  • Brunner Horst: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick (= RUB 9485), Stuttgart 2003, S. 47f

Weblinks

 Wikisource: Sächsisches Taufgelöbnis – Quellen und Volltexte
 Commons: Sächsisches Taufgelöbnis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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