Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe

Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe
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Institut Munich Center for the
Economics of Aging (MEA),

Max-Planck-Institute for
Social Law and Social Policy/
Survey of Health Ageing
and Retirement in Europe

Anschrift Amalienstrasse 33
80799 Munich
Germany
Website www.share-project.org

Der Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) ist eine multidisziplinäre und länderübergreifende Forschungsinfrastruktur, die in regelmäßigen Abständen Daten zum Leben von mehr als 45.000 Menschen im Alter 50 plus erhebt und untersucht, wie die Menschen in den Ländern der Europäischen Union altern. Die Daten beziehen sich auf verschiedene Bereiche wie soziale und familiäre Netzwerke, Gesundheit und sozio-ökonomischer Status. Damit antwortet das Projekt auf einen Aufruf der Europäischen Kommission „in Kooperation mit anderen Mitgliedsstaaten eine europäische Studie zum Alterungsprozess einzurichten“. Mittlerweile ist SHARE zu einem Hauptpfeiler des Europäischen Forschungsraumes geworden und wurde im Jahre 2008 auserwählt, in das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) integriert zu werden.

Inhaltsverzeichnis

Über SHARE

Das 2002 gegründete internationale Umfrageprojekt wird zentral am Munich Center for the Economics of Aging (MEA) von Prof. Axel Börsch-Supan, Ph.D. (Projektkoordinator) koordiniert. Einige grundlegende Aufgaben im Projekt werden außerdem von Länderteams in Italien und den Niederlanden übernommen. Weltweit tragen über 150 Forscher aus internationalen Arbeitsgruppen und multidisziplinären nationalen Teams zu der Entwicklung von SHARE bei. Ein wissenschaftlicher Aufsichtsrat, bestehend aus bedeutenden internationalen Forschern und einem Netzwerk aus Beratern, hilft bei der Beibehaltung und Verbesserung der hohen wissenschaftlichen Standards des Projekts. SHARE ist auf seine Vorbilder und Schwesterstudien, die US-amerikanische Health and Retirement Study (HRS)[1] und die English Longitudinal Study of Ageing (ELSA)[2], abgestimmt und hat dabei den Vorteil, Variationen der öffentlichen Politik, Kultur und Geschichte einer Vielzahl europäischer Länder zu umfassen. Seine wissenschaftliche Stärke beruht auf der Anlage als Längsschnittuntersuchung, die den dynamischen Charakter des Alterungsprozesses erfasst. Die multidisziplinäre Vorgehensweise der Studie liefert ein vollständiges Bild des Alterungsprozesses. Strenge Verfahrensrichtlinien und –programme gewährleisten im Voraus eine länderübergreifend harmonosierte Ausführung. Die gesammelten Daten umfassen Gesundheitsvariablen (z.B. Gesundheitszustand, körperliche und kognitive Funktionsfähigkeit, Gesundheitsverhalten, Inanspruchnahme von Pflege), Biomarker (z.B. Greifkraft, Body-Mass-Index), psychologische Faktoren (z.B. psychische Gesundheit, Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit), ökonomische Größen (z.B. derzeitige Arbeitsaktivität, Tätigkeitsmerkmale, Vermögen und Konsum, Unterkunft, Bildung) und soziale Unterstützung (z.B. Hilfe innerhalb von Familien, soziale Netzwerke, ehrenamtliche Aktivitäten). Die Daten sind für die gesamte Forschungsgemeinschaft gebührenfrei erhältlich.

