Surfen

Surfen
Surfer in der Brandung von Hawaii

Surfen (von engl. surf: Brandung) ist die Gleitfahrt auf einer (Wasser-)Welle oder Walze über eine Wasseroberfläche. Der Surfer (Person, die - in der Regel absichtlich - surft) gewinnt seine Gleitgeschwindigkeit, indem er die steile Seite einer Welle (Wellenhang) hinunterfährt bzw. von einer Walze getragen oder mitgespült wird. Gesurft wird in der Regel mit Surfbrettern (Wellenreiten) oder Booten, meist in der Brandung in Küstennähe, auf Flüssen oder auf – durch starken Wind erzeugten – Wellen auf größeren Gewässern.

Dieser Artikel behandelt die allgemeinen Grundlagen des Surfens. Die einzelnen Wassersportarten, die das Surfen nutzen (einschließlich Wellenreiten), werden in eigenen Artikeln behandelt (siehe unten). Der Hintergrund des Surfens wird im Artikel Gleit- und Verdrängerfahrt beschrieben.

Im übertragenen Sinne wird Surfen auch für die schnelle, oberflächliche “Fortbewegung” durch das Internet benutzt (Internetsurfen). Weitere Begriffe nutzen die Bedeutung des Wortes im übertragenen Sinne, wobei der "Surfer" anstatt einer Welle ein ihm nicht gehörendes Vehikel zur Fortbewegung nutzt (z. B. S-Bahn-Surfen).

Prinzip des Surfens

Stehende Welle: Der Surfer bewegt sich nicht fort, sondern das Wasser strömt durch die Welle (Blick von oben)

Der Surfer gleitet mit relativ hoher Geschwindigkeit über eine Wasseroberfläche. Auf Wellen, die sich durch das Wasser bewegen (vor allem Brandung oder Seegang), gleitet der Surfer mit der Schwerkraft den Hang einer Welle hinunter. Das Wasser selbst zieht allgemein nicht mit der Welle, sondern hebt und senkt sich nur und bleibt ansonsten relativ zum Meeresboden weitgehend unbewegt; wenn sich eine Welle fortbewegt, fließt immer neues Wasser durch die Welle hindurch (siehe Wasserwelle). Solange der Surfer auf einem Wellenhang bleibt, gleitet er daher mit der Welle über das (unbewegte) Wasser.

Das gleiche Prinzip gilt für stehende Wellen und Walzen. Dort bleiben aber Welle oder Walze an einer Stelle, wohingegen sich das Wasser (meist eines Flusses) durch die Welle bzw. Walze bewegt (anstatt die Welle durch das Wasser). Auch hier gleitet damit, solange der Surfer auf der Welle oder in der Walze bleibt, Wasser schnell unter ihm hindurch. Der Surfer selbst bewegt sich jedoch – auf der stehenden Welle bzw. Walze surfend – relativ zur Umgebung und dem Flussboden nicht fort.

Boote können allgemein genau dann steuern, und Kanus und Wellenreiter können auf unruhigem Wasser genau dann ihr Gleichgewicht halten, wenn sie sich relativ zum Wasser fortbewegen (vgl. laminare Strömung und Fahrradfahren: Das dynamische Gleichgewicht). Beim Surfen wird dazu der ohnehin entstehende Geschwindigkeitsunterschied zwischen dem Surfer und der unter ihm durchströmenden Wasseroberfläche genutzt. Aufgrund des Hindurchströmens können Surfer durch Gewichtsverlagerungen und Veränderungen des Anstromwiderstands (z. B. Eintauchen eines Paddels oder Bewegen des Ruders) steuern, selbst wenn sie auf einer einzigen Welle oder Walze bleiben.

Höhensteuerung

Die weiße „Spur“ zeigt, wo der Surfer gerade vom Wellenkamm abwärts geglitten ist

Mit geeignetem Material (Surfbrett, Kanu) kann der Surfer insbesondere auf größeren Wellen steuern, wie hoch er auf dem Wellenhang fährt. Dazu macht er sich zunutze, dass ihn einerseits die Schwerkraft auf der Welle nach unten zieht, ihn aber andererseits die Reibungskraft auf bzw. in dem durchströmenden Wasser festhält und über den Wellenkamm zieht.

