Sylvensteinspeicher

Sylvensteinspeicher
Sylvensteinspeicher
Brücke über den Sylvensteinspeicher in Richtung Fall
Brücke über den Sylvensteinspeicher in Richtung Fall
Lage: Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
Zuflüsse: Isar, Dürrach, Walchen
Abflüsse: Isar
Größere Orte in der Nähe: Lenggries
Sylvensteinspeicher (Bayern)
Sylvensteinspeicher
Koordinaten 47° 34′ 40″ N, 11° 32′ 28″ O47.57777777777811.541111111111Koordinaten: 47° 34′ 40″ N, 11° 32′ 28″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit: 1954 - 1959

Nachrüstung:
1994 - 2004

Höhe des Absperrbauwerks: 44 mdep1
Bauwerksvolumen: 1,03 Mio m³dep1
Kronenlänge: 180 mdep1
Kronenbreite: 15 mdep1
Kraftwerksleistung: 7 MWdep1
Daten zum Stausee
Höhe des Stauziels: max. 767 m
Stauseelänge: 7 kmdep1
Stauseebreite: 2 kmdep1
Speicherraum: 124,3 Mio m³dep1
Einzugsgebiet: 1138 km²dep1
NASA Geocover 2000 Satellitenbild

Der Sylvensteinspeicher, auch Sylvensteinstausee oder schlicht Sylvensteinsee genannt, ist ein fjordförmiger Stausee im Isarwinkel, südlich von Lenggries, an der Straße von Bad Tölz zum Achensee. Er wurde in den Jahren 1954 bis 1959 zwecks Hochwasserschutz im Isartal gebaut. In Trockenzeiten ist seit 1990 eine ausreichende Wasserführung der Isar gesichert, am Krüner Wehr wird aus ökologischen Gründen nun ein Restzufluss von mindestens vier Kubikmetern pro Sekunde gewährleistet. Zwei Wasserkraftwerke am Damm dienen der Energiegewinnung. 1994 bis 2001 wurde der Damm um drei Meter erhöht, um den Hochwasserschutz auszuweiten. Schon beim Pfingsthochwasser 1999 konnten sich die Dammerhöhung und der zweite Hochwasserentlastungsstollen mit dem tempelartigen Einlaufbauwerk und mit einer Leistung von bis zu 400m³/s bewähren. Beim noch stärkeren Alpenhochwasser 2005 musste am Nachmittag des 23. August 2005 die Schleuse erneut geöffnet werden, da die Grenze der Aufnahmekapazität des Sylvensteinspeichers erreicht war.

Die Höhe des Damms selbst beträgt 44 m, die Länge seiner Dammkrone 180 m. Der Damm staut neben der Isar auch deren Seitenzuflüsse Dürrach (südlicher Arm) und Walchen (östlicher Arm) auf. Die Isar und Dürrach erzeugen hierbei große Sedimentablagerungen, welche den Stausee in den nächsten Jahrzehnten auffüllen könnten. Für den Wildfluss Isar bedeutet die "Zähmung" einen Lebensraumverlust für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten der – insbesondere bei Hochwasser – immer wieder von neuem durch das Wasser umgelagerten Schotterbänke. Besonders augenfällig wird diese anthropogene Veränderung des Ökosystems Flusslandschaft an der Isar bei Wolfratshausen (Naturschutzgebiet Pupplinger Au), wo sich in den vergangenen 50 Jahren der Auwald auf vormals offenen Schotterflächen erheblich ausgebreitet hat.

Der Stausee wurde nach einer natürlichen Engstelle im oberen Isartal, dem Sylvenstein, benannt und ist mit seiner imposanten Brücke ein häufig abgebildetes Motiv vor der alpinen Bergkulisse des Karwendelgebirges. Im See versunken liegt das ehemalige Dorf Fall, welches vor der Flutung abgerissen und einige Dutzend Meter höher an der Straße nach Vorderriß neu erbaut wurde. Aufgrund der landschaftlichen Attraktivität ist der Sylvensteinsee heute ein gefragtes Ausflugsziel und Erholungsgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründe für den Bau