Allgemeine Fakten und Ergebnisse

Wirtschaftliche Situation, Einkommen und Vermögen

Die von SHARE erhobenen Daten erlauben einen detaillierten Einblick in die finanzielle Situation von Haushalten der älteren europäischen Bevölkerung. Die Daten decken gewaltige Unterschiede im Auskommen mit dem Einkommen in verschiedenen Ländern Europas auf. In einigen Ländern ist Armut ein ernstes Problem. In den osteuropäischen Ländern Polen und Tschechische Republik, in den südeuropäischen Ländern Griechenland, Italien und Spanien und in Israel wird das Einkommen als am wenigsten ausreichend betrachtet. In diesen Ländern berichten mehr als 50 Prozent der Haushalte von Schwierigkeiten, mit den Einkünften auszukommen. Im Gegensatz dazu wird besonders in Schweden, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz das Einkommen als ausreichend betrachtet; weniger als 20 Prozent der Haushalte dort haben Probleme, mit ihren Einkünften über die Runden zu kommen. Auch Beschäftigungs- und Pensionierungsmuster unterscheiden sich wesentlich zwischen europäischen Ländern. Der Anteil der arbeitenden Bevölkerung, deren Arbeitseinsatz die Vergütung übersteigt, ist in Polen und Griechenland besonders hoch. Dementsprechend liegt dort der Anteil der Frührentner über dem Durchschnitt. Im Gegensatz zu diesen Ländern ist die Arbeitsqualität in Hinblick auf das Leistungs-Lohn-Gleichgewicht in den nordischen Ländern, den Niederlanden und in der Schweiz hoch. Sie haben gleichzeitig den geringsten Prozentsatz an älteren Arbeitern, die einen vorzeitigen Ruhestand anstreben.

Familie

Interfamiliäre Unterstützung hängt stark mit geographischer Erreichbarkeit und sozialem Kontakt zusammen. Auf der einen Seite bestätigen die SHARE-Daten das Bestehen von anhaltenden regionalen Strukturen der „schwachen“ und „starken“ Familienbindungen, während sie auf der anderen Seite viele Gemeinsamkeiten quer durch Europa offenlegen. In allen Ländern – und in allen Altersgruppen – haben 85 Prozent aller Eltern mindestens ein Kind, das maximal 25 km entfernt von ihnen wohnt. Darüber hinaus ist der Anteil der Eltern, die nicht einmal wöchentlichen Kontakt mit einem Kind haben, in Schweden und Spanien gleichermaßen gering (7%). Diese Ergebnisse liefern keine Anhaltspunkte für einen Rückgang des Zusammenhalts in Eltern-Kinder-Beziehungen im alternden Europa Anfang des 21. Jahrhunderts.

Gesundheit

Die SHARE-Daten belegen eine starken Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit in der älteren Bevölkerung. Dies gilt nicht nur auf individueller Ebene (besser gebildete Personen sind gesünder als weniger Gebildete), sondern auch länderübergreifend in Europa. Vergleiche von durchschnittlicher Bildung und durchschnittlichen Gesundheitsniveaus in SHARE-Ländern zeigen, dass insbesondere die osteuropäischen und südlichen Länder gleichzeitig von einem niedrigen Bildungslevel und einem geringeren Gesundheitsniveau gekennzeichnet sind. Im Gegensatz dazu sind die Bevölkerungen in Nordeuropa und der Schweiz sowohl gesünder als auch besser gebildet als der Durchschnitt der europäischen Länder.

Verschiedene Wellen der Datenerhebung

Inzwischen fanden drei Wellen zur Datenerhebung der Generation 50 plus in verschiedenen Ländern statt. Die vierte Welle wird in den Jahren 2010 und 2011 durchgeführt, weitere Wellen werden in zweijährigem Abstand erfolgen.

Welle 1 (2004)

Die erste Datenerhebung fand 2004 als repräsentative Befragung der Bevölkerung im Alter 50 plus in 11 europäischen Ländern statt. Sie deckte das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Spektrum Europas von Skandinavien (Dänemark und Schweden) über Zentraleuropa (Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich und Schweiz) bis zum Mittelmeerraum (Griechenland, Italien und Spanien) ab. Israel kam Ende 2004 hinzu und war das erste Land im Mittleren Osten, das eine systematische Studie seiner alternden Bevölkerung einführte. Alle Daten werden mit Hilfe von computergestützten, persönlichen Interviews gesammelt, die von Messungen und einem selbst auszufüllenden Papierfragebogen ergänzt wurden.

Welle 2 (2006-07)

Die zweite Befragungswelle wurde von Herbst 2006 bis Frühjahr 2007 durchgeführt. Seit 2006 sind zwei „neue“ EU-Mitgliedsstaaten – die Tschechische Republik und Polen – sowie Irland im Projekt vertreten. Zusätzlich zum SHARE 2006 Hauptfragebogen wurde ein „Lebensende“-Interview mit Angehörigen verstorbener SHARE-Befragten durchgeführt.

