Synode von Clermont

Synode von Clermont
Papst Urban II. auf dem Konzil, Miniatur von Jean Colombe um 1490 (Bibliothèque nationale de France)
Zum im 6. Jahrhunderts dort abgehaltenen Konzil siehe: Konzil von Clermont (535)

Die Synode von Clermont (18. bis 28. November) in Clermont sollte im Jahr 1095 die Zerrüttung der Kirche und damit auch des politischen Systems in Europa durch das Schisma und den Investiturstreit beenden. Darüber hinaus gilt sie als Ausgangspunkt der Kreuzzugsidee.

Inhaltsverzeichnis

Schisma

Mit Urban II. und Clemens III. beanspruchten zwei Päpste die Herrschaft über die Kirche. Während Clemens Kaiser Heinrich IV. unterstützte, stand Urban in Opposition zum Kaiser. Auch in zahlreichen nachgeordneten Kirchenämtern gab es Mehrfachbesetzungen durch streitende Parteien, worunter die Macht der Kirche und die Erfüllung der Seelsorgeaufgaben litten.

Urban II. wollte diesen Zustand beenden und zugleich seine eigene Macht festigen. Die Synode von Piacenza im Frühjahr 1095 war weitgehend ergebnislos geblieben. Allerdings hatte sich damals durch die Anwesenheit einer Abordnung aus Byzanz, die um Hilfe vor der muslimischen Bedrohung ersuchte, bei Urban II. die Idee eines Pilgerzuges nach Jerusalem herausgebildet. In den folgenden Monaten propagierte der Papst dieses Vorhaben und den Plan einer weiteren Synode in ganz Europa. Am 18. November 1095 eröffnete Urban dann die Synode in Clermont-Ferrand.

Themen

Das Konzil war vornehmlich mit Problemen des innerkirchlichen Alltags beschäftigt. Im Verlauf der Synode verkündete Urban eine Reihe von Reformgesetzen, die die Rechte weltlicher Herrscher der Kirche gegenüber einschränken und vor allem den Investiturstreit zu Gunsten der Kirche beenden sollte. So wurden die Laieninvestitur und den Lehnseid von Klerikern gegenüber weltlichen Mächten untersagt. Darüber hinaus verschärfte Urban die Verordnungen über den Zölibat, verbot die Simonie sowie das Tragen von Waffen durch Priester und verkündete Bestimmungen über die Fastenzeiten. Außerdem wurde der Bann gegen den ehebrecherischen König Philipp I. von Frankreich bekräftigt.[1]

Teilnehmer

Insgesamt sollen 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe und mehr als vierhundert Äbte am Konzil teilgenommen haben. Vertreter aus England und Deutschland waren nicht anwesend, und Spanien war nur spärlich vertreten. Die Konzilsakten nennen namentlich unter anderem:

Ausrufung des Kreuzzuges

Nach der Bekanntgabe dieser Regeln rief Urban II. in einer flammenden Rede zur bewaffneten Pilgerfahrt in das Heilige Land auf. Er versprach vollkommenen Ablass den Rittern, die unter dem Zeichen des Kreuzes im Heiligen Land die christlichen Pilgerstätten von dem sich ausdehnenden Islam befreien sollten. Die Menschenmenge, die vor allem aus Bewohnern des Umlandes bestand, reagiert darauf mit dem Ruf Deus lo vult, der zum Schlachtruf der Kreuzfahrer wurde. Als unmittelbare Reaktion auf diesen Aufruf wurde der Erste Kreuzzug vorbereitet.

Die Rede Urbans wurde in den folgenden Jahrzehnten von fünf Chronisten mit teilweise unterschiedlichem Inhalt und verschiedener Schwerpunktsetzung niedergeschrieben. Es ist deshalb nur in großen Zügen bekannt, was Urban tatsächlich sagte.[3] Aus diesen verschiedenen Versionen kann trotz aller Unterschiede gefolgert werden, dass Urbans Rede eine hochkarätige publizistische Meisterleistung und ein Lehrstück der politisch-religiösen Redekunst darstellte. Die fünf Chronisten sind:

Einzelnachweise

  1. Rudolf Pörtner: Operation Heiliges Grab. Legende und Wirklichkeit der Kreuzzüge (1095-1187). Econ Verlag, Düsseldorf/Wien 1977, S. 13 f.
  2. Rudolf Pörtner: Operation Heiliges Grab. Legende und Wirklichkeit der Kreuzzüge (1095-1187). Econ Verlag, Düsseldorf/Wien 1977, S. 14
  3. Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. C.H. Beck, 1995, S. 105

Siehe auch


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