Sv. Václav

Sv. Václav
Statue des heiligen Wenzel in Olomouc
Grab des heiligen Wenzel im Prager Veitsdom

Der Heilige Wenzel (Wenzeslaus von Böhmen, Wenzel der Heilige) (* 903, 908 oder 910; † 28. September 929 oder 935) war der erste von insgesamt vier Přemyslidenherrschern Böhmens namens Wenzel (tschechisch Václav). Später wurde er zum böhmischen und tschechischen Nationalheiligen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der Sohn von Vratislav I. und Drahomíra von Stodor. Er wurde 908 (nach anderen Angaben 903/910), vermutlich in Stará Boleslav (Altbunzlau) geboren und wurde dort am 28. September 929 (nach anderen Angaben 935) ermordet.

Beim Tod seines Vaters war Wenzel noch unmündig. Formal wurde er jedoch bereits 921 oder 922 zum Fürsten der Region um Prag bestimmt. Die Regentschaft sollte seine heidnische Mutter Drahomíra übernehmen, Wenzels Erziehung jedoch seine bereits christliche Großmutter Ludmilla. Bald kam es zu einem Streit zwischen den beiden Frauen. Ludmilla wurde am 16. September 921 ermordet. Drahomira ließ daraufhin die bayerischen Missionare aus dem Fürstentum vertreiben. Möglicherweise hatte ein Feldzug Herzog Arnulfs 922 ihre Wiedereinsetzung zum Ziel. Um 925 muss Wenzel allerdings bereits die Regierungsmacht innegehabt haben, da er die Gebeine seiner Großmutter nach Prag umbetten ließ. Kurz darauf holte er auch die bayerischen Priester zurück.

Wenzel hat sein damals auf Mittelböhmen begrenztes Fürstentum durch Burgen- und Kirchenbau in östlicher Richtung erweitert und auf der Prager Burg die Kirche des Heiligen Veit gegründet. Die wenigen Überlieferungen aus Wenzels Regierungszeit drehen sich um seine Bemühungen um die Christianisierung und um Auseinandersetzungen mit heidnischen Verwandten. Ein Zeugnis für seine Herrschaft ist die kriegerische Auseinandersetzung mit seinem Nachbarn Radislav von Kouřim. Nachdem ihn Wenzel besiegte, beließ er ihn weiter als Herrscher auf seinem Gebiet und begnügte sich mit Vorherrschaft.[1]

Wegen der Christianisierung und wegen Wenzels Unterwerfung unter die ostfränkische Krone Heinrichs I. im Jahr 929 soll er auch von seinem Bruder Boleslav I. ermordet worden sein. Vermutlich am 28. September 935 wurde Wenzel bei der Taufe von Boleslavs Sohn in Altbunzlau erschlagen.

Kult

Am Ende der 960-er Jahre ließ Boleslav I. die Gebeine seines Bruders in die Prager Veitskirche überführen. Er stärkte damit seine Position in Verhandlungen mit Rom um ein eigenständiges Prager Bistum. Die ältesten Legenden stellen Wenzel als reformfreudigen Mönch auf dem Fürstenthron dar. Ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wandelte sich das Bild: Er erschien nun als Krieger in voller Rüstung und wurde zum böhmischen Landespatron und zum Symbol der böhmischen Staatlichkeit. Seine Lanze wurde dem Heer als Banner vorangetragen, sein Bild auf Münzen und Siegel geprägt. Im 12. Jahrhundert entstand die Vorstellung, dass Wenzel der eigentliche, ewige Herrscher Böhmens sei, der den Frieden im Land garantiere. Die regierenden Fürsten galten als seine irdischen Stellvertreter, die mittelalterliche Nation als sein Gesinde (familia sancti Venceslai). [2]

Wenzel wurde und wird als „deutschfreundlicher“ Tscheche von deutschen und tschechischen Christen gleichermaßen verehrt. Im Mittelpunkt der Verehrung stehen weniger seine politischen Verdienste, als sein Status als Märtyrer für das Christentum.

Die für die Krönung von Karl. IV. im 14. Jahrhundert angefertigte böhmische Königskrone wird als Wenzelskrone bezeichnet. Um die Wenzelskrone rankt sich die Legende, dass jeder, der sie zu Unrecht trägt, binnen eines Jahres eines gewaltsamen Todes stirbt, danach sein ältester Sohn. Im Wissen um diese Legende setzte sich angeblich der amtierende Reichsprotektor Reinhard Heydrich bei einer symbolischen Schlüsselübergabe in der Krönungskammer neben dem Prager Veitsdom am 19. November 1941 kurz die Wenzelskrone auf. Am 4. Juni 1942 starb Heydrich, eine der Schlüsselfiguren des Holocaust, an den Folgen des Attentats vom 26. Mai 1942.

Patronate

Der Heilige ist Schutzpatron des historischen Böhmen (heute etwa:Westtschechien).

Attribute

Zu den Attributen des Heiligen zählen der Schild, Lanze und das Schwert. Im Hochmittelalter wurde Wenzel meist in voller Rüstung mit Helm abgebildet.

Gedenktag

Sein katholischer und orthodoxer Gedenktag ist der 28. September. Es handelt sich in der katholischen Kirche dabei um einen nicht gebotenen Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender.

Bauernregel

Die dem Namenstag entsprechende Bauernregel lautet:

  • Kommt Wenzeslaus mit Regen an, werden wir Nüsse bis Weihnachten ha'n.

Literatur

  • Josef Kalousek: Obrana knížete Václava Svatého proti smyšlenkám a křivým úsudkům o jeho povaze, 1901
  • Matthias Hutský: Bilder zum Leben und Martyrium des Hl. Wenzel Herzog von Böhmen, Prag 1585. Faksimile des Cod. Ser. n. 2633 d. Österr. Nationalbibl., Wien. Aus d. Latein. u. Tschechischen v. Eva Bauerová u. Gregor Bauer, mit Beiträgen v. Karel Stejskal u. Eduard Petru. London, Opus Publishing 1997, ISBN 978-3-7845-7411-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jaroslav Ludvíkovský: Kristiánova legenda.
  2. Dušan Třeštík: Die dynastischen Heiligen und Landespatrone: Wenzel, Ludmilla und Adalbert. In: Alfred Wieczorek und Hans-Martin Hinz: Europas Mitte um 1000. Beiträge zur Geschichte, Kunst und Archäologie 2. Wiss. Buchgesellschaft Darmstadt, Stuttgart 2000, S. 834-838.

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