Drückt der Surfer nun einen Teil seines Bretts oder Boots stärker in das unter ihm hindurchgleitende Wasser, erhält das durchströmende Wasser eine größere Angriffsfläche: Es trägt den Surfer höher den Wellenberg hinauf und eventuell über den Wellenkamm hinweg. Hält der Surfer sein Brett oder Boot hingegen sehr flach, gleitet er mit der Schwerkraft weiter den Wellenhang hinunter. Im Wellental verringert sich – aufgrund des sich hier verlierenden Wellenhangs – seine Geschwindigkeit, so dass er nicht über den Fuß der Welle hinausfährt. Allerdings kann sich das Surfbrett bzw. Boot insbesondere bei steileren Wellen in das Wellental bohren; wenn dadurch Wasser auf das vordere Brett bzw. Boot strömt, kann das den Surfer nach vorn aus dem Gleichgewicht und – in der Regel seitlich oder in extremen Fällen vornüber – zum Umfallen bzw. Kentern bringen.

Formen des Surfens

Kanurodeo: Die Geschwindigkeit des Surfens wird für Figuren und Sprünge genutzt (hier: Kick-Flip)

Formen des Surfens sind:

  • Wellenreiten oder einfach “Surfen”: Aufrecht stehendes Surfen auf einem Surfbrett, meist auf Ozeanwellen oder seltener auf stehenden Wellen (sog. Flusssurfen, z. B. auf dem Münchner Eisbach) ausgeübt
  • Stehpaddeln: eine wiederentdeckte Unterform des Wellenreitens, bei der der Surfer auf dem Brett steht und zur Steuerung zusätzlich ein langes Paddel nutzt
Surfboot-Wettbewerb
  • Bodyboarding: ähnlich dem Wellenreiten, wobei sich der Surfer auf dem deutlich kürzeren Brett aber nicht aufrichtet
  • Kanufahren und Rafting: Surfen in Kanus oder Rafts, wobei Kanufahrer und in begrenztem Umfang auch Rafter meist auf stehenden Wellen und Walzen in Flüssen, Kanufahrer seltener auch auf dem Meer surfen. Surfen ist elementarer Teil des Spielbootfahrens (Kanurodeo), bei dem die beim Surfen entwickelte Geschwindigkeit für verschiedene Figuren und Sprünge genutzt werden kann. Im Vergleich zum Wellenreiten können Kanuten und Rafter auch auf unruhigerem Wasser – vor allem in Walzen – surfen, wobei Kanuten aufgrund ihrer Bootsgröße in der Regel längere Zeit und mehr verschiedene Wellen und Walzen surfen können als Rafter.
  • Surfboote: spezielle Boote für das Surfen in der Brandung
  • Segel- und Motorboote: Auf kleineren Booten oft freiwilliges, auf größeren Booten zum Teil unfreiwilliges Surfen auf größeren Wellen, die in der Regel durch Starkwind und Sturm auf offenen Gewässern verursacht werden. Mit zunehmender Größe bleiben die Boote dabei nur kurz auf einer einzelnen Welle, stattdessen kommt es aufgrund der von achtern (hinten) durchlaufenden Wellen zu wiederholten kurzen Surfmomenten. Anders als Wellenreiter und Kanuten haben größere Boote wenig Möglichkeiten, die Geschwindigkeit ihres Bootes kurzfristig zu beeinflussen. Bei größeren Booten und stärkeren Winden besteht daher besondere Gefahr, dass das Boot zu schnell den Wellenhang hinabgleitet und sich im Wellental ins Wasser bohrt. Außerdem kann allgemein das Durchlaufen größerer und steilerer Wellen gefährlich werden, da es – insbesondere auf dem Wellenkamm oder im rücklaufenden Wasser vor der nächsten Welle – die laminare Umströmung des Ruders beeinträchtigen und damit die Steuerung erschweren oder kurzfristig unmöglich machen kann. Ändert ein Boot mangels Steuerung den Kurs, können die folgenden Wellen oder der veränderte Einfallswinkel des Windes schlimmstenfalls zum Kentern bringen.

Beim Windsurfen und Kitesurfen wird in der Regel hingegen nicht gesurft. Ihren Namen tragen die Sportarten nur, weil das Windsurfen von Surfern und mit Surfbrettern erfunden wurde und daraus das Kitesurfen hervorging. Bei geeigneten Wellenbedingungen kann es aber auch hier zu kurzen Surfmomenten kommen.

Weiterführender Weblink

 Commons: Surfen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Synonyme:

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