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Isar im oberen Teil immer mehr Wasser entzogen. So wird, um die Wasserkapazität des 1924 in Betrieb genommenen Walchensee-Kraftwerks zu erhöhen, die Isar am Krüner Wehr zu großen Teilen in den Walchensee umgeleitet. Seit 1949 wird zusätzlich der Rißbach, welcher ehemals in die Isar floss, über lange Stollen in den Walchensee abgeleitet. Ursprünglich entwässerte sich auch der Achensee über die Ache in die Isar. Mit dem Bau des Achensee-Wasserkraftwerks in Jenbach im Jahre 1927 wurde der Isar auch dieser Wasserzufluss (und auch der Dürrach, die in den Achensee abgeleitet wird) zunichte gemacht, da der Achensee von da an primär über das Kraftwerk in den 380 m tiefer gelegenen Inn abgeleitet wird. Die Isar wurde also im oberen Teil immer mehr zur Flussleiche, besonders in Trockenzeiten sank der Wasserspiegel immer mehr, so dass es einer dringenden Aufbesserung der Situation bedurfte – besonders für die Stadt Bad Tölz, die unter dem Wassermangel am meisten litt. Deshalb wurde schließlich mit dem damals höchst umstrittenen Bau des Sylvensteinspeichers begonnen, um einen konstanteren Wasserspiegel der Isar zu erreichen. Der zusätzlich gewährleistete Hochwasserschutz war hingegen nur ein sekundäres Ziel. Ursprünglich war der See viel größer geplant und sollte bis Vorderriß reichen.

Modernisierungsmaßnahmen

Zwischen 1994 und 2001 wurden umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt.[1] Dabei wurde ein Damm-Kontrollsystem eingebaut, eine zweite Hochwasserentlastungsanlage errichtet und der Damm zur Vergrößerung des Hochwasserschutzraumes erhöht.[1] Außerdem wurde ein zweites Kraftwerk errichtet.[1] Das neue Kraftwerk verfügt über eine Compact-Axial-Turbine mit einer Leistung von 3,8 MW. Damit kann ein Regelarbeitsvermögen von 20 Mio. kWh erreicht werden.

Trotz dieser umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen sind ab Juli 2011 weitere Sanierungsmaßnahmen geplant.[2] Dabei soll eine zusätzliche Dichtwand sowie ein verbessertes Erfassungs- und Überwachungssystem für Sickerwasser gebaut werden.[2] Die Kosten der auf fünf Jahre veranschlagten Baumaßnahmen in Höhe von rund 25 Millionen Euro trägt der Freistaat Bayern.[2]

Technische Daten

Kraftwerk II (seit 2000)
Compact-Axial-Turbine 3,8 MW
Fallhöhe: 13 - 37 m
Durchfluss: max. 15 m³/s
Regelarbeitsvermögen 20 Mio. kWh
Kraftwerk I (seit 1959), umgebaut im Oktober 2004
Francis Spiralturbine, Fa. Kössler 2,6 MW
Fallhöhe: 13 - 37 m
Durchfluss: max. 11 m³/s
Drehzahl: 428 1/min
Staudamm

Der Staudamm ist ein aus Kies, Geröll und Sand geschütteter Damm mit einem mittigen Dichtungskern aus Erdbeton (75 % Kies, 8 % Feinsand, 17 % Schluff und geringe Bentonitanteile). Er steht auf einer von der Isar im Laufe der Zeiten mit Geröll aufgefüllten, bis zu 100 m tiefen Erosionsrinne, die von Grundwasser durchströmt war. Bevor mit dem Bau des eigentlichen Damms begonnen werden konnte, musste deshalb zunächst diese Rinne mit einer Ton/Zement/Wasserglas-Suspension verpresst und dadurch eine 5.000 m² große sogenannte Dichtungsschürze eingebracht werden, um das Tal auch unterhalb des sichtbaren Dammes abzudichten.

Literatur

  • Anton Böhm: Fall - Das versunkene Dorf. Rottach-Egern, Selbstverlag, 2003
  • Die obere Isar - eine Zeitreise: Alt-Fall - Neu-Fall - Sylvensteinspeicher (Eder-Verlag, 2001) ISBN 3-9805665-2-8
  • Impressionen am Sylvenstein-See (Claus Eder, 2004) ISBN 3-9805665-7-9
  • Geologie des Isartalgebietes im Bereich des Rissbach-Stollens und des geplanten Sylvenstein-Staubeckens (Paul Schmidt, 1950)
  • Denkschrift über die Errichtung eines Speichers im oberen Isartal (Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, 1949)
  • Der Neubau des Kraftwerkes I am Sylvensteinsee (Mitgliederrundbrief 2/2005, Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Landesverband Bayern)

Bildergalerie

Panorama-Aufnahme


Historische Karte

 
 
Gebiet des Sylvensteinspeichers 1865 ohne und mit Überflutung überlagert


Weblinks

 Commons: Sylvensteinspeicher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c wwa-wm.bayern.de: Sylvensteinspeicher, Zugriff am 13. Dezember 2010
  2. a b c sueddeutsche.de: Lenggries - Großbaustelle Sylvensteinspeicher - Politik & Wirtschaft - sueddeutsche.de, Zugriff am 13. Dezember 2010

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