Sächsisches Schmalspurbahnmuseum

Sächsisches Schmalspurbahnmuseum
Grünstädtel–Oberrittersgrün
Kursbuchstrecke (DB): 452 (1971)
Streckennummer: sä. GR
Streckenlänge: 9,361 km
Spurweite: 750 mm
Maximale Neigung: 33,3 
Minimaler Radius: 80 m
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Legende
Strecke – geradeaus
von Schwarzenberg
Bahnhof, Station
0,00 Grünstädtel 441 m
nach Annaberg-Buchholz
2,37 Pöhla 466 m
3,64 Siegelhof 488 m
5,42 Niederglobenstein 530 m
6,42 Oberglobenstein 556 m
7,23 Unterrittersgrün 572 m
9,36 Oberrittersgrün 607 m

Die Pöhlatalbahn (auch Pöhlwassertalbahn) war eine sächsische Schmalspurbahn im Westerzgebirge. Sie verlief von Grünstädtel ausgehend am Pöhlwasser aufwärts nach Rittersgrün. Die Strecke wurde 1971 stillgelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte und Bau

Im Pöhlwassertal lieferte der Wald viel Holz für die Brettmühlen, aus denen im 19. Jahrhundert viele Sägewerke, Holzstoff- und Pappenfabriken hervorgingen, so dass ein Anschluss an das Eisenbahnnetz immer wichtiger wurde. Nach dem Bau der Bahnstrecke Schwarzenberg–Johanngeorgenstadt (1883) lagen die nächsten Bahnhöfe für die Talorte neben Schwarzenberg in Erla, Antonsthal und Breitenbrunn. Mit einer Unterschriftenaktion unterstützten 42 Firmen und Handwerker die Planung zum Bau einer Eisenbahn im Pöhlatal, so dass noch 1883 in Rittersgrün der erste Vermessungsingenieur erschien, um die Vorarbeiten für das Bahnprojekt zu leiten. Die Arbeitsgruppe leitete Alexander Thiemer, der Natur und Eisenbahn harmonisch verband. Um die Kosten so gering wie möglich zu halten, sollte die Schmalspurbahn in Grünstädtel von der gleichzeitig zu erbauenden normalspurigen Sekundärbahn Buchholz–Schwarzenberg abzweigen. Am 31. Juli 1887 genehmigte das Dresdner Finanzministerium den Bahnbau.

Die Bahn wurde vom 1. April 1888 bis 30. Juni 1889 gebaut; bis Ende 1888 lagen bereits knapp 7 Kilometer Gleis sowie 4 Weichen. Der Bau der Bahn umfasste bis zur Eröffnung: 46.200 Kubikmeter bewegte Bodenmasse, 9.300 m Planum, 11.630 m Gleise, 28 Weichen und 24 Eisenbahnbrücken sowie den Bau von 88 Wasserdurchlässen, sechs Bahnübergängen und 15 Hochbauten.

Betrieb

Am Sonntag, dem 30. Juni 1889, wurde die Bahnlinie mit einem von Rittersgrün ausgehenden Festzug offiziell eingeweiht, um dann vom 1. Juli 1889 bis zum 25. September 1971 ohne größere Betriebsstörungen ihren Dienst zu versehen. In den folgenden Jahren gab es mehrfach Pläne für eine Streckenverlängerung über Oberrittersgrün hinaus; während des Dritten Reiches war eine Verlängerung bis Oberwiesenthal mit einem Scheiteltunnel im Fichtelberg geplant.

Nachdem bei der Eröffnung der Bahnlinie noch kein fertiges privates Anschlussgleis bestanden hatte, wurden bis 1895 jene für die Holzwarenfabrik Flemming in Oberglobenstein, das Sägewerk Sternkopf in Unterrittersgrün und das Sägewerk Hänel am Endbahnhof eingerichtet. Bis zur Stilllegung kamen drei weitere hinzu: der Anschluss Eisenwerk Pfeilhammer in Pöhla, der Anschluss Pappenfabrik "Neue Hütte" kurz hinter der Haltestelle Siegelhof und die Anschlüsse Pappenfabrik Breitfeld und Sägewerk Wollner, die von einem gemeinsamem Abzweig abgingen.

In den ersten Jahrzehnten spielte der Personen- gegenüber dem Güterverkehr eine untergeordnete Rolle. Erst Mitte der 30er Jahre wurde Rittersgrün auch als Ausflugsziel "entdeckt", was zu einer ständigen Zunahme des Personenverkehrs führte. Für den Bahnpostverkehr stand anfangs ein kombinierter Post- und Gepäckwagen zur Verfügung, der durch den am 1. November 1892 in Dienst gestellten Bahnpostwagen 1700 abgelöst wurde. Dieser Wagen lief bis 1931 im Postdienst und wurde dann an die Familie Beyer in Jöhstadt als Geräteschuppen verkauft. Dort stand er komplett mit Inneneinrichtung, Kupplungen und Radsätzen im Garten, bis er am 14. August 1982 als Stiftung der Erben in das heutige Schmalspurbahn-Museum zurückgebracht wurde.

