Suiti

Suiti

Suiti (seltener: Suyty) ist der Name einer katholischen Minderheit im sonst eher protestantisch, orthodox oder atheistisch geprägten Lettland. Eigenen und einigen russischen Angaben zufolge handelt es sich bei den im Westen Kurlands lebenden Suiti nicht um Letten, sondern um eine eigene Ethnie.[1]Insgesamt sollen knapp ein Fünftel oder gar ein Viertel der Einwohner Lettlands katholisch sein (440.000-550.000 von 2,3 Mio)[2], die meisten von ihnen leben jedoch im Osten des Landes.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Diese sich selbst als Suiti bezeichnende Gruppe von Katholiken lebt nach eigenen Angaben in einem relativ geschlossenen Gebiet, das sich über 402 Quadratkilometer erstrecken und etwa 2800 Einwohner haben soll[3]. Zentrum des Gebietes sind die Ortschaften (Dörfer) Alsunga (deutsch: Alschwangen) im Westen des Kuldīga-Landkreises und Jürkalne im Süden des Ventspils-Landkreises.[4]

Tradition

Die Suiti sind im 17. Jahrhundert (wieder) katholisch geworden, als der über Alsunga gebietende Graf Johann Ulrich von Schwerin eine Polin geheiratet und deshalb zum Katholizismus konvertierte. Johann Ulrich soll 1634 jesuitische Missionare ins Land gerufen haben, aber schon 1636 vergiftet worden sein. Als das Adelsgeschlecht derer von Schwerin das Land 1728 an das Herzogtum Kurland und Semgallen verkaufte, hatte sich der Katholizismus in der kleinen Region bereits fest verankert. Neben der St.-Michael-Kirche in Alsunga stehen den Suiti noch zwei weitere katholische Kirchen in Jürkalne und Gudenieki zur Verfügung.

Die Suiti sollen sich fortan von den protestantischen Nachbarn isoliert und interreligiöse Ehen nicht zugelassen haben. Im Laufe dieser fast vier Jahrhunderte Selbstisolation habe sich ein mit polnischen, deutschen, litauischen, livischen und weißrussischen Einflüssen angereicherter, eigener Dialekt des Lettischen herausgebildet, der in angeblich 52.000 Volksliedern belegt sein soll. Erstmals 1924 hatte der Ethnologe Ludis Bērziņš einen Suiti-Chor nach Riga gebracht, ab 1926 widmete sich der Ethnomusikologe Emilis Melngailis dem Studium der Suiti-Volkslieder.[5] Zwei katholische Nichtregierungsorganisationen geben für die Suiti heute eine eigene Kreiszeitung heraus (Суйтский край, Suytskiy kray). Im Oktober 2009 wurde die Suiti-Kultur in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen und steht somit unter Schutz.

Probleme mit der Verwaltungsgliederung

Seit 2007 protestieren die Suiti gegen die verwaltungstechnische Neugliederung Lettlands, durch die ihr Siedlungsgebiet auf die Bezirke Kuldiga, Alsunga und Ventspils verteilt wurde.[6]Um der Forderung nach einem eigenen Verwaltungsbezirk Nachdruck zu verleihen, wurde am 24. November 2008 beschlossen, am Tag der für 6. Juni 2009 angesetzten Kommunalwahlen für einen Tag einen eigenen Staat zu errichten.[7] Diese Unabhängigkeitserklärung bewirkte ein relativ großes Echo in den Massenmedien und am 18. Dezember wurde die Errichtung eines eigenen Bezirks Alsunga in den Grenzen der ehemaligen Gemeinde genehmigt. Eine Angliederung der anderen Siedlungsgebiete der Suiti an diesen Bezirk steht jedoch noch aus.

Einzelnachweise

  1. Regnum.ru, 24. November 2008: Католическое меньшинство Латвии намерено создать независимое государство (Katholische Minderheit Lettlands plant unabhängigen Staat)
  2. vgl. TaschenAtlas Europäische Union, Seite 157. Gotha 2007 mit Fischer Weltalmanach, Seite 302. Frankfurt 2008
  3. Suitinovads.lv: English Summary
  4. Suitinovads.lv: Karte des Suiti-Gebietes
  5. folklora.lv: Ethnographical Ensemble Suiti Sievas
  6. RIA Novosti, 24. November 2008: Латвийские суйты отстаивают единство своей исторической территории (Lettische Suiti bestehen auf der Einheit ihres historischen Territoriums)
  7. http://www.suitunovads.lv/lv/suitu_novada_veidosana/abgerufen am 28. Juli 2011

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