Synekdoche

Synekdoche

Eine Synekdoche (gr. συνεκδοχή, synekdoché, „Mitverstehen“) ist eine rhetorische Figur aus der Gruppe der Tropen.[1] Sie bezeichnet die Ersetzung eines Wortes durch einen Begriff aus demselben Begriffsfeld. So kann ein Wort durch einen Begriff mit engerer oder weiterer Bedeutung,[1] einen Ober- oder Unterbegriff ersetzt werden. Dadurch grenzt sie sich von der Metapher ab (bei der ein Wort durch einen unverwandten Begriff aus einem anderen Begriffsfeld ersetzt wird), sowie von der Metonymie (bei der eine geistige oder sachliche Beziehung zwischen den Begriffen besteht). Die Grenzen zwischen Metonymie und Synekdoche sind jedoch fließend.[1]

Die Synekdoche wird oft fälschlich mit der Figur Pars pro toto (lateinisch „ein Teil für das Ganze“) gleichgesetzt, die aber nur einen Spezialfall (s. u.) der Synekdoche darstellt.

Inhaltsverzeichnis

Unterarten der Synekdoche

Je nach Art des numerischen Verhältnisses sind zu unterscheiden:

  1. Teil-Ganzes-Beziehung:
    1. Ein Teil steht für das Ganze; diese Unterart der Synekdoche wird auch Pars pro toto (lat. „ein Teil für das Ganze“) genannt. Beispiele siehe dort. – Umgekehrt:
    2. Das Ganze steht für einen Teil; diese Unterart der Synekdoche wird auch totum pro parte genannt. Beispiele:
      • ein Haus führen für eine oder mehrere Personen eines Haushalts führen
  2. Gattung-Art-Beziehung:
    1. Das Spezielle, die Art steht für das Allgemeine, die Gattung. Beispiele:
      • Brot für Nahrungsmittel
      • Männer für Menschen, drei Mann für drei Menschen
      • mit dem Schwert für mit Waffengewalt
      • Der Ring als Zeichen für die Ehe
    2. Das Allgemeine, die Gattung steht für das Spezielle, die Art. Beispiele:
      • Die Raubkatze als Synonym für der Tiger
  3. Zeitliche Beziehung:
    1. Das Frühere steht für das Spätere. Beispiele:
      • Traubensaft für Wein.
    2. Das Spätere steht für das Frühere.
      • Der Held von Troja wurde anno ... geboren.
  4. Grammatisch-numerische Beziehung:
    1. Singular steht für Plural. Beispiele:
      • der Deutsche für die Deutschen oder die Mehrheit der deutschen Bürger
    2. Plural steht für Singular. Beispiele:

Beispiele aus dem Alltag

  • Der Franzose isst gern gut.“ für die Französische Küche
  • „Sie leben alle unter einem Dach.“ für Haus/Wohnung

Beispiele aus der Literatur

  • "Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, doch ihre Weine trinkt er gern." (Goethe, Faust I, Auerbachs Keller)

Quellen

  1. a b c Werner Habicht, Wolf-Dieter Lange u. a. (Hrsg.): Der Literatur-Brockhaus: in acht Bänden. Band 8, S. 22. Grundlegend überarbeitete und erweiterte Taschenbuchauflage. BI-Taschenbuchverlag, Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich 1995, ISBN 3-411-11881-4.

Literatur

  • Heinrich Lausberg: Handbuch der literarischen Rhetorik. 3. Auflage. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-515-05503-7, §§ 572–577.
  • Gert Ueding, Bernd Steinbrink: Grundriß der Rhetorik. Geschichte, Technik, Methode. 4. überarbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02057-6.

Film

Siehe auch

  • Accumulatio (Anhäufung): Oft ersetzen hier mehrere beispielhafte Unterbegriffe den Oberbegriff.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Synekdoche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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  • Synekdŏche — (griech., »Mitverstehen«), rhetorische Figur, darin bestehend, daß im sprachlichen Ausdruck etwas Allgemeines durch ein Besonderes, ein Abstraktes durch ein Konkretes, die Gattung durch eine Art, das Ganze durch einen seiner Teile, die Vielheit… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Synekdoche — Synekdŏche (grch.), rhetorische Figur, bei der ein Teil für das Ganze, die Art statt der Gattung und umgekehrt gesetzt wird …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Synekdoche — Synekdoche, griech., rhetor. Figur; sie setzt eine bestimmte Zahl statt einer unbestimmten z.B. 1000 für sehr viele; den Theil für das Ganze z.B. Thür für Haus, den Singular für den Plural z.B. der Soldat für die Soldaten, das Individuum für die… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Synekdoche — ◆ Syn|ẹk|do|che 〈[ dɔxe:] f. 19〉 Stilmittel, bei dem etwas Allgemeines durch etwas Besonderes (Abstraktes durch Konkretes, Gattung durch Einzelwesen) od. umgekehrt ersetzt wird, z. B. „der Römer“ statt „alle Römer“, „Schwert“ statt „Waffen“ [zu… …   Universal-Lexikon

  • Synekdoche — Sy|nek|do|che* [...xe] die; , ...dọchen <über gleichbed. lat. synecdoche aus gr. synekdoche̅, eigtl. »das Mitverstehen«> das Ersetzen eines Begriffs durch einen engeren od. weiteren Begriff (z. B. Kiel für Schiff; Rhet.); vgl. ↑Pars pro… …   Das große Fremdwörterbuch

  • Synekdoche — См. sinèdoche …   Пятиязычный словарь лингвистических терминов

  • Synekdoche — Syn|ẹk|do|che auch: Sy|nẹk|do|che 〈 [ dɔxe:] f.; Gen.: , Pl.: n; Rhet.〉 Stilmittel, bei dem etwas Allgemeines durch etwas Besonderes (Abstraktes durch Konkretes, die Gattung durch ein Einzelwesen) od. umgekehrt ersetzt wird, z. B. »der Römer«… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Synekdoche — Sy|n|ẹk|do|che [...xe ], die; , n [... dɔ...] <griechisch> (Rhetorik, Stilkunde Setzung des engeren Begriffs für den umfassenderen) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Liste rhetorischer Figuren — Hier sind rhetorische Figuren (auch Stilmittel und Stilfiguren) aufgelistet. Für eine Definition siehe rhetorische Figur. A Bezeichnung Beschreibung oder deutsche Bezeichnung Beispiele Accumulatio (auch Akkumulation) Anhäufung thematisch… …   Deutsch Wikipedia

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