Im Mai 1951 begann die SAG Wismut mit dem Abbau von Uran im Pöhlwassertal. Die Schmalspurbahn diente nun vorrangig dem Bergarbeiter-Schichtverkehr und dem Transport von Materialien für den Bergbau. Ab 1960 normalisierte sich das Leben im Tal wieder und die erbrachten Verkehrsleistungen gingen wieder zurück.

Im Zuge der 75-Jahr-Feier am 4. und 5. Juli 1964 wurde ein Sonderzug eingesetzt, für den die Rbd Dresden die letzten sechs lauffähigen zweiachsigen Güter- und Personenwagen und die beiden Aussichtswagen nach Grünstädtel hatte bringen lassen. Die IV K 99 592 führte diesen seinerzeit einzigartigen Sonderzug. Nach den Feierlichkeiten bildeten die Wagen den Grundstock der historischen Fahrzeugsammlung in Radebeul.

Noch im selben Jahr sprach die DR offen von der Unwirtschaftlichkeit der Bahn und entsprechende Untersuchungen führten 1967 dazu, dass erstmals ein möglicher Verkehrsträgerwechsel für das folgende Jahr angekündigt wurde. Alle Gleisanschlüsse wurden aber noch bis 1970 rege bedient und die Strecke auch von der Bevölkerung häufig genutzt.

Am 7. September 1971 beriet der Rat des Kreises Schwarzenberg eine Vorlage zur Stilllegung der Bahn. Eine Woche später erfolgte die endgültige Bestätigung der Stilllegung zum 25. des Monats. Die letzten planmäßigen Personenzüge wurden mit einer IV K 99 586 befördert, die den Spruch "s´is Feierohmd" - eine Anspielung auf das gleichnamige Lied Anton Günthers - am Wasserkasten trug. Der letzte Zug fuhr am Bahnhof Grünstädtel um 22.40 ab, nachdem nachmittags auf Grund des großen Interesses der Bevölkerung mit zwei Wagen verstärkt gefahren wurde. Mit einem Abschlusstreffen der Eisenbahner am nächsten Tag im "Volkshaus" in Raschau ging die aktive Zeit der Bahn zu Ende.


Lokomotiven und Wagen

In den Anfangsjahren kamen zunächst die dreifach gekuppelten I K-Lokomotiven auf der Strecke zum Einsatz. Allerdings waren die kleinen Lokomotiven mit den steigenden Zugmassen überfordert, so dass schon bald III K-Lokomotiven eingesetzt wurden. Später wurde der Zugverkehr ausschließlich von der sächsischen Gattung IV K (DR-Baureihe 99.51-60) bewältigt.

Der Güterverkehr wurde mit Schmalspurgüterwagen abgewickelt. Ein Rollfahrzeugverkehr fand nicht statt. Die eingesetzten Wagen entsprachen den allgemeinen sächsischen Bau- und Beschaffungsvorschriften für die Schmalspurbahnen und konnten daher freizügig mit Fahrzeugen anderer sächsischer Schmalspurstrecken getauscht werden.

Sächsisches Schmalspurmuseum Rittersgrün

Sächsisches Schmalspurbahnmuseum

Nachdem der Einstellung des Bahnbetriebs 1971 gab es Überlegungen auf dem Gelände des Bahnhofs Oberrittersgrün ein Eisenbahnmuseum einzurichten. Nach verschiedenen Bemühungen kaufte die Gemeinde Rittersgrün das Gelände des Bahnhofs samt Empfangsgebäude und Lokschuppen, eine Lokomotive der Gattung IV K (99 579) und diverse Wagen. Im Januar 1972 wurden die Fahrzeuge über die bereits stillgelegte Strecke nach Oberrittersgrün transportiert. Dafür wurde die Museumslokomotive 99 579 letztmalig in Betrieb gesetzt und eine schon bestehende Gleislücke wieder geschlossen.

Bis 1975 wurde die heruntergekommenen Gebäude saniert. Nach Ankauf weiterer Exponate 1976 wurde das Museum am 18. Juni 1977 als erstes Eisenbahnmuseum in der DDR feierlich eröffnet und noch bis heute betrieben. Der Fahrzeugbestand wird ausgebaut.

Auf dem Gelände des Schmalspurmuseums findet jährlich das Rittersgrüner Museums-, Bahnhofs- und Schützenfest statt.

Siehe auch

Literatur

  • Bernd Kramer/Rainer Heinrich: Die Schmalspurbahn Grünstädtel – Oberrittersgrün ISBN 3-933613-30-2

Weblinks


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