Welle 3 / Sharelife (2008-09)

Sharelife ist die dritte Befragungswelle, in der von Herbst 2008 bis Sommer 2009 detaillierte retrospektive Lebensgeschichten erfasst wurden. Sharelife verbindet individuelle Entwicklungen über das gesamte Leben der Befragten (Mikroebene) mit der institutionellen Entwicklung der Wohlfahrtsstaaten. Dabei kann der gesamte Effekt der Interventionen eines Wohlfahrtsstaates auf das Leben einzelner Personen untersucht werden. Informationen über den Einfluss von Veränderungen institutioneller Rahmenbedingungen auf individuelle Entscheidungen sind bei der Bewertung von Maßnahmen und Politikentscheidungen in ganz Europa von besonderem Interesse. Der Sharelife-Fragebogen umfasst alle wichtigen Gebiete des Lebens der Befragten von Partnern und Kindern über Unterkunft und beruflichen Werdegang bis zu detaillierten Fragen zu Gesundheit und medizinischer Vorsorge. Mit dieser Vielseitigkeit bildet Sharelife einen idealen interdisziplinären Datenbestand für die Forschung in den Bereichen Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Altersforschung und Bevölkerungswissenschaft. Die Daten der Sharelife-Lebensgeschichten können mit den ersten beiden SHARE-Wellen, die gegenwärtige Lebensbedingungen älterer Europäer bewerten, verknüpft werden.

Welle 4 (2010-11)

Die vierte Datenerhebungswelle begann im Herbst 2010 und umfasst erstmals auch Estland, Ungarn, Luxemburg, Portugal und Slowenien. In den anderen europäischen Ländern wurden die nationalen Fragebögen erweitert und dem Hauptfragebogen ein neues Modul zu sozialen Netzwerken hinzugefügt. In der deutschen Studie wurden zusätzlich drei Projekte, die Erhebung innovativer Biomarker (z.B. getrocknete Blutstropfen), die Verknüpfung mit Daten der deutschen Rentenversicherung und sogenannte non-response-Experimente eingeführt. Die Daten der vierten Welle werden ab 2012 für die Öffentlichkeit verfügbar sein.

Verwandte Studien und Projekte

Die SHARE-Studie ist nicht die einzige Studie, die sich in Alternsforschung engagiert – es gibt eine Reihe von Schwesterstudien auf der ganzen Welt, die sich ebenfalls mit Themen wie Alterung, Rente, Pensionierung und Bevölkerungsalterung beschäftigen. Zusätzlich zu den Vorbildern HRS und ELSA sind Folgestudien in der ganzen Welt entstanden: “The Irish Longitudinal Study on Ageing” (TILDA), “The Longitudinal Aging Study in India” (LASI), “The Japanese Study of Aging and Retirement” (JSTAR), SHARE Israel, “The Korean Longitudinal Study of Aging” (KLoSA), “The Chinese Health and Retirement Survey” (CHARLS) und “The Mexican Health and Aging Study” (MHAS).

Literatur

  • Börsch-Supan, A., Hank, K., Jürges, H. (2005): A New Comprehensive and International View on Ageing: Introducing the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe, European Journal of Ageing (2) 4, 245-253.
  • Börsch-Supan, A., Brugiavini, A., Jürges, H., Mackenbach, J., Siegrist, J. Weber, G. (eds.) (2005): Health, Ageing and Retirement in Europe – First Results from the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA), University of Mannheim.
  • Börsch-Supan, A.; Jürges, H. (eds.) (2005): The Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe - Methodology, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA), University of Mannheim.
  • Börsch-Supan, A., K. Hank, H. Jürges, M. Schröder (eds.) (2008): Health, ageing and retirement in Europe (2004–2007). Starting the longitudinal dimension, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA), University of Mannheim.
  • Börsch-Supan, A., M. Brandt, K. Hank, M. Schröder (2011): The Individual and the Welfare State. Life Histories in Europe, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA), University of Mannheim.
  • Schröder, M. (2010): SHARELIFE Methodology, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging, University of Mannheim.
  • SHARE Website
  • SHARELIFE Website

Weblinks

SHARE Projektfamilie:

SHARE Länder:

Einzelnachweise

  1. U.S. Health and Retirement Study
  2. ELSA

Wikimedia Foundation.

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